Titel: | Ueber Neuerungen im Hüttenwesen. |
Fundstelle: | Band 258, Jahrgang 1885, S. 31 |
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Ueber Neuerungen im Hüttenwesen.
(Patentklasse 40. Fortsetzung des Berichtes Bd.
257 S. 285.)
Ueber Neuerungen im Hüttenwesen.
Nach A.
Lambotte in Brüssel (D. R. P. Nr. 32517 vom 12. September 1884) werden Weiſsblechabfälle und sonstige Zinn haltige Rückstände
mit verdünntem Chlorgas bei einer Temperatur behandelt, welche über dem Siedepunkte
des Zinnchlorides liegt, damit dasselbe sofort nach seiner Bildung als Dampf
fortgeführt wird, während es sonst, wenn es als Flüssigkeit mit den Rückständen in
Berührung bleibt, unter Reduction zu Zinnchlorür die Bildung von Eisenchlorür
veranlaſst. Die Zinnchloriddämpfe werden durch Dampf oder Berührung mit feucht
gehaltenen Flächen in geräumigen Condensationskammern niedergeschlagen oder von
Zinnchloridlösung von mittlerer Concentration aufgenommen.
Th.
Shaw in Newark, N.-Y. (D. R. P. Nr. 31918 vom 5. August 1884) empfiehlt eine Legirung aus 100 Th. Kupfer, 1 bis 5 Th. Aluminium und
0,05 bis 1 Th. Phosphor. Dem geschmolzenen Kupfer setzt man das Aluminium mit etwas
Palmöl in kleinen Posten unter fortwährendem Umrühren zu, dann den Phosphor und
gieſst schlieſslich die fertige Legirung in Schalenguſsformen ab. Dieselbe soll sich
durch groſse Festigkeit und Leitungsfähigkeit für Elektricität auszeichnen.
Nach G. Guillemin (Comptes rendus, 1885 Bd. 101 S. 433)
erhält man sehr dehnbare und feste Legirungen durch
Schmelzen von Kupfer und Kobalt unter Zusatz von Borsäure und Holzkohle. Die
Zerreiſsfestigkeit derselben beträgt bis 40k/qmm. Eine derartige rothe Legirung bestand aus 48,3 Proc. Kobalt, 50,3 Proc. Kupfer, 1 Proc.
Nickel und 0,4 Proc. Eisen.
Nach J.
Crooke in Colorado (D. R. P. Nr. 32893 vom 11. November 1884) nimmt
schmelzendes Blei aus Kupfersteinen nur dann das
Silber, Arsen und Antimon auf, wenn es damit unterhalb der Schmelztemperatur des
Kupfers innig gemischt wird.
Der zur Entsilberung benutzte Flammofen kann 2t Kupferstein in einer etwa 15cm hohen Schicht aufnehmen; derselbe wird auf
Dunkelrothglut gebracht und dann mit 3t Blei
beschickt. Sobald letzteres die Temperatur beginnender Rothglut angenommen hat,
werden 2t des gemahlenen Silber haltigen
Kupfersteines darunter geknickt. Das Blei wird gänzlich von Kupferstein aufgenommen,
eine theilweise Oxydation des Schwefels findet statt und die Temperatur nimmt in der ganzen Masse
zu, indem die Reduction des Silbers, Antimons und Arsens und ihre Legirung mit dem
Bleie vor sich geht. Diese Temperatur wird erhalten und die Masse etwa 15 Minuten
lang tüchtig durch einander gerührt. Während letzterer Behandlung scheiden sich etwa
60 Procent vom benutzten Bleie wieder aus dem Kupfersteine aus. Nach Verlauf von ½
Stunde wird dieses Blei in einen eisernen Behälter abgestochen. Hierauf schlieſst
man den Abstich wieder und füllt zur Gewinnung der letzten Reste an Silber 2t frischen Bleies nach, welche man gut unter die
teigartige Masse krückt. Nach ½ stündiger Wirkung zieht man auch dieses Blei wieder
in den genannten Behälter ab. Der in teigigem Zustande befindliche entsilberte
Kupferstein wird ebenfalls aus dem Ofen gezogen und in einem anderen Drehofen unter
Zusatz von 10 Proc. Anthracitgruſs bis zur Kupferschmelztemperatur erhitzt, wodurch
der gröſste Theil des noch im Stein vorhandenen Bleies abgeschieden wird. Man sticht
dieses ein wenig Silber haltige Blei ab und läſst den geschmolzenen Stein in
Sandformen laufen: er ist jetzt fertig zur Darstellung von reinem Kupfer.
