Titel: | Neuerungen in der Herstellung von Thon- und Kohlenziegeln. |
Autor: | H. F. |
Fundstelle: | Band 257, Jahrgang 1885, S. 137 |
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Neuerungen in der Herstellung von Thon- und
Kohlenziegeln.
(Patentklasse 80. Fortsetzung des Berichtes Bd.
256 S. 214.)
Mit Abbildungen auf Tafel
11.
Neuerungen in der Herstellung von Thon- und
Kohlenziegeln.
Victor Lenglet in Paris (* D. R. P. Nr. 30903 vom 7.
August 1884) hat sich die Aufgabe gestellt, eine selbstthätige Formtischpresse durch einen Göpelarm drehen zu lassen. Das
Füllen der Formen erfolgt in einem über dem Tische angebrachten Trichter, in welchem
ein Rost sich befindet, durch den gezahnte Walzen greifen, um das Preſsgut zu
zerkleinern und durch den Rost zu ziehen. Dickere Stücke sollen über den schrägen,
den Trichter nicht ganz absperrenden Rost hinweg gleiten, also unzerkleinert in die
Formen gelangen. Die beweglichen Böden der Formen ruhen in bekannter Weise mittels
Rollen auf Schienen und werden durch diese gehoben und gesenkt. An dem Orte, an
welchem die Pressung vollzogen werden soll, ist ein Stück der erwähnten Schienen
durch eine eigenthümliche Hebelanordnung emporzuheben, während gleichzeitig ein
Deckel die obere Oeffnung der Form schlieſst. Die Bauart der Maschine leidet an
vielen Schwächen; beispielsweise sind behufs Minderung der Reibungswiderstände nicht
weniger denn 70 kleinere und gröſsere Rollen bezieh. Röllchen angebracht.
Ueber eine Formtischpresse mit Wasserdruck berichtete v.
Mitzlaff nach der Thonindustriezeitung, 1885 S. 133 in der 21. Generalversammlung des
„Deutschen Vereins für Fabrikation von Ziegeln, Thonwaaren, Kalk und
Cement“, daſs dieselbe vielfach in Cementfabriken Verwendung finde, auch für
die Thonziegelverfertigung nicht unerhebliche Vortheile biete. Milzlaff gibt an, daſs, da die Presse den Thon in dem
Feuchtigkeitszustande zu verarbeiten vermöge, in welchem derselbe gegraben sei, die
gepreſsten Ziegel ohne vorherige Trocknung in den Ofen geschafft werden könnten (er
nennt deshalb die vorliegende Presse „Trockenpresse“); die Herstellungskosten der Ziegel sollen sich in
Folge verschiedener Arbeitsersparungen um 2,30 M. für 1000 Stück billiger stellen,
als wenn sie mittels der gebräuchlicheren „Naſspresse“ gestaltet werden. Auſserdem sollen, was leicht
erklärlich ist, die Ziegel der erstgenannten Presse viel fester werden als
diejenigen, welche die Naſspresse liefert. Die gute Mischung des Thones, welche
nicht entbehrt werden kann, wenn die Ziegel ein gutes Aussehen erhalten sollen,
scheint jedoch bei Verarbeitung von trockenem Thon Schwierigkeiten zu machen.
Die in Rede stehende Trockenpresse gehört zu derjenigen Gattung, hei welcher die in
die Form gebrachte Menge des zu pressenden Stoffes einem bestimmten Drucke
ausgesetzt wird. Gelingt es nicht, die richtige Menge des Stoffes in die Form zu
bringen, so werden die Ziegel dünner oder dicker, als beabsichtigt war. Den Pressen
dieser Gattung stehen diejenigen Maschinen gegenüber, welche, wie z.B. die soeben besprochene von V. Lenglet, unbekümmert um die Stoffmenge, diese auf
einen bestimmten Raum zusammenzudrücken bestrebt sind; sie liefern bei ungenauer
Speisung zu wenig gepreſste Steine oder führen andererseits auch wohl einen Bruch
der Maschine herbei. Vorrichtungen, welche eine genaue Zutheilung des zu pressenden
Stoffes anstreben, sind daher für beide Pressengruppen von Bedeutung. Von diesem
Gesichtspunkte ausgehend soll hier der Füllschieber mit
verstellbaren Oeffnungen für Pressen zum Verdichten pulverförmiger Körper
von H. Gruson in Buckau-Magdeburg (* D. R. P. Kl. 58
Nr. 30892 vom 15. Mai 1884) angeführt werden. Fig. 18 Taf. 11 ist ein
Durchschnitt und Fig. 19 ein Grundriſs dieses Füllschiebers; in den Figuren bezeichnet A die Platte, welche die zu füllenden Formen enthält,
F den Einwurftrichter für den zu ballenden
pulverförmigen Körper und D den Füllschieber, in
welchem sich die Meſsräume d befinden. Durch Verrückung
des Schiebers nach links kommen die Meſsräume d unter
den Trichter F, dessen unteres Ende bisher durch den
Schieber verschlossen gehalten wurde; sie füllen sich mit einem Theile des
Trichterinhaltes und werden sodann über die Formen des Tisches a geschoben, in welche sie die gemessene Menge fallen
lassen. Um nun den Rauminhalt dieser Meſsgefäſse regeln zu können, legt Gruson in dieselbe eine gespaltene federnde Hülse h (Fig. 20 bis 22 Taf. 11),
welche entweder durch eine auf sie drückende Schraube e
(vgl. Fig. 20
und 21), oder
die durch einen Spalt biegsam gemachte Gefäſswand, welche durch eine Schraube e1 eingestellt werden
kann (vgl. Fig.
