Titel: | Ueber Neuerungen an Locomobilen. |
Fundstelle: | Band 258, Jahrgang 1885, S. 193 |
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Ueber Neuerungen an Locomobilen.
Mit Abbildungen im Texte und auf Tafel 13 ff.
Ueber Neuerungen an Locomobilen.
Wenn auch die Locomobile in Deutschland für die Landwirthschaft naturgemäſs nicht die
Bedeutung gewinnen kann, welche sie in ihrer Heimath, in England, hat, ist doch hier
ihre Anwendung auſser in der Landwirthschaft auch bei Bauarbeiten wie in den
Kleingewerben groſs genug, um eine kurze Uebersicht über den heutigen Stand des
Locomobilbaues von Interesse erscheinen zu lassen. (Vgl. auch Radinger 1875 218 379.)
Die schon vor 20 Jahren ziemlich feststehende Grundform der Locomobile –
Locomotivkessel mit wagerechter, bei fahrbaren Maschinen auf dem Kessel, bei den Halblocomobilen unter
dem Kessel liegender Maschine – ist bekanntlich dieselbe geblieben und die
verschiedenen Ausführungen sind, soweit es die Patentrechte der einzelnen Erbauer
zulassen, noch gleichförmiger geworden als früher. Die wesentlichste Neuerung ist
die für gröſsere Maschinen jetzt fast allgemein angenommene Einführung des
Compoundsystemes. Das Verdienst, die erste Compound-Locomobile (mit geheiztem
Zwischenbehälter) gebaut zu haben, gebührt Wenham in
London. Derselbe stellte schon im J. 1862 in London eine solche Locomobile aus,
welche damals jedoch nur ungünstige Beurtheilung fand (vgl. Eyth 1862 165 * 322). Erst seit einigen Jahren
hat mit der stetigen Steigerung der Arbeitspannung des Dampfes das Compoundsystem
sowohl in England, als auch auf dem Festlande bei gröſseren Maschinen, ja sogar
schon bei Maschinen von 10 bis 12e allgemeinere
Anwendung gefunden. Daraus scheint hervorzugehen, daſs selbst bei so kleinen
Maschinen der Nutzen der Expansion in zwei Cylindern groſs genug ist, um die
Mehrkosten und den Verlust an Einfachheit aufzuwiegen. Der kleine Cylinder ist in
der Regel mit einem Expansionsschieber Ersehen, dessen Hub in vielen Fällen durch
den Regulator mittels einer Coulisse geändert werden kann.
Englische Locomobilen.
Von den englischen Locomobilen, über welche selbstverständlich das meiste Material
vorliegt, mögen zunächst die fahrbaren oder eigentlichen Locomobilen besprochen werden.
In Textfigur 1 ist nach Engineering, 1882 Bd. 34 * S. 567 bezieh. 1883 Bd. 36 S. 533 eine
Locomobile der bekannten Firma Ruston, Proctor und
Comp. in London dargestellt. Der Kessel hat die gewöhnliche Form; er
enthält 50 Röhren von 50mm Durchmesser und ist für
eine Spannung von 8at,4 bestimmt. Die beiden
Cylinder (Fig.
1 Taf. 13) bilden mit ihren beiden Dampfmänteln, dem zwischenliegenden
Behälter (Receiver) r und beiden Schieberkasten a und b ein Guſsstück,
welches auf die Feuerbüchse des Kessels aufgeschraubt ist. Die beiden Schieberkasten
sind oben durch einen
gemeinschaftlichen Deckel verschlossen, also bequem zugänglich. Die Dampfmäntel
erhalten beide frischen Dampf aus dem Kessel und das in denselben sich
niederschlagende Wasser flieſst durch die Kanäle k und
durch die hohlen Schrauben s unmittelbar in den Kessel
zurück. Der Dampf gelangt in den kleinen Schieberkasten durch ein vor den Cylindern
auf den Kessel aufgeschraubtes Guſsstück o (Fig. 2 Taf.
13), welches das Absperrventil, zwei Sicherheitsventile und ein Drosselventil
trägt.