Von den 10t ursprünglich zugesetzten Bleies werden
9t,5 sofort als Metall wiedergewonnen und
enthält dasselbe fast alles Silber, alles Gold und Antimon und nahezu alles Arsen,
sowie auch eine geringe Menge Kupfer; letzteres kann man durch Abschöpfen als
Gekrätz wiedergewinnen und bei der nächsten Behandlung mit Kohle zugleich mit dieser
zur Beschickung geben, oder man sammelt es und verarbeitet es alsdann für sich auf
Kupfer und Blei durch Zusammenschmelzen mit 2,5 Proc. Schwefel, wobei das Kupfer als
Schwefelkupfer erhalten wird, während sich das Blei mit dem etwa noch vorhandenen
Silber legirt.
Das in die eisernen Behälter abgestochene Blei wird zur Gewinnung des Goldes und
Silbers nach dem bekannten Zinkverfahren weiter behandelt und kann alsdann zum
Entsilbern neuer Mengen von Kupferstein dienen.
Der entsilberte Stein wird so weit zerkleinert, daſs er durch ein grobmaschiges Sieb
fällt und alsdann in einen mit Seiten- und Endthür versehenen Flammofen von 5l Fassungsvermögen aufgegeben. Auf jeder Seite
hinter der Feuerbrücke befindet sich eine etwa 25mm weite Düse und sind diese so angeordnet, daſs sie den Wind diagonal
gegen die Endthür über die Sohle hin blasen. Der Einsatz wird allmählich auf
Rothglut gebracht und gelegentlich durchgekrückt; derselbe wird bald übergar und man
steigert alsdann die Temperatur, jedoch nicht bis zur Kupferschmelztemperatur, gibt
Wind auf die rauchende Masse, indem man sie jetzt beständig rührt. Nach Verlauf
einer Stunde beginnt sich in Folge des Verschlackungsprozesses zwischen dem Bleie
und dem Kupfersulfide metallisches Kupfer in Gestalt von Mooskupfer an der
Oberfläche auszuscheiden und durchsetzt schlieſslich von auſsen nach innen die Masse
in Gestalt von Drähten, Blättern u.s.w. Man läſst die Verschlackung so lange
fortschreiten, bis die Masse ein metallisches Ansehen gewonnen hat. Man nimmt von
Zeit zu Zeit Proben und gieſst dieselben ins Wasser. Wenn die Kupfertheilchen in
Folge der Bildung von Kupferschwärze (CuO) an ihrer Oberfläche das glänzende Ansehen
verlieren, stellt man die Gebläse ab. Die Behandlung erfordert längstens gegen 4
Stunden. Die Masse enthält dann 5 bis 7 Proc. Schwefel, das Eisen ist als Oxydul
vorhanden, das Blei als Oxyd und Sulfat, das Kupfer als Metall und Sulfat.
Auf je 12 Procent des im Stein enthaltenen Eisens werden jetzt 8 Proc. Quarzsand
zugesetzt und die Temperatur bis zur Kupferschmelztemperatur erhöht. Die Kieselsäure
reducirt das Bleisulfat zu Oxyd und vereinigt sich mit diesem sowie mit dem
Eisenoxydule zu Schlacke. Sobald letztere eine feine schwarze Farbe aufweist, ist
sie frei von Kupfer; zeigt sie jedoch zu Folge eines Gehaltes an Kupferoxyd eine
rothe oder rothschwarze Färbung, so setzt man noch 1 Proc. entsilberten Kupferstein
hinzu, wodurch sofort die Entkupferung der Schlacke herbeigeführt wird. Die Schlacke
wird dann in bekannter Weise durch die Endthür abgezogen und jede sich ferner weit
noch bildende sofort entfernt. Diese schwarzen, Eisen haltigen Schlacken enthalten
35 bis 38 Proc. Blei, welches leicht durch Behandlung der Schlacke mit Kohle
wiedergewonnen werden kann. Wenn das von Schlacke freie Kupfer aufhört zu wallen und
sich Kupferoxyd an seiner Oberfläche zu bilden beginnt, wird es in Sandformen
abgezogen.
