Titel: | Chevefy's Apparat zur Untersuchung der Festigkeit von Geweben. |
Fundstelle: | Band 256, Jahrgang 1885, S. 309 |
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Chevefy's Apparat zur Untersuchung der Festigkeit
von Geweben.
Mit Abbildungen auf Tafel
20.
Chevefy's Apparat zur Untersuchung der Festigkeit von
Geweben.
Der in Fig. 9
und 10 Taf.
20 nach der Revue industrielle, 1884 S. 314
dargestellte Apparat von Chevefy hat den Zweck,
Militär- und andere Verwaltungen, welche mit gröſseren Lieferungen von Tuchen und
sonstigen Geweben zu
thun haben, wie auch die betreffenden Fabrikanten, Händler u.s.w. in den Stand zu
setzen, mit geringer Mühe, die Festigkeit der Stoffe prüfen zu können (vgl. Hausner 1878 228 * 501).
Während bei den meisten derartigen Vorrichtungen die Festigkeit durch eine
Federspannung gemessen wird, ist hier die bekannte Zeigerwage mit Winkelhebel
benutzt.
Auf einem Tische T ist ein senkrechtes Gestell
festgeschraubt, welches unten eine Schraubenspindel J
aufnimmt und oben in einer Gabel die Schneiden des Winkelhebels trägt. Der eine
kurze Arm desselben bildet mit der Nabe einen Daumen A,
an welchem ein Metallband befestigt ist. An dieses ist die obere Einklemmvorrichtung
M für den zu untersuchenden Streifen angehängt,
während die Spindel J die unteren Klemmbacken N trägt. Der andere gegabelte lange Arm des
Winkelhebels ist am unteren Ende mit den Gewichten E
und mit einem Sperrhaken G versehen, welcher mittels
eines Handgriffes leicht ausgehoben werden kann.
Ist der Tisch mit Hilfe der Schrauben X so eingestellt,
daſs der Zeiger an der Gradleiter auf O zeigt, und
darauf der zu untersuchende Streifen zwischen den Klemmbacken befestigt, so wird.
derselbe durch Drehen des Handrades V mittels der
Kegelräder P, von denen das eine das Muttergewinde zur
Schraube J enthält, mehr und mehr gespannt, wobei der
lange belastete Hebelarm sich hebt und der Sperrhaken G
an dem innen fein verzahnten Bogen D der Gradleiter
hingleitet. Nach erfolgtem Reiſsen des Streifens hält der Sperrhaken den langen
Hebelarm mit dem Zeiger an der betreffenden Stelle fest, so daſs man die
Zerreiſsspannung nachträglich ohne weiteres ablesen kann. Dem Daumen J, von welchem sich das Metallband beim Spannen des
Streifens abrollt, ist eine derartige, aus Fig. 11 ersichtliche Form
gegeben, daſs die gleichen Spannungszunahmen entsprechenden Theile der Gradleiter
auch gleich groſs ausfallen, d.h. daſs der Drehungswinkel des Hebels den Spannungen
stets proportional ist. Bezeichnet φ den Drehungswinkel
des Hebels, so ist daher die veränderliche Spannung = a
φ zu setzen, unter a eine Constante
verstanden. Ist nun G das auf den Schwerpunkt reducirte
Gewicht des belasteten Hebels, l die Entfernung des
Schwerpunktes von der Schneide und g der veränderliche
Radiusvector des Daumens, so muſs, wenn der Hebel um den Winkel φ gedreht ist, a φ ρ = G l sin
φ, also \rho=\frac{G\,l}{a}\
\frac{sin\,\varphi}{\varphi} sein, wonach ρ für jeden Ausschlag φ leicht berechnet
werden kann. Uebrigens wird die Gradleiter nicht durch gleichmäſsige Eintheilung,
sondern durch unmittelbare Gewichtsbelastung festgelegt.
An dem oberen Klemmstücke M ist nämlich beiderseits ein
Haken angebracht, an welchen eine Gewichtsschale Q
aufgehängt werden kann. Diese Vorkehrung ermöglicht auch, jederzeit die Richtigkeit
der auf der Gradleiter
angezeigten Angaben zu prüfen. Ferner sind noch seitlich an dem oberen Klemmstücke
Maſsstäbe angebracht, auf welchen die Dehnung des zu untersuchenden Streifens
abgelesen werden kann. Der Apparat wird in den Werkstätten von Chauvin und Marin-Darbel zu Paris in 3 Sorten
hergestellt. Die eine, zur Untersuchung von Segeltuchen bestimmte Gattung gestattet
Spannungen bis zu 750k, die zweite, für
gewöhnliche Tuche, bis zu 200k und die dritte, für
leichte Zeuge, ist für Spannungen von 70 bis 100k
eingerichtet. Die Streifen erhalten im Allgemeinen eine Länge von 150 bis 200mm zwischen den Klemmbacken und eine Breite von 40
bis 50mm. Die Dehnung derartiger Streifen schwankt
zwischen 30 und 250mm. Die Fabrikanten liefern mit
dem Apparate ein kleines Doppelmesser, mit welchem die Streifen bequem in genau
gleicher Breite geschnitten werden können. In Frankreich soll der Apparat bereits
vielfach Anwendung gefunden haben; so werden u.a. sämmtliche für die Marine
gelieferten Tuche und anderen Gewebe mit demselben geprüft.