Fig. 1., Bd. 258, S. 194Absperr – Ventile werden an Stelle der sonst
gebräuchlichen Schieber jetzt vielfach angewendet. Um
das Ventil aber (wie einen Schieber) mittels eines einfachen Hebels öffnen zu
können, ist dasselbe im vorliegenden Falle mit einem kleinen Entlastungsventile,
welches durch den Hebel zuerst abgehoben wird, versehen. Das eine Sicherheitsventil
ist durch ein die Belastungsfeder enthaltendes Gehäuse g derart überdeckt, daſs die Belastung ohne Lösung von Blei Verschlüssen
(Plomben) o. dgl. nicht geändert werden kann. Das zweite, freiliegende
Sicherheitsventil ist mittels des Hebels h und einer in
f eingeschlossenen Feder belastet. Ein in den
Schieberkasten hineinragender Stutzen endlich nimmt das doppelsitzige Drosselventil
d auf.
Die Lagerböcke der Kurbelwelle sind, wie in England üblich, seitlich an den Kessel
angeschraubt. Um die Ausdehnung des Kessels, welche ein Anstoſsen der Kolben an die
Deckel wohl kaum herbeiführen, wohl aber einen merklichen Einfluſs auf die
Dampfvertheilung durch die Schieber haben kann, unschädlich zu machen, haben einige
Fabrikanten Cylinder und Lager durch Stangen in der wagerechten Mittelebene mit
einander verbunden, wodurch dann zugleich der Kessel von dem Kurbeldrucke entlastet wird. Dies hat
jedoch den Nachtheil, daſs dann die Theile der Längenänderung des Kessels nicht
folgen können und daher an den Befestigungsstellen Spannungen entstehen müssen. Um
letzteres zu vermeiden, haben Ruston, Proctor und
Comp., wie auch schon in D. p. J. 1873 207 * 178 angegeben, Röhren als Anker benutzt, welche
einerseits bei e (Fig. 1 Taf. 13)
eingeschraubt, also mit den Dampfmänteln der Cylinder verbunden, andererseits an den
Kurbellagern befestigt sind. Auf diese Weise werden die Anker stets auf gleicher
Temperatur mit dem Kesselmantel erhalten, so daſs sie sich auch gleichmäſsig mit
diesem ausdehnen müssen. Die dargestellte Maschine hat 178 bezieh. 280mm Cylinderdurchmesser, 356mm Hub, 16qm
Heizfläche und 0qm,46 Rostfläche. Bei einem
Bremsversuche mit derselben erhielt man bei 138 Umläufen in der Minute 30e,26 und verbrauchte in der Stunde 1k,2 Welsh-Kohle für 1 Bremspferdestärke.
Fig. 2., Bd. 258, S. 195Eine Compound-Locomobile von Hornsby und Söhne
in Grantham ist nach Engineering, 1884 Bd. 38 * S. 517
in Textfigur 2 abgebildet. Die beiden Cylinder sind
in einem geräumigen Dampfdome untergebracht (vgl. Fig. 3 Taf. 13), welcher
zugleich als Dampfmantel dient. Diese Anordnung, welche die genannte Firma schon
seit mehr als 20 Jahren ei ihren gewöhnlichen eincylindrigen und
Zwillingslocomobilen anwendet, hat den zweifachen Zweck, die Cylinder ausgiebig zu
heizen und zugleich den Dampfraum des Kessels zu vergröſsern; das letztere wird bei
der sonst wesentlich
gleichen Ruston'schen Anordnung nicht erreicht. Die
Cylinder bilden mit den Schieberkasten, von denen der des groſsen Cylinders zugleich
als Zwischenbehälter dient, ein Guſsstück, welches von hinten in den Dom eingesetzt
wird und ohne groſse Mühe herausgenommen werden kann. An die vorderen Cylinderdeckel
sind Stutzen s angegossen, welche mittels der Muttern
m in der Domwand befestigt werden und so mit den
Cylindern zugleich eine kräftige Verankerung des Domes bilden. Die hinteren Deckel
der Cylinder und Schieberkasten liegen frei, so daſs auch hier Kolben und Schieber
leicht zugänglich sind. Ein cylindrischer Stutzen c des
Guſsstückes, durch welchen die drei Schieberstangen und das Abdampfrohr nach auſsen
geführt sind, ist mittels einer groſsen Stopfbüchse in der Domwand abgedichtet, was
wohl das Bedenklichste an der ganzen Einrichtung sein wird. Der Dom ist übrigens wie
der ganze Kessel mit Holz und Blech umkleidet. Die Führung für den Kreuzkopf ist
cylindrisch ausgebohrt. Die Steuerung ist nach Hornby's
Patent (vgl. 1883 250 * 384) behufs Aenderung des
Expansionsschieberhubes mit einer Coulisse versehen, in welcher das Gleitstück vom
Regulator unter Einschaltung eines Excenters verstellt wird. – Der Kessel ist von
Stahl, für eine Spannung von 10at bestimmt und
ruht auf einem schmiedeisernen Vordergestelle. Für eine 8 pferdige Maschine mit 160
Umdrehungen erhalten die Cylinder 127 bezieh. 229mm Durchmesser und 305mm Hub, der Kessel
eine Gesammtheizfläche von 11qm,6.