W. E. A.
Hartmann in Swansea (D. R. P. Nr. 32866 vom 13. März 1885) will bei der elektrolytischen Fällung von Kupfer aus
Kupfervitriollösung unter Verwendung unlöslicher Anoden die Polarisation
dadurch beseitigen, daſs er die Lösung mit Schwefligsäure sättigt und erwärmt. Um
den Elektrolyt auf der erforderlichen Temperatur zu halten, kann entweder die
Schwefligsäure heiſs, wie sie z.B. vom Röstofen kommt, zur Anwendung kommen, oder
die Erhitzung kann durch bleierne Dampfschlangen oder in sonst beliebiger Weise
geschehen. Um Belästigung durch die Schwefligsäure zu vermeiden, wie auch um die
Wärmeverluste zu verringern, können die Zellen mit beweglichen Deckeln versehen
werden, von denen ein Abzugsrohr die sich entwickelnden Gase und Dämpfe aufnimmt und
abführt.
Durch diese Behandlung wird der Sauerstoff, welcher an der Anode in Freiheit gesetzt
worden sein würde, zur Bildung von Schwefelsäure benutzt und es werden deshalb,
einschlieſslich der aus dem Kupfervitriole stammenden Schwefelsäure, für je 1 Aeq.
niedergeschlagenes Kupfer je 2 Aeq. freier Schwefelsäure im Elektrolyte gebildet,
welche dazu beiträgt, das letztere in guter Leitungsfähigkeit zu erhalten, selbst
wenn fast alles Kupfer niedergeschlagen worden ist.
Wenn so der Elektrolyt an Kupfer beinahe erschöpft und an Schwefelsäure hinreichend
angereichert ist, wird er ganz aus dem Kreislaufe entfernt und durch frische
Lösung ersetzt. Ein Theil der erschöpften, aber jetzt stark schwefelsauren Lösung
kann dazu benutzt werden, um nach bekannten Methoden frische Lösung von
Kupfervitriol zwecks späterer Zersetzung in der Zelle zu bilden, während die übrige
Lösung entweder zur Herstellung von käuflichem Kupfervitriol dienen kann, oder
sonstwie gereinigt und auf Schwefelsäure oder deren Salze verarbeitet wird.
Nach M. Kiliani in München (D. R. P. Zusatz Nr. 32864
vom 19. August 1884, vgl. 1884 251 28. 418) kann bei der
Zinkgewinnung durch Elektrolyse das aus
metallischem Zink oder Zinkoxyd bestehende Rohmaterial, statt mit Ammoniak und
Ammoniumcarbonat, auch mit Aetznatron oder Aetzkali in Lösung gebracht und die
dadurch erhaltene Lösung von Zinkoxydnatron bezieh. Zinkoxydkali unter Verwendung
von Eisenanoden elektrolysirt werden.
M. Kiliani (Berg- und Hüttenmännische Zeitung, 1885 S.
249) erinnert an die Arbeiten von Leuchtenberg (1847
104 293. 106 35) und Elkington (1871 201 560)
über die elektrolytische Kupferraffination (vgl. 1884
251 29. 421). Entsprechend den Wärmetönungen werden
Mangan, Zink, Eisen, Cadmium, Zinn, Antimon, Arsen, Blei und Wismuth noch vor dem
Kupfer durch den Strom oxydirt und gehen in die Lauge über, in den Anodenschlamm nur
dann, wenn dabei unlösliche Verbindungen entstehen. Silber, Platin und Gold bleiben
dagegen metallisch zurück. Sind diese Metalle aber in Lösung, so werden sie in
umgekehrter Reihenfolge gefällt. Bei groſser Sromdichte werden die Metalle nicht
nach einander, sondern gleichzeitig gelöst und gefällt.
Bei einer Normaldichte von 20 Ampère auf 1qm und einer Lösung von 150g Kupfervitriol mit 50g Schwefelsäure in 1l bleibt Kupferoxydul als schlechter Leiter vom Strome unberührt
und geht zunächst in den Schlamm; secundär jedoch löst es sich allmählich in der
Säure des Bades auf, natürlich um so weniger, je kürzere Zeit der Schlamm im Bade
verbleibt. Ein Kupferoxydulgehalt der Anoden macht also das Bad an Säure ärmer und
an Kupfer reicher.
Schwefelkupfer (Selenkupfer) geht,
solange es die im Schwarzkupfer gewöhnlich vorkommenden Mengen nicht überschreitet
und besonders, wenn es als nicht leitendes Halbschwefelkupfer (Cu2S) zugegen ist, als solches in den Schlamm.
Schwefel läſst sich aus letzterem mittels Schwefelkohlenstoff nicht ausziehen. Erst
wenn das Schwefelmetall einen bedeutenden Procentsatz der Anode ausmacht, wie in den
Kupfersteinen, wird es unter Abscheidung von Schwefel zersetzt.
