Titel: | Ueber Neuerungen an Wirkereimaschinen. |
Autor: | G. W. |
Fundstelle: | Band 258, Jahrgang 1885, S. 10 |
Download: | XML |
Ueber Neuerungen an
Wirkereimaschinen.
(Patentklasse 25. Fortsetzung des Berichtes Bd.
255 S. 98 und Bd. 256 S. 338.)
Mit Abbildungen auf Tafel
2.
Ueber Neuerungen an Wirkereimaschinen.
Die Kulirwirkerei kennt auſser der glatten Waare noch fünf Arten von Wirkmustern,
d.h. Rechts- und Rechtswaaren, Preſsmuster, Petinet- oder Stechmaschinenwaaren,
Werf- und endlich Deckmaschinenmuster; auch die Verbindung mehrerer solcher
Mustersorten in einem Stücke derart, daſs nicht etwa nur streifenweise die Waare
verschiedene Musterungen enthält, sondern thatsächlich in ein und derselben Masche
verschiedenartige Abweichungen von der glatten Maschenform vorkommen, ist schon
wiederholt vorgenommen worden. Man arbeitet z.B. Ränderwaaren mit Preſs- und mit
Petinetmustern, auch Deckmaschinenwaaren (Ananas) mit Preſsmustern und neuerdings
ist die Verbindung der Petinet- mit den Preſsmustern wieder versucht worden beim Verfahren zur Herstellung von Preſs-Petinetmustern in
Wirkwaaren von Wilh. Kaufmann in
Heinrichsort bei Lichtenstein (* D.
R. P. Nr. 30820 vom 23. April 1884). Dieses Verfahren, auf einem Stuhle
mit beweglicher Nadelbarre ausgeführt, besteht darin, daſs nach dem Kuliren der
Schleifen d (Fig. 1 Taf. 2) die Decknadeln h einer Petinetmaschine auf die Stuhlnadeln k gedeckt und mit denselben gegen den Abschlagkamm i hin bewegt werden. Dabei kommen sowohl die neuen
Schleifen d, als auch die alten Maschen b einzelner Nadeln k auf
die Decknadeln h. Gleichzeitig arbeitet in gewöhnlicher
Weise die Presse l, d.h. sie senkt sich herab, preſst
die freien Stuhlnadeln, so daſs auf diesen die glatten Maschen entstehen, und drückt
gleichzeitig auch auf die von Decknadeln bereits überdeckten Stuhlnadeln, natürlich
ohne auf deren Arbeitsgang irgend eine Wirkung auszuüben. Nach Beendigung der
Maschenreihe kann man nun die auf einer Decknadel h
hängende Doppelmasche db wieder auf dieselbe Stuhlnadel
aufdecken, von welcher man sie vorher abgenommen hat; dann entsteht einfach ein
Preſsmuster, wie Fig. 2 Taf. 2 in den punktirten Linien bd es
zeigt und bei dessen Herstellung die Decknadel nur die Stelle der Presse vertreten
hat. Man kann aber auch die Doppelmasche bd auf eine
Nachbarnadel c aufdecken und erhält dann die Fadenlage
b1
d1
c. Die leer gewordene Nadel b erhält in der nächsten Reihe einen Henkel und drückt man auf sie in der
darauf weiter folgenden Reihe wieder die Decknadel auf, so kann man von der Nadel
wiederum den Doppelhenkel fg abnehmen und diesen auf
eine benachbarte Nadel, z.B. a, aufdecken. Die
entstehende Fadenlage erhält dabei fast genau die Zusammensetzung der
Deckmaschinenmuster.
Die Vorrichtung zur Herstellung regulärer Strumpfspitzen
von G.
