Titel: | Ueber die elektrischen Accumulatoren; von Prof. Dr. Stefan Schenek und Prof. Stefan Farbaky. |
Autor: | Stefan Schenek , Stefan Farbaky |
Fundstelle: | Band 257, Jahrgang 1885, S. 357 |
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Ueber die elektrischen Accumulatoren; von Prof.
Dr. Stefan Schenek und Prof. Stefan Farbaky.
Schenek und Farbaky, über die elektrischen
Accumulatoren.
Zur Beleuchtung der Hör- und Zeichensäle der Berg- und
Forstakademie zu Schemnitz in Ungarn wurde das elektrische Glühlicht im J.
1883 versuchsweise verwendet, wobei den elektrischen Strom eine entsprechende Bunsen'sche Batterie lieferte. Die allbekannten
Vortheile dieser Beleuchtungsweise reiften in uns den Entschluſs, das elektrische
Glühlicht im ganzen akademischen Gebäude einzuführen. Die Frage aber, ob die
Glühlampen mit Dynamomaschinen unmittelbar oder mit Accumulatoren gespeist werden
sollen, wurde bald zu Gunsten der letzteren entschieden.
Die völlig gleichförmige, nicht im Mindesten wechselnde, jedoch regulirbare
Lichtstärke, die Möglichkeit der augenblicklichen und vollkommen Scheren
Instandsetzung der Beleuchtung, der Umstand, daſs bei der Verwendung der
Accumulatoren eine oder alle Lampen auf einmal ohne Nachtheil benutzt werden können,
ferner das bequeme Laden der Accumulatoren bei jeder Tageszeit, die Möglichkeit der
Umwandelung von nochgespannten dynamischen Strömen in beliebige Quantitätsströme zur
Entladung u.s.w. führten uns zu dem Entschlusse, die Beleuchtung nur mittels Accumulatoren einzuführen.
Der hohe Anschaffungspreis derselben einerseits und die Unsicherheit bei den Angaben
über die Leistungsfähigkeit andererseits machten es wünschenswerth, daſs wir
kräftige und andauernd wirkende, auch faltbare Accumulatoren in den akademischen
Laboratorien in eigener Regie anfertigen. Die Literatur lieferte in dieser Richtung
so wenig Anhaltspunkte, daſs wir gezwungen waren, unsere Studien von Grund aus zu
beginnen. Nach Ablauf eines Jahres verfügten wir schon über 90 Stück Accumulatoren,
mit welchen ein Theil der akademischen Räume mit dem besten Erfolge beleuchtet wird;
30 Stück arbeiten seit 6 Monaten im Universitätslaboratorium zu Budapest und 30
Stück bei der Landesausstellung daselbst.Eine kurze Beschreibung unserer Accumulatoren folgt im Verlaufe dieser
Abhandlung.
Unsere Studien in dieser Richtung führten uns zu so überraschenden Praktischen
Ergebnissen, daſs wir es als ein Versäumniſs ansehen würden, wenn wir unsere
Errungenschaften einem weiteren Kreise vorenthielten.
Die Wirkungsweise der Schwefelsäure beim Laden und Entladen
der Accumulatoren.
Bei dem Entladen der Accumulatoren wurde schon öfters beobachtet, daſs der
Säuregehalt aufs Mindeste herabsinkt, gleichzeitig aber auch der Accumulator zu wirken
aufhört. Wird im Accumulator sodann die neutralisirte Säure mit frischer
10procentiger Schwefelsäure ersetzt, so beginnt derselbe neuerdings zu wirken und
man kann dem Accumulator noch namhafte Mengen an Energie entnehmen. Beim Laden des
Accumulators bemerkt man das Gegentheil; es wird allmählich der Procentgehalt an
Säure immer gröſser und gröſser und erreicht derselbe seinen Höchstwerth, wenn der
Accumulator vollkommen geladen ist.
Es ist demnach Thatsache, daſs beim Laden der Accumulatoren, d.h. beim Aufspeichern
von elektrischer Energie, Säure frei gemacht und andererseits beim Entladen, also
bei der Abgabe an Energie, Säure wieder gebunden wird, oder mit anderen Worten: es
werden beim Laden die Sulfate des Accumulators zersetzt, wobei Schwefelsäure frei
gemacht, und beim Entladen die Sulfate neuerdings gebildet, wo die Schwefelsäure
wieder gebunden wird. Das Verhältniſs aber, in welchem die aufgespeicherte Energie
zur frei gemachten Säurenmenge einerseits und die abgegebene Energie zur gebundenen
Säurenmenge andererseits steht, war bisher unbekannt.
Um nun diese Frage zu lösen, wählten wir einen Accumulator unseres
Systemes, welcher schon vor 3 Monaten formirt und seit dieser Zeit jeden Tag geladen
und Abends zur Beleuchtung verwendet wurde. Der Behälter für die Accumulatorplatten
bestellt hierbei aus einem mit Blei gefütterten Kistchen, 295mm lang, 200mm
tief und 115mm weit, dessen Inhalt demnach 6l,785 beträgt. Das Skelett der Platten besteht aus
gegossenen, vergitterten Bleirahmen, von welchen 4 als positive und 3 als negative
Platten wirken; ihr Gesammtgewicht beträgt im ungefüllten Zustande 6k,76, rund 7k. –
Zur Füllung der positiven Platten verwenden wir ein Gemisch aus Mennige und
Bleiglätte zu gleichen Theilen und zu den negativen Platten reine Bleiglätte. Beide
Füllmassen werden dem Gitterrahmen derartig einverleibt, daſs durch geeignete
Volumenvergröſserung und dadurch zu Stande gebrachte gröſsere Porosität der
wirksamen Säure der Zutritt und Austritt, mithin die Diffusion bei verschiedenen
specifischen Gewichten, möglichst erleichtert wird. Auch ist dafür Sorge getragen,
daſs die weniger gut leitende positive Masse besser leitend gemacht wird. Diese
Platten werden nun vollkommen isolirt im Bleikästchen unverrückbar eingepaſst, die 4
positiven Platten für sich und die 3 negativen ebenso mit einem 8mm dicken Bleistabe vereinigt. Das Volumen der
gefüllten 7 Platten beträgt 2l,82; das Gewicht
derselben ist 14k,74, rund 15k. Das Volumen der verdünnten Säure beträgt 2,8
bis 3l.
