Titel: | Neuerungen an Maschinen zur Herstellung von Pergamentpapier. |
Fundstelle: | Band 257, Jahrgang 1885, S. 186 |
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Neuerungen an Maschinen zur Herstellung von
Pergamentpapier.
Patentklasse 55. Mit Abbildung auf Tafel 14.
Maschinen zur Herstellung von Pergamentpapier.
Bei dem bisher meist üblichen Verfahren zum Pergamentiren von Papier (vgl. 1859 152 380. 1861 159 218) werden
die einzelnen Behandlungen der Papierrollen getrennt in besonderen Maschinen
vorgenommen. Zur Vermeidung der dabei bedingten Uebertragung der Papierrollen von
einer Maschine zur anderen und zur Verminderung des Papierabfalles sowie des
Schwefelsäureverlustes hat Rob. Fritsch in Prag (* D.
R. P. Nr. 29395 vom 29. Februar 1884) eine Maschine angegeben, in welcher das
durchlaufende Papier nach einander alle Behandlungen erfährt, um als fertiges
Pergamentpapier dieselbe verlassen zu können, wie dies bereits bei einer von Warren de la Rue (1860 158
392) vorgeschlagenen ähnlichen Maschine auch der Fall ist.
Fritsch's Maschine ist in ihrer ganzen Ausdehnung in
Fig. 1
Taf. 14 skizzirt; hier gelangt das Papier von der zur Regelung seiner Spannung von
einer Bandbremse a umfaſsten Rolle A zuerst über die Walze B
in den mit Schwefelsäure gefüllten Kasten K, in welcher
es durch eine Glaswalze C gehalten wird, und zwischen
den beiden Glasstäben D zu der ersten Presse E1, wo die
überschüssige Säure ausgedrückt wird. Die Walzen dieser Presse sind schräg gelagert,
damit die ausgedrückte Säure schnell in den Kasten K
zurückflieſst, ohne lange an dem Papiere entlang zu laufen. Von der Presse E1 geht das Papier in
einen in der groſsen Kufe K1 besonders angebrachten, mit Wasser gefüllten Kasten k, um die an dem Papiere noch haftende Säure möglichst
abzuwaschen. Das Wasser bleibt in dem Kasten k, bis es
etwa 20° Säuregehalt zeigt, und wird dann zur Wiedergewinnung der Säure abgelassen
und durch frisches Wasser ersetzt; dabei ist jedesmal die Maschine abzustellen.
Weiterhin wird das Papier über eine Reihe Holzwalzen b
geleitet und dabei von unten und oben aus den Spritzrohren s mit frischem Wasser abgespült, um nach dem Breithalter e1 zur zweiten Presse
E2 zu gelangen, wo
ein Abdrücken der verdünnten Säure bezieh. des etwa gebildeten gallertartigen
Ueberzuges stattfindet. Das Papier geht dann durch den mit einem alkalischen Bade
gefüllten Kasten k1, um
die noch anhaftende Säure zu neutralisiren, und zum zweiten und dritten Waschen zur
Kufe K2 und den
Spritzrohren t bezieh. zur Kufe K3 mit den Spritzrohren u. Nach dem Durchgange durch die dritte Presse E3 wird das Papier auf den mit Dampf
geheizten Trockencylinder T übergeführt, um welchen es
von einem endlosen Filze d gehalten wird. Ueber dem
Trockencylinder T sind die Glättwalzen H, H1 angebracht, von
welchen die obere Walze H1 geheizt wird, um das Schwitzen derselben und in Folge dessen entstehende
Roststreifen zu verhüten. Das fertige Pergamentpapier wird dann aufgerollt und kann
auch noch auf einen besonderen Rollkalander oder gleich zur Schneidmaschine
gelangen.
Zu den Preſswalzen E1,
E2 und E3 sind sogen. Antideflectionswalzen (vgl. Schürmann 1881 242 * 331) benutzt, welche mit
einem geeigneten Gummiüberzuge versehen sind. Die Ingangsetzung der Pressen sowie
der zur sicheren Bewegung der Papierbahn etwa eingeschalteten Triebwalzen R und R1 soll, um die Geschwindigkeit leicht regeln zu
können, in bekannter Weise durch ausdehnbare Riemenscheiben o. dgl. erfolgen.
Als ein Nachtheil der Einrichtung dieser Maschine dürfte das Anhalten derselben bei
der Entleerung und Wiederfüllung des Wasserkastens k zu
nennen sein, da beim Stillstande des Papieres namentlich in dem Säurekasten K leicht ungleichartige Stellen in dem Papiere
entstehen. Durch eine besondere Einrichtung zur Vermeidung des langen Stehenbleibens
des Papieres in der Säure wäre hier eine Verbesserung möglich.
Beim gewöhnlichen Verfahren geht beim ersten Waschen des gesäuerten Papieres ein
groſser Theil der zur Benutzung gelangenden Schwefelsäure verloren, weil dieselbe
durch das Ausspritzwasser in so verdünnter Lösung abgeführt wird, daſs sie für
technische Zwecke schwer zu verwenden ist. Bei Fritsch's Maschine ist dieser Verlust durch das Einfügen des besonderen
Wasserkastens k in der ersten Waschkufe K1 etwas herabgemindert
und würde man durch Anordnung einer besonderen Presse in dem Kasten k1 diese Einrichtung
noch vervollkommnen. Eine weitere Herabminderung des Schwefelsäureverlustes wird
nach Angabe von Carl Arnold in Stotzheim bei Euskirchen (* D. R. P. Nr. 31749 vom 15. November 1884) ermöglicht, wenn man nur die zwei
letzten Paare der in der ersten Waschkufe K1 angebrachten Spritzrohre s mit reinem Wasser speist, während die ersten drei Paar Spritzrohre immer
dasselbe schon verwendete und allmählich mit Säure sich sättigende Wasser erhalten.
In der ersten Waschkufe K1 wird der besondere Kasten k so weit
verlängert, daſs derselbe gleich den Auffangkasten für die ersten drei Paar
Spritzrohre bildet. Diese Spritzrohre erhalten zuerst frisches Wasser, bis der
Auffangkasten voll ist; dann wird die Zuleitung von frischem Wasser zu diesen Rohren
abgestellt und eine Pumpe in Bewegung gesetzt, um das aufgefangene Wasser in einen
über der Maschine liegenden Behälter zu heben, aus welchem es in die ersten drei
Paar Spritzrohre flieſst. Die Pumpe bleibt stetig im Betriebe, bis das Wasser eine
Sättigung von 18 bis 20 Proc. Säure angenommen hat, worauf die Pumpe abgestellt, das
angesäuerte Wasser zu
weiterer Concentrirung abgelassen und wieder frisches Wasser zugeführt wird. Der
Vorgang wiederholt sich also stetig und ist ganz ähnlich wie bei dem Kasten k der ersten Waschkufe K1 bei Fritsch's Maschine. Während bei dem früheren Verfahren des ersten Waschens
des gesäuerten Papieres – ohne Kasten k und ohne
Trennung der Spritzrohre – stündlich etwa 120001
frisches Wasser zur Verwendung kamen und mit einem Säuregehalte von ungefähr 1 bis
1,5 Proc. unbenutzbar abflössen, sollen bei der neuen Einrichtung etwa 12001 mit einem Säuregehalte bis 20 Proc. benutzbar
wiedergewonnen werden.