Stöhr in Zeulenroda (* D. R. P. Nr. 31167 vom 15. Juli 1884) bildet eine
Weiterentwickelung der sogen. französischen
Mindermaschine und enthält auf jeder Waarenseite vier oder mehr auf einer
Schiene a (Fig. 4 Taf. 2)
verschiebbare Decker b1
bis b4, welche beim
Beginne ihrer Thätigkeit je um eine Nadeltheilung von einander entfernt liegen und
durch eine Schiene s derart mit einander verbunden
sind, daſs die Schlitze d2 bis d4
um 1 bis 3 Nadeltheilungen länger sind als der in den Schlitzen stehende
Führungsbolzen des betreffenden Deckers stark ist. Die Decker werden nun 4mal nach
einander auf die Stuhlnadeln aufgedeckt; sie erfassen beim ersten Male die Maschen
der einen (linksseitigen) Kante der Fuſsspitze, heben sie von den Stuhlnadeln ab und
lassen nur die in den Lücken l1 bis l3 hängenden Maschen an den Stuhlnadeln hängen. Nach
dem ersten Abdecken rückt der äuſserste Decker b1 von Zahnstange z und
Klinke getrieben, um eine Nadel einwärts (nach rechts) und nimmt nun beim zweiten
Abdecken auch die Masche in l1 mit hinweg, welche er auf seiner innersten Nadel mit deren schon
vorhandener Masche zu einer doppelten Masche zusammenbringt. Dann rückt b1 wieder um eine
Nadeltheilung nach rechts und schiebt dabei zugleich den nächsten Decker b2 vor sich her, worauf
dieser beim nächsten Abdecken die Masche in l2 hinwegnimmt. Nun rückt b1 mit b2 und b3 wieder um eine Nadel fort, dann wird l3 abgedeckt und
endlich rücken alle 4 Decker um eine Nadel einwärts. Hierauf decken sämmtliche
Decknadeln ihre Maschen
wieder auf die Stuhlnadeln, wobei die Maschen von b4 um eine Nadel, b3 um 2, b2 um 3 und b1 um 4 Nadeln fortgehängt worden sind. Die halbe
Fuſsspitze ist also um 4 Maschen schmäler geworden oder, da auf der anderen Seite
des Waarenstückes die Decker in umgekehrter Reihenfolge sich wiederholen, so ist die
ganze Breite um 8 Maschen vermindert worden. Die Anfangsstellung der Decker gegen
einander wird erlangt, indem man mit einem Handrädchen die Zahnstange z und Schiene s um 3
Nadeln nach auswärts bewegt; dann nehmen die Schlitze d2 und d3 ihre Decker in richtiger Weise mit fort und d4 bleibt stehen.
Ein dem vorigen ähnlicher Hilfsapparat ist ferner die Deckmaschine für gewöhnliche und französische Minderung an
Cotton-Wirkstühlen von Heinr. Schopper in
Zeulenroda (* D. R. P. Nr. 31079 vom
24. Juni 1884). Mit derselben wird die französische Fuſsspitze an
mechanischen Stühlen in derselben Weise gearbeitet wie durch Handarbeit an
Handkulirstühlen: Auf jeder Seite des Fuſses arbeitet ein Decker D (Fig. 5 Taf. 2) dessen
Breite mindestens so groſs ist wie die Länge der Maschenreihe AB und die ganze Deckmaschine ist, wie bei Handarbeit,
während des jedesmaligen Minderns 2 mal thätig; der Decker D erfaſst zuerst die Reihe AB, welche er um
eine Nadel weiter nach rechts, einwärts, forthängt. Hierauf wird der Decker um die
Breite des Streifens CB zurückgeschoben; er erfaſst
beim zweiten Male die Reihe AC und hängt diese wiederum
um eine Nadel weiter nach einwärts. Die zu diesem Zwecke getroffenen Anordnungen für
die Deckerbewegung sind ziemlich umständlich und enden in einem Musterrade K (Fig. 6 Taf. 2), welches
den anliegenden Bolzen F von der Deckerschiene bald in
seine Lücken eintreten läſst, bald auf seine Erhöhungen hinauf treibt. Die letzteren
werden nach und nach immer niedriger, damit die ganze Minderkante CB oben am Ende zugespitzt wird und ihre innere Seite
B von bc ab sich
auswärts, die äuſsere Seite C aber sich einwärts
wendet; für erstere rückt der Decker nicht mehr in gleichem Grade wie auf der
Strecke a nach innen und für letztere thut er dies von
bc ab in stärkerem Maſse als bei a.
Behufs Herstellung fester Randmaschen ist eine Vorrichtung am Kulirwirkstuhle zur Bewegung der
Fadenführer von Th. Lieberknecht in
Hohenstein-Ernstthal (* D. R. P. Nr.
30301 vom 23. April 1884) angegeben worden, durch welche der Führer
auſser seinem Ausschube während des Kulirens, noch eine besondere Verschiebung
während des Ausarbeitens erhält. Soll z.B. über der Nadelreihe a (Fig. 13 Taf. 2) die
Platine 3 die zuletzt kulirende sein, so läſst man den
Fadenführer b bis über die nächste Nadel hinaus gehen.