Im vollkommen formirten und geladenen Zustande konnte man diesem
Accumulator mit constanten 5 Ampère Strom 232 Stunden-Ampère oder – für je 1
Stunden-Ampère = 720mk gerechnet – eine
Arbeitsleistung von 167000mk entnehmen, d. s. für
je 1k Plattengewicht 11130mk.
Mit diesem Accumulator haben wir unsere Versuche begonnen und
wurde zu diesem Zwecke derselbe zuerst möglichst entladen, dann mit einem Saugheber
daraus die Säure möglichst vollkommen entleert und zwar dadurch, daſs wir dem
Accumulator nach jener Ecke hin, wo sich die Einfluſsmündung des Saughebers befand,
eine geneigte Stellung gaben. In 10cc der gut
durchgemischten Säure wurde der Gehalt an Hydrosulfat in Gramm bestimmt, das Gewicht
der verdünnten Säure abgewogen und notirt, wobei die zur Analyse entnommenen 10cc Säure mit einer gleichwerthigen ersetzt und
sodann in den Accumulator zurückgegossen wurden.
Als Ladungsstrom benutzten wir 4 Bunsen'sche Elemente gröſster Sorte in der Art, daſs wir in der ersten
Versuchsreihe beim 1., 2. und 3. Versuche die Elemente nach einander schalteten,
beim 4. und 5. Versuche die Elemente zu 2 + 2 und beim 6. Versuche wie im Anfange schalteten. Zum
Messen der Stromstärke benutzten wir ein Siemens'sches
Torsionsgalvanometer.
Jeder Versuch dauerte 3 Stunden; nach Ablauf dieser Zeit wurde der
Accumulator jedesmal entleert, die Säuremenge gewogen, dann sehr gut durchgemischt
und in 10cc der Gehalt an Schwefelsäure in Gramm
nach dem Titrirverfahren wieder bestimmt. Nach Beendigung dieser Arbeit wurde die
Säure in den Accumulator zurückgegossen, das Laden mit obiger Batterie so lange (18
Stunden hindurch) fortgesetzt, bis nicht eine stürmische Gasentwickelung eintrat und
wir annehmen konnten, daſs der Accumulator vollkommen geladen sei.
Die erste Versuchsreihe ergab folgende Zahlen:
I a) Die Ladung des Accumulators.
Versuchszahl
ZeitdauerStunden
Ampère imDurchschnitte
Stunden-Ampère
Säuergehaltg in 100cc
Gewicht derverdünntenSäure g
Gehalt anH2SO4 in g
FreigemachteH2SO4 g
Gasentwicke-lung
0
0
Beginn8,24
Beginn2960
231,7
0
1
3 zu4 Elem.
26,88
80,64
13,62
3029
379,8
148,1
2
3 zu4 Elem.
29,00
87,00
19,69
3114
546,0
166,2
3
3 zu4 Elem.
26,90
80,48
25,38
3190
700,0
154,0
4
3 zu 2 + 2Elem.
16,20
48,60
29,34
3225
802,2
102,2
Schwach
5
3 zu 2 + 2Elem.
20,73
62,19
31,85
3258
873,3
71,1
Bedeutend
6
3 zu4 Elem.
25,63
76,78
32,53
3233
878,1
4,8
Stürmisch
Mittel
Summe
Zunahme
Gesammt-zunahme
Gesammt-zunahme
–
24,22
435,79
24,29g
273g
–
646,4
Hieraus ist zu entnehmen:
Beim Beginnedes Ladens
Am Endedes Ladens
Gewichts-zunahme
Gewicht der verdünnten Säure
2960g
3233g
+ 273g
Gehalt an Hydrosulfat (H2SO4) in 100cc
8,24
32,53
+ 24,29
Gewicht an Hydrosulfat (H2SO4)
231,7
878,1
+ 646,4
Der Ladungsstrom hatte Mittel 24,22 Ampère.
Verwendet wurden zum Laden zusammen 435,79
Stunden-Ampère.
Bis zu Ende des 4. Versuches war die Zunahme an frei gemachter H2SO4 ziemlich
proportional der zum Laden verwendeten Stunden-Ampère; wir finden die Mittelzahl von
1g,82 frei gemachter H2SO4 für
Stunden-Ampère Ladungsstrom. Gegen das Ende des 4. Versuches begann schon eine
schwache, während des 5. Versuches eine lebhaftere und beim 6. Versuche eine
stürmische Gasentwickelung, wobei gegen Ende des letzten Versuches bereits Knallgas
entwickelt wurde. Bei den ätzten zwei Versuchen war die Zunahme des Gehaltes an
freier H2SO4 schon
bedeutend geringer und die Gewichtszunahme für H2SO4 nur mehr 71g,1 und 4g,8.
Die zum Laden verwendete Energie wurde somit bei den letzten zwei Versuchen schon
wenig aufgespeichert, d.h. nicht mehr zum Zerlegen der Sulfate in den Accumulatorplatten,
sondern gröſstentheils zum Zersetzen von Wasser verwendet.
