Titel: | Neuerungen an Schermaschinen für Gewebe. |
Fundstelle: | Band 257, Jahrgang 1885, S. 57 |
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Neuerungen an Schermaschinen für
Gewebe.
Patentklasse 8. Mit Abbildungen auf Tafel 5.
Neuerungen an Schermaschinen für Gewebe.
Die gewöhnlichen Einrichtungen zum Abheben des Schneidzeuges von dem Gewebe beim
Durchgange einer Naht besitzen den Uebelstand, daſs beim Herunterlassen das
Schneidzeug durch das plötzliche Aufsetzen der Stützschrauben einen harten Stoſs
erhält, wobei mitunter die Messer Sprünge bekommen. Deshalb hatte die H. Thomas'sche Maschinenbauanstalt Rudolph und Kühne in
Berlin an ihren Langschermaschinen bereits früher eine Einrichtung (Erl. * D. R. P.
Nr. 11816 vom 1. Februar 1880) getroffen, bei welcher das Stellen und Heben des
Schneidzeuges durch Verdrehung einer Excenterwelle ausgeführt wird; die neuere Excenterstellvorrichtung (* D. R. P. Nr. 23324 vom 6.
Januar 1883) gestattet mit Hilfe von Luftbuffern ein
sanftes Aufsetzen des Schneidzeuges. Wie aus Fig. 6 Taf. 5 zu entnehmen
ist, sitzen auf einer das Handrad a tragenden Welle b innerhalb des Maschinengestelles Curvenscheiben c, bei deren Drehung im Sinne des Pfeiles vermöge der
Rollen d an den Armen h
und der Hebel i der um die Zapfen o schwingende Schneidzeugriegel so bewegt wird, daſs
das Schneidzeug vom Schertische J sich abhebt. Setzt
man die Drehung der Scheibenwelle b so weit fort, daſs
die Rollen d in die Vertiefungen c1 am Ende der
Curvenscheiben c einfallen, dann bleibt das Schneidzeug
in seiner höchsten Lage ruhen. Auf der Scheibenwelle b
sitzt auch lose ein Arm e, welcher gegen das Handrad
a durch seine in Zähne des letzteren eingreifende
Schnecke f verstellt, in der gewählten Stellung aber
durch eine Schraube mit Flügelmutter k an dem Handrade
festgelegt werden kann. Der Arm e hat noch eine
besondere Knagge, welche gegen den Kolben eines Luftbuffers l (vgl. Fig. 7) zur Anlage kommt. Beim Abheben des Schneidzeuges durch Verdrehung
des Rades a folgt der Arm e derselben, der Kolben des schräg liegenden Luftbuffers l wird frei und kann durch sein Eigengewicht zurückfallen, bis
beim Niederlassen des Schneidzeuges die Knagge des Armes e den Kolben wieder eindrückt, wobei der Luftaustritt aus dem
Buffercylinder und damit das sanfte Niedersetzen durch einen Hahn zu regeln ist. Die
Einstellung des Schneidzeuges für die genaue Schnitthöhe erfolgt durch Verdrehung
der Curvenscheiben c mittels der Schnecke f und ist das Maſs dieser Verstellung auf einer am
Handrade a angebrachten Eintheilung g zu erkennen.
Die Benutzung von Excentern oder Curvenscheiben zum Abheben des Schneidzeuges
ermöglicht schon ein langsameres Niederlassen desselben und senkt sich vermöge des
Schneidzeuggewichtes und der Form der Curvenscheiben beim Loslassen des Handrades
das Schneidzeug von selbst allmählich. Zur beiderseitigen genauen Einstellung des
Schneidzeuges müssen aber die Excenter c auf beiden
Seiten ganz gleich auf ihrer Welle aufgekeilt sein. Die Rollen d sind von Stahl und die Arme h gegen die Arme i durch die Stützschrauben
m noch etwas verstellbar, so daſs hiermit etwaige
Unrichtigkeiten, welche sich jedoch durch die auf eine lange Anlagsfläche vertheilte
Steigung der Curvenscheiben c kaum bemerkbar machen,
noch ausgeglichen werden können.