Damit aber beim Einschlieſsen das freie Fadenstück nicht von der Platine 3 erfaſst wird, wodurch eine lange Randschleife
entstehen würde, so verschiebt man den Führer, welcher zunächst bis 1 sich gesenkt hat, nach 2
zurück und hebt denselben in der Richtung 2-3 wieder
empor. Dann liegt das freie Fadenende dicht an der letzten arbeitenden Stuhlnadel an, geht beim
nächsten Kuliren nicht um eine Platine herum und bildet folglich die denkbar
kürzeste Randschleife. Die Verschiebung von 1 bis 2 erfolgt durch eine besondere Einrichtung des
Bufferkästchens fe. Dasselbe ist in zwei Theile f und e getheilt, welche
durch eine Stange p, Schraubenmutter o und Schraube n mit
einander verbunden sind. Die Schraube n ist mit Nuth
und Feder auf der Welle in befestigt und letztere wird
während des Ausarbeitens so gedreht, daſs die Schraube durch o, p das vordere Bufferstück e und das durch
Haken t und Stift u mit
demselben verbundene Fadenführerkästchen von 1 bis 2 vorschiebt und nach dem Heben des Führers b auch wieder zurückzieht. Dieselbe Vorrichtung kann
unter Umständen auch zum Erweitern der Waare und zum Anschlagen neuer Nadeln
verwendet werden.
Zum Erweitern der Waare in anderer als der eben erwähnten Weise und zwar durch sogen.
Ausdecken der Randmaschen dient das Verfahren zum Einwirken der Daumenfinger in Handschuhe
von Bruno
Drechsler in Ernstthal (* D. R. P. Nr. 29949 vom 5. Februar 1884), durch welches in
folgender Weise die beim Ausdecken entstehenden Oeffnungen in der Waare wieder
geschlossen werden: Die Decker, welche die Randmaschen e1, f1, g1 u.s.w. (Fig. 11 Taf. 2) nach
auſsen verschieben, bewegen zugleich auf jeder Seite des Waarenstückes einen
Fadenführer, welcher dabei die leer gewordenen Nadeln e, f,
g u.s.w. wieder mit Faden belegt, so daſs keinerlei sichtbare
Unterbrechungen der Maschenlagen entstehen. Dieses Verfahren soll in der Weise zur
Handschuhfabrikation verwendet werden, daſs man in Kulirhandschuhen den langen
Daumen mit beiden Handflächenstücken gleichzeitig und mit einem einzigen Faden
wirkt, beide Handflächenstücke mit breiten Deckern nach und nach immer weiter
ausdeckt und damit den Daumen keilförmig zwischen sie setzt. Zur Auswärtsbewegung
der Fadenführerbuffer sind bekannte Mittel vorausgesetzt.
Die Verbindung zweier Farbstreifen in lang gestreifter Waare wird in geeigneter Weise
durch die Platine für den Kulirwirkstuhl von Th.
Lieberknecht in Hohenstein-Ernstthal
(* D. R. P. Nr. 29954 vom 6. Juli 1884) ermöglicht.
Dieselbe unterscheidet sich, wie Fig. 7 Taf. 2 bei c zeigt, von den gewöhnlichen Platinen d dadurch, daſs ihr unteres Ende c1 nach vorn gebogen
ist und der Vorsprung e fehlt, an welchem die übrigen
Platinen durch die Einschlieſsschiene niedergedrückt werden. Bedeuten in Fig. 9 Taf. 2
die Waarenstücke w und s
zwei benachbarte Farbstreifen, so verbindet man dieselben nur durch blinde Legungen
1-2 mit einander, welche auf der Rückseite der
Waare liegen, so daſs auf der Vorderseite der letzteren eine reine Abgrenzung der
Farbstreifen entsteht. Die blinden Legungen 1-2 erhält
man in folgender Weise: Während des Ausarbeitens einer Maschenreihe senkt sich der
Fadenführer unter die Nadeln und wird in der Richtung ab (Fig.
8 und 9 Taf. 2) durch den oben angegebenen Th. Lieberknecht'schen
Apparat verschoben. Wird nun der Führer wieder gehoben und zum Kuliren der neuen
Reihe verschoben, so legt derselbe den Faden auch mit auf die Nadel b und bildet die Schleife 1-2. Zwischen den Nadeln a und b ist die neue Platine c
angebracht- dieselbe wird beim Einschlieſsen der Waare nicht mit gesenkt, weil ihr
die Nase e fehlt; sie steht also mit dem gekrümmten
Ende c1 über der
Fadenschleife 1-2 (Fig. 7), wird dann beim
Kuliren vom Röſschen mit hinabgedrückt und drängt dabei die Schleife 1-2 hinten an die alte Waare. Diese neue Platine hat
also gar nicht die Arbeit des Kulirens zu verrichten, sondern nur die blinde Legung
an die Waare hinan zu schieben; sie ist nicht nur als kurze Platine in Verbindung
mit dem Abschlagkamme, sondern auch als lange Platine zu verwenden, denn ihre
Neuerungen an Kinn und Einschlieſsnase können vorhanden sein, wenn auch der untere
Schaft zum Abschlagen unmittelbar mit an ihr hängt.
Eine Einrichtung an Ketten-Wirkstühlen von E. M.