I b) Die Entladung des Accumulators.
Versuchs-zahl
ZeitdauerStunden
AmpèreMittelzahl
Stunden-Ampère
Säuer-gehalt gin 100cc
Gewicht der ver-dünntenSäure g
Gehalt anH2SO4 g
GebundenwurdeH2SO4 g
123
4 3½1522½
028,4825,76 6,15Mittel20,13
0113,92 90,18 92,25Gesammt296,35
Beginn34,1226,3619,7810,93Gebundenwurden23g,19auf 100cc
Beginn3128300128892718Verbrauchtwurden410g
884,4680,6508,6277,8
0203,8172,0230,8Gebundenwurden606g,6
Auf 1 Stunden-Ampère wurdengeb. 2g,04 H2SO4
Vergleicht man das Gewicht der zu Ende des Versuches 1 a frei gemachten
Accumulatorsäure in der 6. Spalte mit dem Gewichte der frei gemachten H2SO4 in der 8.
Spalte, so findet man bei letzterer 373g,4 mehr.
Im ersten Augenblicke wäre man geneigt anzunehmen, daſs die beiden Gewichtszunahmen
einander gleich sein sollten; überlegt man aber den Vorgang im Accumulator, so kommt
man zur Ueberzeugung, daſs die beiden Gewichtszunahmen verschieden sein müssen.
Als Hauptgrund ist die chemische Wirkung anzunehmen. Es wird durch den Ladungsstrom
das Bleisulfat zersetzt und SO4 abgeschieden; dieses
kann für sich allein nicht bestehen und entzieht einem Molekül Wasser 2 Atome
Wasserstoff, um damit H2SO4 zu bilden, und das dabei frei werdende Atom Sauerstoff verbindet sich
mit dem PbO der positiven Accumulatorplatten, um damit die hochoxydirte
Bleiverbindung zu liefern. Für jedes Molekül frei gewordener H2SO4 muſs demnach 1
Atom Sauerstoff als Abgang in Rechnung gebracht werden. Es ist nicht
unwahrscheinlich, daſs das auf elektrischem Wege zu Stande gekommene Bleihyperoxyd
auſserdem noch 1 Mol. Wasser als Hydratwasser bindetUntersuchungen in dieser Richtung sind im Gange und wir werden seiner Zeit
über das Ergebniſs Bericht erstatten. womit dann auch der Abgang
ganz genügend erklärt wäre. Auch war bei dieser ersten Versuchsreihe die Säure vor
Verdunstung nicht gehörig geschützt worden; der Versuch dauerte gegen 48 Stunden
hindurch, wobei namentlich gegen das Ende des Versuches unter stürmischer
Gasentwickelung und Erwärmung namhafte Mengen Wasserdampf mitgerissen wurden.
Bei der zweiten Versuchsreihe Ib, also beim Entladen, machte man dieselbe
Beobachtung, aber im entgegengesetzten Sinne. In diesem Falle wird der Sauerstoff
vom Hyperoxyd abgetrennt, welcher sodann mit dem frei gewordenen Wasserstoffe der
H2SO4 sich
verbindend Wasser bildet, auſserdem noch möglicher Weise das abgetrennte
Hydratwasser auch frei gemacht wird.
Vergleicht man ferner den Gehalt an H2SO4 in 100cc zu Ende
des ersten Versuches mit dem zu Anfange der zweiten Versuchsreihe, so findet man
1g,59 mehr. Vergleicht man aber auch das
Gewicht der Accumulatorsäure in beiden Fällen, so findet man bei der ersten
Versuchsreihe 3233g und bei der zweiten
Versuchsreihe 3128g. Es entspricht dies einem
Unterschiede von – 105g, wodurch sich auch der
obige Ueberschuſs von 1g,59 H2SO4 theilweise
erklären läſst.
Nach beendeter Ladung wurde noch Abends die letzte Analyse des Säuregehaltes und die
Bestimmung des Gewichtes der Säure vorgenommen. Dann ruhte der Accumulator bis zum
nächsten Morgen, wobei die schon erwähnten 105g
Wasser verdunsteten. Diesem 105g verdunsteten
Wasser würde aber eine Zunahme von nur 1g,05 auf
100cc H2SO4 entsprechen; in Wirklichkeit aber hatte eine
Zunahme von 1g,59 auf 100cc stattgefunden, somit der Gehalt an Säure auſser
der soeben angeführten Ursache noch um 0g,54 auf
100cc zugenommen. Diese Erscheinung wurde auch
später noch öfters wahrgenommen, als man mit luftdicht verschlossenen und
abgekühlten Accumulatoren weitere Beobachtungen machte, und läſst sich
folgendermaſsen erklären:
Wird ein Accumulator geladen, so wird die elektrochemische Wirkung in der Füllmasse
der Platten und jedenfalls zuerst bei jenem Theile der Säure stattfinden, welche in
den Poren dieser Füllmassen aufgesaugt ist. Das Volumen der Säure, welches die 7
Platten aufsaugen, beträgt 597cc. Beim Laden wird
H2SO4 frei
gemacht; die in den Poren der Platten Aufgesaugte Säure wird concentrirter, demnach
auch dichter, die auſserhalb der Platten befindliche Säure mit ihrer geringeren
Dichte wird in die Poren der Füllmasse hinein und die dichtere Säure aus den Platten
heraus diffundiren. Beim constanten Ladungsstrom muſs die Diffusionsgeschwindigkeit
der durch die elektrochemische Wirkung frei gemachten H2SO4 proportional sein.
