Titel: | Ueber Neuerungen an Kokesöfen. |
Fundstelle: | Band 257, Jahrgang 1885, S. 410 |
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Ueber Neuerungen an Kokesöfen.
(Patentklasse 10. Fortsetzung des Berichtes Bd.
256 S. 545.)
Mit Abbildungen auf Tafel
28.
Ueber Neuerungen an Kokesöfen.
H. Aitken in Falkirk (D. R. P. Nr. 28068 vom 14. Januar
1883) leitet während der Verkokung in den Raum über der Kohle überhitzten
Wasserdampf ein und entnimmt die Destillationsproducte am Boden. Um das Eindringen
von Luft in die Coppée'schen und Appolt'schen Oefen zu vermeiden, läſst Aitken die Luft nicht ansaugen, sondern treibt die zur
Verbrennung erforderliche Luft in die betreffenden Züge ein, so daſs die Oefen unter
Druck arbeiten.
Nach. J. McCulloch in Airdrie und Th. Reid in Glasgow (* D. R. P. Nr. 31158 vom 16. März
1884) ruhen die kreisförmig angeordneten Kokesöfen auf
eisernen Säulen. Die auf den Säulen liegenden eisernen Platten a (Fig. 1 bis 3 Taf. 28) sind mit
Oeffnungen für die Böden der Retorten R versehen. Das
Mauerwerk wird durch eine Ummantelung b
zusammengehalten; eine Verankerung findet durch die Eisenplatten d statt, welche die Retorten bedecken. Jede Retorte ist
mit zwei Oeffnungen c zum Einführen der Kohle, einer
Oeffnung e zum Untersuchen des Inneren der Retorte und
einer Oeffnung zur Anbringung des Rohres f versehen,
welches dazu dient, die flüchtigen Producte in das Hauptrohr g zu leiten. Um die Zuführung von Kohle zu erleichtern, ist ein leichter
Rahmen h oberhalb der Retorten angebracht, mit Schienen
i für die Wagen W und
mit Hängeschienen k für einen mit Rädern versehenen
Trichter, welcher mit zwei Rohrstutzen versehen ist, um die Kohle in die
Retortenöffnungen einzuführen. Das Gas zum Heizen der Retorten wird in das
Mittelrohr l eingeleitet, von wo aus es durch geeignete
Oeffnungen in eine Reihe ringförmiger Verbrennungsräume m gelangt. Die zur Verbrennung erforderliche Luft wird durch die mit
Regulirventilen versehenen Oeffnungen n eingeführt. Von
dem oberen Theile jedes Verbrennungsraumes m tritt das
entzündete Gas in den Kanal o, nahe dem inneren Ende einer Retorte R, sinkt in demselben hinab und gelangt durch einen
kreisförmigen Kanal r nach dem Boden eines Kanales p zwischen zwei Retorten. Das entzündete Gas steigt in
den Räumen p in die Höhe, theilt sich und geht durch
zwei Züge s nach unten, strömt durch einen äuſseren,
kreisförmigen Zug u nach dem Boden eines Kanales v nahe dem äuſseren Ende einer Retorte und steigt durch
einen kurzen wagerechten Zug w in den mit Klappe
versehenen Schornstein S.
Mit Deckeln verschlossene Oeffnungen t dienen zum
Untersuchen der Züge und kurze Aussparungen z machen
die Hauptzüge zugänglich. Um das Entleeren der Retorten zu erleichtern, ist eine
dreiseitige Tafel y angebracht, welche auf den
kreisförmig angeordneten Schienen x läuft, die an den
äuſseren und inneren Säulen befestigt werden. Auf diesen Schienen befindet sich eine
kleine hydraulische Presse P zum Hochhalten der Thür
während des Lösens der Befestigungen; sind diese gelöst, so wird die Tafel y und die Thür zur Seite der Retorte gerückt, so daſs
der Inhalt der letzteren auf eine geneigte Platte oder in einen Trichter fällt, aus
welchem derselbe in den darunter stehenden Wagen geschüttet wird.
Nach A. M. Chambers und Th.