Bach in Burgstädt (* D. R. P. Nr. 31132 vom 13. September 1884) besteht einfach
darin, daſs die Platinen p (Fig. 3 Taf. 2) nicht nur
an ihren unteren, sondern auch an den oberen Enden mit „Bleien“ (Bleistücken)
b und b1 umgössen sind, wodurch eine Anzahl derselben in
genau paralleler Lage zu einander erhalten wird.
Die Vorrichtung zum selbstthätigen Aufrollen der Waare an
Wirkstühlen von Hunger und Clauſs in
Chemnitz (* D. R. P. Nr. 30505 vom 8.
Juli 1884) enthält zwischen der Stuhlnadelreihe A (Fig.
14 Taf. 2) und dem Waarenbaume c eine in
Hebeln nm gelagerte Spannrolle b, über welche die Waare geleitet wird. Der Hebel nm trägt einen Haken p, welcher an o den Klinkhebel gi
erfaſst und in solcher Weise festhält, daſs die Klinke f nicht in einen neuen Zahn des Rades e
einfallen und das Rad und den Waarenbaum c nicht drehen
kann. Wird aber Waare vom Stuhle nachgeliefert, so schwingt nm in der Pfeilrichtung zurück, der Haken p
senkt sich und gibt o frei, worauf die Feder t den Klinkhebel g so weit
zurückzieht, daſs f einen neuen Zahn von e erfaſst und Waare aufwickelt, so lange bis hierdurch
n und p wieder
entsprechend gehoben worden ist. Es erfolgt also hier die Waarenabnahme entsprechend
der Liefermenge oder unter immer gleichbleibender Waarenspannung. Der Klinkhebel
wird bei i vom Vortreiberhebel k durch Excenter l mit bewegt.
Die Rundwirkstühle liefern zwar nur geschnittene Waaren als Gebrauchsgegenstände; man
sucht aber trotzdem auch die Gleichförmigkeit in der Maschenlage derselben mehr und
mehr zu erreichen und die gröſste Sicherheit im Zusammenwirken der einzelnen Theile
zu erlangen. Da ist denn namentlich das Eintreten der Kulirplatinen in die Reihe der
radial angeordneten Nadeln immer als ein schwieriger Theil der Maschenarbeiten
erkannt worden und schon oft Veranlassung zu Verbesserungen der bezüglichen Apparate
gewesen. Auch jetzt ist wieder eine neue Mailleuse für
Rundwirkstühle von Rafael Stahl in
Stuttgart (* D. R. P. Nr. 31612 vom
8. August 1884) in Vorschlag gebracht worden, in welcher als Neuheit die
Verlegung des Kulirexcenters oder Röſschens a (Fig. 15 Taf.
2), welches bisher immer bei b auf die Platinen p drückte, nach auſsen, vor das Deckelexcenter (sogen.
Emboutie) c zu bemerken ist. Dabei werden die
Platinen p nicht mehr als einarmige, sondern als
zweiarmige Hebel verwendet, deren Stützpunkt bei x im
Deckelexcenter c liegt und auf welche das Kulirexcenter
a von unten drückt. Der Vortheil dieser Einrichtung
liegt zunächst deutlich darin, daſs man das Excenter auſsen sichtbar vor sich hat
und leicht einstellen kann, sowie, daſs es bei groſser Kulirtiefe nur eine kleine
Erhöhung zu haben braucht, weil die Hebelarme xa und
xn sehr verschieden sind; er soll auch ferner darin
liegen, daſs die Platinen nun nicht mehr innen bei den Nadeln Veranlassung zu
seitlichen Ausbiegungen erhalten und deshalb immer in richtigem Eingriffe mit der
Nadelreihe bleiben. Diese Röſschenanordnung ist übrigens nicht nur an groſsen,
sondern auch an den kleinen Mailleusen (sogen. alten Systemes) anzubringen.
Bei der Vorrichtung zum sofortigen und selbstthätigen
Stillsetzen des Rundstuhles bei Fadenbruch von Carl
Schmalt in Nieder-Jeutz bei Diedenhofen, Lothringen (* D. R. P. Nr. 31565 vom 5. März
1884) wird die Triebwelle R (Fig. 20 und 21 Taf. 2) für
den Rundstuhl durch ein Schneckengetriebe ki von einer
Vorgelegewelle a bewegt, welche letztere wiederum ihre
Umdrehungen mittels Riemen und Riemenscheibe b von der
Deckenwelle erhält, in ihren Lagern c, c1 verschiebbar ist und durch eine Reibungskuppelung
lm die Welle o mit den
zwei Planscheiben p, p1
umdreht. Diese Scheiben tragen Stäbe r, welche in
Schlitzen q, q1
verschiebbar liegen, von Nasen s in einer bestimmten
Lage erhalten und von Federn t gelegentlich in die
andere äuſserste Lage nach rechts verschoben werden. Der Faden f (Fig. 20) läuft über einen
Hebel w und erhält denselben sowie den zweiten auf
demselben ruhenden Hebel y in bestimmter Lage.
