Titel: | Verfahren zur Darstellung Schwefel haltiger Farbstoffe mittels Elektrolyse. |
Fundstelle: | Band 258, Jahrgang 1885, S. 42 |
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Verfahren zur Darstellung Schwefel haltiger
Farbstoffe mittels Elektrolyse.
Mit Abbildung auf Tafel
3.
Ewer und Pick's Darstellung Schwefel haltiger
Farbstoffe.
Taucht man nach Ewer und Pick in
Berlin (* D. R. P. Kl. 22 Nr. 31852
vom 1. Juli 1884) zwei Platinplatten als Elektroden in eine
Schwefelwasserstoff enthaltende Lösung von Paramidodimethylanilin in verdünnter
Schwefelsäure, so bemerkt man an der Kathode alsbald eine lebhafte
Wasserstoffentwickelung, während die Flüssigkeit um das positive Polblech (Anode)
sich bläut. Die Blaufärbung verschwindet indessen bald wieder und das vorher blanke
Blech bedeckt sich mit einem grauen Anfluge. Wischt man mittels eines Pinsels o.
dgl. das Blech blank, so tritt sofort wieder Blaufärbung ein, um jedoch bald wieder
zu verschwinden. Sorgt
man durch beständiges Bestreichen mittels eines Pinsels dafür, daſs das Blech blank
bleibt, so tritt bald ein Punkt ein, an welchem unter beständiger
Wasserstoffentwickelung an der Kathode sämmtlicher Schwefelwasserstoff der
Flüssigkeit verschwunden ist, während letztere sich blau zu färben beginnt. Die
Flüssigkeit enthält jetzt hauptsächlich Methylenweiſs in Lösung. War eine
unzureichende Menge Schwefelwasserstoff vorhanden, so hat sich neben Methylenweiſs
noch die Leukoverbindung des Dimethylanilingrün, das
Tetramethyldiamidodiphenylanilin, gebildet; eine Leukoverbindung des Methylenroth
tritt nicht auf. Setzt man die Elektrolyse weiter fort, so färbt sich die
Flüssigkeit immer tiefer blau, bis schlieſslich eine Zunahme der Blaufärbung nicht
mehr eintritt. Statt Schwefelwasserstoff kann man alle Schwefelverbindungen
anwenden, welche bei der Elektrolyse Schwefel abscheiden, z.B.
Rhodanwasserstoff.
Sämmtliche Paramidoabkömmlinge primärer, secundärer und tertiärer aromatischer Amine
geben auf diese Weise violette bis grünblaue Schwefel haltige Farbstoffe,
desgleichen die Leukoverbindungen der zur Dimethylanilingrüngruppe gehörenden
Stoffe, sowie das Hydrazodimethylanilin.
In dem verwendeten lackirten hölzernen Bottiche befindet sich eine hölzerne Achse w (Fig. 13 Taf. 3) mit
Flügeln r zum Rühren der Flüssigkeit und Bürsten n, welche beim Drehen der Achse die platinirten
Kupferplatten a und b an
beiden Seiten bestreichen, um auf diese Weise alle festen Ablagerungen beständig von
den Platten zu entfernen. Die Platten bilden die Elektroden eines von einer
Dynamomaschine gelieferten Stromes. Wendet man eine Maschine mit Wechselstrom an, so
dient jede Platte selbstverständlich abwechselnd als Anode und Kathode.
In den Bottich füllt man eine Lösung von 1 Th. Amidodimethylanilin in 40 Th. Wasser
und 4 Th. Schwefelsäure von 66° B., läſst durch Rohr e
langsam eine Lösung von Natriumsulfid in Wasser derart einflieſsen, daſs, während
jetzt Rührwerk und Dynamomaschine in Thätigkeit sind, die Flüssigkeit, ohne daſs
wesentlich Schwefelwasserstoff entweicht, doch möglichst mit demselben gesättigt
bleibt. Von Zeit zu Zeit entnimmt man der Flüssigkeit Proben; zeigt es sich, daſs
diese kein Amidodimethylanilin und nur sehr wenig Leukodimethylanilingrün
(Tetramethyldiamidodiphenylamin) auſser Methylenweiſs enthalten, so stellt man den
Zufluſs der Natriumsulfidlösung ab und leitet, ohne den elektrischen Strom
auszuschalten, einen kräftigen Luftstrom durch das Rohr d zur Entfernung des jetzt überschüssigen, in der Flüssigkeit gelösten
Schwefelwasserstoffes durch die Flüssigkeit. Wenn die jetzt bald eintretende
Blaufärbung nicht mehr zunimmt, stellt man den elektrischen Strom und die Luft
ab.
Aus der Farbstofflösung wird der Farbstoff auf gebräuchliche Art und Weise
hergestellt.