Titel: | Ueber Gerste und Malz. |
Fundstelle: | Band 258, Jahrgang 1885, S. 128 |
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Ueber Gerste und Malz.
Mit Abbildungen.
Ueber Gerste und Malz.
Bei der Beurtheilung von Braugerste kommt es nach Wittelshöfer(Wochenschrift für Brauerei, 1885 S. 57
und 128) zunächst auf die Keimfähigkeit an; gut keimende Gerste soll 88 bis 90 Proc.
Keimfähigkeit haben. Die Gerste soll auch gleichmäſsig wachsen. Zu berücksichtigen
ist ferner das Körnergewicht und der Reinheitsgrad. Zur Herstellung des Keimbettes
wird ausgeglühter feiner Sand auf einem Teller so hoch aufgeschüttet, daſs eben der
obere Rand der Tellermulde erreicht wird. Nun wird gerade so viel Wasser
zugeschüttet, daſs der Sand beim Schütteln sich lose schwimmend bewegt. Alsdann wird
so viel Sand über die ganze Fläche gleichmäſsig aufgesiebt, daſs der Sand steift.
Wenn man den Teller neigt, rührt sich der feuchte Sand nicht und es fällt auch
nichts ab; der überschüssige nicht anhaftende Sand wird leise abgeklopft, der Sand
auf dem Tellerrande abgestrichen, worauf das Keimbett fertig ist. Der beschickte
Keimteller wird mit einem zweiten Teller zugedeckt.
L. Aubry (Zeitschrift für das gesammte Brauwesen, 1885 *
S. 77) bezeichnet als Keimungsenergie die Fähigkeit der
Gerste, in einem bestimmten Zeitraume, z.B. 72 Stunden, auszukeimen, als Keimkraft die Fähigkeit des Samens, auszukeimen, ohne
Rücksicht auf die Zeit. Gute Braugerste soll nicht mehr als 5 Proc. nicht
keimfähiger Samen enthalten. Diejenigen Keimapparate, bei welchen als Unterlage für
die zum Keimen hingelegten Gerstenkörner poröse Thonplatten dienen, leiden darunter,
daſs die Platten vermöge ihrer Porosität auch dem Schmutze einen bequemen Aufenthalt
gewähren und daſs die darauf gelegten Samen alsdann leicht verschimmeln oder
verfaulen. Nur durch häufiges Auskochen der wiederholt gebrauchten Platten kann
diesem Uebel gesteuert werden, was aber nicht immer geschieht.
Zur Anstellung des Keimungsversuches legt man die zwischen befeuchtetes Löschpapier
gebrachten, vorher etwas geweichten Körner auf einen flachen Porzellanteller und deckt diesen lose mit
einem zweiten Porzellanteller zu. Bei der gewöhnlichen Zimmertemperatur geht das
Keimen der Kerste in dem feuchten Papiere sehr gut vor sich. Die Porzellanteller
haben nur das Unangenehme, daſs sie viel Platz einnehmen und dann bei einer
gröſseren Anzahl von Keimproben diese schwer untergebracht werden können. Aubry bedient sich schon seit einer Reihe von Jahren
neben den Porzellantellern gewöhnlicher, viereckig geschnittener Platten aus
Fensterglas, auf welche die in Löschpapier eingelegten Gerstenproben zu liegen
kommen. Solche Tafeln lassen sich dann leicht unter Anwendung eines Drahtgestelles
über einander legen und eine Anzahl derselben gleichzeitig mit einer Glasglocke
bedecken, oder man schiebt sie in einen Blechkasten. Derselbe trägt an der Vorder-
und Hinterseite Schubfenster, welche in seitlich angebrachten Falzen sich
einschieben lassen. Das Kästchen ist aus Weiſsblech, wie auch die Rahmen für die
Schubfenster, und innen sowie auſsen lackirt. Am Boden und an der Decke sind einige
kleine Oeffnungen für den Luftzutritt. Innen trägt das Kästchen an den beiden
Seitenwänden in Abständen von 1cm je 20 über
einander stehende wagerechte Leisten, welche den Glastafeln beiderseits als Auflage
dienen. Die Gerstenproben werden vorher 6 Stunden in Brunnenwasser geweicht; dann
wird das Wasser abgegossen. Man legt nun ein Blatt befeuchtetes Löschpapier, welches
doppelt so groſs wie die Glastafel ist, mit der einen Hälfte auf letzterer aus,
breitet die geweichte Gerste in einfacher Lage und möglichst gegen die Mitte zu aus,
schlägt dann die zweite Hälfte des Blattes darüber, biegt die Ränder des Papieres
etwas um und schiebt die Platte in den Keimapparat. Nach 72 Stunden wird abgezählt
(vgl. 1885 257 * 25), was gewachsen ist, weil die
Erfahrung gelehrt hat, daſs eine gut ausgereifte und auch
lagerreife Gerste innerhalb 3 Tagen vollkommen auskeimt. Alle noch nicht
ausgekeimten Körner kann man wieder in das Keimkästchen zurückbringen und von Tag zu
Tag nachzählen, was noch gewachsen ist. Was bei gelagerter Gerste nach 3 Tagen nicht
gekeimt ist, kann auch als nicht keimfähig angesehen werden, während bei frischer
Gerste oft erst nach 10 bis 20 Tagen alle keimfähigen Körner kommen. Zu jedem
Versuche sollten mindestens 500 Körner verwendet werden.