Wird nun der Ladungsstrom unterbrochen und gleich darauf die Säure aus dem
Accumulator entleert, so muſs die in den Platten zurückbleibende Säure von gröſserer
Dichte sein als die entleerte. Wird daher der Hydrosulfatgehalt der entleerten Säure
bestimmt, diese sodann in den Accumulator zurückgegossen, über Nacht der Ruhe
überlassen und anderen Tages der Gehalt an H2SO4 neuerdings bestimmt, so findet man Unterschiede
von ± 0,5 bis 0g,7 auf 100cc, je nachdem man den Accumulator geladen oder
entladen hat, da in letzterem Falle derselbe Umstand zur Geltung kommt, natürlich im
entgegengesetzten Sinne.
Es ist eine bekannte Thatsache, daſs die Accumulatoren beim Entladen, besonders aber
dann, wenn sie unmittelbar nach der Ladung entladen werden, im Anfange einige
Minuten hindurch eine gröſsere Potentialdifferenz geben als später und zwar ein Mehr
von 0,1 bis 0,2 Volt; sollte die oben gegebene Erklärung in diesem Falle nicht auch
hier angewendet werden können? Ja selbst das sogen. Erholen eines Accumulators nach einer
Ruhepause könnte – wenigstens theilweise – eine Erklärung in Obigem finden.
Im Verlaufe der Versuchsreihen 1 a und 1 b erkannten wir einige Fehlerquellen und
fanden uns deshalb veranlaſst, einen Versuchsaccumulator zu construiren, bei welchem
die beim Laden des Accumulators entweichenden Gase aufgefangen, gemessen und
analysirt werden konnten, um das Entweichen von Wasserdämpfen möglichst zu
verhindern, die Erwärmung des Accumulators vermieden und dafür gesorgt wurde, daſs
der Accumulator bei dem öfteren Entleeren jedesmal unter gleichen Verhältnissen sich
befand.
Da in der Versuchsreihe Ia beim Laden die freie H2SO4 von 8g,24 auf 32g,53
bezieh. auf 34g,12 in 100cc gestiegen ist, so erhöhten wir den Fassungsraum
– durch Vergröſserung des Kistchens – für die Accumulatorsäure von 3 auf 5l. Dieselben Accumulatorplatten wurden wohl
isolirt in das nun gröſsere Bleikistchen untergebracht, in einer Ecke am Boden des
Bleikistchens wurde ein 20mm tiefes und 15mm weites Bleinäpfchen eingelöthet, zur Aufnahme
des Saughebers, welcher bis auf den Boden des Näpfchens reichend unverrückbar
eingeklemmt wurde. Der Accumulator wurde mit einer 2mm dicken Bleiplatte zugedeckt und vollkommen luftdicht verlöthet. In
diesem Deckel befanden sich sieben 20mm lange
Bleiröhren eingelöthet, durch welche hindurch die Leitungsstangen von den Platten
mit Kautschukpfropfen vollkommen luftdicht hindurchgeführt wurden, ferner ein
Bleicylinder von 8cm Durchmesser, zum Einfüllen
der Saure, welcher durch einen Kautschukpfropfen mit Gasableitungsröhre verschlossen
wurde. In ein 20mm langes und 15mm weites Bleirohr, genau über dem am Boden
befindlichen Näpfchen, wurde der Saugheber mit einem Kautschukpfropfen eingesetzt
und endlich noch ein Bleirohr, durch welches ein Thermometer luftdicht eingesteckt
wurde. Das Bleikistchen erhielt eine Umhüllung aus 2mm dickem, mehrfach durchlöchertem Zinkblech. Dieser Accumulator wurde nun
in ein mit Blei ausgefüttertes Holzkistchen lose eingestellt und aus einer
Wasserleitung mit stetigem Zu- und Abflüsse eine möglichst gleichförmige Temperatur
von 12 bis 13° im Inneren des Accumulators erhalten. Wir nennen diesen so
eingerichteten Accumulator unseren Normalaccumulator.
Zum Laden des Normalaccumulators verwendeten wir von nun an, um
einen gleichförmigen Strom zu erhalten, ein System von vorräthigen geladenen
Accumulatoren derart, daſs wir 10 und 10 Accumulatoren in zwei Reihen, auf Quantität
mit 4 Volt Potentialdifferenz schalteten.
Die entwickelten Gase wurden in groſsen getheilten Cylindern
aufgefangen, Temperatur und Barometerstand notirt, nachher der Analyse unterworfen.
Die übrigen Arbeiten, nämlich das Entleeren der Säure, die Bestimmung des Gehaltes
an freier H2SO4, die
Bestimmung des Gewichtes der Säure wurden wie früher ausgeführt; nur wurde von nun
an dafür gesorgt, daſs die Säure nicht zu rasch, sondern allmählich und jedesmal
gleichförmig in 20 Minuten abflieſsen konnte; der Boden des Accumulators erhielt
auch diesmal eine Neigung nach jener Ecke hin, wo sich das Bleinäpfchen mit der
Einmündung des Saughebers befand.
Aus der Versuchsreihe IIa ist zu entnehmen, daſs bei constantem Ladungsstrome der
Gehalt an frei gemachten H2SO4 bis zum 5. Versuch., zu Ende der 10.