Zerreiſst der Faden, so fällt y herab, erfaſst einen
Stab r und hebt diesen so weit, daſs seine Nase s durch den Schlitz q
fährt und daſs die Feder t nun diesen Stab an die
Kuppelung l stöſst. Durch den Federdruck wird die
Kuppelung gelöst und die Welle a in ihren Lagern
verschoben; die Schnecke i kommt aus den Zähnen des
Rades k und es bleibt daher der Stuhl jetzt
stillstehen. Mit dem Handhebel gh kann der Arbeiter die
Ausrückung des Stuhles auch jederzeit mit der Hand vornehmen.
Der Rundränderstuhl von Aug.
Bonamy in St. Just-en-Chaussée (* D. R. P. Nr. 29378 vom 9. December 1883) enthält, wie Fig. 18 Taf. 2
zeigt, in der Reihe der Stuhlnadeln S die Platinen P, deren je eine zwischen zwei Stuhlnadeln verschiebbar
angeordnet ist und an einer vorstehenden Nase in der festliegenden Führung Q aus- und einwärts bewegt wird. Diese Platinen wirken nur als
Einschlieſsplatinen; sie sind nach innen geschoben, wenn die Nadeln S aufsteigen und halten die an letzteren hängende Waare
nach unten zurück. Dies ist von Vortheil bei Herstellung langer Doppelränder T, welche bekanntlich aus glatter Waare von den
Stuhlnadeln S allein gearbeitet werden. Da ein
Randstück an das andere sich anschlieſst, so hängt die Waare bei Beginn eines neuen
Doppelrandes an beiden Nadelreihen S und M; die Maschinennadeln M
bleiben nun unthätig und zurückgezogen liegen, während die Stuhlnadeln S die glatte Waare R für
den Doppelrand arbeiten. An dieser Waare R wirkt kein
Abzugsgewicht, weil das ganze Waarenstück an M hängt;
es werden deshalb die Maschen von den aufsteigenden Nadeln S leicht mit emporgezogen und zur Verhinderung dieses Uebelstandes kommen
eben die Platinen P nach innen und halten die Maschen
zurück.
Der Rundkulirstuhl von der Société Poron frères, fils
et Mortier in Troyes (* D. R. P. Nr. 31350 vom 26. Juli 1884) wirkt als glatter
Stuhl Ringelwaare in der Weise, daſs nur einzelne seiner Systeme der Maschenbildung
in Arbeit sind und andere selbstthätig ausgerückt werden, als Ränderstuhl aber in
der Weise, daſs in einem Systeme nur die Stuhlnadeln, im anderen nur die
Maschinennadeln arbeiten, beide Nadelreihen also getrennt von einander glatte
Waarencylinder wirken, deren einer im anderen hängt. Nach einer gewissen Reihenzahl
wird mit der Thätigkeit der Nadelreihen gewechselt, so daſs nun im ersten Systeme
die Maschinen- und im zweiten die Stuhlnadeln arbeiten. Dann entsteht eine
Verbindung der beiden Waarencylinder unter einander und, wenn in den Systemen mit
verschiedenfarbigen Fäden gearbeitet wird, zeigen die hohlen Schläuche innen und
auſsen verschiedene Farben. In Fig. 10 Taf. 2 ist die
Faden Verbindung einer solchen Waare gezeichnet, wobei angenommen ist, daſs man in
einem Systeme mit einem schwarzen und im anderen mit einem weiſsen Faden arbeitet.
Die Reihen 1 bis 3 sind
Ränderreihen, in denen jedes System sowohl mit den Stuhlnadeln S, als auch mit den Maschinennadeln M Maschen herstellt. In der Reihe 4 sind nur die Maschinennadeln M thätig und sie verarbeiten den schwarzen Faden zu Maschen; in der Reihe
5 arbeiten nur die Stuhlnadeln mit dem weiſsen
Faden; die Reihe 6 ist gleich der von 4, die Reihe 7 gleich der
von 5 u.s.f. und in diesen Reihen ist eine gegenseitige
Verbindung der beiden Maschensorten, schwarz und weiſs, nicht vorhanden, weshalb die
Waare auſsen schwarz und innen weiſs aussieht.
In der Verwendung von Strickmaschinen für die
Wirkereiarbeiten neigt man sich mehr und mehr den kleinen handlichen
Rundstrickmaschinen zu, für welche folgende zwei Anordnungen, geeignet zur
Herstellung regulärer Rundwaaren, angegeben sind.
Die Rundstrickmaschine von E.
