Titel: | M. M. Rotten's Verfahren zur Reinigung von Fabrikabwässern. |
Fundstelle: | Band 256, Jahrgang 1885, S. 314 |
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M. M. Rotten's Verfahren zur Reinigung von
Fabrikabwässern.
Mit Abbildungen auf Tafel
21.
M. Rotten's Verfahren zur Reinigung von
Fabrikabwässern.
Die von M.
M. Rotten in Berlin (* D. R. P. Kl. 85 Nr. 29952 vom 13. April 1884 und Zusatz * Nr. 30 779 vom 28. August 1884)
vorgeschlagene Einrichtung zur Reinigung von Fabrikwässern aller Art beruht auf der
Abscheidung der schon an sich in den Abwässern vorhandenen Sinkstoffe und der durch
chemische Reagentien gebildeten Niederschläge mittels Absetzen und Decantirung. Die
Einrichtung (Fig.
11 bis 13 Taf. 21) besteht aus einem gröſseren Behälter A von beliebigem Querschnitte, welcher in Mauerwerk oder auch in Metall
hergestellt werden kann und dessen Boden Gefälle zu einem daneben angelegten
Schlammschacht B besitzt, während das obere Ende eine
rinnenförmige Gestalt erhält, so daſs die über den ganzen Umfang des Randes C überflieſsende Flüssigkeit in der Rinne D sich sammelt und von dort durch das der Rinne
gegebene Gefälle in die Abfluſsrinne E abläuft. An
irgend einer Stelle in der Nähe des Behälters ist ein mit dem Zuflüsse der Abwässer
in Verbindung stehender Zulaufschacht F angeordnet, aus
welchem die zu reinigende Flüssigkeit durch ein Rohr G
in den eigentlichen Decantirungsbehälter übertritt. Das Rohr G endet in einen trichterförmigen, dem Querschnitte des Behälters A genau ähnlichen Ansatz H, welcher die
Scheidevorrichtung bildet, so daſs die zuströmenden Abwässer, in der Richtung des
Pfeiles flieſsend, in Folge des gröſseren Querschnittes des Behälters sich nur
langsam nach aufwärts bewegen und unten den specifisch schwereren Schlamm
zurücklassen, von wo derselbe durch die Oeffnung J in
den Schlammschacht B übertritt, um durch irgend eine
Pump Vorrichtung entweder stetig, oder unter Anordnung eines stellbaren Schiebers
vor der Oeffnung J zeitweise herausgeschafft zu
werden.
Für die gute Wirkung des ganzen Apparates ist ein für jedes Abfluſswasser je nach
seiner Verunreinigung durch Versuche leicht zu bestimmender kleiner Druckunterschied
h zwischen dem Spiegel des Zu- und des Abflusses
erforderlich und wird dieser bei der Anlage des Apparates schon dadurch
herbeigeführt, daſs der Ueberlaufsrand C der Rinne D etwas tiefer gelegt wird als der voraussichtliche
Flüssigkeitsstand des Zuflusses; zur sicheren Feststellung dieses Druckunterschiedes
werden an dem oberen Rande des Behälters noch verstellbare Schieber K angeordnet, durch welche die Höhe h des Oberflächen- bezieh. Druckunterschiedes den
Umständen entsprechend geregelt werden kann.
Eine Abänderung der in Fig. 11 dargestellten
Scheidevorrichtung ist in Fig. 12 gezeichnet.
Hierbei ist das Rohr G durch den Trichter H bis an den Rand des letzteren hindurchgehend und der
Trichter H selbst aus mehreren über einander greifenden
Theilen gebildet, so daſs den Abwässern, wie die Pfeile es andeuten, in
verschiedenen Krümmungen verlaufende Wege offen stehen, wodurch die Vertheilung des
zu reinigenden Wassers auf dem ganzen Querschnitte des Behälters erfolgt und die
Scheidung von dem specifisch schwereren Schlamme mit gröſserer Sicherheit erreicht
wird.
Die Kegeldächer H können auch durch ein siebförmig
gestaltetes Kegeldach ersetzt werden, oder durch eine einfache siebförmige Platte,
welche jedesmal in ihrer Form dem Querschnitte des Behälters entsprechen und den
erstrebten Zweck in gleicher Weise erreichen lassen.
Bei den dargestellten Scheidevorrichtungen kommt es hauptsächlich auf die centrale
Anordnung des Rohres G und der Form der Enden an den
Ansätzen H an, die sich der Form bezieh. dem
Ausschnitte des Behälters genau anschlieſsen müssen, da hierdurch in Verbindung mit
dem gleichmäſsigen Ueberlaufe an der Oberfläche über den Rand der Rinne D ein einseitiger Strom vermieden wird, indem alle
Wassertheilchen von der Unterkante des centralen Rohres bis nach der Kante des
Ueberlaufes einen gleichen Weg zu durchlaufen haben und dadurch ein gleichmäſsiges
Aufsteigen der Flüssigkeit erreicht wird. Der gleiche Zweck würde, wenn auch in
etwas vermindertem Grade, erreicht werden, wenn das Rohr G allein ohne Kegeldächer mit der entsprechenden Form seines Endumfanges
angeordnet wird, oder wenn dasselbe unmittelbar in den kegelförmigen, dem
Querschnitte des Behälters gleichgeformten Ansatz übergeht (vgl. Fig. 13).