Titel: | Ueber Aetzung von Indigoblau mit gleichzeitiger Befestigung von Thonerdemordant; von Alb. Scheurer. |
Autor: | S. |
Fundstelle: | Band 257, Jahrgang 1885, S. 113 |
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Ueber Aetzung von Indigoblau mit gleichzeitiger
Befestigung von Thonerdemordant; von Alb. Scheurer.
A. Scheurer, über Aetzung von Indigoblau.
Im Bulletin de Mulhouse, 1885 S. 316 veröffentlicht
Alb. Scheurer ein Mittel, um Küpenblau weiſs zu
ätzen mit gleichzeitiger Fixation von als Beize dienender Thonerde. Schon früher
(30. Januar 1878) hat Verfasser in einer der Mülhauser Société vorgelegten Arbeit darauf aufmerksam gemacht, daſs gewisse
Metallchloride und Metallsulfate beim Dämpfen in Gegenwart von doppelt chromsaurem
Kalium den Indigo auf damit gefärbtem Gewebe zerstören.
Ein Gemisch von Kaliumbichromat und Chloraluminium gestattet ho, dunkles Küpenblau
bei 1 Minute langem Dämpfen zu ätzen. Die zu druckende Farbe ist folgendermaſsen
zusammengesetzt: 790 Th. Stärkekleister, 60 Th. K2Cr2O7,
150 Th. Al2Cl6 von
34° B. Dieses Verfahren verläuft vollständig regelmäſsig und erfordert keine
besonderen Vorsichtsmaſsregeln. Man geht durch den Mather und
Platt'schen Schnelldämpfer durch; die bedruckten Stellen sollen beim
Herauskommen von rein citronengelber Farbe sein. Die bei der Reaction sich bildenden
Stoffe sind: chromsaure Thonerde, chromsaures Chrom, Chromoxyd und Thonerde. Zu
langes Dämpfen erzeugt zu viel chromsaures Chromoxyd, dessen Anwesenheit schädlich
ist. Nach dem Dämpfen wäscht man in bloſsem Wasser, färbt in Alizarin bei niedrig
gehaltener Temperatur aus und seift.
Das so erhaltene Roth besitzt weder die Lebhaftigkeit, noch die Durchsichtigkeit des
auf gewöhnlichem Wege durch Ausfärben von reinem Thonerdemordant und nachfolgendes
Schönen erzeugten Roth, sondern es ist durch den grauvioletten Ton, welchen das
gleichzeitig fixirte Chromoxyd beim Färben annimmt, verunreinigt. Scheurer glaubt, daſs auſserdem irgend ein (nicht
genanntes) Zersetzungsproduct des Indigos mit Chromoxyd in Verbindung treten und an
dem bräunlichen Aussehen des erhaltenen Lackes Schuld sein möchte. Dieser Schluſs
könnte wenigstens aus folgenden Versuchen gezogen werden, welche zwar nach einem von
dem beschriebenen abweichenden Verfahren angestellt wurden., aber mit letzterem die
Anwendung von doppelt chromsaurem Kali gemein haben.
Dieses Verfahren ist während langer Jahre industriell ausgeführt worden und wird auch
jetzt noch von einigen Druckereien befolgt S.); es besteht im Drucken eines
Gemisches von oxalsaurer ThonerdeOder salpetersaurer Thonerde.Ref. und freier Oxalsäure auf mit
Kaliumbichromat vorbereiteten Stoff. Hierbei bildet sich neben dem Aluminiumoxalat
eine gewisse Menge von oxalsaurem Chrom und wird das Reinigungs- oder Abzugsbad
derart zusammengesetzt, daſs so wenig als möglich Chromoxyd haften bleibt. Enthält
die Farbe einen starken Ueberschuſs von Oxalsäure und fixirt man dieselbe gleich
nach dem Drucke durch Ammoniakgas, so bleibt die Thonerde befestigt, während ein
sehr groſser Theil des Chromoxydes beim nachfolgenden Waschen weggeht. Umgekehrt
würde ein Kalkbad das Chromoxyd fixiren und die Thonerde sich ablösen lassen.
Wenn im Allgemeinen ein Gemenge der beiden Oxalate, desjenigen des Chromes und des
Aluminiums, einer Amoniakatmosphäre ausgesetzt wird, so hält die Thonerde nicht sehr
merkliche Mengen von Chromoxyd zurück.
Scheurer hat nun zur Untersuchung des eben beschriebenen
Aetzverfahrens folgende Versuche ausgeführt: Weiſser Stoff und küpenblauer Stoff
werden in Kaliumbichromat behandelt und auf diese beiden Reste gleichzeitig dieselbe
Farbe aufgedruckt, nämlich ein Gemisch von Aluminiumoxalat mit einer zur
vollständigen Zersetzung des Chromates genügenden Menge freier Oxalsäure. Die
Aetzung vollzog sich sofort; hierauf wurde durch Ammoniakgas gezogen, gewaschen und in
Alizarin ausgefärbt. Dem Färben folgte Waschen und Seifen. Verglich man die in
beiden Fällen erzeugten Roth mit einander, so fand man das auf dem weiſsen Zeuge
befestigte bei weitem lebhafter wie das auf dem Küpenblau hervorgebrachte Roth und
dennoch hat die Aetzfarbe das letztere vollkommen durchdrungen und war die
Zerstörung des Indigos eine vollständige.
Hiernach wäre es also nicht unmöglich, daſs, wie Scheuer
hervorgehoben, ein (nicht näher definirtes und auch kaum voraus zu erkennendesEs sei denn, daſs dem Isatin selbst ein derartiges Verhallen eigen wäre.Ref.) Zersetzungsproduct des Indigos
Chromoxyd zurückgehalten hat.
Im Allgemeinen ist zu der Scheurer'schen Arbeit zu
bemerken, daſs, auf einem ähnlichen Prinzipe fuſsend, die Aetzung von Indigo mit
gleichzeitiger Beizung in Thonerde schon von anderer Seite in Vorschlag gebracht
worden ist. G. Saget (vgl. Moniteur scientifique, 1882 S. 277 bezieh. Jahresbericht der chemischen Technologie, 1882 S. 999) druckt zu diesem
Zwecke ein Gemenge von Chloraluminium und fein vertheiltem Mangansuperoxyd auf,
welches beim Dämpfen Chlor entwickelt, Indigo zerstört und Thonerde fixirt. Dieses
Verfahren erscheint vielleicht insofern empfehlenswerther, als das bleibende Mangan
leichter entfernbar ist und ihm nicht die beizenden Eigenschaften des Chromes in
demselben Maſse zukommen, es also in dieser Hinsicht weniger störend wirken
möchte.
S.