Silber, Platin und Gold gehen, so lange sie nicht in sehr bedeutenden
Mengen vorhanden sind und die Lauge den normalen Kupfer- und Säuregehalt besitzt,
vollständig als Pulver in den Schlamm. Ist indeſs die Lauge neutral geworden, so
geht das Silber schon sehr bald in Lösung und wird dann natürlich auch an der
Kathode gefällt.
Wismuth und Wismuthoxyd gehen theils gleich als basisches Oxydsalz in den Schlamm,
theils erst in die Lösung, aus der sie dann bei längerem Stehen zum gröſsten Theile
wieder als basisches Salz ausgeschieden werden.
Zinn geht zunächst in das Bad über
und fällt aus diesem bei längerem Stehen theilweise wieder als basisches Salz aus.
Ist die Anode sehr reich daran, so bleibt es gröſstentheils als basisches Sulfat auf
der Anode selbst sitzen. In feuchtem Zustande ist dieser Anodenschlamm
schmutzig-hellgrau, beim Trocknen an der Luft wird er weiſs und nimmt an Gewicht
rasch zu, selbst noch nach längerem Trocknen bei 100°, so daſs es lange unmöglich
ist, denselben abzuwägen.
Der Schlamm enthält schlieſslich neben Schwefelsäure zum weitaus gröſsten Theile in
Salzsäure lösliches α-Zinnoxyd, während sich nur ein verhältniſsmäſsig kleiner Theil
als in Salzsäure unlösliches β- (Meta-) Zinnoxyd darin
vorfindet. Durch Zinn wird also das Bad an Kupfer ärmer, ohne daſs namhafte Mengen
davon sich in der Lösung ansammelten. In Folge der Ausscheidung von basischem Salz
wird die Lauge, wenn auch nur wenig reicher an freier Säure. Auf den Niederschlag
selbst übt das in Lösung befindliche Zinn eine ganz auffallend günstige Wirkung aus.
Während aus einer chemisch reinen neutralen
Kupfervitriollösung bei der in Rede stehenden Stromdichte die Niederschläge äuſserst
schlecht, knospig und spröde werden, fallen diejenigen aus Bädern, deren Anoden
beträchtliche Mengen von Zinn enthalten, auffallend gut, ohne jede Knospenbildung
und sehr geschmeidig aus. Dies war auch dann der Fall, wenn im Niederschlage durch
Auflösen in Salpetersäure, Eindampfen und Wiederaufnehmen mit etwas angesäuertem
Wasser keine Spur eines von einem Zinngehalte herrührenden Rückstandes oder einer
Trübung aufgefunden werden konnte. Daher stammt die alte Praxis einzelner
Galvanoplastiker, ihren Bädern Zinnsalze zuzusetzen. Auch die Spannung am Bade wird
durch einen gröſseren Gehalt der Anoden an Zinn sehr merklich herabgedrückt.
Arsen geht in saurer, wie neutraler
Lauge als Arsenigsäure in Lösung; erst wenn die Lauge einmal damit gesättigt ist,
kommt es auch in den Schlamm. Das als Arsensäure an Kupferoxydul und andere Oxyde
gebundene Arsen geht, da diese Verbindungen die Elektricität nicht leiten, in
neutraler Lösung vollständig in den Schlamm; in saurer dagegen wird es allmählich
secundär als Arsensäure in die Lauge übergeführt, natürlich um so weniger, je
schneller man die Einwirkung der Säure unterbricht, d.h. je öfter die Anoden
auſserhalb des Bades vom Schlamme gereinigt werden. Durch metallisches Arsen wird
demnach das Bad an Kupfer ärmer und an Säure reicher. In neutraler Lösung wird der
Kupferniederschlag Arsen haltig, in saurer nur dann, wenn sie verhältniſsmäſsig arm
an Kupfer geworden ist.
Antimon geht in saurer, wie neutraler
Lauge theils in die Lösung, aus welcher es bei längerem Stehen wieder theilweise
ausfällt; theils bleibt es gleich als basisches Sulfat auf der Anode. Hinsichtlich
der Gewichtszunahme des Schlammes an der Luft gilt das Gleiche wie vom Zinnschlamme.
