Titel: | R. J. Gülcher's mechanischer Buckskin-Webstuhl; von G. Rohn. |
Autor: | G. Rohn |
Fundstelle: | Band 258, Jahrgang 1885, S. 248 |
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R. J. Gülcher's mechanischer Buckskin-Webstuhl; von G.
Rohn.
Patentklasse 86. Mit Abbildungen auf Tafel 17.
Rohn, über Gülcher's mechanischen Buckskin-Webstuhl.
Auf der Industrie- und Gewerbeausstellung in Görlitz 1885 hatte R. J. Gülcher in Biala zum ersten Male seinen neuen
mechanischen Webstuhl für Buckskin und tuchartige Stoffe (vgl. * D. R. P. Nr. 20274
vom 20. November 1881) zu allgemeinerer Besichtigung gebracht, nachdem derselbe
bereits in Oesterreich mit Erfolg in die Praxis eingeführt wurde. Ist dieser
Webstuhl auch nicht in allen Einzelheiten als neu zu betrachten, so zeichnet sich
derselbe doch durch zweckmäſsige eigenartige Anordnung einiger der hauptsächlichsten
Bewegungsmechanismen vortheilhaft aus, so daſs er, wenn auch die bekannten
mechanischen Tuchwebstühle im Allgemeinen nicht übertreffend, denselben doch
gleichwerthig zur Seite zu stellen und daſs in Folge dessen zu den in Deutschland
und Oesterreich allgemeiner bekannten und eingeführten Webstühlen für breite
tuchartige Gewebe eine neue Construction hinzu zu zählen ist; es bestehen demnach
jetzt folgende: Zwei von der Sächsischen Webstuhlfabrik
(L. Schönherr) in Chemnitz stammende Webstühle, der
Webstuhl der Sächsischen Maschinenfabrik (R. Hartmann) in Chemnitz, der Webstuhl der Groſsenhainer Webstuhl- und Maschinenfabrik (A.
Zschille) in Groſsenhain und der nachfolgend zu beschreibende Gülcher'sche Webstuhl. Während die Hartmann'sche und die Zschille'sche, wie auch die zweite in neuerer Zeit zur Ausführung gebrachte
Construction der Sächsischen Webstühlfabrik sich an das
Crompton'sche System (vgl. 1868 189 * 33), dessen hauptsächlichste Merkmale die durch
eine Kurbel zwangläufig bewegte Lade und die Bewegung
der Schützentreiber durch Schlagexcenter sind, anlehnt,
hat sich Gülcher mehr das Webstuhlsystem von L. Schönherr zum Vorbilde genommen, welches in der
Hauptsache durch die Benutzung von Federn zur
Hervorbringung des Ladenschlages und der Schützenbewegung gekennzeichnet ist. Gülcher benutzt nun Federn für die Bewegung der
Schützen, für die Ladenbewegung aber mehr nach Crompt'schem Vorbilde einen zwangläufigen Mechanismus und vereinigt so die
Vortheile des von der Geschwindigkeit des Stuhles unabhängigen Antriebes der
Schützen durch Federn mit dem Vorzuge der zwangläufigen Ladenbewegung.
In Fig. 1 und
2 Taf. 17
ist eine Vorder- und Seitenansicht des Gülcher'schen
Webstuhles mit mehrfachem Schützenwechsel gegeben, während die übrigen Figuren der
Tafel 17 die einzelnen neuen Mechanismen veranschaulichen.