Fig. 3., Bd. 258, S. 196Textfigur 3 veranschaulicht nach Engineering, 1884 Bd. 38 * S. 539 eine Compound-Locomobile von Marshall Söhne und Comp. in Gainsborough. Cylinder,
Schieberkasten, Zwischenbehälter und Absperrventilgehäuse bilden ein Guſsstück, auf
dessen Deckel ein mit Feder belastetes Doppelsicherheitsventil angebracht ist. Die
ausgebohrten Kreuzkopfführungen sind einerseits an die Cylinderdeckel angegossen und
andererseits an einem auf dem Kessel ruhenden Bleche befestigt, welches zugleich den
Regulator mit Stellzeug trägt. Die Wellenlager sind durch Stangen mit den Cylindern
verbunden, aber in Schwalbenschwanznuthen der Lagerböcke etwas verschiebbar, so daſs
die Längenänderung des Kessels nicht gehindert wird. Die Lagerböcke sind an
auſsergewöhnlich starke, an den Kessel genietete Schmiedeisenplatten angeschraubt.
Seitlich am Kessel ist ein Vorwärmer angebracht, bestehend aus einem weiten Rohre,
welches eine gröſsere Anzahl enger Messingröhren enthält und vom Abdampfe
durchströmt wird, während das Speisewasser in entgegengesetzter Richtung durch die
engen Röhren gepreſst wird. Das vordere, mit der Speisepumpe verbundene Ende dieses
Vorwärmers ist an der Rauchkammer befestigt; das zweite Ende wird veschiebbar
gehalten. Die sonst üblichen Probirhähne des Kessels sind durch ein zweites
Wasserstandsglas ersetzt. Der Kessel ruht vorn auf einem Schemel aus Stahlblech, die
Räder sind aus Schmiedeisen. Die Maschine soll 155 Umläufe in der Minute machen und
mit Dampf von 10at Spannung arbeiten.
E. R. und F. Turner in Ipswich haben an der in Fig. 6 bis 9 Taf. 13 nach
Engineering, 1883 Bd. 36 * S. 100 veranschaulichten
Maschine nur die Mäntel mit den Schieberkasten, von denen der gröſsere wieder
zugleich den Zwischenbehälter bildet, zu einem Guſsstücke vereinigt, welches auf
einen besonderen mit dem Kessel vernieteten Träger t
(Fig. 7
und 8)
dampfdicht aufgeschraubt ist. Die Cylinder aus härterem Eisen sind in bekannter
Weise eingesetzt. Die Mantelräume stehen wieder durch Röhren o (Fig.
7) mit dem Kessel in offener Verbindung. Ein Rahmen r nach Hartnell und
Guthrie's Patent verbindet die Dampfmäntel mit den Kurbellagern, welche, um
die Ausdehnung des Kessels zu ermöglichen, von federnden Blechstützen s (Fig. 6) getragen werden;
letztere sind an Winkelstücke, welche mit dem Kessel vernietet sind, angeschraubt.
Auch das Speiserohr ist an einen am Kessel angenieteten Stutzen angeschraubt, so
daſs die ganze Maschine leicht abgenommen und auf einem Dampfboote oder sonstwo
benutzt werden kann. Der kleine Cylinder hat nur einen Schieber, dessen Hub durch
Hartnell's auf der Kurbelwelle angebrachten
Regulator (vgl. 1871 202 * 1. 1873 207 * 447) geregelt wird. Die Kreuzköpfe werden nur auf der Unterseite
durch eine Schiene, welche sie umgreifen, geführt, Der Kessel ist aus Stahl und für
7at Spannung bestimmt.
