Titel: | Verfahren zur Darstellung von Ammoniak aus schwefelsaurem Ammonium. |
Fundstelle: | Band 257, Jahrgang 1885, S. 253 |
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Verfahren zur Darstellung von Ammoniak aus
schwefelsaurem Ammonium.
Mit Abbildungen.
Darstellung von Ammoniak aus schwefelsaurem Ammonium.
E. Carey und F. Hurter in
Widnes (* D. R. P. Kl. 75 Nr. 30198 vom 26. April 1884) wollen zur Gewinnung von
Ammoniak aus Ammoniumsulfat unter gleichzeitiger Verwerthung der Schwefelsäure
schwefelsaures Ammonium mit 1 Aeq. oder mehr schwefelsaurem Natrium innig mischen> oder sie lösen beide Salze und lassen sie zusammen
krystallisiren. Beim Erhitzen dieses Gemenges auf 350 bis 370° entweicht Ammoniak:
(NH4)2SO4 + Na2SO4 = 2NaHSO4 + 2NH3. Bei Gegenwart von Wasserdampf geht die Reaction
glatt vor sich. Das saure Natriumsulfat wird mit Kochsalz erhitzt, um Salzsäure und
neutrales Sulfat zu erhalten, oder auf Schwefelsäureanhydrid verarbeitet. (Vgl. Blattner 1885 255 252.)
Der hierfür bestimmte guſseiserne, durch Vorgelege C
(Fig. 1) um die Hohlachsen B drehbare Cylinder A ist
mit einer Thür D versehen, durch welche das Salzgemisch
eingefüllt wird. Eine lose Eisenplatte E dient als
Schirm, um Wärmeverluste durch Strahlung zu vermeiden und gleichzeitig die Thür leicht
zugänglich zu machen. Wenn die Platte E und die Thür
D entfernt worden sind, wird der Trichter F eingesetzt, durch welchen die Salze eingeführt
werden. Nach dem Laden wird der Trichter F wieder
weggenommen, die Thür D gasdicht verschlossen und die
Platte E wieder eingesetzt. Der Cylinder wird jetzt
erhitzt und in langsame Drehung gebracht. Zur Heizung des Cylinders ist derselbe von
gehörig gebundenem Mauer- und Eisenwerk eingeschlossen, jedoch so, daſs er sich frei
drehen und ihn die Verbrennungsgase vom Roste G oder
einem Generator umspülen können. Die Rauchgase ziehen durch den Schornstein H ab, in welchem der Zug durch Schieber h geregelt werden kann. Um während der Behandlung die
Temperatur messen zu können, befindet sich in der hohlen Achse B eine luftdicht eingesetzte Eisenröhre I, welche in das Innere des Cylinders A reicht, dort aber verschlossen ist. In diese Röhre
steckt man irgend ein Pyrometer J. Sobald die
Temperatur des Cylinders hoch genug gestiegen ist, um eine Condensation von Dampf im
Inneren desselben nicht mehr befürchten zu müssen, läſst man durch das Rohr K Dampf in denselben eintreten.
Fig. 1., Bd. 257, S. 254
Die entwickelten Gase entweichen durch das mit Stopfbüchse M gedichtete Rohr L zu einem Kühler (Fig. 2). Beide Kühlgefäſse N und O
sind mit Wasser gefüllt
oder, wenn die Abgangswärme benutzt werden soll, mit irgend einer zu verdampfenden
Salzlösung. Die Temperatur im ersten Gefäſse wird so hoch gehalten, daſs nur Wasser
ohne Ammoniak sich verflüssigt. Dieses Wasser wäscht dann alle mechanisch
mitgerissenen oder verflüchtigten Salztheilchen aus und flieſst die so gebildete
Salzlösung durch das U-Rohr R ab, welches zugleich
Wasserverschluſs bildet. Das Wasser, welches die zweite Schlange Q umspült, wird so kühl gehalten, daſs sämmtliches
Ammoniak und Dampf sich condensiren; es ist leicht, den Zutritt des Dampfes in den
Cylinder A so zu regeln, daſs eine Ammoniakflüssigkeit
von beliebiger Concentration entsteht und nach dem Gefäſse S abflieſst. Will man das Ammoniak gasförmig verwenden, so läſst man die
Schlange Q weg, macht die Schlange P genügend lang und erhält sie auf einer solchen
Temperatur, daſs nur der Dampf, nicht aber das Ammoniak sich verflüssigt.
Fig. 2., Bd. 257, S. 255
Wenn alles Ammoniak aus dem Salzgemische abgetrieben ist, so wird der Cylinder A entleert, indem man die Eisenplatte E und die Thür D wegnimmt
und den Cylinder so dreht, daſs deren Oeffnung ihre niedrigste Lage einnimmt und der
geschmolzene Inhalt durch die Rinne T abflieſst,
unterhalb deren er in irgend einem passenden Gefäſse aufgefangen werden kann.