Das Untermesser M des Schneidzeuges ist abweichend gegen
früher nicht durch eine Messerdecke befestigt, sondern ebenfalls wie die Messer des
Cylinders durch einen Kupferstreifen in einer Nuth des Schneidzeugriegels
eingestemmt. Das Messer M wird auch auf der Unterseite
eingeschliffen, um eine vollkommen gerade Schnittkante zu erhalten. Zur Einstellung
des Messercylinders gegen das Untermesser dienen zwei senkrecht gegen einander
gerichtete Stellschrauben q und p. Um bei der Abnutzung des Untermessers die genaue Lage über dem Tische
J zu behalten, wird der Zapfen o auch einer solchen Verstellung nach beiden Richtungen
bedürfen.
Der Messercylinder bedarf zur Sicherung eines glatten und leichten Schnittes, wie zur
Vorbeugung einer zu groſsen Erwärmung einer ununterbrochenen Netzung mit Oel, welche
durch einen darauf liegenden, zeitweilig mit Oel begossenen Leder- oder Filzstreifen
erfolgt. Um nun diese Oelzufuhr beständig und gleichmäſsig zu machen, ist von C. Kurtz in Köln (* D. R. P. Nr. 30410 vom 26. August
1884) die in Fig.
10 Taf. 5 skizzirte Kühlvorrichtung
angegeben. Auf dem Schmierfilze a liegt das gleich
lange und breite Saugetuch b aus Baumwolle o. dgl.,
welches aus dem Oelbehälter c gespeist und zur
Abhaltung von Staub mit einem dünnen Wachstuche bedeckt wird. Das Saugetuch ist nach
dem Austritte aus dem Oelbehälter zwischen zwei Blechplatten d und zwei Schienen f gehalten und soll durch
verschieden starkes Aufeinanderpressen derselben mit Hilfe der Sehrauben e der Oelzufluſs zu dem Messercylinder C geregelt werden. Die untere Schiene f dreht sich mit Zapfen h
in an der Seite des Maschinengestelles verstellbar befestigten Lagern l, so daſs der Schmierfilz und das Saugetuch leicht
zurückgeschlagen und durch Veränderung der Lage der Schienen f und des
Oelbehälters c noch die Menge des angesaugten Oeles
geregelt werden kann.
Die von dem Messercylinder abgeschnittenen und ausgeworfenen Härchen werden
gewöhnlich von einem davor liegenden Bleche aufgefangen und von dort beliebig
abgenommen. Dies hat verschiedentlich zu Unfällen Anlaſs gegeben, wenn das Reinigen
des Haarbleches während des Ganges der Maschine vorgenommen wurde. Von Pelletier in Elbeuf ist daher nach dem Bulletin de Ronen, 1884 S. 508 eine Sicherheitsvorrichtung angegeben, welche den Zutritt
zum Schneidzeuge nur gestattet, wenn die Maschine ausgerückt ist. Das Schneidzeug
MC (Fig. 8 Taf. 5) wird von
einer um die Welle des Schmierleders L drehbaren Haube
H überdeckt, welche vorn in ein auf das Haarblech
B sich stützendes Gitter G ausläuft. Die Stange A (vgl. Fig. 9) zur
Bewegung der Riemengabel wird in eingerückter Stellung durch eine Klinke K erhalten, welche durch einen Draht mit der Haube H in Verbindung steht. Wird demnach zum Freilegen des
Schneidzeuges die Haube H zurückgeschlagen, so wird
auch die Klinke K ausgelöst und eine Feder kann den
Antriebsriemen auf die Losscheibe überführen. Das Gitter G wird so gewählt werden müssen, daſs es die Aussicht auf den Schnitt
nicht hindert.