Locomobilen von Garrett und Söhne in Leiston sind im Engineer, 1883 Bd. 56 * S. 459 beschrieben. Dieselben
bieten dem Vorhergehenden gegenüber nur wenig Bemerkenswerthes. Die Kurbelwelle hat, wie Textfigur 4 zeigt, keine Anläufe, sondern wird gegen
Längsverschiebung durch einen Bund gesichert, welcher in eine mittlere Rille der
einen Lagerschale eingreift. Auf dem Kessel ist ein sehr einfacher, in Textfigur 5 ersichtlicher Vorwärmerangebracht, der aus
einem flachen, in das Abdampfrohr eingeschalteten Kasten besteht, durch welchen das
kupferne Speiserohr in der einen Diagonale hindurchgeführt wird, während der Abdampf
in der Richtung der anderen Diagonale hindurchstreicht. Nach Bedarf werden die
Maschinen mit Boutard's Umsteuerung (vgl. 1884 253 * 141) versehen.
Fig. 4., Bd. 258, S. 198Fig. 5., Bd. 258, S. 198Leichte zweiräderige Locomobilen für 2 bis
4e werden nach Engineering, 1882 Bd. 34 * S. 27 von E. S.
Hindley in Bourton gebaut. Der Kessel erhält bei denselben während des
Betriebes eine geneigte Lage; doch sind die Röhren so angeordnet, daſs sie beständig
unter Wasser bleiben. Die Maschinchen laufen mit 240 Umdrehungen in der Minute.
Ganz abweichend von der gewöhnlichen Grundform ist die in Fig. 10 und 11 Taf. 13
nach Engineering, 1885 Bd. 39 S. 328 abgebildete
4pferdige Maschine von G. R. Mather in Wellingborough,
welche auf der Agricultural Show 1885 ausgestellt war.
An einem Vertikalkessel bekannter Construction mit umlegbarem Schornsteine ist eine
einfach wirkende Maschine mit oben liegendem Cylinder angebracht, deren beide
Schwungräder jedoch zugleich als Fahrräder benutzt werden können. An das untere Ende
des Cylinders ist ein mit Armen und Beinen zu vergleichendes Hohlgestell angegossen;
die Beine stützen sich auf die Welle und die Arme sind mit dem am Kessel befestigten
Scherbaume verschraubt. Ein auſserdem an den Cylinder angegossener Sattel verbindet
denselben mit dem Kessel. Die Pleuelstange ist unmittelbar an den Kolben angehängt.
Letzterer besteht aus zwei durch ein Zwischenstück verbundenen Theilen, von denen
der obere mit zwei, der untere mit einem Dichtungsringe versehen ist. An dem Kolben
ist zugleich der dünne Plunger der Speisepumpe befestigt, welche mit dem linken
Gestellbeine zusammengegossen ist. Der Cylinderdeckel enthält die Ein- und
Ausströmungsöffnungen sowie einen geliderten Kolben Schieber aus Bronze und trägt
zugleich den Regulator mit liegender, mittels Schnur angetriebener Spindel. Der
Schieber wird von der Pleuelstange aus mittels eines einarmigen Winkelhebels (Fig. 10)
abwärts gedrückt, sobald Ausströmung stattfinden soll, während der frische Dampf
denselben in die Höhe preſst und sich selbst den Cylinderkanal öffnet. Nach oben
wird der Hub des Schiebers durch einen mit dem Regulator verbundenen Keil begrenzt,
wodurch der einströmende Dampf mehr oder weniger gedrosselt wird. Die
Einströmungsöffnung ist übrigens nach der Zeichnung ganz unverhältniſsmäſsig eng.
Die Kurbelwelle von 78mm Durchmesser ist aus
Bessemerstahl gebogen und zwar mit Vermeidung der üblichen scharfen Biegungen, so
daſs die Welle wesentlich kräftiger als sonst erscheint. Von den beiden Rädern wird
nur das eine festgekeilt, das andere ist während des Fahrens behufs bequemen
Umwendens u.s.w. frei drehbar und wird jedesmal vor dem Anlassen der Maschine fest
geklemmt. An einem Ende trägt die Welle dann noch eine Riemenscheibe. An der ganzen
Maschine ist nur eine einzige Stopfbüchse, das ist die der Speisepumpe von 13mm Durchmesser, vorhanden. Diese kleinen
Locomobilen sind seit fast 3 Jahren in Benutzung und sollen sich gut bewähren;
dieselben werden zur Zeit in zwei Gröſsen zu 2e,5
und zu 4e angefertigt.
Nicht selten hat man mit den fahrbaren Locomobilen zugleich die von der Maschine zu
treibende Arbeitsmaschine verbunden, so in neuerer Zeit namentlich die
elektrodynamischen Maschinen für Beleuchtungszwecke (vgl. z.B. die in Iron, 1881 Bd. 17 * S. 38 beschriebene Locomobile von
Ransomes, Head und Jefferies in Ipswich, bei
welcher die Dynamomaschine auf einer vor der Rauchkammer befestigten Platte
aufgestellt ist).