Da erfahrungsmäſsig alle speckigen Gersten sich sehr schwer oder gar nicht auflösen,
so ist die Prüfung der Gerste auf Mehligkeit besonders
wichtig. Zur Ausführung ist der Gerstenabschneider
(sog. Farinatom) von Emil
Printz in Karlsruhe (vgl. * D. R. P. Kl. 42 Nr. 31745 vom 8. Oktober 1884)
empfehlenswerth. Derselbe besteht, wie aus der Abbildung ersichtlich, aus einer
Metallplatte A, welche mit den Vertiefungen für die
Gerstenkörner versehen ist. Die Metallplatte hat drei rinnenförmige Einschnitte,
wodurch vier erhabene Leisten entstehen, in welchen versetzt je 25 die Form eines
halben Gerstenkornes besitzende Vertiefungen enthalten sind. Ein keilförmiges, an einem Halter C angelenktes Messer D,
durch welches auf der Unterseite eine Schraube etwas durchgeht, die dem Messer in
der Mittelfläche der Platte Führung gibt, und ein kleiner Fülltrichter B vervollständigen den ganzen Apparat. Durch den
Trichter, welchen man immer auf eine Oeffnung stellt, wie es die Figur
veranschaulicht, läſst man in diese ein Gerstenkorn hineingleiten und fährt so fort,
bis alle Oeffnungen mit Gerste beschickt sind; alsdann fängt man mit dem Messer bei
dem kleinen Ansätze a an dem Ende der Platte, welcher
derselben eine schwache Neigung gibt, oder auch zum Anlegen an den Tischrand dient,
zu schneiden an. Man nimmt den Griff C des Messers in
die rechte Hand, drückt mit der linken wenig auf das Messer D und fährt gleichmäſsig langsam über die Eisenplatte A weg. Das Messer muſs immer gut aufliegen; es fallen
dann die vorstehenden Hälften der eingelegten Körner in die Rinnen oder seitlich ab
und hinterlassen die scharfen Schnittflächen. In wenigen Minuten ist die ganze
Arbeit geschehen und, da man gerade 100 Körnerhälften vor sich hat, braucht man nur
die mehligen, halb- und ganzglasigen Flächen abzuzählen, um dieselben in Procent der
Gerste zu erhalten. Man wiederholt den Versuch 4 mal und nimmt aus allen
Beobachtungen das Mittel.
Textabbildung Bd. 258, S. 129Textabbildung Bd. 258, S. 129Der Gerstenprober von B. Schneider (Allgemeine Zeitschrift für Bierbrauerei, 1885 * S. 674)
besteht aus vier der Fläche nach gleich groſsen Metallplättchen A bis D. Die Platten A und B sind an der
Rückseite durch ein Gelenk verbunden und besitzen 10 ganz gleiche Ausschnitte zum
Einlegen der Gerstenkörner.
An der entgegengesetzten Seite der Platte A ist die
Platte D vorn mittels eines Gelenkes angebracht, welche
am äuſseren Rande mit einem Gummibesatz oder Metallrippchen versehen ist und die zu zerschneidenden
Körner festzuhalten hat. Die vierte Platte C endlich
ist wieder mit der Platte B seitlich mittels Gelenk
verbunden und hat ein Schnittmesser, welches beim Schlieſsen genau zwischen die
Platten A und B zu liegen
kommt, so daſs die zu prüfenden Gerstenkörner querüber durchschnitten werden.