Smith in Sheffield (* D. R. P. Nr. 31169 vom 26. August 1884) hat der Bienenkorbofen, bei welchem die Destillationsproducte
durch den Boden abgeführt werden, eine luftdicht verschlieſsbare Thür b (Fig. 4 bis 6 Taf. 28). Um die Kappe
des Ofens und dicht hinter die feuerfeste Bekleidung ist ein Rohr g gelegt, dessen eine Ende zur Vorderseite des Ofens
geführt und dort mit einem Absperrventile h versehen
ist. Dieses Rohr läuft waagerecht um den Ofen und ist bei i mit dem offenen Ende schräg aufwärts durch die Umfassungsmauer geführt,
so daſs die eingepreſste Luft nicht unmittelbar auf die zu verkokende Kohle
trifft.
In der Sohle des Ofens ist eine Anzahl von Kanälen n
angebracht, welche entweder offen gelassen oder mit durchlöcherten Steinen m bedeckt werden. Alle diese Kanäle n laufen gegen den tiefsten Punkt der Sohle zusammen,
wo sie mit dem Rohre o in Verbindung treten; letzteres
ist zu dem Rohre r niedergeführt, welches mit irgend
einem der bekannten Kühlapparate in Verbindung steht.
Die in das Rohr g eingeblasene Luft erwärmt sich in
demselben und tritt bei i aus. Sind nun alle anderen
Oeffnungen des Ofens geschlossen, so werden die Verbrennungsproducte und Gase durch
die Kohle nach unten dringen und durch die durchlöcherten Steine m und Kanäle n zum Rohre
o und zum Kühlapparate gelangen. Gas braucht in den
Ofen nicht eingeführt zu werden, da die durch i in den
oberen Theil des Ofens einströmende erwärmte Luft zur Fortleitung des
Verkokungsprozesses ausreicht. Da das Rohr i wagerecht
oder etwas nach oben gerichtet ist, so ist der Druck auf die Oberfläche der Kohle
gleichmäſsig und
letztere wird angeblich nicht verbrannt wie in den Fällen., wo der Luftstrom abwärts
auf die Kohle gerichtet ist.
Ist der Verkokungsprozeſs eine genügende Zeit fortgesetzt, so kann der obere
Ofentheil durch den Kanal e mit einem Schornsteine
verbunden werden, wobei man die Lufteinströmung entweder absperrt oder durch das
Rohr g für genügende Zeit Luft eintreten läſst.
H. Herberz in Langendreer (* D. R. P. Nr. 31906 vom 5.
Juli 1884) schaltet bei Kokesöfen mit Gewinnung von Theer und Ammoniak zwischen den
senkrechten Zügen d (Fig. 9 bis 11 Taf. 28) und der Gas-
bezieh. Luftzuführung a und b ein Gitterwerk c aus feuerfesten Steinen
ein, durch welches die Gase zugeführt werden, während gleichzeitig von auſsen
atmosphärische Luft eintritt. Luft und Gase erwärmen
sich an den heiſsen Steinen des Gitterwerkes, vermengen sich in demselben und
entwickeln durch ihre Verbrennung beim Eintritte in die senkrechten Züge die zur
Heizung derselben nöthige Hitze.
Das Gitterwerk ist im vorliegenden Falle nicht, wie bei den Siemen'schen Apparaten, zur abwechselnden Durchleitung von
Verbrennungsproducten und vorzuwärmender Luft und Gasen, auch nicht zur Uebertragung
von auſsen zugeführter Wärme an die Gase oder an die Luft benutzt, sondern dasselbe
findet eine für Kokesöfen neue Anwendung, indem gleichzeitig an verschiedenen
Stellen Luft und Gase in dasselbe eintreten, welche sich an den Steinen erwärmen,
beim weiteren Durchströmen sich mit einander vermengen und beim Eintritte in die
Züge zur vollkommenen Verbrennung gelangen.