In Engineering, 1885 Bd. 39 S. 132 ist eine Locomobile
von J. und H. Gwynne in Hammersmith abgebildet, bei
welcher die Maschine mit oben stehendem Cylinder vor die
Feuerbüchse gestellt und zugleich mit einer Centrifugalpumpe verbunden ist,
derart, daſs das Schaufelrad unmittelbar auf der Kurbelwelle befestigt wird. Die
Feuerbüchse ist von der Seite zugänglich.
Die englischen Halblocomobilen unterscheiden sich auſser
in der Anordnung der Maschine nur wenig von einander. In den meisten Fällen liegt
die Maschine (fast immer Compoundmaschine) unter dem
Kessel und zwar ruht die Rauchkammer in einem die Cylinder aufnehmenden guſseisernen
Bocke, während die Feuerbüchse unmittelbar auf dem Unterbaue oder der
gemeinschaftlichen Grundplatte steht.
Textfigur 6 zeigt nach Engineer, 1884 Bd. 57 * S. 210 eine solche Compound-Halblocomobile von C. Burrell und Söhne in Thetford. Die Lagerböcke sind
durch Corliſsbalken mit den Cylindern verbunden. Die Kreuzköpfe sind von Stahl und
haben nachstellbare stählerne Schuhe. Die Schieberkasten liegen zwischen den
Cylindern. Der Hochdruckcylinder ist mit einem Expansionsschieber versehen, dessen
Hub vom Regulator mittels Coulisse verstellt wird. Der Regulator hat die früher
(1883 250 * 190) beschriebene Einrichtung; doch sind die
Stahlbänder durch dauerhaftere Ketten ersetzt. Die Bohrungen der Kugeln haben
Absätze, womit sie sich gegen Schultern der Führungsstangen legen, wenn die Ketten
reiften sollten. Die Coulisse schwingt um ihren oberen Endpunkt und die Anordnung
des Schiebers ist derart, daſs, wenn beim Steigen des Regulators der Gleitklotz in
der Coulisse gesenkt und dadurch der Schieberhub vergröſsert wird, der Dampf früher
abgesperrt, die Füllung also verkleinert wird. Die
Hängestange a, welche die Schieberschubstange s trägt, wird in ihrem oberen Punkte geradlinig
geführt, damit sie bei allen Lagen des Gleitklotzes möglichst senkrecht zu s bleibe. Die Maschine soll mit 10at Dampfspannung arbeiten und 155 Umläufe in der
Minute machen. Die Cylinder haben 178 bezieh. 318mm Durchmesser und 356mm Hub.
Fig. 6., Bd. 258, S. 200Fig. 7., Bd. 258, S. 200Textfigur 7 veranschaulicht nach Engineering, 1881 Bd. 32 * S. 594 eine
Compound-Halblocomobile von Marshall Söhne und Comp. in
Gainsborough, bei welcher als Untergestell zwei ⊏-Eisen
benutzt sind. Dieselben sind an einem Ende durch das Cylinderguſsstück, am anderen
Ende durch den guſseisernen Aschenkasten der Feuerbüchse verbunden. Beide mit
frischem Dampfe geheizte Cylinder liegen dicht neben einander; die Schieberkasten
sind, um leichter zugänglich zu sein, auſsen angebracht. Der in der Mitte über
beiden Cylindern liegende Absperrschieber ist derart eingerichtet, daſs bei geringer
Oeffnung desselben auch der groſse Cylinder frischen Dampf erhält; wird derselbe
aber ganz aufgezogen, so gelangt der Dampf nur in den kleinen Cylinder. Auch liier
wird der Füllungsgrad durch den Regulator (System Hartnell 1883 250 * 884), mit Hilfe einer Coulisse geändert. Der
Regulator wird von einer Querplatte getragen, welche, an den ⊏-Trägern befestigt, zugleich die cylindrischen, mit den Cylinderdeckeln
zusammenhängenden Kreuzkopfführungen an den äuſseren Enden stützt. Die
Cylinderdeckel tragen auſserdem in Form von Consolen auch Hülsenführungen für die
Schieberstangen. In Fig. 12 und 13 Taf. 13 ist ein für
diese Maschinen neuerdings angewendeter, beide Lager zu einem Guſsstücke
vereinigender Rahmen dargestellt, welcher, mit einem Boden versehen, zugleich als
Oelfangschale dient. An dem einen ⊏-Träger ist auch die
Speisepumpe befestigt. In allen Theilen ist für ausgiebige Schmierung gesorgt. Die
Maschine hat 127 bezieh. 229mm
Cylinderdurchmesser, 305mm Hub, macht 180 Umläufe
in der Minute und die Leistung ist zu 8e
angegeben.