Ladungsstunde, stets zugenommen hat. Die proportionale Zunahme war am höchsten,
sobald die Gasentwickelung begonnen hatte. Von diesem Zeitpunkte an war die Zunahme
des Hydrosulfates an Gehalt im verkehrten Verhältnisse mit dem Volumen des
entwickelten Gases. Die procentische Zusammensetzung des entwickelten Gases beweist,
daſs ein Theil des Sauerstoffes aus dem zerlegten Wasser als
II a) Das Laden des Normalaccumulators mit constantem Strom von
20 Ampère (bei 12 bis 13°) und Auffangen der entwickelten Gase.
Versuchszahl
ZeitdauerStunden
Ampère
Stunden-Ampère
Säuergehaltg in 100cc
Gewicht derSäure g
Gehalt anH2SO4 g
FreigemachteH2SO4 g
Gasentwicke-lung cc bei15° u. 705mmBarometer-stand
Beginn
Beginn
Beginn
0
0
6,8
4501,5
293,3
0
0
1
2
20,15
40,3
8,38
4558,8
362,8
69,5
0
2
2
20,15
40,3
10,45
4619
452,6
89,8
0
3
2
20,15
40,3
12,65
4680,7
548,2
95,6
0
4
2
20,15
40,3
14,80
4749
642,8
94,6
0
5
2
20,15
40,3
17,10
4819
744,2
101,4
Erste Blasen
(Pause 15)
0
0
17,60
4829
765,4
21,2 58,2
0
6 7
1 1
20,0
40,0
18,8
4896
823,6
79,4
Wenige Gasblas183
8 9
1 1
20,0
40,0
20,5
4948
899,3
75,7
4522414
1011
1 1
20,0
40,0
21,6
4990
950,2
50,9
43376545
Summe
Summe
In Summefrei gemacht
Gewichts-zunahme
Gesammt-zunahme
Gesammt-Gas-menge
16
321,5
14g,8in 100
cc
497g,5
656,9
13931
Analyse der beim Laden erhaltenen Gase.
Versuchszahl
ZeitdauerStunden
Ampère
Gasentwicke-lung cc
Zusammensetz.des Gases %
Wasserstoff
Stund.-Amp.entspr.Wasserstoff-gewicht36mg H =1 St.-Amp.
CO2
O
H
Volumen
Auf Nor-malvol.reducirt
Gewichtmg
6
1
20
Einige Gasblasen reiner Wasserstoff
7
1
20
183
3,1
13,3
83,6
154
134,5
12,06
0,33
8
1
20
452
3,2
13,4
83,4
377
331,5
29,7
0,83
9
1
20
2414
3,7
15,1
81,2
1960
1723
154,6
4,29
10
1
20
4337
3,7
15,6
80,7
3500
3078
276
7,66
11
1
20
6545
3,8
16,4
79,8
5223
4592
408,7
11,37
Summe
13931
11214
9859
881,06
24,48
solcher frei gemacht wird, ein kleiner Theil zur Oxydation der
organischen Substanz der Isolirmasse und jedenfalls ein namhafter Theil zur
Oxydation des Bleies der positiven Bleirahmen verwendet wird.
Das entwickelte Wasserstoffvolumen bis zur beendeten Ladung war zusammen 11214cc bei 15° und 705mm Barometerstand. Reducirt auf das Normalvolumen bei 0° und 760mm macht dies 9859cc oder 0g,881 Wasserstoff. Rechnet man
0g,036 Wasserstoff gleich 1 Stunden-Ampère
Strom, so entspricht das beim Laden entwickelte Wasserstoffvolumen 24,48
Stunden-Ampère Strom. Zum Laden des Normalaccumulators Wurden im Ganzen verwendet
321,5 Stunden-Ampère; aufgespeichert Wurden demnach an Energie 321,5 – 24,48 = 297
Stunden-Ampère.
Aus dem Gewichte der beim Laden des Accumulators frei gemachten H2SO4 = 656g,9 und aus der zum Laden des Accumulators
wirklich verwendeten Stunden-Ampère = 297 berechnet sich: 656,9 : 297 = 2,21 als die
Verhältniſszahl von H2SO4 in Gramm ausgedrückt, welche beim Laden
eines Accumulators durch die Stromstärke 1 Stunden-Ampère frei gemacht wird.
II b) Das Entladen des Normalaccumulators anfänglich mit
constanten 10 und gegen das Ende mit wechselnden Ampère.
Versuchs-zahl
ZeitdauerStunden
Ampère
Stunden-Ampère
Säure-gehalt gin 100cc
Gewichtder Säureg
Gehalt anH2SO4 g
Gewichtd. gebund.H2SO4
g
Anmerkung
Beginn
Beginn
0
0
21,6
4990
950,2
0
1
13
10
130
16,2
4792
704,5
245,7
2
6
10
60
12,75
4687
552,9
151,6
Pause von 15 Stunden
11,55
4645
499,8
53,1
3
4
5,06
20,24
–
–
–
–
4
unbestimmt
mit Kupfer-Voltameter
27,30
9,1
4645
399,4
100,4
1g,143 im
Voltametergefälltes Kupfer= 1 St.-Amp.
Im Ganzen wurden entladen 237,54 Stunden-Ampère, gebunden 550g,8 H2SO4. Daraus berechnet sich: 550,8 : 237,54 = 2,32 als
die Verhältniſszahl von H2SO4 in Gramm ausgedrückt, welche beim Entladen eines Accumulators für die Stromstärke = 1
Stunden-Ampère gebunden wird.
Der Normalaccumulator ist bei diesem Versuche völlig entladen worden. Die Ergebnisse,
welche wir beim Laden und Entladen des Normalaccumulators in der letzten
Versuchsreihe erhielten, liefern den Beweis, daſs beim Laden des Accumulators für je
1 Stunden-Ampère Ladungsstrom 2g,21 H2SO4 frei gemacht
und beim Entladen für je 1 Stunden-Ampère Entladungsstrom 2g,32 H2SO4 gebunden werden. Die Wirkung der H2SO4 bei den
Accumulatoren ist demnach ziffermäſsig klar gestellt; sie wird durch die reducirend
wirkende Arbeitsleistung eines elektrischen Stromes beim Laden eines Accumulators
aus den Bleiverbindungen frei gemacht, wodurch chemische bezieh. elektrische Energie
aufgespeichert wird; sie ist es, welche beim Entladen des Accumulators vom
schwammigen Blei gebunden wird, wobei die Verbindungswärme in elektrische Energie
umgesetzt wird. Gleichzeitig dient sie auch als Leiter des elektrischen Stromes.
