Titel: | Maschinen zur Erzeugung gemusterter Haardecken auf Geweben. |
Fundstelle: | Band 258, Jahrgang 1885, S. 111 |
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Maschinen zur Erzeugung gemusterter Haardecken
auf Geweben.
Mit Abbildungen auf Tafel
8.
Summer's Musterschermaschinen für Gewebe.
Während bisher gemusterte Haardecken auf Stoffen durch Aufrauhen oder Ausscheren der
dem Muster entsprechenden Flächen mit Hilfe durchbrochener Blechschablonen, welche
die übrigen Theile vor dem Angriffe des Rauh- oder Schercylinders schützen, erzeugt
werden (vgl. Nos d'Argence 1878 229 * 13. * 252. Labrosse und Richard bezieh.
F. Beer 1884 253 133),
findet sich in einem neueren, im Génie civil, 1884 Bd.
5 S. 55 beschriebenen, von Dwight C. Summer in
Mittsbury, Nordamerika, herrührenden Verfahren der umgekehrte Weg eingeschlagen,
indem der Schercylinder in seinen Messern gemustert ist. Der nun frei über Walzen
laufende Stoff wird durch die unterbrochenen Messerkanten nur an den dem gewählten
Muster entsprechenden Stellen von seiner Haardecke befreit. Mit unterbrochenen
Messern oder Schneiden versehene Schercylinder sind zwar nicht neu; doch ist man mit
den bisherigen Einrichtungen nur im Stande, gerade Längsstreifen im Stoffe zu
erzeugen, während bei den nachfolgend beschriebenen Einrichtungen jedes beliebige
Muster erzielt werden kann.
Zur Erzeugung von beliebigen Figuren entsprechenden glatten Stellen in der Haardecke
bei zuvor aufgerauhten Stoffen durch Ausscheren erhält bloſs das Schneidzeug
gewöhnlicher Längen- (Longitudinal-) Schermaschinen eine besondere Einrichtung und
die dafür angegebenen Neuerungen sind zweierlei Art, je nachdem: 1) der
Schneidcylinder die gewöhnlich in Schraubenlinien aufgezogenen Messer noch
beibehält, oder 2) statt dieser langen Messer einzelne Messerstückchen nach der
Vorzeichnung des Musters auf dem Schneidcylinder befestigt werden.
Die bei der ersten Art zu erlangenden Muster, von denen Fig. 8 bis 13 Taf. 8 die Grundformen
darstellen, werden aus geraden, verschieden schräg, im Zickzack oder gewellt in der
Längenrichtung des Stoffes laufenden glatten Streifen gebildet und es ist in Fig. 1 und 2 die
Einrichtung des Schneidzeuges zur Erzeugung derselben veranschaulicht. Der zu
musternde Stoff wird über den festen Tisch A geführt
und stellt sich demselben bei der Abwärtsführung von dem Tische A das Untermesser B
entgegen, welches die Haardecke aufrichtet und zum Abscheren durch die Messer des
Cylinders C bringt. Befestigung, Stellung und Antrieb
des Schneidzeuges ist gegen die gewöhnliche Anordnung nicht geändert- nur kann der
Messercylinder C, wie auch das Untermesser B durch einen beliebigen Mechanismus EF eine hin- und ergehende Bewegung in der
Längenrichtung erhalten. Die Schneiden der schraubenförmig gewundenen Messer des
Cylinders C sind alle gleichmäſsig theilweise
ausgebrochen, so daſs zwischen mehreren kürzeren Schneiden immer ein längeres
Stück d der Messerkante stehen bleibt. Bei der Drehung
des Messercylinders C und der darunter weg erfolgenden
Bewegung des Stoffes würde, wie schon bekannt, ein Muster mit abwechselnd breiten
und schmalen geraden Streifen hergestellt; erhält der Messercylinder aber noch eine
Verschiebung hin und her, so verlaufen diese Streifen wellenförmig. Sollen nun aber
gleich breite Streifen neben einander abwechselnd gerade und wellenförmig erzeugt
werden, wie in dem Muster Fig. 8, so muſs auch die
Schneide des Untermessers B in gleicher Weise wie die
des Messercylinders ausgebrochen werden; jedoch passen dann, wie aus Fig. 3 und 4 Taf. 8 ersichtlich, die
Aussparungen e der Cylindermesser und die Aussparungen
b des Untermessers nicht auf einander, sondern
entsprechen immer gegenseitig der längeren Schneide d.