Auſserdem besitzt die Platte C längs des Schnittmessers
10 einzelne Ausschnitte oder einen Längenausschnitt, welche den auf der Platte B sich befindenden Aushöhlungen entsprechen und zur
Aufnahme der einzelnen Hälften der Gerstenkörner bestimmt sind. Nach vollzogenem
Schnitte wird der Apparat nach rückwärts zusammengeklappt, wodurch die
Schnittflächen der einzelnen Gerstenkörner zum Vorscheine kommen.
Nach A. Belohoubek (Populäre Zeitschrift für
Spiritusindustrie, 1885 S. 123) hat sich die böhmische Gerste in den letzten Jahren verschlechtert. Wie dies geschieht,
ergibt sich u.a. aus folgendem Beispiele: Vorzügliche Imperialgerste war auf zwei
Gütern Böhmens zur Aussaat verwendet, welche beide gut bewirthschaftet wurden, von
denen das erstere aber günstigere klimatische Verhältnisse hatte. Die Gerste A des ersten Gutes wurde dann auf einem benachbarten
Gute C, welches aber starken Rübenbau hat, gesäet. Die
Körner der Gersten A und B
waren hellgelb und fast sämmtlich vollkommen entwickelt, während die von C dunkler gefärbt waren und nur 36 Proc. vollkommen
entwickelte Körner enthielt. 100 Körner wogen von A
4567mg, von B
4700mg, von C
4936mg und 1hl wog 65k,5, 66k,5 bezieh. 68k,
so daſs also die Gerste C am schwersten war. Alle 3
Proben waren gut geputzt und frei von Verunreinigungen; von A waren 92, von B 90 und von C nur 81 Procent der Körner völlig unversehrt. Von je
100 Körnern der Gerste keimten nun:
A
B
C
binnen
48
Stunden
nach
Beginn
des
Versuches
12
8
5
„
72
„
„
„
„
„
weitere
53
50
14
„
78
„
„
„
„
„
„
25
28
18
„
98
„
„
„
„
„
„
8
12
57
„
119
„
„
„
„
„
„
1
2
3
Der Wassergehalt der drei Proben betrug 11,6, 11,4 bezieh.
12,8 Proc. Die trockene Gerste enthielt:
A
B
C
Reinasche
2,6286
2,7156
2,2476
Proteïnstoffe
9,9648
10,3356
11,7735
Fett
2,4053
–
3,5102
Rohfaser
2,6475
–
6,0875
Stärke u. dgl.
82,3538
–
76,3812
––––––––
––––––––
100,0000
100,0000
100 Th. Reinasche enthielten Procent:
A
B
C
Kieselsäure
25,6546
27,9693
30,0027
Phosphorsäure
41,5164
38,7514
35,4112
Schwefelsäure
1,0001
1,2175
1,5765
Chlor
0,4132
0,6682
1,2381
Eisenoxyd
0,5355
0,6915
1,0597
Kalk
2,0242
2,4055
3,2066
Magnesia
7,8838
8,2387
8,4751
Natron
1,0217
1,8006
3,3499
Kali
20,1666
18,4453
15,6834
Besonders auffallend ist der geringe Gehalt der Probe C an Phosphorsäure und Kali. Ein Probemaischen ergab
72,4, 70,3 bezieh. 65,8 Proc. Extractausbeute. Die Gerste C war somit erheblich schlechter als die Samengerste A; sie war entartet, ein
Umstand, welcher wesentlich auf die Bodenerschöpfung durch Rübenkultur zurückzuführen ist.
B. Rempel (daselbst 1885 * S. 301) legt zur Ausführung
der Keimprobe 200 bis 300 Gerstenkörner auf eine 12cm dicke angefeuchtete Sandschicht in einen
flachen Blechkasten, welcher dann mit einer Glasplatte bedeckt wird. Zur Quellprobe läſst man in einem kleinen Glasgefäſse eine
geringe Menge des zu untersuchenden Getreides regelrecht quellen und untersucht nach
vollendeter Quellreife, ob die Körner gleichmäſsig
gequellt sind; sie müssen sich sämmtlich leicht über den Fingernagel biegen lassen,
ohne daſs ihre Haut platzt, ferner zwischen den Fingern zusammendrücken lassen, ohne
zu stechen und beim Zerschneiden der Körner muſs das Innere gleichmäſsig einen
mehligen Kern zeigen, welcher von den grauen durchfeuchteten Theilen des Mehlkörpers
umgeben ist. Zur Prüfung auf die Gegenwart von Schimmelpilzen und Bakterien wird die
Gerstenprobe mit reinem Wasser befeuchtet in ein Probirröhrchen gefüllt, dieses mit
Watte verschlossen und in einem Wärmschranke 20 bis 30 Stunden lang auf 30 bis 40°
erhalten. Zeigt sich dann eine mit bloſsen Augen wahrnehmbare Schimmelbildung, so
ist die Gerste nicht zum Vermälzen geeignet.
