Titel: | Zur Untersuchung von Oelen, welche unverseifbare Fette enthalten; von Th. Morawski und H. Demski. |
Autor: | Th. Morawski , H. Demski |
Fundstelle: | Band 258, Jahrgang 1885, S. 39 |
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Zur Untersuchung von Oelen, welche unverseifbare
Fette enthalten; von Th. Morawski und H. Demski.
Morawski und Demski, zur Untersuchung von Oelen.
Die Ermittelung des Gehaltes eines Oeles an
unverseifbaren Fetten, Mineral- oder Harzölen, beruht bekanntlich darauf, daſs man
das Oel verseift und hierdurch die dann folgende Trennung des unverseift gebliebenen
Oeles von dem verseiften Oele vorbereitet. Gewöhnlich wird hierauf das unverseifte
Fett durch Aethyläther oder Petroleumäther ausgezogen und nach dem Vertreiben des
Lösungsmittels gewogen. In Bezug auf die Art und Weise, wie man bei Ausführung
dieser Arbeiten vorzugehen hat, liegen verschiedene Vorschläge vor. Bezüglich des
Verseifens wird z.B. vorgeschlagen: Verseifung in wässeriger Lösung, dann wieder in
alkoholischer Lösung. Ist die Verseifung vollzogen, so gibt es wieder Unterschiede
in Bezug auf das weitere Vorgehen, wobei es sich besonders darum handelt, die Lösung
des unverseiften Oeles ohne Schwierigkeit vornehmen zu können. Es erklärt sich dies
leicht dadurch, daſs man
häufig bei der Behandlung der verseiften Flüssigkeit mit dem flüchtigen
Lösungsmittel nur schwierig und langsam eine vollständige Trennung der beiden
Flüssigkeitsschichten erreichen kann. Dies war hauptsächlich der Grund, weshalb wir
versuchten, an dem Verfahren solche Verbesserungen anzubringen, daſs der erwähnte
Uebelstand nicht eintrete.
Nach zahlreichen Versuchen gelangten wir zu einem Verfahren, durch welches die
Trennung der beiden Flüssigkeitsschichten im Scheidetrichter immer leicht und rasch
gelingt und das auch sonst empfehlenswerth erscheint, weil es in kurzer Zeit
ausführbar ist und Zeitersparnisse bringt, welche bei öfter vorkommenden Oelanalysen
besonders erwünscht sind. Ohne also den Anspruch zu machen, wesentlich Neues
mitzutheilen, beschreiben wir das von uns zusammengestellte Verfahren, da es mit
demselben gelingt, die quantitative Bestimmung des Harzöl- oder Mineralölgehaltes in
einem Oele in 3 bis 4 Stunden zu beendigen.
10g des Oeles werden in einem Kolben mit 50cc Alkohol versetzt und 5g Kaliumhydrat hinzugefügt, welches in möglichst
wenig Wasser gelöst wurdeEs ist dies zweckmäſsiger, als das feste Aetzkali einzutragen, welches sich
nur langsam lösen würde.; man erhitzt nun am Rückfluſskühler ½
Stunde lang, fügt dann dem Kolbeninhalte 50cc
Wasser zu und kühlt die Flüssigkeit durch Einstellen in kaltes Wasser rasch ab.
Hierauf wird sie im Scheidetrichter mit Petroleumäther geschüttelt und, nachdem sich
die beiden Flüssigkeiten getrennt haben, die untere Flüssigkeitsschicht so
vollständig als möglich abgezogen. Die Petroleumätherschicht wäscht man wiederholt
mit Wasser, ohne jedoch dieses mit der abgezogenen Flüssigkeit zu vereinigen und
läſst endlich das Wasser so vollständig als möglich ab. Aber selbst bei der gröſsten
Vorsicht werden beim Ablassen des Petroleumäthers noch Wassertropfen mitgerissen.
Deshalb lassen wir diesen nicht sofort in den gewogenen Kolben flieſsen, in welchem
der Petroleumäther abgetrieben werden soll, sondern in einen anderen trockenen
Kolben, an dessen Wänden sich die Wassertropfen sammeln. Gieſst man nun erst aus
diesem Zwischenkolben den Petroleumäther in den gewogenen Kolben, so wird das Wasser
zurückgehalten. Die einmal behandelte Flüssigkeit wird in derselben Weise bis zur
Erschöpfung mit Petroleumäther ausgezogen und dieser ebenfalls in angegebener Weise
in den gewogenen Kolben befördert.
Bei genauer Einhaltung dieses Vorganges wird man bei der Trennung der beiden
Flüssigkeitsschichten nie Schwierigkeiten haben, da die Alkohol haltige Seifenlösung
nicht schäumt und dünnflüssig ist; man wird ferner eine sehr vollständige Lösung der
unverseiften Fette in verhältnifsmäſsig kurzer Zeit erzielen und sehr gut stimmende
Endzahlen erhalten, wie wir uns in vielen Versuchen mit Oelen von bekanntem Harzöl-
oder Mineralölgehalte überzeugten.
Um endlich rasch zu erkennen, ob das unverseifte Fett Harz- oder Mineralöl ist, kann
man es mit dem gleichen Volumen Aceton zusammenbringen; mischen sich die beiden
Flüssigkeiten beim Schütteln vollständig, so ist es ein Harzöl oder ein Gemenge von
Mineralöl mit viel Harzöl, wenn nicht, so ist es Mineralöl oder ein Gemenge
desselben mit wenig Harzöl. Auſserdem kann man einen Alkohol von 0,95 Dichte
vorräthig halten, in welchem Harzöle untersinken, Mineralöle nicht.