Lublinski in Berlin (* D. R. P. Nr. 31865 vom 13. Juli 1884) bildet eine
Verbesserung der vom Genannten früher vorgeschlagenen Einrichtungen (vgl. 1884 251 * 306. 253 * 149) in so
fern, als die
Hilfsnadeln x (Fig. 12 Taf. 2), welche
auf einem Theile des Maschinenumfanges angeordnet sind und beim Mindern der Waare
nach und nach herausgenommen werden, nicht wagerecht liegen, sondern schräg aufwärts
stehen und von einem besonderen Schlosse M bewegt
werden, welches durch den Fadenführerständer F vom
Zahnkranze U mit umgedreht wird. Die Nadeln x haben bei b ihre
Abschlagkante und stellen ihre Maschen um das Stück bb1 länger her als die Nadeln y, welche bei b1 abschlagen. Das Schloſs zur Bewegung der letzteren
arbeitet in umgekehrter Richtung wie die gewöhnlichen Lamb'schen Schlösser: es hebt die Nadeln an den beiden Seiten empor und
senkt sie in der Mitte; die Seitenexcenter sind aber nicht einfache Dreiecke,
sondern enthalten bewegliche Riegel, welche von dem Mitnehmer gehoben werden und
beim Wechseln der Drehungsrichtung von selbst niederfallen, so daſs sie immer die
Nadeln an richtiger Stelle zum Beginne der neuen Maschenarbeit emportreiben.
Die kegelförmige Rundstrickmaschine von Coltman in Leicester, welche im Textile Manufacturer, 1885 S. 181 beschrieben ist, enthält die Nadeln a (Fig. 19 Taf. 2) auf einem
Kegelmantel liegend angeordnet; das Vermindern des Waarenumfanges soll nun in
folgender Weise vorgenommen werden: Man nimmt eine Nadel a aus der Maschine heraus, nachdem man die Masche von ihr auf die
Nachbarnadel gehängt hat; ferner senkt man die zur Seite der entfernten Nadel
liegende Abschlagplatine b herab, so daſs bei der
nächsten Maschenbildung die entstehende Laufmasche auf das kleinste Maſs beschränkt
wird, weil zwischen den beiden benachbarten Maschen die Abschlagkante fehlt. Die
Anordnung der beweglichen oder verstellbaren Abschlagplatinen ist also hier als eine
Neuheit anzusehen, welche wenigstens eine Annäherung an das Mindern der Waare
gestatten wird, wenn auch letzteres thatsächlich dadurch nicht in vollkommener Weise
erreicht werden kann; denn die entstehende, wenn auch kurze Platinen- oder
Laufmasche wird immer sichtbar sein, oder die Waare locker machen.
An flachen (Lamb'schen) Strickmaschinen hat man zwei
Constructionen angegeben für Vorrichtungen zum Verstellen der Schloſsriegel auf
einer Seite nach je zwei Umdrehungen der Kurbelwelle, so daſs die Maschinen
einseitig offene Waare liefern.
Bei der Einrichtung zum Offenstricken auf der Lamb'schen
Strickmaschine von der Neckarsulmer
Strickmaschinenfabrik in Neckarsulm
(* D. R. P. Nr. 31513 vom 15. Juli 1884) bilden die
Schloſsriegel a und a1 (Fig. 17 Taf. 2) Hebel,
welche durch die Stange l mit einander verbunden sind
und von der Nuthenführung n eines Excenters bewegt
werden. Der letztere dreht sich halb so schnell um als die Kurbelwelle r der Maschine, weil das Rad auf r halb so groſs ist wie das auf R. Die Riegel a und a1 werden abwechselnd in die Stellungen
1 und 2 gebracht, in
welchen sie entweder die Schloſsschieber c unmittelbar
oder mit Hilfe eines auf demselben befindlichen Hebels b (Fig. 16 Taf. 2) nach
links oder rechts verschieben und die betreffenden Schlösser nach Bedarf öffnen oder
schlieſsen. Das Nuthenexcenter n kann auch an einem
rechtwinklig zur Triebwelle r liegenden Bolzen
befestigt sein, von Kegelrädern getrieben werden und die excentrische Führungsnuth
für den Hebel k auf seiner Stirnseite enthalten.
Die Einrichtung zum Offenstricken von Heinr.
