Titel: | Ueber die Zersetzung von Sodarückstand mit Kohlensäure. |
Fundstelle: | Band 256, Jahrgang 1885, S. 321 |
Download: | XML |
Ueber die Zersetzung von Sodarückstand mit
Kohlensäure.
Kemp, über Zersetzung von Sodarückstand mit
Kohlensäure.
W. J. Kemp theilt im Journal of
the Society of Chemical Industry, 1885 * S. 144 Versuche über die
Zersetzung von Sodarückstand mit reiner Kohlensäure mit, welche im Zusammenhange mit
dem Verfahren von F. B. Rawes (vgl. 1884 253 * 158) ausgeführt wurden. Sodarückstand wurde in
einer verdünnten Lösung von Natriumbicarbonat aufgenommen und unter starkem Umrühren
einem Strome von Kohlensäure ausgesetzt. Das Natriumbicarbonat soll dabei als
Kohlensäureüberträger wirken und so die Austreibung des Schwefelwasserstoffes
erleichtern und beschleunigen. Als Absorptionsgefäſse wurden Glasflaschen verwendet,
welche mit durch einen kleinen Elektromotor in Bewegung gesetzten Rührern versehen
waren. Die Flaschen wurden in einem Wasserbade auf der für die Zersetzung besten
Temperatur von etwa 45° gehalten. Das aus denselben entweichende Gas wurde zur
Absorption von Schwefelwasserstoff durch Kupfersulfatlösung geleitet und nachher die
Kohlensäure durch Kalilösung zurückgehalten und so bestimmt.
Bei Anwendung von 3 Absorptionsflaschen konnte bei langsamer Kohlensäureentwickelung
mit Leichtigkeit ein Gas erhalten werden, welches 96 Proc. Schwefelwasserstoff
enthielt. Bei den Versuchen mit schnellerem Kohlensäurestrom schwankte die
Zusammensetzung des Gases von 80 bis 90 Proc. Schwefelwasserstoff und 20 bis 10
Proc. Kohlensäure.
Wenn die Kohlensäure nur durch eine Flasche mit Sodarückstand ging, so bestanden im
Durchschnitte etwa 68 Procent des Gases aus Schwefelwasserstoff. Dieses Ergebniſs
läſst darauf schlieſsen, daſs beim Arbeiten im groſsen Maſsstabe jedenfalls mehrere
Absorptionsgefäſse angewendet werden müſsten, um ein Schwefelwasserstoffgas von
genügender Reinheit zu erhalten. Die einzelnen Versuchsergebnisse zeigten bedeutende
Verschiedenheiten; namentlich hat die Schnelligkeit, mit welcher die Rührer gedreht
werden, auf die Zusammensetzung des Schwefelwasserstoffgases bedeutenden Einfluſs.
Bei schneller Drehung der Rührer konnte das Gas mit Leichtigkeit entzündet werden
und brannte mit 3 bis 5cm langer Flamme; sobald
aber schwächer umgerührt wurde, erwies sich das Gas als unbrennbar. Kemp glaubt, daſs durch Anwendung von Natriumbicarbonat
als Kohlensäureüberträger und durch sehr gutes Mischen und Umrühren der Prozeſs auch
im Groſsen erfolgreiche Anwendung finden kann; daran ist aber leider, so lange keine
billige technische
Darstellungsweise von reiner Kohlensäure bekannt ist, sehr zu zweifeln.