Titel: | Förderlocomotive mit zeitweiliger Feuerung. |
Fundstelle: | Band 256, Jahrgang 1885, S. 379 |
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Förderlocomotive mit zeitweiliger
Feuerung.
Mit Abbildungen.
Krauſs' Förderlocomotive mit zeitweiliger Feuerung.
Die Locomotivfabrik Krauſs und Comp. in München hat dem
Kreise ihrer bewährten Specialitäten eine neue eingefügt, ein Locomotivsystem,
welches besonders zur Förderung in Gruben verwendbar ist. Die erste Anwendung fand
dasselbe bei dem Bau des Arlbergtunnels und ist die dort verwendete Type umstehend
nach der Zeitschrift für Berg-, Hütten- und
Salinenwesen, 1884 S. 521 dargestellt.
Der unmittelbare Ausgangspunkt zu dieser neuen Construction war
Textabbildung Bd. 256, S. 380
augenscheinlich die bekannte feuerlose Locomotive von Lamm-Francq, deren Bau seit einigen Jahren auch von der
Locomotivfabrik Hohenzollern in Düsseldorf mit
namhaftem Erfolge betrieben wird (vgl. 1882 246 * 308).
Beide Systeme beruhen darauf, die in einem Kessel von auſsergewöhnlich groſsem
Wasserinhalte aufgespeicherte Wärme ohne Nachhilfe einer Feuerung zum Betriebe der
Locomotivmaschine zu verwenden und damit das in vielen Fällen unzulässige Austreten
der Rauchgase einer gewöhnlichen Locomotive zu vermeiden. Dieser Betrieb kann, da
die Dampfspannung fortwährend sinkt, selbstverständlich nur während einer gewissen
Zeitdauer stattfinden, deren Länge von dem Wasserinhalte des Kessels und der Höhe
der anfänglichen Dampfspannung abhängt.
Beim Herabsinken unter die zum Betriebe noch genügende Dampfspannung ist die Lamm-Francq'sche Maschine in sich hilflos und kann nur
bei der Hauptstation von der dort befindlichen Kesselanlage neuerdings mit hoch
gespanntem Wasser gefüllt und wieder dienstfähig gemacht werden.
Die neue Krauſs'sche Maschine dagegen bedarf dieser
äuſseren Hilfe nicht, da sie wie eine gewöhnliche Locomotive mit vollständigem
Verbrennungsapparate ausgerüstet ist, welcher beliebig in Thätigkeit gesetzt oder
abgestellt werden kann. Wie aus den Zeichnungen hervorgeht, ist derselbe im
Verhältnisse zu dem hier als Wärmespeicher dienenden Kessel allerdings fast
lächerlich klein, was aber nicht hindert, daſs, sowie das Feuer angefacht wird, die
Dampfspannung rasch steigt und bald der Punkt erreicht ist (15at Ueberdruck), wo wieder Calorien genug
aufgespeichert sind, um den feuerlosen Betrieb neuerdings aufzunehmen. Letzterer war
beim Baue des Arlbergtunnels selbstverständlich für den Verkehr im Tunnel
vorgeschrieben, während beim Verschieben der Züge vor der Tunnelmündung Zeit genug
blieb, um bei offenem Feuer die Anfangsspannung wieder zu erreichen.
Die von Krauſs und Comp. gelieferten Maschinen haben
beim Arlberg sehr wesentliche Dienste geleistet und ihre vollständige Bewährung wird
jedenfalls Anlaſs zur öfteren Verwendung dieses Systemes geben. Es verdankt dieselbe
weniger einer eigenartigen Construction als den zweckmäſsig gewählten Verhältnissen;
hinzugetreten zu den normalen Locomotivconstructionseinzelheiten ist nur die
Absperrvorrichtung im Blasrohre, durch welche beim feuerlosen Betriebe der Abdampf
der Maschine statt durch den Rauchfang in ein seitlich von demselben angebrachtes
Rohr geleitet wird, damit keine Anfachung des Feuers stattfindet. Zum gleichen
Zwecke sind selbstverständlich die Heizthür und der Aschenkasten sicher zu
verschlieſsen.
Die Krauſs'schen Maschinen waren in zwei verschiedenen
Gröſsen ausgeführt, deren Hauptmaſse hier angeschlossen sind:
Leistung in nominellen
Pferdestärken
45e
60e
Cylinderdurchmesser d
mm
230
250
Kolbenhub l
mm
300
300
Durchmesser des Triebrades D
mm
580
580
Radstand
mm
1400
1400
Heizfläche
qm
18,01
27,59
Rostfläche
qm
0,3
0,425
Dampfdruck p (gröſster
Ueberdruck)
at
15
15
Dampfraum im Kessel
l
660
945
Wasserraum im Kessel (gröſster)
l
2340
3500
Raum für Speisewasser
l
660
765
Kohlenraum
l
235
495
Gewicht der Maschine im Dienste
t
10
14,5
Gröſste Höhe der Maschine
mm
3500
3500
Gröſste Breite der Maschine
mm
2100
2100
Gröſste Länge der Maschine
mm
4350
4950
Zugkraft bei 12at
(Z=\frac{0,6\,p\,d^2\,l}{D})
k
1793
2328
Zugkraft Coefficient
=d^2\,\frac{l}{D}
k
273
323.