22), mehr oder weniger zusammengedrückt wird.
In D. p. J. 1883 249 * 157
wurde die C. Chambers'sche Strangpresse beschrieben,
welche manche bemerkenswerthe Einzelnheiten enthält. Diese Presse ist nunmehr
Gegenstand des Reichspatentes * Nr. 30834 vom 30. April 1884 geworden. Aus der
Patentschrift ist die folgende Beschreibung des beachtenswerthen neuen Thonstrangzerlegers entnommen. Der Thonstrang bewegt
sich in Bezug auf die Figur 23 Taf. 11 von
links nach rechts und nimmt, durch Reibung das denselben tragende endlose, auf
Rollen ruhende Band b mit. Dieses Band ist um eine
Rolle der Welle A geschlungen und wird durch eine Walze
gezwungen, diese Rolle in gröſserem Bogen zu umschlieſsen, so daſs letztere ohne
Gleitung von dem endlosen Tragbande gedreht wird. Auf der Welle A ist ein Stirnrad befestigt, das mittels eines
gröſseren Stirnrades die Welle B dreht, welche eine
Trommel trägt. Ueber diese und eine kleinere links von ihr gelagerte Trommel ist der
endlose Riemen D gelegt, auf welchem Platten mit
Schneiddrahthaltern U befestigt sind. Die
Schneiddrahthalter sind aus Federstahlblech U-förmig gebogen und tragen zwischen
ihren Spitzen den gehörig gespannten harten Draht c. An
dem Gestelle F der Vorrichtung sind – hinten und vorn –
einstellbare Führungsnuthen angebracht, in welchen die Ränder der mit den
Drahthaltern verbundenen Platten gleiten, während sie sich, nach unten hängend in der Richtung des
Thonstranges bewegen. Man ersieht nun aus der Figur, daſs die Drähte mit ihren
Haltern D sich dem den Thonstrang tragenden endlosen
Bande nähern, während sie sich von links nach rechts bewegen; die Drähte
zerschneiden hierbei den Thonstrang in einzelne Stücke, welche der Länge der
einzelnen Ziegel entsprechen und mit winkelrecht liegenden Endflächen versehen sind,
wenn die Geschwindigkeit der Drähte und deren gegenseitige Entfernung richtig
gewählt ist. Um das Durchschneiden zu sichern, sind die das Tragband des
Thonstranges unterstützenden Walzen dort, wo das Schneiden stattfindet, bauchförmig
gestaltet. Von der Nachgiebigkeit der Schneiddrahtträger U wird erwartet, daſs durch sie ein Brechen der Schneiddrähte beim Treffen
irgend welcher Steine verhütet wird.
Rechts von der auf der Welle A steckenden Endwalze des
Thonstrang-Tragbandes befindet sich eine frei um ihre Zapfen drehbare Walze, deren
obere Fläche mit derjenigen des Tragbandes in derselben Höhe liegt. Weiter rechts
ist die Endwalze E eines Tragbandes gelagert, das zum
Fortschaffen der nach Länge abgeschnittenen Ziegel dient. Dieses Tragband bewegt
sich nennenswerth rascher als dasjenige des Thonstranges; auch liegt es etwas
niedriger als letzteres. Jeder abgeschnittene Ziegel kann sonach erst dann mit dem
Tragbande in Berührung kommen, wenn er nicht mehr auf dem Thonstrang-Tragbande ruht,
wird aber alsdann rasch fortgezogen, so daſs der betreffende Schneiddraht zum
Aufsteigen Raum gewinnt.
Die Welle G vermittelt den Betrieb des zum Fortschaffen
dienenden Tragbandes, hat aber auſserdem noch eine wichtige Aufgabe zu erfüllen.
Bei der Verarbeitung verhältniſsmäſsig weichen Thones gelingt es nicht ohne weiteres,
durch den Thonstrang das Tragband desselben, sowie die durch dieses bethätigte
Abschneidevorrichtung in richtiger Weise zu bewegen, indem die auftretenden
Reibungswiderstände der Weichheit des Thones gegenüber zu groſs sind. Deshalb soll
ein Theil dieser Reibungswiderstände von der Welle G
aus überwunden werden. Zu diesem Zwecke ist die Welle G
mit der Welle A durch mit Rändern versehene
Riemenrollen und einem Riemen, dessen Spannung beliebig geregelt werden kann,
verbunden. Weil die Geschwindigkeit des Thonstranges keine fest bestimmbare ist, so
ist der soeben erwähnte Antrieb für die groſste Geschwindigkeit der Welle A bemessen, so daſs bei geringerer Geschwindigkeit
derselben bezieh. des Thonstranges ein theilweises Gleiten des Treibriemens
eintritt. Die mit T bezeichnete Vorrichtung dient zur
Spannungsregelung des Riemens D. Der dachförmig nach
beiden Seiten abfallende Anstreicher T soll die
zugehörige Riemenrolle rein halten.
Vermag diese Abschneidevorrichtung, was für möglich gehalten werden kann, ebenso
sauber zu arbeiten wie die gebräuchlichen Abschneidetische, so dürfte sie den letzteren
vorgezogen zu werden verdienen, da sie einen Arbeiter entbehrlich macht.
H. F.