Das Antimon macht also die Lauge an Kupfer ärmer. Antimonsaure Oxyde werden vom
Strome nicht angegriffen und gehen zunächst in den Schlamm; secundär jedoch werden
sie von der Säure des Bades langsam unter Abscheidung von Antimonsäure zersetzt und
geben zur Neutralisirung der Lauge Veranlassung, natürlich um so weniger, je öfter
der Schlamm auſserhalb des Bades von den Anoden entfernt wird. Das Antimon geht,
selbst wenn die Lauge damit gesättigt ist und sich in der Flüssigkeit schon
basisches Salz ausscheidet, nicht in den Niederschlag über, so lange die Lauge
hinsichtlich des Kupfer- und Säuregehaltes noch annähernd der genannten
Normalzusammensetzung entspricht; höchstens kann sich auf der Kathode etwas
basisches Salz mechanisch ablagern, wobei sich dann ein schwarzer, Kupfer und
Antimon enthaltener Schwamm auflagert. Ist die Lauge annähernd oder ganz neutral
geworden, so wird neben Kupfer auch Antimon niedergeschlagen und der Niederschlag
selbst erscheint fahl und spröde, oft durch lange, nadelförmige Auswüchse mit
geradlinig begrenzten Flächen charakterisirt. Auch in dem Falle, wenn die Lauge
bedeutend an Kupfer ärmer geworden sein sollte, vermag selbst der normale
Säuregehalt nicht zu verhindern, daſs Antimon mitgefällt wird.
Blei wird durch den Strom noch vor
dem Kupfer angegriffen und geht als unlösliches Sulfat in den Schlamm; nur
spurenweise bleibt es in Lösung, ohne an der Kathode gefällt zu werden. Ein
Bleigehalt der Anoden macht das Bad lediglich an Kupfer ärmer.
Eisen, Zink, Nickel und Kobalt werden durch den Strom vor dem Kupfer gelöst,
machen also das Bad an Kupfer ärmer. Auſserdem wird aber auch secundär bei den
geringen Stromdichten, wie sie bei der Kupferraffination in Verwendung kommen, durch
einfache chemische Wirkung der freien Säure etwas mehr von diesen Metallen an der
Anode gelöst, als dem an der Kathode ausgeschiedenen Kupfer äquivalent wäre, so daſs dadurch
das Bad auch ärmer an freier Säure, im Allgemeinen aber an Metall reicher wird.
Eisen geht bei den geringen
Stromdichten immer als Oxydulsalz in Lösung; erst später wird letzteres unter dem
Einflüsse der Luft während des Kreislaufes in Oxydsalz verwandelt. Bei diesem
Vorgange wird natürlich wieder Säure gebunden. An der Anode selbst erscheint
Oxydsalz erst bei sehr hohen Stromdichten, etwa 1300 Ampère auf 1qm, wobei auch schon Sauerstoff und freie Säure
auftritt. An Anoden von Schwefeleisen bildet sich nur Oxydsalz.
Enthält die Lösung in 1l nur
noch 2g Kupfer, während der Rest des
Normalgehaltes durch Eisen ersetzt ist, tritt bereits Knospenbildung auf.
Der Anodenschlamm kann nach dem Trocknen enthalten: Gold, Platin,
Silber (Schwefelsilber), Kupferoxydul, Schwefelkupfer, basisches Wismuth-, Zinn- und
Antimonsulfat, Antimonsäure, arsenigsaures Kupfer, arsensaure und antimonsaure
Metalloxyde, Bleisulfat und schlackenartige Bestandtheile, mit denen auch Eisen,
Kalk, Magnesia und Kieselsäure in den Schlamm gelangen können. Daneben fällt auch
immer etwas metallisches Kupfer in Pulverform mit. Die allmähliche Lösung der Anoden
erfolgt nicht etwa in der Weise, daſs die tiefer liegenden Theile erst dann
angegriffen werden, wenn die oberflächlichen schon vollständig aufgezehrt sind;
vielmehr erstreckt sich die lösende Wirkung schon dann weit ins Innere der Platten
hinein, wenn noch massenhaft Kupfer an der Oberfläche vorhanden ist. 2mm,5 dicke und spröde Schwarzkupferplatten mit 96
Proc. Kupfer z.B. waren schon nach 10tägiger Elektrolyse durch und durch so weich
geworden, daſs sie sich mit der gröſsten Leichtigkeit zusammenrollen lieſsen wie
Pappe, ohne dabei zu brechen. Unmittelbar aus Kupferkies gegossene Platten zeigten
nach mehrtägiger Elektrolyse immer eine starke Ausbauchung gegen die Kathode hin.
