Titel: | Amerikanische Dampfschneeschaufel. |
Fundstelle: | Band 257, Jahrgang 1885, S. 309 |
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Amerikanische Dampfschneeschaufel.
Mit Abbildung.
Amerikanische Dampfschneeschaufel.
Nach dem Scientific American, 1885 Bd. 52 S. 323 wurde
die von der Cook Locomotive and Machine Company in
Paterson, N. J., gebaute Dampfschneeschaufel auf den Geleisen der Buffalo Creek
Eisenbahn einer Probe unterzogen, welche von den groſsartigen Leistungen dieser
Maschine ein günstiges Zeugniſs ablegte. Das zum Versuche gewählte, unweit des
Eriesee-Ufers hinführende Bahngeleise war mit 0,6 bis 1m,8 tiefem, festem und mit Sand gemischtem Schnee bedeckt, welcher durch
das Schaufelrad bei 200 Umdrehungen in der Minute und einem Höhenwinkel von 50° in
einem 22m hohen Bogen auf eine wagerechte
Entfernung von ungefähr 75m seitwärts geschleudert
wurde. Bei einer Geschwindigkeit von 210 Umdrehungen steigerte sich die Wurfweite
sogar bis zu 80m.
Die nach einer Momentphotographie ausgeführte perspektivische Ansicht gibt ein
anschauliches Bild von dieser mächtigen Maschine während ihrer Arbeit. Die Maschine
hat zwei Dampfcylinder von 432mm Durchmesser mit
570mm Hub, welche die beiden Hauptorgane, das
Messerrad und das unmittelbar dahinter befindliche Schaufelrad, treiben. Der 1m,27 im Durchmesser haltende Kessel ist eine Art
Locomotivkessel, besitzt eine 1m,75 lange, 0m,86 breite und 1m,68 tiefe Feuerbüchse und 165 Siederohren von 51mm Durchmesser und 3m,40 Länge. Die Gesammtheizfläche beträgt 95qm,68. Kessel und Maschine sind an einem soliden Nahmen befestigt, dessen
Vorderende Bodenplatte und Lager für die Schaufel- und Messerrad welle trägt. An der
Vorderseite der Maschine ist die 2m,68 im
Durchmesser haltende Messerscheibe, aus 8 stählernen Sectören bestehend, gelagert;
dieselbe besitzt vier unter einem Winkel von 30° gegen ihre Ebene gestellte radiale
Stahlmesser – 1m,02 lang, 0m,60 breit und 12mm dick – und hinter diesen vier radiale Oeffnungen von gleicher Länge. An ihrem
Umfange ist die Scheibe mit einem in Kreisform umgebogenen Winkeleisen und auſserdem
zwischen den Messern mit 4 Stahlspeichen fest vernietet. Um die Schneemassen von
rechts nach links, oder umgekehrt, zerschneiden zu können, je nachdem sie auf die
eine oder die andere Seite des Geleises geworfen werden sollen, lassen sich die
Messer mittels eines sinnreichen Schaltmechanismus von Winkelrädern und
Kuppelungsklauen gleichzeitig aus ihrer festen Stellung lösen und um Längsachsen
drehen, welche, 150mm von der Scheibe abstehend,
am Umfange und in der Nabe der letzteren ihre Lager haben. Bei erfolgender Umdrehung
durchschneiden die Messer den Schnee und drängen denselben vermöge ihrer
Schrägstellung durch die erwähnten Oeffnungen in die unmittelbar dahinter
befindliche 1m,85 lange eiserne Trommel, welche,
von gleichem Durchmesser wie das Messerrad, mit dem Hauptmaschinengestelle fest
genug verbunden ist, um alle Stöſse und Erschütterungen, welche bei tiefen
Schneewehen vorkommen mögen, auszuhalten. In der Trommel dreht sich das eigentliche
Schaufel- oder Wurfrad und zwar in einer dem Messerrade, dessen massive Achse in der
hohlen Welle des ersteren läuft, entgegengesetzten Richtung. Die Uebertragung der
Bewegung auf beide Räder wird dadurch bewerkstelligt, daſs sowohl an die hohle
Schaufelrad welle, als auch an die aus ihr hervortretende massive Messerradwelle ein
Winkelrad von 33 Zähnen festgekeilt ist und ein drittes Winkelrad von 40 Zähnen,
welches von der Dampfmaschine seinen Antrieb erhält, auf entgegengesetzten Seiten in
beide greift. Die Umdrehungsgeschwindigkeit des Messer- und Schaufelrades verhält
sich demnach zu derjenigen der Antriebswelle wie 200 : 165.
Textabbildung Bd. 257, S. 310
In einiger Entfernung unterhalb des höchsten Punktes der Trommel geht ihr
cylindrischer Mantel in zwei tangentiale Platten über, deren verlängerte Richtungen
in der senkrechten Mittellinie sich schneiden, während in der Wirklichkeit beide
Platten sich nur so weit erstrecken, daſs sie eine 1m,07
weite wagerechte Oeffnung zwischen sich lassen. In dem Durchschnitte jener
Richtungen ist die wagerechte Schwingungsachse einer starken Eisenplatte gelagert,
welche mittels eines auf derselben festgekeilten Kettenrades an die eine oder die
andere Seite der Oeffnung gelegt werden kann, je nachdem der Schnee auf die rechte
oder die linke Seite des Geleises geschleudert werden soll. Eine Vorrichtung zur
Hebung und Senkung des Lagers gestattet die Aenderung des Höhenwinkels, unter
welchem der Schnee aus der Maschine geworfen wird. Zur Beseitigung des zwischen den
Schienen etwa sich bildenden Eises dient ein vor dem Messerrade befestigter
Eisbrecher, bestehend aus zwei starken, meiſselähnlichen Stahlstücken, welche
zwischen den Geleisen ungefähr 50mm unterhalb der
Oberfläche der letzteren angeordnet sind und erforderlichen Falles in die Höhe
gehoben werden können. Auſserdem ist hinter den Hinterrädern noch ein Streicheisen
befestigt, welches schlieſslich den von dem Schaufelrade nicht fortgenommenen,
zwischen den Schienen zurückgebliebenen Schnee beseitigt.