Die nächste Versuchsreihe wurde durchgeführt, um zu ermitteln: wie viel Procent des
Ladungsstromes, ausgedrückt in Stunden-Ampère, beim Entladen vom Accumulator
zurückgegeben werden.
III a) Das Laden des Normalaccumulators bei 12 bis 13° mit
constanten 15,16 Ampère ohne Gasentwickelung.
(Der Accumulator war von dem früheren Versuche nahezu völlig
entladen.)
Versuchs-zahl
ZeitdauerStunden
Ampère
Stunden-Ampère
Säure-gehalt gin 100cc
Gewichtder Säureg
Gehalt anH2SO4 g
FreigemachteH2SO4 g
Beginn
Beginn
Beginn
Beginn
0
0
9,1
4656
404,4
0
1a
14
15,16
212,24
20,5
4936
897,2
496,8
III b) Das Entladen des Normalaccumulators mit constanten 10
Ampère.
Versuchs-zahl
ZeitdauerStunden
Ampère
Stunden-Ampère
Säure-gehalt gin 100cc
Gewichtder Säureg
Gehalt anH2SO4 g
Frei gemachteH2SO4 g
Beginn
Beginn
Beginn
Beginn
0
0
20,5
4936
897,2
0
1b
17½
10
175
11,3
4643
489,5
407,7
Beim Laden wurden somit verwendet 212,24 Stunden-Ampère
und frei gemacht 496g,8 H2SO4; daraus folgt
496,8 : 212,24 = 2g,34 H2SO4.
Beim Entladen wurden erhalten 175 Stunden-Ampère, dagegen
gebunden 407g,7 H2SO4; daraus folgt 407,7 : 175 = 2g,33. Es besteht somit die Proportion: 212,24 :
175 = 100 : x und daraus x
= 82,4 Proc.
Bei diesen Versuchen erhielten wir demnach von dem zum Laden des Accumulators
verwendeten Ladungsstrome nur 82,4 Proc. als Entladungsstrom zurück. Dieses
Ergebniſs hatte unseren Erwartungen nicht entsprochen und die Ursache dieses
bedeutenden Abganges an Energie liegt in dem Umstände, daſs wir am Ende der zweiten
Versuchsreihe den Normalaccumulator nahezu ganz entladen haben. In jener
Versuchsreihe IIb wurden dem Accumulator mit constanten 10 Ampère zuerst 19 Stunden
hindurch 190 Stunden-Ampère an Strom entnommen; dann folgte eine Ruhepause von 15
Stunden. Nach Ablauf dieser Zeit wurde der Accumulator mit 5 Ampère 4 Stunden lang
und zuletzt mit Ampère Stärke noch 13 Stunden hindurch entladen. Der Ladungsstrom in
der dritten Versuchsreihe IIIa muſste daher im Anfange diese beutende Entnahme an
Energie – welche bei der praktischen Verwendung von Accumulatoren kaum je vorkommen
dürfte – zuerst wieder ersetzen und dann erst die zum nachherigen Entladen mit
constanten 10 Ampère nöthige Energie aufspeichern. Aus diesem Grunde wurde dieser
Versuch später noch einmal wiederholt, wobei der obenerwähnte störende Einfluſs
möglichst vermieden wurde. (Vgl. die fünfte Versuchsreihe.)
Die nächste vierte Versuchsreihe mit wechselnder Stärke des Ladungsstromes von 5 bis
30 Ampère wurde durchgeführt, um zu ermitteln: welche Stärke des Ladungsstromes für
die Gewichtseinheit der Accumulatorplatten = 1k die zweckmäſsigste ist, um einerseits an der
Ladungszeit möglichst wenig zu verlieren und andererseits um von der Energie des
Ladungsstromes am wenigsten einzubüſsen.
IV a) Das Laden des Normalaccumulators mit wechselnder Stärke bei
12 bis 13° und Auffangen der entwickelten Gase.
Versuchs-zahl
ZeitdauerStunden
Ampère
Stunden-Ampère
Säure-gehalt gin 100cc
Gewichtder Säureg
Gehalt anH2SO4 g
Frei gemachteH2SO4 g
Gasentwicke-lung cc bei15° u. 705mm
StündlichesVolumen desGases cc
Anmerkung
Beginn
Beginn
Beginn
Beginn
Beginn
0
0
11,3
4643
489,5
0
0
0
1
11
15,16
166,76
–
–
–
0
0
2
4¾
8,0
38
22,1
4920
956,1
466,6
0
0
Erste Blasen
3
4
8,0
32
–
–
–
–
3703
926
4
1
8,0
8
–
–
–
–
1418
1418
5
1¼
80
10
–
–
–
–
1780
1424
6
12
5,0
60
–
–
–
–
17868
1488
Mittelwerth
7
1
10
10
–
–
–
–
5024
5024
8
1
15
15
–
–
–
–
8307
8307
9
½
20
10
–
–
–
–
5955
11910
10
½
25
12,5
–
–
–
–
7569
15138
11
½
30
15
25,9
4924,5
1100
143,9
9592
19184
Ver-mehrg.