Die Lauge selbst wird im Allgemeinen unter Aufnahme von Eisen (Zink, Nickel, Kobalt,
Mangan), Zinn, Arsen, Antimon und Wismuth an Metall reicher, aber an Säure und
Kupfer ärmer.
Der letztere Nachtheil wird indeſs durch eine Nebenreaction
einigermaſsen ausgeglichen; ja es kommt sogar bei verhältniſsmäſsig reinen
Rohkupfern vor, daſs die Lauge fortwährend reicher an Kupfer wird, ohne daſs in
solchen Fällen die Verdunstung allein genügen würde, um diese Erscheinung zu
erklären. Es ist eine bekannte Thatsache, daſs durch die reducirende Wirkung von
metallischem Kupfer auf eine saure Kupfervitriollösung etwas schwefelsaures
Kupferoxydul entsteht, welches dann unter dem Einflüsse der Luft in Oxydsalz
übergeht, eine Thatsache, auf die auch Heinr. Roeßler
(1881 242 286) aufmerksam macht und welche die Grundlage
der früheren Schwefelsäurelaugerei (vgl. 1859 154 423)
bildete. Durch diese Nebenreaction wird fortwährend etwas Kupfer gelöst werden und
zwar um so mehr, je geringer die Stromdichte und je rascher der Kreislauf ist, je
mehr also die Lauge mit der Luft in Berührung kommt. Gegenwart von Eisenoxydsalz
verstärkt die Wirkung der Lauge. Besonders in der Nähe der Flüssigkeitsoberfläche
erreicht dieselbe oft eine solche Höhe, daſs dünne Kathodenbleche, welche aus der
Flüssigkeit herausragen, schon nach 8 Tagen durchgefressen werden. Diese
Nebenreaction erklärt die Thatsache, daſs die Gewichtsabnahme der Anoden immer
gröſser und die Gewichtszunahme der Kathoden immer etwas geringer ist, als der
Stromstärke entspricht.
Es ist daher sehr wesentlich, daſs von Zeit zu Zeit der
Säuregehalt der Bäder festgestellt und die fehlende Säure fortwährend ergänzt wird.
Ebenso sollte man den Kupfergehalt nicht zu weit sinken lassen. Die günstigste
Stromdichte beträgt 20 bis 30 Ampère auf 1qm.
Die durch das Zusammengreifen der erwähnten verschiedenen
Reactionen bewirkte allmähliche Neutralisation der
Lauge ist vom schlimmsten Einflüsse auf den ganzen Verlauf des Prozesses.
Nicht nur, daſs dadurch die Lauge viel schlechter leitend wird, so daſs die
Potentialdifferenz am Bade unter den sonst gleich bleibenden Normalverhältnissen,
also allein nur durch die Neutralisation, von 0,1 bis auf 0,25 Volt (5cm Elektrodenentfernung) steigt, gehen dadurch
auch die bereits erwähnten Verunreinigungen des Bades mit in den Niederschlag über
und machen diesen spröde und unbrauchbar. Abgesehen von diesen Verunreinigungen aber
wird der Niederschlag an und für sich schon in der neutralen Lösung, auch wenn diese
sonst chemisch rein ist, äuſserst schlecht, ja so spröde, daſs er sich im Mörser
leicht pulvern läſst. Es rührt dies von einem Kupferoxydulgehalte her. Bei so geringen Stromdichten reicht der Strom
nicht aus, um das Kupfersulfat vollständig in metallisches Kupfer und SO4 zu zerlegen, sondern es fällt ein bestimmter
Antheil von Kupferoxydul mit nieder, welcher um so geringer ausfällt, je gröſser die
Stromdichte wird, bis zu einer bestimmten Grenze, bei welcher reines Kupfer fällt.
In saurer Lauge wird dieses Kupferoxydul secundär wieder zersetzt; in neutraler
dagegen bleibt es auf der Kathode sitzen.