Nach C. Sachse in Orzesche (D. R. P. Zusatz Nr. 32200
vom 13. Januar 1885, vgl. 1885 256 * 358) erhalten die
Kokesöfen jetzt in der Mitte des Scheitels einen durchgehenden Längsschlitz ohne
Brücken, welcher an einer Stelle, zweckmäſsig an einem Ende, auf eine kurze Länge
bis. auf die volle Weite des Ofens verbreitert wird. Durch die so entstehende
rechteckige Oeffnung läſst sich ein Stampfer einbringen, bestehend aus einer
eisernen Platte, welche an einer Eisenstange befestigt ist. Da der Längsschlitz die
Fortführung der Eisenstange und somit des Stampfapparates bis zum anderen Ende des
Ofens gestattet, so läſst sich das Feststampfen der ganzen Beschickung bewirken; ist
dies geschehen, so wird der Apparat zur Einführungsöffnung zurückgebracht und dort
herausgehoben. Wird die Stampfvorrichtung auf einem Wagengestelle angebracht,
welches über den Oefen in deren Längsrichtung sich fortbewegt, so kann das Stampfen
mit der für den Groſsbetrieb erforderlichen Geschwindigkeit erfolgen.
Die Beschickung muſs nach deren Einbringung in die Oefen geebnet werden; dies wird
gegenwärtig von der Thüröffnung aus mittels langer Krücken bewirkt. Die Arbeit läſst
sich vereinfachen, wenn von dem Wagengestelle aus neben dem Stampfapparate eine
zweite Eisenstange in den Ofen eingebracht wird, welche ebenfalls den
Längsschlitz entlang
geführt werden kann und die an ihrem unteren Ende ein Streicheisen trägt. Wird
dieses in der richtigen Höhe eingestellt, so wird durch ein einfaches Fortbewegen
des Wagengestelles von einem Ende des Ofens zum anderen das Ebnen der Beschickung
bewirkt. Während des Betriebes wird der Längsschlitz durch Deckel geschlossen,
welche zweckmäſsig aus ∪-Eisen hergestellt werden, dessen
nach unten gerichtete Höhlung mit feuerfestem Thone ausgeschlagen ist.
Th. Bauer in München (* D. R. P. Zusatz Nr. 32 235 vom
28. Januar 1885, vgl. 1885 256 *361) theilt bei seinem
senkrechten Kokesofen den Luftkanal in zwei
Stränge, wobei der obere n2 (Fig. 7 und 8 Taf. 28) seine
Bestimmung zur Luftzuführung beibehält, der untere Kanal v aber zur Aufnahme der von der Nebenproductgewinnung zurückkehrenden Gase
dient und zu diesem Zwecke in die aufsteigenden Luftkanäle a mündende Schlitze besitzt. Angeblich kann auf diese Weise die ganze
Ofengruppe bei Inbetriebsetzungen vorgewärmt werden- es wird die sich beim
Zusammenstoſse der eingeleiteten Gase mit der Luft a
entwickelnde Hitze dem Ofen vollständig erhalten und, da die Bewegung von Gasen und
Luft von der Mitte nach dem Umfange erfolgt, zu einer regenerativen Wirkungsweise
und hohen Anfangstemperatur vereinigt. Endlich gestattet diese Einrichtung die
beliebige Ein- oder Ausschaltung einer einzigen Gaszuströmung, in welch letzterem
Falle die Kammern einfach mittels der Gasaustrittspalten weiter wirken. Man kann auf
diese Weise ganze Gruppen oder einzelne Kammern lediglich durch passende Stellung
des Registers und des Luftschiebers in dem Kanäle a
ein- oder ausschalten.
Das Absaugen der Gase erfolgt durch besondere, mittels Register regulirbare Kanäle
C, welche zwischen den Gichtlöchern liegen und in
einen gemeinschaftlichen übermauerten Kanal N münden;
derselbe ist mit Guſsplatten umschlossen, in denen sich nur Oeffnungen befinden,
welche zu den Registern führen und auf irgend eine Weise dicht verschlieſsbar
gemacht werden.
Im 2. Zusatzpatente * Nr. 32660 ist die geschützte Zuführung der Verbrennungsluft und
die Herumführung der Verbrennungsgase auch für wagerechte Kokesofen näher angegeben.