Nach K. Lintner (Zeitschrift für das gesammte Brauwesen,
1885 S. 97) war die bayerische Gerste des Jahrganges
1883 sehr mangelhaft und hatte während der ganzen Vermälzungszeit ungenügende
Keimfähigkeit, wie folgende Tabelle zeigt:
Abstammung der Gersten
In Procent der Trockensubstanz
Wasser-gehalt
Keim-fähig-keit
Stick-stoff
Prote-noïde
Phos-phor-säure
Stärke
Erding
1,646
10,29
1,003
71,28
8,46
30,8
Unterfranken
1,806
11,29
0,931
59,62
17,84
88,6
Bayerische Landgerste
1,661
10,38
1,047
66,45
16,58
90,1
Franken
1,601
10,00
0,913
66,61
14,82
95,4
Freisinger
1,623
11,14
0,951
65,84
12,28
80,15
Moosburger
1,585
9,90
0,930
65,16
12,47
83,14
Langenbacher
1,680
10,50
0,935
65,82
12,67
90,0
Landshuter
1,722
10,76
1,034
64,18
13,26
89,2
Für derartige Gerste ist ein kürzeres Weichen und eine gute Nachweiche auf der Tenne,
verbunden mit Arbeit auf kalten Schweifs am zweckmäſsigsten. Sehr angezeigt war es
auch, die Maische bei der Ausschüttungstemperatur längere Zeit zu erhalten und die
Dickmaische langsam und vorsichtig anzuwärmen. Dieses Verfahren dürfte überhaupt
mehr berücksichtigt werden; denn es ist auffallend, wie viele sogen. kleistertrübe
Biere vorkommen. Diese Trübungen zeigen sich gewöhnlich nach der Hauptgährung durch
mangelhaften Glanz des Bieres. Man findet dann in der Regel, daſs diese Biere sich
bei der Nachgährung zwar vollkommen klären, zugleich aber auch ihre Haltbarkeit eine
sehr begrenzte ist.
Nach A. Schnell (Wochenschrift für Brauerei, 1885 S. 70)
ist das Weichverfahren im Quellstock fehlerhaft, da das
Eindringen des Wassers durch die Basalborste wegen der schwierigen Luftentweichung
verzögert wird. Wird die Gerste dagegen alle 12 Stunden eingetaucht, so nehmen
100l Gerste während eines Bades von 20 Minuten
20l Wasser, während 10 Minuten 10l Wasser auf. Nach 48 Stunden ist das Gerstenkorn
stets quellreif, d.h. hat um 40 Proc. im Volumen zugenommen, sofern es mindestens
20l Wasser aufnehmen konnte, gleichgültig, ob
mit einem Bade von 20 Minuten oder 2 Bädern von 10 Minuten oder 4 von je 5 Minuten.
Bis der Blattkeim die ganze Kornlänge erreicht hat, verhält sich die Wasseraufnahme
proportional zu der Eintauchungszeit, bei Zwischenräumen von mindestens 12 Stunden.
Nach 72 Stunden, während welcher mindestens 3 Bäder von 10 Minuten gegeben wurden,
haben alle Körner gespitzt, welche keimfähig sind. Somit hat das Gerstenkorn unter
diesen Bedingungen in 30 Minuten das ganze zum Wachsthume benöthigte Wasser
aufgenommen, also ungefähr 100mal rascher als beim jetzt üblichen
Quellstockverfahren. Folgen sich die Wasseraufnahmen zu rasch, so wird das Korn
ersäuft, weil keine Abfuhr oder Bewegung des Wassers stattfindet, indem der
Sauerstoff der Luft ungenügend auf das Stärkemehl zu wirken vermag; sind erstere
dagegen in zu weiten Zeitabschnitten angeordnet, so vertrocknet das Korn in der
Zwischenzeit und die molekularen Widerstände werden nicht überwunden, so daſs kein
Wachsthum eintritt. So wichtig nun eine dem Baue des Kornes angemessene Wasserzufuhr
ist, eben so sehr wird die gute Auflösung, die Mürbheit des fertigen Malzes durch
eine angemessene Wasserabfuhr bedingt. Vom sogen. Abschwelchen des gut gewachsenen
Grünmalzes hängt somit nothwendiger Weise in fast gleichem Maſse der geeignete
Zertrümmerungszustand des Malzes ab.