Wichtig ist ferner eine gute Bewegung der Lauge, da sich sonst
bald in den oberen Schichten eine an Kupfer ärmere Lauge bildet und in Folge dessen
auch Verunreinigungen mit niedergeschlagen werden können. Der Einfluſs der Bewegung
auf die Spannung entzieht sich zwar bei Normallaugen der Messung. Mit Zunahme der
Verunreinigung steigt dieselbe aber bedeutend, wie nachfolgende Versuchsreihe zeigt,
mit Kathoden aus elektrolytischem Reinkupfer bei 5cm Elektrodenentfernung und 20 Ampère auf 1qm Stromdichte:
1l Lauge enthält
Anode
Spannung in Volt
mit
ohne
Laugenbewegung
150g
krystallisirtes Kupfersulfat und 50g Schwefelsäure
ReinkupferSchwarzkupferKupferkies
0,0950,1200,40
0,0950,1200,40
150g krystallisirtes Kupfersulfat
ReinkupferSchwarzkupferKupferkies
0,240,2750,532
0,2430,2780,535
7g,96
krystallisirter Kupfervitriol,158g,2
krystallisirter Eisenvitriol und 50g Schwefelsäure
ReinkupferSchwarzkupferKupferkies
0,220,250,50
0,750,751,00
Dieselbe Lösung
ohneSchwefelsäure
ReinkupferSchwarzkupferKupferkies
0,300,350,75
1,101,151,30
Die verwendete Schwarzkupferanode enthielt 96,6 Proc. Kupfer,
0,403 Proc. Silber, 0,011 Proc. Gold, 1,23 Proc. Arsen, 1 Proc. Eisen und 0,54 Proc.
Schwefel.
Abgesehen von dieser Steigerung der Potentialdifferenz wird durch
schlechte Bewegung der Lauge aber auch die physikalische und chemische
Beschaffenheit des Niederschlages in der schlimmsten Weise beeinfluſst. Je lebhafter
die Bewegung ist, desto reiner, fein krystallinischer und geschmeidiger wird das
Kupfer, auch in ganz reiner Lauge und bei richtiger Befolgung der sonstigen
Normalverhältnisse.
Um den für die Verarbeitung eines bestimmten Rohstoffes
erforderlichen Arbeitsaufwand zu berechnen, hat man durch einen Laboratoriumsversuch
mit derjenigen Stromdichte, welche sich für den Gesammtbetrieb als die günstigste
erweist und mit der beabsichtigten Entfernung der Elektroden die Potentialdifferenz
zwischen beiden Elektroden zu messen. Beträgt beispielsweise die Klemmenspannung der
Maschine 15 Volt, die Spannung am Bade 0,25 Volt, so könnte man, wenn man den
Leitungswiderstand auſserhalb der Bäder ganz vernachlässigte, allerhöchstens (15 :
0,25) = 60 Bäder hinter einander schalten, eine Zahl, welche man in der Praxis nie
ausnutzen wird; vielmehr begnügt man sich in diesem Falle durchschnittlich mit 40
Bädern. Liefert nun die Maschine bei der genannten Klemmenspannung eine Stromstärke
von 240 Ampère, entsprechend 283g,61 Kupfer
stündlich, so erhält man in 40 hinter einander geschalteten Bädern in der gleichen
Zeit 11k,344 oder in 24 Stunden 272k,26 Kupfer. Die Arbeit, welche zu einer solchen
Leistung verbraucht wird, ergibt sich zu (240 × 15): 736 = 4e,9 für die Dynamomaschine oder etwa 6e für die Dampfmaschine. Zu berücksichtigen ist, daſs eine solche
Anlage einen Flächenraum von 80qm einnimmt und
daſs bei genannter Stromdichte von 20 Ampère zum Niederschlagen einer 1cm dicken Kupferplatte 5 Monate erforderlich
sind.
Die Angaben von H. Fontaine (Electrolyse, Paris 1885 S.
259) über die elektrische Kupferraffinerie der Norddeutschen Affinerie in Hamburg erklärt E. Wohlwill in der Berg- und
Hüttenmännischen Zeitung, 1885 S. 342 für unrichtig.