Auſser der Bestimmung eines Gehaltes an unverseifbarem Fette, handelt es sich auch
oft darum, zu ermitteln, welches Pflanzenöl (verseifbare Fett) überhaupt in dem
Gemische mit Mineral- bezieh. Harzöl vorhanden ist. Die Ermittelung der Natur dieser Oele kann nun entweder unmittelbar mit dem
ursprünglichen Oelgemische ausgeführt werden (Jodzahl und Verseifungswerth), wie es
zur Untersuchung vorliegt, oder mit den Fettsäuren, wenn nach der Verseifung das
unverseifbare Fett durch Ausziehen entfernt wurde. Im letzteren Falle wird die
Seifenlösung benutzt werden, welche bei der Bestimmung des unverseiften Fettes
zurückbleibt, in der man durch Zusatz einer Säure die Fettsäuren abscheidet und
diese einer Untersuchung unterwirft. Diese Untersuchung kann sich erstrecken auf
Verseifungswerth, Schmelz- und Erstarrungspunkt und Ermittelung der Jodzahl nach Hübl. Bezüglich der letzteren war es nothwendig, eine
Reihe von Bestimmungen auszuführen, um die Jodzahlen für die freien Fettsäuren
kennen zu lernen, da Hübl nur die Jodzahlen für
Neutralfette ermittelte (vgl. 1884 253 281).
Wir schieden daher aus einer Reihe von reinen Fetten die darin enthaltenen fetten
Säuren ab und bestimmten für diese die Jodzahlen:
Fettsäuren von
Rüböl
96,3
bis
99,02
Erdnuſsöl
95,5
„
96,9
Sesamöl
108,9
„
111,4
Cottonöl
110,9
„
111,4
Leinöl
155,2
„
155,9
Hanföl
122,2
„
125,2
Ricinusöl
86,6
„
88,3
Rindstalg
25,9
„
32,8
Cocosnuſsöl
8,39
„
8,79
PalmkernfettFür neutrales Palmkernfett, welches in der Hübl'schen Tabelle nicht enthalten ist, fanden wir die
Jodzahl: 13,4 bis 13,6., raff.
3,6
„
4,7
Knochenfett, raff
55,7
„
57,3
Palmkernfett, roh
12,07
Knochenfett, roh
57,4
Olivenöl
86,1.
Zu diesen Bestimmungen ist es, wie wir uns überzeugt haben, nicht nöthig die
Fettsäuren, wie Hübl sonst vorschreibt, in Chloroform
zu lösen, sondern es genügt, die Hübl'sche Jodlösung
unmittelbar auf die Fettsäuren einwirken zu lassen. Der Leichtigkeit wegen, mit
welcher sich die Jodzahl ermitteln läſst, wird diese einen werthvollen Beitrag
bilden zu den Angaben, aus welchen man, nach den Eigenschaften der abgeschiedenen Fettsäuren, auf
das im ursprünglichen Oelgemische enthaltene verseifbare Fett Schlüsse zieht.
Will man aus der Jodzahl des im ursprünglichen Oelgemische enthaltenen und daraus
abgeschiedenen, unverseifbaren Fettes (Harz- oder Mineralöles) und aus der Jodzahl
des Oelgemisches die Jodzahl des verseifbaren Fettes durch
Rechnung ableiten, so kann dazu folgende Formel dienen. Bedeutet J die Jodzahl des verseifbaren Fettes, J1 die Jodzahl des
Oelgemisches, J2
diejenige des unverseifbaren Antheiles, a die
Procentzahl an verseifbarem, b die Procentzahl an
unverseifbarem Fett, so ergibt sich der Ausdruck: J =
(100 J1
– bJ2) : a. Da wir es für nöthig hielten, festzustellen, ob das
aus dem Gemische ausgeschiedene, unverseifbare Fett dieselbe Jodzahl gibt wie das
Mineral- oder Harzöl, bevor es dem Oelgemische angehörte, machten wir einige
diesbezügliche Versuche. Mineralöle wurden auf ihre Jodzahl geprüft, dann mit
verseif baren Oelen gemischt, aus diesen abgeschieden und wieder die Jodzahl
ermittelt. Die Unterschiede zwischen den beiden so ermittelten Jodzahlen waren
hierbei immer so gering, daſs sie das Ergebniſs dieser Methode nicht
beeinflussen.
Vorzuziehen bleibt übrigens die zuerst beschriebene Methode, welche sich der
abgeschiedenen Fettsäuren bedient, aus dem Grunde, weil man dieses Material auch
gleichzeitig zur Bestimmung von Schmelz- und Erstarrungspunkt verwenden kann, welche
Angaben wichtige Anhaltspunkte zur Erkennung der Fette liefern. Zum Schlusse wollen
wir noch mit Hinweis auf unsere Angaben über die Jod zahlen der freien Fettsäuren
erwähnen, daſs die Ermittelung dieser Zahlen im Anschlusse an die übrigen bekannten
Methoden auch gute Dienste leisten kann bei Lösung der Frage, aus welchen Fetten
eine zur Untersuchung vorliegende Seife erzeugt wurde.
Bielitz, Laboratorium der k. k. Staatsgewerbeschule.