Durch folgendes Verfahren soll Gerste innerhalb 12
Stunden in tadelloses Malz übergeführt werden: Während
48 Stunden wird alle 12 Stunden ein Bad von 10 Minuten gegeben; dann tritt
Quellreife bezieh. Volumenvermehrung von 40 Proc. ein und bei entsprechender
Temperatur haben gleichzeitig alle keimfähigen Körner geäugelt. Während der
folgenden 48 Stunden
wird durch fortwährende Bewegung in der Luft das Keim gut der Wirkung des
Sauerstoffes unterworfen. Blatt- und Wurzelkeim erreichen in dieser Zeit normale
Länge (Blattkeim ⅘, Wurzelkeim 3/2). Wenn nöthig, wird auch ein tägliches Bad
angeordnet; dasselbe ist sehr zu empfehlen, indem der schleimige Schweifs dadurch
entfernt wird und das Product an Reinheit gewinnt. Während der letzten 24 Stunden
wird nun ein verstärkter Luftstrom bei lebhafter Bewegung des Keimgutes angewendet,
um die Hauptmasse des Wassers zu entfernen.
B. Schulze und C. Flechsig
(Landwirthschaftliche Versuchsstationen, 1885 Bd. 32 S. 137) untersuchte,
wie viel Amidverbindungen die Samen beim Keimen im
Dunkeln bilden. Nach folgender Tabelle ist der Verlust an Eiweiſsstickstoff
bei Gerste und Weizen am geringsten:
Samen
Gesammt-stickstoffProc.des
Kornes
Eiweiſsstickstoff Proc. vom
Gesammt-stickstoff
vor derKeimung
nach derKeimung
Abnahme
Erbsen
4,13
86,44
60,18
26,26
Bohnen
5,14
87,94
67,04
20,90
Lupinen
7,59
83,92
54,51
29,41
Roggen
1,88
77,13
66,26
20,87
Hafer
1,84
89,67
71,99
17,68
Gerste
1,93
88,08
72,37
15,71
Weizen
2,27
86,79
76,56
10,23
Während nach L. Brasse (Comptes rendus, 1885 Bd. 100 S.
454) ungekochte Stärke durch käufliche Malzdiastase nicht geändert wird, führt sie die aus gekeimt er Gerste und verschiedenen Blättern nach dem
Dubrunfaut'schen Verfahren abgeschiedene Diastase
bei 34 bis 42° in Glykose über. Dextrin ist dabei nicht nachweisbar. Um diese
Diastase zu erhalten, durch welche anscheinend die Stärke während der Keimung in
Glykose verwandelt wird, werden die Pflanzentheile mit kaltem Wasser ausgezogen, der
Auszug wird mit 1,5 Th. Alkohol versetzt, filtrirt, nochmals mit soviel Alkohol
versetzt und die ausgeschiedene Diastase abfiltrirt.
Zur Abscheidung von Pepton aus Gerste und Malz werden
diese nach F. Szymanski (Berichte der deutschen chemischen
Gesellschaft, 1885 S. 492) mit kaltem Wasser ausgezogen, die durch Erhitzen
auf einem Dampfbade von dem gröſsten Theile des coagulirbaren Eiweiſskörpers
befreiten Auszüge nach der Neutralisation mit sehr verdünnter Natronlauge eingeengt
und mit Essigsäure bis zur stark sauren Reaction und mit so viel Kochsalz in
Substanz versetzt, bis nach wiederholtem und kräftigem Schütteln ein Theil des
Salzes ungelöst blieb. Das Filtrat wird mit Phosphorwolframsäure ausgefällt, der
Niederschlag mit heiſsem, Schwefelsäure haltigem Wasser ausgewaschen und mit
Barytwasser unter gelindem Erwärmen auf dem Wasserbade zerlegt. Nach dem Erkalten
wird die Flüssigkeit von den auskrystallisirten Salzen abgegossen und von dem Barytüberschusse durch
verdünnte Schwefelsäure befreit; dann wird sie mit Bleioxydhydrat in der Kälte
behandelt und nach der Entfernung des Bleiüberschusses durch verdünnte Schwefelsäure
unter Zusatz von einigen Krystallen Salicylsäure dialysirt. Sobald der Aschengehalt
der Flüssigkeit sich nicht mehr erheblich vermindert, wird filtrirt, zum Syrup
eingedampft und in Alkohol gegossen. Das gefällte Pepton wird mit absolutem Alkohol
gerieben und über Schwefelsäure getrocknet. Entgegen den Angaben von Grieſsmayer (daselbst 1877 S. 617) gleicht es in jeder
Beziehung dem Fibrinpepton. Weitere Versuche ergaben,
daſs in neutraler wässeriger Lösung weder das Fibrinpepton, noch das Malzpepton
durch Kupferoxydhydrat gefällt wird, daſs sie im Gegentheile das Kupferoxydhydrat zu
lösen vermögen und daſs sie mittels dieses Reagenz von den Eiweiſsstoffen getrennt
werden können. Malz- bezieh. Würzepepton stimmte in allen wesentlichen Eigenschaften
mit dem Fibrinpepton überein.
