Titel: | Ueber Neuerungen an Kokesöfen. |
Fundstelle: | Band 256, Jahrgang 1885, S. 358 |
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Ueber Neuerungen an Kokesöfen.
(Patentklasse 10. Fortsetzung des Berichtes Bd.
254 S. 31.)
Mit Abbildungen auf Tafel
23.
Ueber Neuerungen an Kokesöfen.
Gibt man nach C. Sachse in Orzesche (* D. R. P. Zusatz
Nr. 30021 vom 18. Juni 1884, vgl. 1883 250 * 462) seinem
wagerechten Kokesofen
durchweg einen
rechteckigen Querschnitt und nimmt man den Scheitelschlitz entsprechend breit, so
fällt die Nothwendigkeit eines Scheitelgewölbes überhaupt fort; die Oefen haben
alsdann senkrechte Scheitelwände und erhalten nur an den beiden Enden eine feste
Decke zur Aufnahme eines Schienenweges, sind aber sonst in ihrer ganzen Ausdehnung
oben offen. Die Scheitelöffnung muſs während des Betriebes geschlossen werden; es
kann dies in einfacher Weise beispielsweise dadurch bewirkt werden, daſs man auf die
Seiten wände eiserne Platten auflagert, welche auf der Unterseite mit feuerfestem
Thone verkleidet werden, ähnlich wie es bei den Thüren geschieht. Die Fugen zwischen
den Platten und den Seitenwänden werden mit Thon verstrichen. Werden diese
Deckplatten mit Handhaben versehen, so läſst sich leicht eine Einrichtung treffen,
daſs sämmtliche Platten gleichzeitig abgehoben und wieder zu gleicher Zeit
eingesetzt werden; dadurch wird eine stärkere Abkühlung der Oefen vermieden. In
ähnlicher Weise kann die Schlieſsung der Scheitelöffnung durch eiserne Hauben
erfolgen.
Der Vortheil des neuen Ofensystemes soll darin bestehen, daſs unmittelbar nach dem
Einbringen der Beschickung diese festgestampft werden kann. Werden auſserdem noch
Beschwerungsplatten oder Beschwerungsblöcke angewendet, so wird deren Handhabung
durch diese Einrichtung erleichtert. Der durchgreifende Unterschied der neuen
Ofeneinrichtung gegenüber allen ähnlichen in Betracht kommenden Systemen besteht
darin, daſs jederzeit, auch während des Betriebes, durch Entfernung der Deckplatten
jeder Theil des Ofens von oben her zugänglich gemacht werden kann.
F. W. Lürmann in Osnabrück (* D. R. P. Nr. 29557 vom 14.
Juni 1884, Zusatz zu Nr. 18693) beschreibt Einrichtungen zur
Ausübung von Druck auf Kohlen, welche in wagerechten Kokesöfen verkokt werden
sollen. Man legt z.B. das Gewölbe ab (Fig. 1 und 2 Taf. 23)
theilweise höher, so daſs die Gase aus den durch die Druckvorrichtungen n zusammengepreſsten Kohlen bei gh abgezogen werden können. Oder man übt in Oefen, bei welchen die
Gewölbelage ab (Fig. 3) keine Aenderung
erlitten hat, den Druck dadurch auf die Kohlen beim Einpressen aus, daſs man an dem
oberen Theile des Schildes der Druck Vorrichtung ein entsprechend langes, passend
geformtes, eisernes Horn op dauernd oder nur während
des Eindrückens befestigt, so daſs, wenn das Schild der Druckvorrichtung von vorn
auf die Kohle drückt, dieses z.B. fischbauchförmig gestaltete Horn op den Druck von oben auf die Kohlen ausübt und den
Raum für den Abzug der Gase über den gepreſsten Kohlen herstellt. Man kann das Horn
auch verschiebbar einrichten, so daſs der Druck ausübende Theil desselben durch die
Länge oq oder einen Theil dieser Länge vergröſsert
werden kann, wenn dies nöthig wird.
F.
Brzezowski in Mährisch-Ostrau (*
D. R. P. Nr. 29228 vom 12. März 1884) will Kokesöfen mit wagerechten Gaskanälen dadurch eine
gröſsere Festigkeit
geben, daſs er den aus den Generatorkammern kommenden Gasstrom in zwei oder mehrere
Zweige theilt, wodurch es ermöglicht wird, den Querschnitt der Kanäle entsprechend
zu verkleinern. Zu diesem Zwecke werden die Kammern a
(Fig. 5
bis 7 Taf. 23)
des vorgewärmten Ofens durch die Fülllöcher f mit Kohle
beschickt, worauf diese Fülllöcher mit eisernen Deckeln verschlossen und so wie die
geschlossenen Seitenthüren mit Lehm verschmiert werden. Die durch die Destillation
der Kohle gebildeten Gase treten am oberen Ende der Kammern a und an beiden Längsenden derselben durch wagerechte Querkanäle e nach den Gaskanälen k,
k1, welche in drei oder mehreren Stufen
über einander liegen. Oberhalb der Gaskanäle befindet sich je ein Luftkanal v, in welchen zwei nach auſsen führende, mit Deckeln zu
verschlieſsende Rohre r unter dem Einflüsse des
Schornsteins mittels des Gashauptkanales K, der auf
alle Gaskanäle wirkt, atmosphärische Luft einsaugen. Der Luftkanal v steht zunächst der Ausmündungsstelle der Kanäle e mit der obersten Reihe der Gaskanäle k, k1 in Verbindung, so
daſs die aus den Kammern a kommenden heiſsen Gase sich
beim Eintritte in die Gaskanäle sofort entzünden. Die Anordnung dieser nur von der
oberen Begrenzungswand einer Kanalreihe nach der unteren Begrenzungswand der nächst
unteren Kanalreihe reichenden Scheidewände m ist
wesentlich verschieden von der Theilung der Gaskanäle durch eine durchgehende
Scheidewand, da eine solche auch das Anbringen von zwei besonderen Gashauptkanälen
K nöthig macht.