Eine in vieler Beziehung ähnliche, gleichfalls auf Schmiedeisenträgern ruhende
Compound-Halblocomobile von J. Fowler und Comp. in
Leeds beschreibt Engineer, 1882 Bd. 53 * S. 275. Die
Schieberkasten liegen jedoch bei letzteren zwischen den
Cylindern. Der Regulator wirkt auf ein Drosselventil, die Speisepumpe ist neben der
Feuerbüchse angebracht. Auch die Einrichtung einer a. a. O. 1884 Bd. 58 * S. 26
abgebildeten 50 pferdigen Compound-Halblocomobile von Ruston, Proctor und Comp. in Lincoln stimmt im Wesentlichen mit der in
Textfigur 7 veranschaulichten Halblocomobile von
Marshall, Söhne und Comp. überein.
Davey, Paxman und Comp. in Colchester hatten für die
elektrische Beleuchtung der Fischerei-Ausstellung 1883, wie auch für die
Gesundheitsausstellung 1884 und die Erfindungsausstellung 1885 in London auſser
festen Maschinen auch eine groſse Zahl Halblocomobilen geliefert, welche sich durch
sehr gleichmäſsigen Gang ausgezeichnet haben sollen. Eine dieser Halblocomobilen,
deren Compoundmaschine bei 135 Umläufen in der Minute 125e indicirte, ist in der Revue industrielle, 1883 * S. 478 veröffentlicht; sie ist auf einer
starken guſseisernen Grundplatte aufgebaut, hat auſsen liegende Schieberkasten und
ist mit einem sehr groſsen, eine Grube benöthigenden Schwungrade versehen. Der
Füllungsgrad wird durch einen Cosinusregulator mittels Coulisse geregelt. Hornsby und Söhne in Grantham sowie Wallis und Steevens in Basingstroke legen auch bei den
Halblocomobilen die Maschine auf den Kessel, so daſs
sie sich von den eigentlichen Locomobilen nur durch das Fortlassen der Räder
Unterscheiden. Eine Halblocomobile der ersten Firma ist im Engineer, 1882 Bd. 53 * S. 187 und eine der zweiten Firma daselbst Bd. 54
* S. 432 dargestellt. Beide haben Compoundmaschinen.
Vielfach wird bei den Locomobilen der Abdampf zum Vorwärmen
des Speisewassers benutzt und zwar entweder, indem man den Dampf durch ein
oder mehrere im Speiserohre untergebrachte Röhren leitet (vgl. oben Marshall) oder auch in folgender Weise, wie sie nach
Engineering, 1883 Bd. 36 * S. 535 von J. Coultas in Grantham ausgeführt wird. Die
Speisepumpe, welche an ein durch die Verkleidung des Kessels hindurchreichendes Winkelstück
w (Fig. 4 und 5 Taf. 13) angeschraubt
wird, ist wie üblich mit dem Saugventile s, dem
Druckventile d und dem Rückschlagventile v versehen. Ein zwischen d
und v abgehender Kanal führt das von der ununterbrochen
arbeitenden Pumpe zu viel geförderte Wasser in ein Ueberlaufrohr u. Mittels des Hahnes h
kann diese überschüssige und damit auch die durch v in
den Kessel gelangende Wassermenge geregelt werden. In das Ueberlaufrohr u nun mündet auch ein von dem Abdampfrohre abgezweigtes
Rohr o und die Menge des hier eingeführten Abdampfes
kann durch den Hahn k geregelt werden, derart, daſs das
Wasser in dem Speisebehälter immer nahezu auf einer Temperatur von 100° gehalten
wird. Das hinter v abwärts führende Speiserohr r ist mittels Flanschen an einen durch die Verkleidung
des Kessels hervorragenden Stutzen b angeschraubt und
enthält noch einen Dreiwegehahn a, welcher die
Untersuchung der Ventile auch während des Betriebes ermöglicht.
Ganz ähnliche Einrichtungen zur Erwärmung des Wassers werden auch von Ruston, Proctor und Comp. u.a. angewendet.
(Fortsetzung folgt.)