Für die Ausfuhr bestimmtes Malz muſs nach H. Büchner (Allgemeine Zeitschrift für Bierbrauerei,
1885 S. 431) nicht nur eine schöne Auflösung zeigen, sondern auch eine weiſse Farbe
haben. Der Mälzer muſs daher eine gleichmäſsig helle Gerste verwenden, auſserdem
aber auch eine Kokesdarre. Dieselbe besteht wesentlich aus einem oben offenen
gemauerten Cylinder, so daſs während des Darrens sämmtliche Verbrennungsgase in die
Sau ausströmen, von dort durch eingeführte kalte Luftzüge in die Höhe durch die
Horden und das darauf befindliche Malz in den Dunstkamin und von da ins Freie
getrieben werden. Das auf solchen Darren erzeugte Malz soll blendend weiſs sein, in
Folge des Vorhandenseins von Schwefligsäure in den Verbrennungsgasen. Statt dessen
kann man auch unter der ersten Horde Schwefel verbrennen. Malz, welches auf
Kokesdarren erzeugt oder sehr stark geschwefelt wurde, hat nie ein solches gutes
Aroma als ein gewöhnliches; es besitzt immer einen mehr oder minder starken,
stechenden Geruch, welcher noch mehr hervortritt, wenn man solches Malz in der
hohlen Hand anhaucht. Es ist ein stark geschwefeltes Malz für deutsche Biere nicht
geeignet, während gelindes Schwefeln von keinem Nachtheile, vielmehr im Frühjahre,
wo sich leicht Schimmelbildung einstellt, sogar zu empfehlen ist, weil durch das
Schwefeln der Schimmel vernichtet wird.
Ch. Cabanis (Schwäbische Bierbrauer, 1885 S. 187)
verarbeitete Gerste von Laupheim (I), bayerische (II) und ungarische Gerste
(III):
I
II
III
100k Gerste kosteten
15,0
17,4
19,0 M.
1hl Gerste wog
61,5
64,3
67,7k
1hl Malz wog
47,1
49,5
52,1k
Ausbeute
76,6
77,0
76,9 Proc.
985k Malz gaben Würze von
13,7° Ball.
41,6
44,0
46,3hl
Malzkosten
192,9
222,5
243,4 M.
Bei gleichmäſsigem Verlaufe im Sud- und Gährprozesse sind
demnach die schweren Gerstensorten vorzuziehen (vgl.
jedoch oben Belohoubek).
Nach Beobachtungen von O. Göger (Allgemeine Zeitschrift für
Biertrauerei, 1885 S. 413) über die Temperaturen
der keimenden Gerste auf der Wachstenne soll bei 9 bis 11° Tennentemperatur
die des Junghaufens 15 bis 16°, höchstens 19° betragen, d.h. bei Führung auf kalten
Schweifs. Bei Cementpflaster soll man den Haufen nur 1 bis 2° niedriger führen als
bei Ziegelpflaster.
Malz aus Gerste des J. 1884 gibt leicht kleistertrübe Biere, nach M.
Delbrück (Wochenschrift für Brauerei, 1885 S.
315) wegen ungewohnt hohem Stärkegehalte und gleichzeitigem Mindergehalte an
Diastase. Es empfiehlt sich, die Keimung nicht zu früh zu unterbrechen und nicht zu
heiſs zu maischen (vgl. oben Lintner).