Das Untermesser richtet nun die Haardecke bloſs streifenweise auf und bringt die
engen Streifen gegen die Schneidstücke d, die breiten
Streifen gegen die kurzen Schneiden des Messercylinders und es werden lauter gleich
weite enge Streifen geschoren. Verschiebt sich aber auſserdem der Cylinder C hin und her, so werden die Streifen C2 (Fig. 8), welche von den
kurzen Schneiden des Cylinders geschoren werden, wellenförmig, während die von dem
ruhenden Untermesser erzeugten Streifen B2 gerade bleiben. Die Streifen B2 können durch die
Verschiebung des Untermessers ebenfalls versetzt gegen die Streifen C2 wellenförmig
verlaufend hergestellt werden.
Wenn auf einem glatten Untermesser ein Messercylinder arbeitet, dessen Schneiden
regelmäſsig unterbrochen, die kurzen Schneidkanten jedoch von Messer zu Messer
versetzt sind, so werden, wenn die Aufeinanderfolge der Schneiden auf dem Umfange
des Messercylinders einer Schraubenlinie entspricht (Fig. 6), die erzeugten
Streifen in der Haardecke schräg gegen die Breite des Stoffes wie im Muster Fig. 9., wenn
die Schneiden nach Fig. 7 hin und her versetzt sind, im Zickzack wie im Muster N (Fig. 12) verlaufen. Durch
besondere Anordnung in der Weise, daſs die Schneiden von der Mitte des Cylinders zu
beiden Seiten auslaufen und gröſseren gleich bleibenden Unterbrechungen f der Schneiden stattfinden (vgl. Fig. 6), können dann
Muster nach Fig.
10, 11 und. 13 (bei M) hergestellt werden. Die
Zickzackstreifen mit gröſserem Abstande, wie bei N in
Fig. 12,
können gleich gut bei nicht versetzten Messerstückchen durch das Hin- und Hergehen
des Cylinders, welche Anordnung in Fig. 5 gezeichnet ist,
erzielt werden. Durch Vereinigung aller dieser einzelnen Mittel läſst sich
begreiflicher Weise eine groſse Mannigfaltigkeit in der Musterung erreichen.
Wenn die glatten Streifen in der Haardecke unterbrochen sein sollen, die Länge eines
einzelnen Theilchens derselben mit der Länge der Unterbrechung aber gröſser ist als
der einer Umdrehung des Messercylinders entsprechende Weg des zu musternden Stoffes,
so muls der Messercylinder im Durchmesser gröſser gemacht werden. Statt der ausgebrochenen
schraubenförmigen Messer werden dann einzelne Messerstückchen auf dem Cylinder
befestigt. Die Anordnung des Scheidzeuges bleibt, wie in Fig. 14 Taf. 8
veranschaulicht, dieselbe wie vorhin. Es ist E der
Tisch, über welchen der Stoff G gezogen wird, F das stellbare, die Haardecke aufrichtende glatte
Untermesser und B die hohle Walze, in welche die Messer
D dem Muster entsprechend gesetzt werden. Fig. 19 zeigt
verschiedene Formen der zur Verwendung kommenden Messerstückchen und Fig. 15 und 20 einige
Arten, auf welche diese Messer eingesetzt werden, um die entsprechenden Muster Fig. 16 bis
18
bezieh. 21 und 22 zu erzeugen. Auf dieselbe Weise können beliebige Figuren, Blätter
u. dgl. durch die Messerstückchen auf der Schneid walze gebildet werden, um die
entsprechenden Muster in der Haardecke zu erhalten nur muſs das Muster immer auf der
Schneidwalze ausgehen, oder deren Durchmesser entsprechend gewählt werden.
Fig. 23 und
24 zeigen
einen Cylinder A mit nur einem schwach gewundenen
Messer r, welches mit einem glatten Untermesser F zusammenarbeitet und so nur wenig von der genauen
Geraden schräg abweichende Querstreifen t, wie im
Muster Fig.
25 zu sehen, hergestellt. Wird das Untermesser theilweise ausgebrochen und
erhält dasselbe Hin- und Herschiebung, so können auch mit dieser einfachen
Vorrichtung verschiedene Muster hergestellt werden.
Bei der Erzeugung gemusterter Haardecken in der beschriebenen Weise muſs das
Verhältniſs der Umgänge der Schneidwalze zum Fortgange des Gewebes ein gröſseres
sein als bei den gewöhnlichen Schermaschinen und es wird daher nicht gut möglich
sein, bei feineren Stoffen den Mustergrund rein auszuscheren. Doch dürfte das neue
Verfahren, wegen der Billigkeit der Musterung bei gröberen Stoffen, besonders bei
geringeren Breiten, also bei Bändern und Gurten und gröberen plüschartigen Geweben,
vortheilhafte Benutzung finden.