Titel: | Die Verarbeitung von Redonda-Phosphaten. |
Fundstelle: | Band 256, Jahrgang 1885, S. 278 |
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Die Verarbeitung von
Redonda-Phosphaten.
W. J. Williams, über die Verarbeitung von
Redonda-Phosphaten.
Alle mit dem Namen Redonda-Phosphat belegten Phosphorsäure hakigen Mineralien
bestehen hauptsächlich aus Aluminium- und Eisenphosphat. Man kann zwei Wege
einschlagen, um aus denselben die Phosphorsäure zu gewinnen: die Behandlung mit
Säure, oder mit Alkalien.
Von den Säuren sind schon wegen des Preises nur Salzsäure oder Schwefelsäure
anwendbar. Salzsäure löst Redonda-Phosphate; durch Alkalien fällt aber aus der
Lösung wieder das ursprüngliche Phosphat nieder, so daſs Trennung unmöglich ist.
Schwefelsäure wurde schon von Spencer zur Verarbeitung
von Redonda-Phosphaten angewendet. Aus der Lösung krystallisirte er nach Zusatz von
schwefelsaurem Kalium Alaun aus und erhielt so eine Schwefelsäure haltige Lösung von
Phosphorsäure. Da aber auch dieser Prozeſs, wie alle anderen, bei denen Säure
verwendet wird, keine zufriedenstellende Erfolge gibt, hat es W. J. Williams unternommen, die Einwirkung der Alkalien zur Verarbeitung von Redonda-Phosphaten im
groſsen Maſsstabe anzuwenden und theilt seine zahlreichen Versuche im Journal of the Society of Chemical Industry, 1885 S.
148 mit.
Die Redonda-Phosphate sind gewöhnlich sehr porös und enthalten gegen 20 bis 28 Proc.
Feuchtigkeit. Da sie in diesem Zustande schwierig zu mahlen sind, findet vorher ein
Rösten bei schwacher Rothglut statt, worauf die Phosphate sehr leicht in Stücke
zerfallen. Diese werden in einer Mühle mit Sulfat und Koke gemischt, die Mischung
wird 2 Stunden im Flammofen erhitzt. Die Temperatur am Ende der Behandlung muſs sehr
hoch sein, um allen Schwefel zu oxydiren und als Schwefligsäure auszutreiben. Die
Schmelze gibt beim Auslaugen eine Lösung von Trinatriumphosphat (Na3PO4) und
Natriumaluminat. Kieselsäure und Eisenoxyd bleiben ungelöst im Rückstande:
AlPO4 + 2 FePO4 + 8SO2 + 6Na2SO4 + 6C =
Na3AlO3 + 3Na3PO4 + 6SO2 + 6CO + SiO2 + Fe2O3.
Zur Trennung von Phosphorsäure und Thonerde wollte Williams das vom Ofen entweichende Schwefligsäuregas auf die Lauge
einwirken lassen, welche auf diese Weise gefällte Thonerde aber immer bedeutende
Mengen von Aluminiumphosphat enthielt. Das Natriumphosphat muſste daher von dem
Natriumaluminate getrennt werden. Durch zweimalige Krystallisation war es möglich,
eine Aluminatlösung zu erhalten, welche nur 1,2 bis 1,5 Procent der ursprünglich
vorhandenen Phosphorsäure aufwies. Diese wurde in einem gewöhnlichen Waschthurme mit
der vom Ofen entweichenden Schwefligsäure behandelt und aus dem erhaltenen Breie die Thonerde durch
eine Filterpresse getrennt, gewaschen und nachher getrocknet. Es erwies sich als
vollkommen unmöglich, aus der Thonerde alle Alkalisalze durch Waschen zu entfernen.
Das schwefligsaures Natrium enthaltende Filtrat wurde eingedampft und im Ofen an
Stelle von Sulfat verwendet.
Da nur ein geringer Markt für Natriumphosphat vorhanden ist, so muſs dasselbe in
Calciumphosphat umgewandelt werden. Versuche, das Natriumphosphat mit Kalk zu zersetzen, gaben im Laboratorium gute Erfolge;
im Groſsen aber zeigte sich der Prozeſs als unmöglich, da das Calciumphosphat immer
bedeutende Mengen von Kalk (bis 26 Proc.) enthielt. Auch bei Anwendung von
Calciumcarbonat oder von Gyps lieſs sich nie ein annähernd reines Product
erzielen.
Durch Behandlung der Natriumphosphatlösung mit einer aus schwach oxydirtem
Sodarückstande dargestellten Sulfhydratlauge wurde neben dem Calciumphosphate freier
Schwefel abgeschieden. Als jedoch an dessen Stelle mit Lauge von stark geblasenem
Sodarückstande, welche fast nur Calciumthiosulfat enthält, gefällt wurde, war es
leicht möglich, Tricalciumphosphat von 95 Proc. Ca3(PO4)2 zu
erhalten.
Um das Dicalciumphosphat darzustellen, wurde das
Trinatriumphosphat durch Behandlung mit Schwefligsäure zuerst in Dinatriumphosphat
umgewandelt. Als man die gemischte Lösung von Phosphat und Natriumsulfit mit
Calciumthiosulfat behandelte, erhielt man nicht, wie erwartet, reines
Dicalciumphosphat, sondern eine Mischung desselben mit Calciumsulfit. Die
bemerkenswerthe Reaction geht nach folgender Gleichung vor sich:
Na2SO3 + Na2HPO4 + 2CaS2O3 = CaSO3 + CaHPO4 + 2Na2S2O3.
Es blieb daher nichts anderes übrig, als das Natriumsulfit vor
dem Fällen durch Behandlung mit Luft zu Sulfat zu oxydiren.
Da der oben beschriebene Prozeſs ziemlich kostspielig ist und namentlich auch durch
die Darstellung der Calciumthiosulfatlauge vertheuert wird, so hat Williams viele Versuche angestellt, die
Redonda-Phosphate durch Kochsalz unmittelbar zu zersetzen. Er fand, daſs bei
Erhitzen einer Mischung des Phosphates mit Kochsalz bei Gegenwart von freiem
Wasserstoff bedeutende Zersetzung stattfindet. Das Wasserstoffgas wurde im Groſsen
durch Zersetzung von Wasserdampf mit glühenden Kohlen dargestellt. Eine Mischung von
Phosphat, Kokes und Salz wurde im feuchten Zustande zu Kuchen geformt, getrocknet
und in einem cylindrischen Ofen unter Durchleiten von Wasserdampf zu starker
Rothglut erhitzt. Auf diese Weise können 90 Proc. der Phosphorsäure im Phosphate als
Natriumtriphosphat erhalten werden; letzteres wird bei Anwendung dieses Verfahrens
einfach durch Zusatz von Chlorcalcium in Calciumphosphat verwandelt. Bei Darstellung
von Dicalciumphosphat wird vor dem Fällen die nöthige Menge Salzsäure zugefügt.