Zur Feststellung des Einflusses der Darrtemperatur und des
Luftzuges auf die Beschaffenheit des Malzes hat Ballte (daselbst 1885 S. 16) drei aus derselben Gerste hergestellte Malze
untersucht, welche jedoch auf der Darre verschieden behandelt waren:
IProc.
IIProc.
IIIProc.
Wassergehalt
3,18
4,45
7,38
Trockensubstanz
96,82
95,55
92,62
Extract im lufttrockenen Malze
72,52
76,04
74,64
Extract in der Trockensubstanz
74,90
79,58
80,60
Im Extracte:
Maltose
62,20
65,52
65,0
Maltose: Nichtmaltose
1 : 0,60
1 : 0,526
1 : 0,538
Die Würze lief
goldgelb,trüb
gelb, klar
hellgelb,opalisirend
Verzuckerungsdauer Minuten
55
40
22
Beim Darren des Malzes I zeigte das Thermometer über der Horde im
äuſseren Darrraume 81° beim Abdarren, während im Malze 110° angezeigt wurden und das
Thermometer in der Sau 134° zeigte. Die Züge der Darre wurden vor dem Abdarren ½
Stunde lang ganz geschlossen.
Die Probe II wurde mit 70° in der unteren Darre abgedarrt. Die
Temperatur im Malze war 100°, in der Sau 110°. Die Züge waren nur halb
geschlossen.
Die Probe III wurde abgedarrt mit 69°, die Temperatur im Malze war
81°, in der Sau 89°. Die Züge waren während des Darrprozesses gänzlich geöffnet.
Beim Verarbeiten des Malzes I lief die Würze trübe und gab mangelhafte Vergährung. Ob
auſser der verschiedenen Temperatur auch der Luftzug auf die verzuckernde Kraft des
Malzes gewirkt hat, ist noch festzustellen.
Ueber den Einfluſs der Lagerzeit auf das Malz liegen
Erfahrungen vor, welche dahin gehen, daſs sich 2 bis 3 Monate altes Malz weit besser
verarbeiten läſst als frisches. Ferner hat Balke
(daselbst S. 219) beobachtet, daſs Malz beim Lagern Kohlensäure entwickelt.
Dieselben Beobachtungen wurden von K. Lintner und L. Aubry gemacht (vgl. Zeitschrift für das gesammte Brauwesen, 1885 S. 153).
Nach weiteren Mittheilungen von Aubry (daselbst S. 261)
hat man sich beim frischen Malze immer über zu festes
Zusammenlegen der Treber
zu beklagen, was auf eine gröſsere Zerreiblichkeit der sehr trockenen Hülsen
zurückzuführen ist, wodurch auch diese beim Schroten feiner vertheilt werden und der
Malzteig dann nicht so viele Kanäle für den Durchgang der Würze enthalten kann, wie
sie durch das Zwischenlagern gröberer Hülsentheile sonst entstehen. Haben die
Malzkörner einmal etwas Wasser beim Lagern aus der Luft aufgenommen, dann verlieren
die Hülsen auch ihre groſse Sprödigkeit und das Abläutern geht bald wieder leichter
vor sich. Andere beim Maischen von frischem Malze auftretende Abweichungen sind,
daſs die Würze gewöhnlich nicht klar läuft, der Bruch im Hopfenkessel nicht so
schnell und gut erfolgt, die Gährungen träge werden und das Absetzen der Hefe
schwierig von statten geht u.s.w. Nach einigem Lagern verschwinden die
auſsergewöhnlichen Erscheinungen bei einem guten Malze von selbst und es geht wieder
alles regelmäſsig beim Sud- und Gährprozesse vor sich.