+
Summe
Summe
37½
377,26
14,6
281,5
610,5
IV b) Analyse der beim Laden erhaltenen Gase.
Versuchszahl
ZeitdauerStunden
Ampère
Gasvolumencc
Zusammensetzg.des Gases %
Wasserstoff
Stund.-Amp.entspr.Wasserstoff-gewicht
Verlust anLadungs-strom
Proc.
CO2
O
H
Vol.
Red.Vol.
Ge-wichtmg
3
4
8
3703
3,3
3,1
93,6
3462
3012
269,8
7,49
23,4
4
1
8
1418
4,9
4,2
91,9
1289
1101
100,5
2,79
34,6
5
1¼
8
1780
4,8
6,1
89,1
1586
1379
123,6
3,43
34,3
6
12
5
17868
5,2
7,6
87,2
15581
13560
1214,6
33,72
56,2
7
1
10
5024
6,0
16,0
78
3919
3408
305,4
8,48
84,8
8
1
15
8307
4,8
20,4
74,8
6214
5406
484,3
13,45
89,6
9
½
20
5955
4,4
22,6
73
4347,5
3780
338
9,39
93,9
10
½
25
7569
4,0
24,2
71,8
5434,4
4728
423,6
11,75
94,0
11
½
30
9592
3,6
25
71,4
6848
5957
533,8
14,81
98,7
Summe
105,31
Diese vierte Versuchsreihe zeigt, daſs im Anfange 11 Stunden hindurch der
Ladungsstrom mit 15 Ampère gleich 1 Ampère für 1k
Accumulatorenplatten ohne Gasentwickelung vollkommen aufgespeichert, auch in den
darauf folgenden 4¾ Stunden mit 8 Ampère oder beiläufig 0,5 Ampère für 1k Platten der Ladungsstrom ohne Gasentwickelung
immer noch aufgenommen wurde und erst gegen das Ende der 16. Ladungsstunde eine
schwache Gasentwickelung begonnen hatte. Aufgespeichert wurden demnach ohne Verlust
im Ganzen 204,76 Stunden-Ampère, d. s. 13,75 Stunden-Ampère für 1k Plattengewicht, Von der 16. bis zur 20.
Ladungsstunde mit 8 Ampère Ladung wurden 3703cc an
Gas entwickelt. Die stündliche Gasentwickelung bei derselben Stromstärke nahm bis
zum Ende der 22. Ladungsstunde stetig zu.
Bei den drei letzten Ladungsversuchen (IV a) wurden 50 Stunden-Ampère Ladungsstrom
verbraucht. Aufgespeichert wurden davon 36,29 Stunden-Ampère und zur Gasentwickelung
verbraucht 13,71 Stunden-Ampère, daher 27,4 Proc. Verlust an Ladungsstrom.
Das Laden des Normalaccumulators hätte hier füglich als beendet betrachtet werden
können; wir begnügten uns aber damit noch nicht und wollten durch fortgesetztes sehr
starkes Laden – bis 30 Ampère entsprechend 2 Ampère für 1k Plattengewicht – nachweisen, wie hoch der
Verlust beim Laden, begleitet durch eine stürmische Gasentwickelung, gesteigert
werden könne.
Es wurde demnach der Accumulator durch weitere 12 Stunden hindurch mit 5 Ampère und
dann noch während 3½ Stunden mit 10, 15, 20, 25 und 30 Ampère geladen. Es wurden
durch 15½ Stunden hindurch dem Accumulator noch 122,5 Stunden-Ampère zugeführt.
Aufgespeichert wurden davon nur mehr 30,9 Stunden-Ampère, zur Gasentwickelung
bezieh. zur Wasserzersetzung aber verbraucht 91,6 Stunden-Ampère, d. s. 74,8 Proc.
Verlust an Ladungsstrom.
IV c) Entladen des Normalaccumulators mit constanten 10,05
Ampère.
(Der Accumulator war möglichst stark geladen.)
Versuchs-zahl
ZeitdauerStunden
Ampère
Stunden-Ampère
Säure-gehalt gin 100cc
Gewichtder Säureg
Gehalt anH2SO4 g
Gewichtder ge-bundenenH2SO4
g
Beginn
Beginn
0
0
25,9
4924,5
1100
0
1
21½
10,05
216
14,4
4674
617
483
Zum Laden des Normalaccumulators bis zur Gasentwickelung
wurden 204,76 Stunden-Ampère verbraucht; frei gemacht wurden 466g,6 H2SO4, d.h. 466,6 : 204,76 = 2g,27 H2SO4 für 1 Stunden-Ampère. Entnommen wurden dem
Accumulator 216 Stunden-Ampère, dabei gebunden 483g H2SO4,
d.h. 483 : 216 = 2g,24 H2SO4 für 1 Stunden-Ampère.
Beim Entladen mit constanten 10 Ampère ist der Gehalt an Schwefelsäure im Accumulator
von 25,9 auf 14g,4 in 100cc herabgesunken und es hätte der Accumulator für
technische Zwecke als hinreichend entladen betrachtet werden können.
Wird die Leitungsfähigkeit einer 10procentigen Schwefelsäure = 1 angenommen, so ist
nach F. Kohlrausch (vgl. Poggendorff's Annalen, 1877 Bd. 159 S. 257) die Leitungsfähigkeit einer
20procentigen = 1,66, einer 30procentigen = 1,88; demnach die Leitungsfähigkeit
einer 30procentigen H2SO4 nahezu doppelt so groſs wie die einer 10procentigen.