Stoll in Reutlingen (* D. R. P. Nr. 30096 vom 7. Februar 1884) zeigt auch über der
Kurbelwelle eine zweite Welle, welche halb so schnell als die erstere getrieben
wird. Diese Welle d (Fig. 22 Taf. 2) erhält
einen Daumen e, welcher zwischen die durch Federn an
einander gedrückten Riegel h eintritt und sie eine Zeit
lang aus einander treibt, so daſs sie den Schloſsschiebern l entgegenstehen, die sich an ihnen verschieben. Die Riegel kommen nur
nach je zwei Kurbelumdrehungen heraus und in Thätigkeit und bewirken in Gemeinschaft
mit den gewöhnlichen Riegeln r, welche an derselben
Gestellwand – nur auf deren äuſseren Seite – angebracht sind, die Verstellung der
Schlösser zum Offenstricken in folgender Weise: Die Riegel r stehen immer innen, die Schloſsschieber l
stoſsen also immer an sie an und dadurch werden die Schlösser nach jeder
Kurbelumdrehung verstellt. Sollen sie aber, wie dies für das Offenstricken
erforderlich ist, einmal in ihrer Stellung verbleiben, so werden die Hilfsriegel h herausgeschoben und an diese stoſsen die
Schloſsschieber nochmals an, wodurch der vorige Stand des Schlosses wieder
herbeigeführt wird.
Auſser den bereits angeführten Neuerungen an Lamb'schen
Strickmaschinen sind noch folgende den verschiedensten Zwecken dienende
Einrichtungen an diesen sich immer mehr ausbreitenden Maschinen getroffen
worden:
Ein Zähl- und Regulirungsapparat für die
Schloßdreiecke der Strickmaschine von G. F. Großer in
Markersdorf bei Burgstädt (* D. R. P.
Nr. 31622 vom 9. Juli 1884) wirkt in der Weise, daſs nach einer vorher
bestimmten und regelmäſsig wiederkehrenden Reihenzahl das untere Dreieck eines
Schlosses, der Nadelheber, sowie die beiden Hilfsdreiecke an der Seite ausgerückt
und zwar in die Schloſsplatte hinein gehoben werden. Die Tragbolzen dieser Dreiecke,
welche über den Schlitten empor reichen, liegen mit Querstäbchen auf Hülsen, deren
Rand ausgeschnitten ist. Diese Hülsen haben Klinkräder und werden durch Klinken und
verschiebbare Riegel am Ende des Schlittenhubes gedreht. Hierbei heben die Hülsen
die Dreiecke empor, so daſs sie nicht mehr wirken, oder sie senken dieselben in die
Arbeitsbahn der Nadelhaken hinab, je nachdem Erhöhungen oder Einschnitte unter die
Querstäbchen der Dreiecksträger zu liegen kommen.
Die Lamb'sche Strickmaschine von Hugo Günther in
Chemnitz (* D. R. P. Nr. 30895 vom
11. Juni 1884) ist für Herstellung von Ränderwaare bestimmt und enthält deshalb auf der einen Seite Nadeln mit
zwei Arbeitshaken, welche vom Schlosse nur bis in die sogen. Fangstellung, also
nicht bis zum Abschlagen herabgezogen werden. Gegen das Ende des Schlittenhubes aber
senkt der Schlitten mit einem Keilstücke eine Schiene, welche die Nadeln der ganzen
Reihe gleichzeitig bis zum Abschlagen der alten Maschen hinabdrängt und gleichzeitig
durch eine entsprechende Hebelverbindung ein an der Innenkante dieser Nadel reihe angebrachtes
Abschiebblech hebt, so daſs dieses die alte Waare sicher von den Nadeln entfernt.
Damit durch die nach unten drückende Wirkung der Keilstücke der Schlitten nicht
gehoben wird, ist von dem Keile ein Haken nach abwärts über eine Gestellschiene
geleitet worden, wodurch die gegenseitige Lage sicher erhalten bleibt.
Die Lamb'sche Strickmaschine für flache Waare mit versetzten Mustern von der Neckarsulmer Strickmaschinenfabrik in
Neckarsulm (* D. R. P. Nr. 30509 vom
5. Februar 1884) enthält einen Apparat, welcher vermittelt, daſs durch
den Schlittenhub das bewegliche Nadelbett selbstthätig verschoben wird. An der
Seitenwand der Maschine befindet sich auf einem Bolzen eine kurze, durch einen Hebel
zu drehende Schnecke, in deren Gänge ein Zapfen vom Nadelbette eingreift. Durch
keilförmige Stücke, welche an beiden Enden des Schlittens und in seiner Mitte am
Zungenöffner angebracht sind, wird dem Hebel nach jedem Ausschube eine kurze
Schwingung ertheilt und dabei die Schnecke um so viel gedreht, daſs das Nadelbett
eine Nadeltheilung oder zwei fortrückt.
Bei dem Ringelapparate für
Strickmaschinen von F. Eile in
Bautzen (* D. R. P. Nr. 30528 vom 17.