Verschiedene Malzproben frisch und nach 4monatlichem Lagern in Glasflaschen
untersucht ergaben:
Gerstensorte
Procent der Malztrockensubstanz, gelöst in
der Würze
Frisches Malz
Nach 4 Monaten
ExtractBalling
Stickstoff
Proteïn-stoffe
Asche
Zucker
ExtractBalling
Stickstoff
Proteïn-stoffe
Asche
Zucker
Ungarische
77,89
0,757
4,73
1,29
34,22
67,08
0,6656
4,18
1,36
32,31
Slovakische
79,91
0,763
4,77
1,24
35,35
174,99
0,6608
4,13
1,26
32,82
Regensburger
76,05
0,822
5,14
1,39
37,71
76,27
0,7648
4,78
1,39
34,61
Böhmische
77,47
0,753
4,71
1,24
38,09
78,16
0,6352
3,97
1,16
34,84
Fränkische
72,26
0,792
4,95
1,199
37,58
77,29
0,784
4,90
1,20
37,73
Saal
78,61
0,771
4,82
1,28
38,07
77,95
0,7376
4,61
1,26
38,05
Mährische
78,73
0,758
4,74
–
36,37
76,58
0,7792
4,87
1,20
35,21
Schwedische
65,05
0,590
3,69
1,13
31,17
69,13
0,5968
3,73
1,14
31,26
Zwei weitere (lichte) Malze waren nach der ersten Untersuchung im Laboratorium in
Säcken neben einander liegen geblieben und später wieder untersucht:
Malz aus Saatgerste
Malz aus ungarischer Gerste
3 Wochen alt
11 Wochen alt
6 Wochen alt
10 Wochen alt
Procent derMalztrocken-substanz
inder Würze
ExtractZucker (als Dextrose)Proteïnstoffe
77,6041,93 4,29
77,8431,05 4,38
75,6831,56 3,08
76,5336,51 3,31
Bei dem Malze aus ungarischer Gerste war demnach, unter den
gleichen Lagerbedingungen eine an Zucker reichere Würze erhalten worden und zugleich
wurden auch mehr Stickstoff haltige Bestandtheile an die Würze abgegeben. Diese
Beobachtung wurde später bei verschiedenen Malzen wiederholt gemacht und scheint
demnach beim Lagern das Malz unter Umständen sogar eine bessere Auflösung zu
bekommen.
Folgende Versuche sollten zeigen, ob ein etwas höherer Wassergehalt eines
Schwelkmalzes an den Veränderungen beim Lagern sich betheiligt und ob dieselben bei
Ausschluſs des Sauerstoffes der Luft sich anders gestalten. Schwelkmalz von der
oberen Horde mit 9,56 Proc. Wasser wurde sogleich untersucht und von demselben 3
Flaschen aus farblosem Glase mit eingeriebenen Stöpseln angefüllt, wovon eine
Flasche am gewöhnlichen Tageslichte und eine andere Flasche im Dunkeln aufbewahrt
wurde, während in der 3. Flasche die das Malz umgebende Luft durch Kohlensäure
verdrängt und die Flasche gut verschlossen wurde. Nach 2 Monaten wurden die Proben
wieder untersucht. 100 Gewichtstheile Malztrockensubstanz gaben an die Würze ab:
Frisch
Nach 2 Monaten
am Licht
imDunkeln
in Kohlen-säure
Extract
73,21
71,83
70,48
69,11
Zucker (Dextrose)
36,45
36,38
33,08
33,02
Proteïnstoffe
4,61
4,04
4,04
4,36
Sämmtliche Proben hatten demnach eine Extract Verminderung
erfahren. Am wenigsten Extract hatte das in Kohlensäure aufbewahrte Malz gegeben,
obwohl bei demselben eine geringere Menge von Stickstoff haltigen Bestandtheilen
unlöslich geworden ist.
Bei allen Untersuchungen von frischem und gelagertem Malz zeigt sich, daſs das Malz
durch das Lagern eine Veränderung erleidet, welche auf die Löslichkeit der Extract
bildenden Bestandtheile und auf den Gehalt des beim Maischversuche erhaltenen
Extractes an Zucker und Stickstoff haltigen Bestandtheilen wirkt. Die Veränderungen
können entweder einer sich fortsetzenden Löslichmachung oder Nachlösung entsprechen und es kann ein Malz nach dem Lagern mehr Extract
liefern und auch der Zuckergehalt des Extractes kann höher werden, oder es nimmt die
Extractausbeute mit dem Alter des Malzes ab und zugleich
auch die verzuckernde Kraft. Damit konnte auch eine Zu- oder Abnahme der
Löslichkeit der Stickstoff haltigen Bestandtheile des Malzes festgestellt werden.
Die Verschiedenheit in der Wirkung der Lagerung läſst es als sehr wahrscheinlich
erscheinen, daſs nicht nur die äuſseren Einflüsse, wie Feuchtigkeit, Luftwechsel
u.s.w., die Veränderungen bedingen und unterstützen, sondern daſs die Beschaffenheit
des Malzkörpers, die Art der Mälzung, ja vielleicht schon die ursprüngliche Gerste
dafür maſsgebend sind.