Titel: | Thierry's Schneckenpumpe. |
Fundstelle: | Band 256, Jahrgang 1885, S. 298 |
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Thierry's Schneckenpumpe.
Mit Abbildungen auf Tafel
19.
Thierry's Schneckenpumpe.
Wie in der Revue industrielle, 1885 S. 84 mitgetheilt
wird, tauchte auf der letzten Pariser Ausstellung landwirthschaftlicher Maschinen
eine Vorrichtung zum Wasserheben wieder auf, welche im Prinzipe längst bekannt und
in wenig veränderter Gestalt schon von Belidor,
Eitelwein und insbesondere als Gebläse von Cagniard de Latour vorgeschlagen worden war, aber
bisher kaum zu praktischer Verwendung gelangt ist, nämlich die sogen. Schneckenpumpe
oder Cagniardelle (vgl. 1835 55 * 212).
Wie aus Fig.
13 und 14 Taf. 19, welche diese Maschine in der von Thierry angegebenen und von der Société du
Matériel de l'Entreprise zur Ausstellung gebrachten Ausführung zeigt, zu
ersehen ist, beruht die Wirkungsweise dieser Schneckenpumpe auf einer durchaus
anderen Grundlage als bei den bekannten Schraubenpumpen (vgl. Grulet * S. 244 d. Bd.). Während hier das Wasser durch
seine Trägheit gezwungen wird, auf den Gängen einer rasch bewegten Schraube hinauf
zu gleiten, ist es bei der Schneckenpumpe vielmehr die sich summirende
Gewichtswirkung der in den Gängen eines wagerecht gelagerten und in langsame Drehung
versetzten Schraubenrohres befindlichen und durch einzelne Luftmengen von einander
getrennten Wassersäulen, welche am hinteren Ende des Schraubenrohres schlieſslich
einen Druck hervorbringt, der je nach der Zahl der Schraubenwindungen einer mehr
oder weniger hohen Wassersäule im Steigrohre das Gleichgewicht halten kann.
Bei der Thierry'schen Schneckenpumpe sind nun, wie aus
den Abbildungen hervorgeht, drei solcher Schraubenrohre vorhanden, welche dadurch
entstanden sind, daſs drei Schraubengänge aus Blech zwischen zwei Blechcylindern
gefaſst und mit diesen auf einer in einem Wasserbehälter wagerecht gelagerten Welle
befestigt sind. An einem Ende liegt die Welle selbst im Lager, jenseits dessen
dieselbe ein Zahnrad trägt, welches von einem Vorgelege mit Riemenscheibe in
langsame Drehung versetzt wird. Am entgegengesetzten Ende laufen die drei
Schraubenrohre in einen gemeinschaftlichen Hals aus, welcher mittels einer
Stopfbüchse in das Steigrohr mündet, zugleich aber auch den zweiten Tragzapfen
bildet. In den Behälter wird nun das zu hebende Wasser eingeleitet; jedoch muſs die
Schraubenrohrtrommel noch zu etwa ⅓ ihres äuſseren Durchmessers frei liegen. Alsdann
schöpft jeder Schraubengang bei langsamer Drehung der Trommel eine gewisse
Wassermenge, welche von der nachfolgenden durch eingeschöpfte Luft getrennt ist.
Diese abwechselnden Wasser- und Luftmengen schreiten nun bei jeder Drehung um einen
Gang fort, wobei das Wasser stets die tiefste Stelle des Ganges einnimmt und
vorläufig in beiden Schenkeln des erfüllten Schraubenbogens gleich hoch steht, und
erfüllen schlieſslich die ganze Trommel bis in das Steigrohr hinein. Sobald sich dieses
aber füllt, pflanzt sich der entstehende hydrostatische Druck rückwärts im
Schraubengange fort und verdrängt alle Wassermengen aus der tiefsten Lage, wobei die
trennenden Luftschichten nach der Steigrohrseite hin immer mehr verdichtet werden.
Die so entstehenden Wasserspiegelunterschiede in den Wasser haltenden Schraubenbögen
ergeben dann algebraisch summirt die Wassersäule, welche der im Steigrohre das
Gleichgewicht hält. Hieraus folgt die Nothwendigkeit, daſs das schöpfende Ende jeden
Schraubenganges auch über den Wasserspiegel heraustreten muſs, da bei Abwesenheit
der einzelnen trennenden Luftmengen Steigrohr, Schraubengang und Behälter ein
communicirendes Gefäſs bilden würden und ein Wasserspiegelunterschied im Behälter
und Steigrohre nach statischen Gesetzen nicht statthaben könnte.
Es läſst sich nicht verkennen, daſs diese Wasserhebemaschine gewisse Vorzüge
aufzuweisen hat, welche dieselbe für viele Zwecke empfehlen. Dahin ist vor allen die
verhältniſsmäſsige Einfachheit und Vermeidung aller Ventile und Kolben zu rechnen,
weshalb sich diese Maschine auch zum Heben unreinen Wassers, z.B. bei
Entwässerungsarbeiten, eignet. Hierzu kommt noch, daſs dieselbe nach Angaben der
Aussteller unter Umständen einen Nutzeffect bis zu 90 Proc. gewähren kann. Bei
darauf bezüglichen Versuchen diente eine Locomobile von 8e,5 gebremster Nutzleistung zum Betriebe und
wurden durch die Sehneckenpumpe in der Secunde 125l Wasser auf eine Ausguſshöhe von 4m,60
gehoben, entsprechend einer Nutzarbeit von 575mk.
Dies ergebe einen Nutzeffect der Pumpe und Transmission gleich 575 : 8,5 × 75 oder
0,902. Dieses günstige Ergebniſs wurde bei einer geringen Geschwindigkeit von
ungefähr 25 Umdrehungen in der Minute erzielt und nahm der Nutzeffect bei
gesteigerter Beanspruchung rasch ab, derart, daſs derselbe bei 30 Umdrehungen 0,88
und bei 40 Umdrehungen gar nur 0,82 betrug. Dieser Erfolg setzt aber jedenfalls
voraus, daſs das Steigrohr eng genug ist, um die Luft- und Wassermengen auch hier
noch getrennt zu erhalten, da anderweitig die auf Verdichtung der Luft in den
Schraubengängen verwendete Arbeit für die Leistung der Maschine verloren gehen
würde.