August 1884) enthält der Spulenständer zwei Spulen in wagerechter Lage
und deren Fäden werden durch geeignete Führungen so weit aus einander gehalten, daſs
sie, von den Nadeln aufwärts gehend, stark divergiren. Der Führer ist so geformt,
daſs er nur den nach der hinteren Seite der Maschine aufwärts steigenden Faden
erfaſst und zur Arbeit mit fortnimmt. Während des Hubes wird der Spulenständer
gedreht und zwar entweder um eine Umdrehung, dann bleibt derselbe Faden der hintere
und arbeitet auch die nächste Maschenreihe, oder um 1½ Umdrehungen, dann kommt der
andere Faden in Thätigkeit und der erstere verläſst den offenen Führer, da er nun an
der Vorderseite der Maschine liegt. Eine von der Kurbelwelle bewegte Vorgelegewelle
dreht durch Scheiben und Ketten den Spulenständer und enthält nach demselben
hingehend zwei Transmissionen: eine, deren Scheiben einander gleich sind, und eine
zweite, in welcher die Antriebscheibe 1½mal so groſs ist wie die getriebene Scheibe;
durch Einrücken der einen oder anderen Triebscheibe erhält man die oben erwähnte
einfache oder 1½ fache Umdrehung des Spulenständers. Diese Einrückung regulirt ein
Jacquardprisma.
Der Träger für die Fadenführeröse der Lamb'schen Strickmaschine für stellenweise
verstärkte Waaren von Jos. Pflugfelder in
Düren (* D. R. P. Nr. 29889 vom 1.
Mai 1884) enthält an einer lothrecht stehenden Schiene noch eine zweite
Oese, an einem langen Stabe dergestalt angebracht, daſs eine Feder den Stab mit dem
Hilfsfadenführer immer nach oben drückt. In dieser höchsten Lage ist der Hilfsfaden
von der Waare ab so weit nach oben gezogen, daſs er nicht in die Nadelhaken
eingelegt wird, also nicht mit arbeitet. Will man nun Waaren, z.B. Strumpflängen, in
der Mitte am Kniestück verstärken, so läſst man auf eine gewisse Strecke in der
Mitte des Schlittenhubes den Hilfsfadenführer mit arbeiten. Dazu bringt man
senkrecht über der Führerbahn eine Schiene an, welche in der Mitte ihrer Länge auf
ein bestimmtes Stück nach unten abgekröpft ist und an dieser Stelle den
Hilfsfadenführer hinabdrückt, der nun seinen Faden dicht neben den des Hauptführers
in die Nadelreihe legt, so daſs diese an der betreffenden Stelle stärkeres Garn
erhalten und stärkere Maschen arbeiten.
Ein Signalapparat für Strickmaschinen
von Jos.
Pflugfelder in Düren (* D. R. P. Nr. 30050 Vom 31. December 1883) soll dem Arbeiter
durch einen Glockenschlag anzeigen, wenn ein Knoten
oder eine sonstige Verdickung des Garnes nach der Maschine hin geführt wird. Der
Faden geht deshalb durch eine von zwei geschlitzten und schwingenden Platten
gebildete Oeffnung. Kommt ein Knoten oder eine starke Stelle, welche diese Oeffnung
nicht überschreiten kann, so hebt der Knoten beide Platten und zieht sich endlich
durch den hierbei entstehenden längeren und breiteren Schlitz hindurch, worauf die
Platten wieder niederfallen. Eine der letzteren trägt einen Hammer, welcher auf eine
Glocke schlägt und damit dem Arbeiter den betreffenden Uebelstand anzeigt, so daſs
dieser nun nachhelfen kann.
Die Maschine zum Verstricken von
Metalldraht von Prinz Alex. Thurn-Taxis und
Rud.
Graf Westphalen in Wien (* D. R. P. Nr. 30190 vom 6. März 1884) ist eine sogen. halbe oder
einseitige Strickmaschine mit nur einer Nadelreihe, d.h. also eigentlich ein flacher
Wirkstuhl mit einzeln beweglichen Nadeln und wird dazu verwendet, um aus biegsamem
Metalldraht glatte Kulirwaare zu arbeiten, welche als Drahtgitter, Horde u.s.w. verwendet wird. Die Art des Materials bedingt,
daſs an dieser Maschine sowohl im Fadenführer, als auch im Abschlagkamme Leitrollen
angebracht sind und daſs am Schlitten und Gestelle Kuppelungsvorrichtungen sich
befinden, welche den Führer aufhalten, wenn er über die letzte arbeitende Nadel
hinaus gegangen ist. Fadenspanner, welche den etwa überflüssig ausgezogenen Draht
aufnehmen und in der nächsten Reihe wieder abgeben würden, sind wegen des schwer
biegsamen Materials nicht anzuwenden. Der Draht wird von einer groſsen
Zweiwürtelspule abgezogen, welche sich mit dem Schlosse und Führer längs der
Nadelreihe hin und her verschiebt.
G. W.