Titel: | Carl Wilh. Aydt's Gewehrschloss. |
Fundstelle: | Band 256, Jahrgang 1885, S. 311 |
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Carl Wilh. Aydt's Gewehrschloſs.
Mit Abbildung auf Tafel
21.
C. W. Aydt's Gewehrschloſs.
Carl Wilh.
Aydt in Suhl i. Th. (* D. R. P. Kl. 72 Nr. 31291 vom 10. Februar 1884) hat ein
neues Gewehrschloſs angegeben, welches sich durch seine eigenthümliche Einrichtung
wesentlich von den bis jetzt bekannten Gewehrschlössern unterscheidet. Das in Fig. 14 Taf.
21 dargestellte Schloſs gehört zur Gattung der Blockverschlüsse. Der Verschluſsblock
c hat die Gestalt eines Winkels, dessen langer
Schenkel c1 sich um den
unter dem Laufe a befestigten Bolzen d dreht. Der eigentliche Block c ist ausgehöhlt und trägt in dieser Höhlung um den Bolzen h drehbar einen Hammer g
mit 3 Schenkeln. Der stehende Schenkel besitzt den Schlagstift, der hintere
wagerecht gerichtete Schenkel g2 dient als Rast und der vordere mit dem Hammer aus
einem Stücke bestehende Schenkel g1 dient als Schlagfeder, deren vorderes Ende sich
gegen einen Ansatz d2
des Blockarmes c1
stützt. Auſserdem hat der Block auf seiner unteren Seite noch 2 Haken c2 und über diesen 2
schiefe Flächen c3. Vor
diesen liegen die beiden Arme e1 des um den Bolzen f
drehbaren Spannbügels e, der in geschlossener Stellung
von dem federnden Arme e2 festgehalten wird. Hinter dem Blocke hängt mittels eines vorn offenen
Einschnittes der Abzug i auf einem Bolzen i1, so daſs er nach
Zusammendrückung der mit dem Abzüge i aus einem Stücke
bestehenden Feder i2
leicht aus dem Gehäuse herausgenommen werden kann. Auf der linken äuſseren Seite des
Schloſsgehäuses dreht sich der Auszieher m um den
Zapfen m1. Der Zapfen
m2 des Ausziehers
m ragt durch einen Schlitz b der Gehäusewand hindurch.
In der dargestellten Lage der Theile ist der Verschluſs geschlossen und wird dadurch
festgehalten, daſs sich die Spannarme e1 gegen die schiefen Flächen c3 des Verschluſsblockes c legen. Der Hammer ist entspannt. Dreht man nun den
Spannbügel e nach unten, so treten die Spannarme e1 in die Haken c2 des Blockes ein und
ziehen denselben nach unten. Dabei gleitet die Rast g2 über den Stollen n des Abzuges i. Trifft
der Block c auf den Zapfen m2 des Ausziehers m, so wird letzterer nach hinten geschnellt und die Patrone ausgeworfen.
Dreht man nun, nach Einschiebung einer frischen Patrone in den Lauf, den Spannbügel
e2 nach oben, so
wird der Block c wieder hinter den Lauf gebracht und
dadurch die hintere Oeffnung desselben wieder abgeschlossen. Die Rast g2 des Hammers g wird aber vom Abzugstollen i2 zurückgehalten und dreht sich dabei g unter Anspannung seines vorderen elastischen
Schenkels g1 nach
hinten zurück. Dabei wird der Anzeigestift l hinten aus
dem Blocke hervorgeschoben, so daſs man von auſsen beurtheilen kann, ob das Schloſs
gespannt ist, oder nicht. Durch Zurückziehen des Abzuges i wird die Hammerrast g2 ausgelöst, so daſs der Hammer vorschnellt und die
Patrone entzündet.
Das Schloſs kann ohne Benutzung eines Werkzeuges aus einander genommen werden. Zu
diesem Behufe ist die Achse f am rechten Ende mit einer
Blattfeder f1 versehen
(in Fig. 14
punktirt angedeutet), welche mittels eines runden Knöpfchens, das in einer
Vertiefung der äuſseren Gehäusewand eingreift, in einer bestimmten Lage festgestellt
werden kann. Dabei legt sich die Feder über den Kopf des Bolzens d1 so daſs dieser nicht
nach rechts heraus genommen werden kann. Hebt man die Blattfeder aber etwas an und
dreht diese und den Bolzen f senkrecht nach unten, so
können die Bolzen d und f
nach rechts herausgezogen werden. Dadurch wird der Block, der Spannbügel e und die Platte q gelöst.
Durch Herausziehen von f wird aber auch der um o drehbare Riegel o1 frei (punktirt), so daſs nun auch dieser vom
Auszieher m fortgedreht werden kann und denselben frei
gibt. Da auſserdem der Hammer g durch Herausschlagen
seines Bolzens und der Abzug i durch einfaches Aushaken
frei gemacht werden kann, so ist hierdurch jeder Theil des Schlosses leicht
zugänglich gemacht.
Das Schloſs kann sowohl bei Gewehren, als bei Pistolen Verwendung finden und gehört seiner wenigen
starken Theile wegen, welche leicht aus einander genommen und wieder zusammengesetzt
werden können, zu den besseren Feuerwaffen. Für Repetirwaffen läſst sich das Schloſs
nicht anwenden.