Zur Erzielung einer besseren Ausbeute an Nebenproducten aus den Destillationsgasen
der Kokesöfen erhält nach F.
Brunck in Mannheim (* D. R. P. Zusatz Nr. 29018 vom 21. December 1883, vgl.
1884 252 * 283) das zu destillirende Material eine
Schutzdecke aus Kleinkokes, Kalk o. dgl.; auſserdem gibt er der Masse einen Zusatz
von Kalk, um die Ausbeute an Ammoniak zu erhöhen. Durch sorgfältiges Mischen mit
Kokespulver soll die Zahl der schädlichen Querrisse der Masse vermindert werden.
Um auch bei den gebräuchlichen schmalen Oefen mit senkrechten oder wenig geneigten
Seiten wänden die Vortheile des schalenartigen Querschnittes wenigstens theilweise
zu erreichen, wird der Sohlenkanal so angeordnet, daſs die Trennungswand mit den
wagerechten oder senkrechten Feuerzügen auf die Mitte des Gewölbes trifft und
folglich die Widerlagermauer in das Kammermittel rückt, wie Fig. 4 Taf. 23 zeigt.
Abgesehen von der Minderung der Kokesabfälle soll hierbei die Leistungsfähigkeit des
Ofens durch bessere Ausnutzung der Wärme wesentlich erhöht werden. Während nämlich
bei der gewöhnlichen Form die Wärmeabgabe bei dem Uebergange aus dem weiten in die
engen Kanäle groſsentheils auf den Kühlkanal trifft, geht dieselbe bei der neuen
Anordnung vollständig auf die Kammerwände über.
Eine weitere Neuerung besteht darin, daſs die Seitenwände des bei getheiltem Sohlkanale auch bei
Anwendung von lothrechten Zügen erforderlichen und am oberen Ende der senkrechten
Wand herzustellenden liegenden Zuges a nicht senkrecht,
sondern geneigt angeordnet sind.
Bei den stehenden Kokesöfen von Th. Bauer
in München (* D. R. P. Nr. 28530 vom 26.
Februar 1884) treten die Destillationsproducte der Kohlen aus der Kammer
K (Fig. 8 bis 10 Taf. 23) durch eine
doppelte Spaltenreihe in den Kanal S und vereinigen
sich da mit der von rückwärts nächst der Ofenmitte bei a, zugeleiteten vorerwärmten Luft. Vom hinteren Ende des Spaltenkanales
S ziehen die Gase mit der Luft lebhaft verbrennend
nach vorn und gehen bei z unter die Kammersohle. Unter
der Bogensohle G strömen sie nun aufwärts, zuletzt in
senkrechter Richtung, um endlich einige Steinschichten unter der Deckschicht der
Verbrennungsräume in gleicher Höhe mit der bedeutend vorerhitzten Verbrennungsluft
L und mit dieser sich kreuzend auszumünden.
Die Luft L wird von auſsen ebenso wie a durch Schieber geregelt, zieht durch Kanäle über der
Deckschicht der Verbrennungsräume ein, sammelt sich in einem oberen Längskanal n, fällt durch in der Seitenmauer ausgehaltene
Luftschächte abwärts, um sich in einem Längskanale n2, welcher unten in der Ofenmitte sich befindet, zu
sammeln und von da durch Schlitze in die zwischen den Gaskanälen G liegenden senkrechten Luftkanäle n1 zu gelangen, welche wieder mit einem Schlitze an
der Berührungsstelle mit den Gaskanälen in den Kanal k
endigen. In der Nähe der Berührungsstelle besitzen die Kammern K noch einige Gasaustrittspalten und ziehen nun auch
die hier austretenden Gase des oberen Kammertheiles im Vereine mit den aus den
Gaskanälen kommenden Gasen und mit der hoch erhitzten Luft bei e die weiteren mit Pfeilen bezeichneten Wege bis zu den
Registern r; jede Kammer hat an ihrer äuſseren
Schmalseite ein Register, das den Zutritt in den Längskanal regelt, welcher
beiderseitig auf dem Ofen angebracht ist und in die Kamine oder in aufgesetzte
senkrechte Röhrenkessel mündet. Diese besitzen je ein Haupt- bezieh. Kaminregister
R, um die in dem Abzugskanale A (bezieh. Längskanal oben) sich sammelnden verbrannten
Gase nach Bedarf und dem Ofengange entsprechend zu entlassen.
Die Entnahme der Gase zur Gewinnung von Theer und Ammoniak kann entweder nächst der
mit einem Chamottefutter versehenen Ofenthür am tiefsten Punkte der Kammersohle,
oder auch unterhalb der eisernen Gichtdeckel erfolgen.