Titel: | Maschinen zur Verarbeitung von Asbest. |
Fundstelle: | Band 256, Jahrgang 1885, S. 394 |
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Maschinen zur Verarbeitung von
Asbest.
Mit Abbildungen auf Tafel
24.
Maschinen zur Verarbeitung von Asbest.
Eine der gröſsten Fabriken zur Erzeugung von Pappe, Geflechten und Geweben aus Asbest
befindet sich in Harefield in der Nähe von London und dieselbe verarbeitet
hauptsächlich italienischen Asbest. In derselben wird zum Zerquetschen und
Zertheilen der roh ankommenden Asbeststücke eine Maschine benutzt, welche abweichend
von den sonst für diesen Zweck benutzten Reiſsmaschinen construirt und in Fig. 10 und
11 Taf.
24 nach dem Engineering, 1885 Bd. 39 S. 231
wiedergegeben ist.
Zwei auf einander gepreſste Walzen R und R1, deren Mantel mit
pyramidalen Spitzen besetzt ist und zwischen denen die Asbeststücke hindurchgehen,
erhalten nebst der drehenden auch eine mit einander abwechselnde quer hin- und
hergehende Bewegung und wirken also nicht bloſs zerdrückend, sondern mehr
zerreibend. Von der Antriebsriemenscheibe S aus erhält
durch ein Paar Kegelräder die untere Walze R ihre
Bewegung und treibt dieselbe durch eine Gelenkräderkette Z, damit die Bewegungsübertragung bei dem wechselnden Abstande der Walzen
immer gleichmäſsig erfolgt, auf die obere Walze R1. Von einer zweiten zugleich als Schwungrad
dienenden Antriebsriemenscheibe S1 wird durch das Excenter e mit Stange c, den schwingenden Doppelhebel
f und die Gelenkstangen d,
d1 den Walzen R und R1 die
Querbewegung ertheilt. Den Druck der beiden Walzen auf einander ergibt das Gewicht
g durch seinen auf eine mit den Lagern der oberen
Walze in Verbindung stehende Brücke wirkenden Hebel h.
Drei Maschinen dieser Art, aber mit abnehmenden Gröſsenverhältnissen, sind vorhanden,
welche die Asbeststücke nach einander zu durchlaufen haben, um die faserigen Theile
von dem steinigen Bindemateriale zu trennen. Von der letzten dieser Maschinen kommen
die Faserbüschel dann in
Kochkessel, um durch Hitze und Nässe vollkommen gelöst zu werden. Jeder Kessel ist
mit einem drehenden Schläger versehen, welcher die Fasern aus der Flüssigkeit hebt,
sie aus einander zieht und öffnet und dann in die Flüssigkeit zur Weitererweichung
zurückgibt, bis sie immer wiederholt zur Einwirkung dieses Schlägers gelangen. Die
kurzen Fasern kommen in einen Holländer, in welchem gleich die Bindemittel zur
nachherigen Herstellung von Pappe aus denselben zugesetzt werden. Die Pappen werden
auf einer gewöhnlichen Cylindermaschine erzeugt, dann in einer starken hydraulischen
Presse mit zwischen die einzelnen Tafeln gelegten Zinkblättern entnäſst und in
gewöhnlicher Weise getrocknet, geglättet und beschnitten. Das gewöhnliche Maſs der
Papptafeln ist 1m im Quadrat bei einer
verschiedenen Dicke von 0,7 bis 36mm. Die Pappen
werden dann mittels Maschinen in die ihrer verschiedenen Benutzung als Dichtungen
entsprechende Forni zerschnitten.
Die längeren Asbestfasern, welche bei der Behandlung des aus den Kochkesseln
kommenden, vorher getrockneten Materials in einem Reiſswolf (wie derselbe in der
Streichwollspinnerei in Verwendung ist) von den kurzen Fasern getrennt erhalten
werden, kommen zur Erzeugung von Garn in die Spinnerei, deren Maschinen ähnlich den
gewöhnlichen Spinnmaschinen, nur dem faserigen Zustande des Asbestes entsprechend
eingerichtet, construirt sind. Spinnereimaschinen für Asbest werden nach dem Textile Manufacturer, 1885 S. 136 von J. Tomlinson in Rochdale gebaut. Die Asbestfasern
kommen auf eine Krempel mit einer Haupttrommel von 1200mm Durchmesser und 1150mm Breite und
werden auf derselben gleich durch eine mit Ringen beschlagene Kammwalze und ein
Nitschelwerk Bänder gebildet, welche in Blechkannen aufgenommen werden. Die
gefüllten Kannen werden dann vor eine Spinnmaschine gestellt und die Bänder auf
derselben mit etwas Streckung versponnen. Die Spinnmaschine ist ganz ähnlich den
Verspinnmaschinen der Baumwollspinnerei, hat 50 Spindeln und arbeitet mit positiver
Spulenaufwindung. Je nach der gewünschten Feinheit muſs das Garn auf zwei oder drei
solcher Maschinen weiter verstreckt werden, da die einmalige Verstreckung nur sehr
gering sein kann. Eine Krempel der angegebenen Gröſse verarbeitet in 10 Stunden
ungefähr 50k Asbest und vermag die weiteren
Spinnmaschinen mit erst 50 und dann bei der zweiten Maschine 100 Spindeln in voller
Arbeit zu erhalten. Das Zwirnen der Asbestfäden, das Verflechten derselben zu
Dichtungsschnuren und das Verweben zu feuerfesten Geweben, wie z.B. zu
Theatervorhängen, erfolgt auf denselben Maschinen, wie sie für andere Garne benutzt
werden, nur daſs deren Theile entsprechend der Garnstärke gröber und stärker
ausgeführt sind.