G. Badia (Elektrotechnische Zeitschrift, 1885 * S. 109)
meint, da zur Zerlegung von Kupfersulfat mit
Platinelektroden fast 2 Volt, mit Kupferelektroden aber nur Bruchtheile eines Volt
erforderlich sind, daſs keine Zersetzung des Kupfersulfates eintritt, sondern daſs
das Kupfer als solches von der Anode zur Kathode geschafft wird, eine Erklärung,
welche doch wohl nicht zutrifft (vgl. 1884 251 420). Da
Eisenvitriol die Bildung eines guten Niederschlages stört, schwefelsaures Eisenoxyd
dieselbe aber fördert, so erklärt er es als eine der zur Erzielung fester und guter
Niederschläge auf der Kathode nothwendigen Bedingung, daſs in der Umgebung der
Kathode immer eine gewisse Menge basischen Eisenpersulfates vorhanden sein muſs,
wobei allerdings ein Theil des Stromes zur Reduction des Eisenoxydes verbraucht
wird.Diese Angabe bestreitet Kiliani (vgl. S. 37
oben). Unter der Voraussetzung, daſs die Lauge fortdauernd gut gemischt ist,
tritt überhaupt bei den in Frage kommenden Dichten keine Stromtheilung
zwischen dem Kupfer- und Eisensulfat ein; es wird also auch kein Wasserstoff
abgeschieden und kein Eisenoxyd reducirt, sondern nur Kupfer
niedergeschlagen. Aus einer Lauge, welche neben dem normalen Säuregehalte
nur mehr 0g,2 Kupfer in 100cc enthielt, auſserdem soviel von Oxyd
freien Eisenvitriol, als dem Reste des Normalkupfergehaltes äquivalent ist,
erhielt er an der Kathode genau diejenige Kupfermenge, welche durch ein in
denselben Stromkreis eingeschaltetes Silbervoltameter angezeigt wurde. Die
Anoden bestanden bei diesen Versuchen aus Kupfer, eine Neubildung von
Oxydsalz während der Versuche selbst war durch Luftabschluſs unmöglich
gemacht. Dabei muſste aber die Bewegung der Lauge eine äuſserst lebhafte
sein; denn sowie dieselbe etwas nachlieſs, wurden die Niederschläge
pulverig, schwarz und sogar etwas Schwefelkupfer haltig. Eisensalze geben
selbst in neutraler Lösung bei geringen Stromdichten an der Kathode nur
Wasserstoff, welcher dann das vorhandene Eisenoxydsalz reducirt, was aber
mit Arbeitsverlust verbunden ist, da bei hinreichender Bewegung der Lauge
diese Arbeit zum Niederschlagen des Kupfers verwerthet werden
kann.
Bei der Verwendung von Kupferstein als Anode schlagen sich für je 2 Atom gelöstes
Eisen 3 Atom Kupfer nieder: 2FeS + 3Cu.SO4 = Fe2(SO4)3 + 3Cu + 2S. Der Strom greift hierin zu Anfang das
Kupfersulfat und die beiden Sulfüre an und zwar in einem Verhältnisse, das fast
ausschlieſslich von dem ihrer Mischung in der Anode abhängt. Verändert sich dann
aber allmählich der Elektrolyt durch das Hinzukommen des basischen Eisenpersulfates
Fe2O3.2SO3, so erstreckt sich die Wirkung der Elektricität
auch auf diese letztere Substanz und zwar um so mehr, je reicher die Lösung an
Eisenpersulfat gegenüber der des Kupfers wird. Wenn man nun eine gesättigte und mit
Schwefelsäure angesäuerte Lösung von Eisenvitriol in einem hinreichend groſsen
Gefäſse über Kupferoxyd
gieſst, so enthält die Lösung bald nur noch einen Theil des Eisenvitriols, ist aber
statt dessen mit Kupfersulfat gesättigt.
E. MarcheseE. Marchese: Traitement électrolytique des mattes
cuivreuses au Stolberg. Genua 1885. (Vgl. 1885 255 * 199. 532.) beschreibt
die von ihm ausgeführte elektrolytische Anlage zur
Verarbeitung von Kupfererzen in Stolberg. Die mit einem Kupfersteine
folgender Zusammensetzung:
Kupfer
17,20
Blei
23,70
Schwefel
21,03
Schwefelsäure
0,69
Eisen
29,18
Kieselsäure
0,88
Silber
0,0623.
ausgeführten Versuche fielen so günstig aus, daſs eine
gröſsere Anlage gebaut wurde, welche täglich bis 600k Kupfer liefern soll; sie hat 58 Bäder mit je 20 Anoden von 20qm Oberfläche und einer ebenso groſsen
Kathodenfläche. Jede Anode wiegt 125k, so daſs die
58 Bäder 145t Kupferstein aufnehmen.
Versuche von H. Jahn (Annalen der Physik, 1885 Bd. 25 S.
49 und 525) ergeben, daſs auch in Elektrolyten die gesammte Stromarbeit in Wärme verwandelt wird, wenn der Strom auſser der
Ueberwindung des Leitungswiderstandes keine Arbeit leistet, daſs ferner nahezu der
ganze Theil der Stromarbeit, welcher keine Wärme liefert, zu chemischen
Arbeitsleistungen verwendet wird und daſs somit das Wärmeäquivalent dieser
Arbeitsleistung mit der Bildungswärme des entsprechenden Elektrolyten fast genau
zusammenfällt.