Aus diesem Grunde und nachdem wir schon in Früherem unsere Ansicht darüber
ausgesprochen haben, daſs beim Entladen des Accumulators die in den Poren der
Füllmasse der Platten aufgesaugte Säure zuerst gebunden wird, wobei die an Dichte
abnehmende Säure durch die auſserhalb der Platten befindliche dichtere Säure durch
Diffusion ersetzt werden muſs, die Diffusionsgeschwindigkeit aber von dem
Dichtigkeitsunterschied abhängig ist, ersetzten wir nach der ersten Entladungsperiode die 14g,4 in 100cc
enthaltende Säure des Accumulators mit einer solchen, welche 25g in 100cc H2SO4 enthielt, und
lieſsen den Accumulator über Nacht ruhen. Den nächsten Tag wurden dem Accumulator
neuerdings entnommen: durch 5½ Stunden mit 10,05 Ampère 55,27 Stunden-Ampère und
durch 18 Stunden hindurch mit 2,84 Ampère mittlerer Stärke (gemessen mit einem
Kupfer-Voltameter) 51,12 Stunden-Ampère, also im Ganzen noch 106,39 Stunden-Ampère.
In der ersten Entladungsperiode wurden diesem Accumulator demnach entnommen mit
10,05 Ampère 216 Stunden-Ampère, in der zweiten 55,27 und in der dritten Periode mit
2,84 Ampère 51,12, im Ganzen 322,39 Stunden-Ampère, d. s. 322,39 × 720 = 232120mk. Auf 1k
Accumulatorplatten berechnet, macht dies 21,7 Stunden-Ampère oder 15474mk.
Bei dieser Entladungsweise sind dem Normalaccumulator scheinbar mehr Stunden-Ampère
an Energie entnommen worden, als demselben beim letzten Laden mitgetheilt wurden;
die Entladung des Accumulators in der dritten Versuchsreihe (IIIb) beweist aber,
daſs dem Accumulator dort mit constanten 10 Ampère nur 175 Stunden-Ampère entnommen
wurden, mithin der Accumulator von der völligen Entladung noch weit entfernt
war.
In der Erläuterung der dritten Versuchsreihe wurde erwähnt, daſs wir den Versuch
später noch einmal wiederholten und zwar derart, daſs wir den einstweilen neuerdings
geladenen Accumulator zuerst mit einer constanten Stromstärke von 15 Ampère entluden
und zwar so lange, als das Torsionsgalvanometer 15 Ampère anzeigte. In dem
Augenblicke, als der Zeiger des Meſsapparates auf 10 Ampère zurückkehrte, wurde die
Entladung unterbrochen.
V a) Laden des Normalaccumulators mit constanten 15 Ampère bis
zur beginnenden Gasentwickelung.
Versuchs-zahl
ZeitdauerStunden
Ampère
Stunden-Ampère
Säure-gehalt gin 100cc
Gewichtder Säureg
Gehalt anH2SO4 g
Frei gemachteH2SO4 g
Beginn
Beginn
Beginn
Beginn
0
0
23
4503
906,4
0
1
15 u. 52 Min.
15
238
36,2
4742
1409
502,6
Aufgespeicherte Stunden-Ampère = 238, frei gemachte H2SO4 = 502g,6, somit 502,6 : 238 = 2g,11 H2SO4 für 1 Stunden-Ampère.
V b) Das Entladen des Normalaccumulators.
Versuchs-zahl
ZeitdauerStunden
Ampère
Stunden-Ampère
Säure-gehalt gin 100cc
Gewichtder Säureg
Gehalt anH2SO4 g
Gebun-deneH2SO4 g
Beginn
Beginn
Beginn
Beginn
0
0
36,2
4742
1409
0
1
15 u. 6 Min.
15
226,5
23,9
4463
929,2
479,8
Entladen wurden mit constanten 15 Ampère 226,5
Stunden-Ampère, gebunden 479g,8 H2SO4, somit 479,8 :
226,5 = 2g,12 H2SO4 für 1 Stunden-Ampère.
Entladen wurde der Accumulator mit constanten 15 Ampère und zwar so lange, als das
Torsionsgalvanometer 15 Ampère anzeigte; sobald der Zeiger des Meſsapparates auf 10
Ampère zurückkehrte, wurde die Entladung unterbrochen.
Unser mit mäſsiger Stärke (1 Ampère für 1k Platten)
ohne Gasentwickelung geladener Normalaccumulator gibt somit bei der Entladung 95
Procent des Ladungsstromes wieder; denn zum Laden wurden verbraucht 238
Stunden-Ampère und beim Entladen wurden erhalten 226,5 Stunden-Ampère. Es folgt also
238 : 226,5 = 100 : x, woraus x = 95,16. Der Verlust (bei richtig behandeltem Accumulator) an Energie
beträgt demnach nicht mehr wie 5 Proc.
Die Wirkung der H2SO4
ist somit deutlich nachgewiesen und es ergibt sich aus sämmtlichen mit dem
Normalaccumulator durchgeführten Ladungs- und Entladungsversuchen der Mittelwerth
von 2g,23 Hydrosulfat (H2SO4) für 1 Stunden-Ampère Strom, welche
beim Laden frei gemacht, und 2g,25 H2SO4, welche beim
Entladen gebunden werden. Das Mittel aus beiden Zahlen ist = 2,24. Wir nennen diese
Zahl das elektrochemische Aequivalent der H2SO4 für die
Stromstärke von 1 Stunden-Ampère.
Mit dieser Verhältniſszahl 2,24 lassen sich für die Anfertigung, Behandlung und
Anwendung der Accumulatoren praktische Berechnungen anstellen. Bevor wir uns aber
darüber näher aussprechen, müssen wir Einiges über die Leistungsfähigkeit der
Accumulatoren im Allgemeinen führen.
(Schluſs folgt.)