Die ganze Ausführungsart des Gülcher'schen Webstuhles
gleicht der Schönherr'schen und die Antriebseinrichtung sowie die Vertheilung der
Mechanismen ist die bekannte, von L. Schönherr bereits
1858 getroffene. Auf der rechten Seite befindet sich vorn am Webstuhle tiefliegend
die von der Deckenwelle angetriebene auf einem Zapfen lose drehbare Riemenscheibe
R, welche durch ein kleines, an R angegossenes Rad ihre Bewegung in das auf der
oberhalb liegenden Hauptwelle A lose drehbare, von
einem Verdecke umschlossene gröſsere Zahnrad Z
überträgt. Das Uebersetzungsverhältniſs zwischen beiden Rädern ist 3. Das groſse
Zahnrad Z wird mit der Hauptwelle durch ein in
demselben angeordnetes Klinkenschloſs und eine auf der Hauptwelle festsitzende
Mitnehmerscheibe gekuppelt. Zur In- und Auſsergangsetzung wird die Klinke in dem
groſsen Zahnrade frei gemacht, damit sie den Bolzen der Mitnehmerscheibe erfaſst,
oder von demselben wieder abgehoben. Diese Bewegung der Klinke wird durch
Anschlagbolzen erzielt, welche rechtzeitig in entsprechende Stellung gebracht
werden, so daſs die Mitnehmerklinke oder eine zu ihrem Festhalten in ausgehobener
Lage bestimmte Falle gegen diese Bolzen treffen (vgl. auch 1873 210 * 241). Von den beiden Anschlagbolzen tritt beim
Ausrücken des Stuhles immer einer in Thätigkeit, je nachdem der Stuhl nach erfolgtem
Schützenschlage bei auſsen stehender Lade oder nach erfolgtem Ladenanschlage zum
Stillstande gebracht werden soll. Diese Stellungen sind erforderlich, je nachdem
eine frisch gefüllte Schatze oder gerissene Kettenfäden einzuziehen sind. Für den
ersten Fall ist in einem Kasten p4 ein von der vorn über die ganze Breite des Stuhles
reichenden Stange 5 bewegter Bolzen p (vgl. Fig. 6)
verschiebbar, welcher auch von der Schützenkastenfalle mit beeinfluſst wird, und für
den zweiten Fall der mit einem cylindrischen Ausatze versehene Hebel p1 vorhanden, welcher
von dem Handhebel h bewegt wird. Gleichzeitig drückt
dabei der letztere Hebel durch eine an demselben befestigte Feder auf die Klinke z, welche dadurch an die vor dem groſsen Zahnrade auf
der Hauptwelle sitzende Scheibe zur Anlage kommt und in einen Ausschnitt x derselben fällt, die Weiterbewegung also beim
angegebenen Zeitpunkte aufhält. Die Scheibe S1 ist mit zwei Handgriffen versehen, damit der
Arbeiter den Stuhl auch von Hand in Bewegung setzen kann, wenn er eine bestimmte
Stellung erreichen oder Beobachtungen machen will.
Ladenbewegung (Fig. 4). Am hinteren Ende
der Hauptwelle A sitzt ein starker runder Kopf B, der an seinem Umfange eine in sich verlaufende Spur
eingearbeitet hat. In dieser Spur führt sich ein Herzstück C, welches lose auf einem Zapfen des Hebels E
steckt. Der Hebel E ist innerhalb des Gestelles nahe an
der Wand auf einer über die Breite des Stuhles reichenden Welle D befestigt, welche an der anderen Gestellwand einen
zweiten solchen Hebel trägt. An die Endpunkte dieser Hebel sind Stangen F angehängt, welche mit ihrem anderen Ende gelenkig mit
den Ladenschwengeln G (Fig. 6) verbunden sind.
Bei der Drehung des Kopfes B erhalten demnach die Hebel
E eine schwingende Bewegung, welche auf die Lade
übertragen wird. Die Form der Spur des Kopfes B
bestimmt diese Bewegung und läſst sich mit derselben ein beliebig langer Stillstand
der Lade in der äuſsersten Stellung für das Abschieſsen erzielen, was bei der
Kurbelbewegung in gleicher Weise nicht der Fall ist. Um eine unruhige Ladenbewegung
in Folge mit der Zeit eintretender Abnutzung der Spur des Kopfes B zu verhüten, wird durch eine Feder das Herzstück C stets gegen seine Lauffläche angedrückt.
Die Schaftmaschine (* D. R. P. Nr. 22377 vom 5. November
1882) arbeitet mit Offenfach, d.h. es bleiben nach
jedem Schusse diejenigen Schäfte, welche für den nächsten Schuſs in gleicher
Stellung wieder erscheinen, in der Fachbildung stehen, so daſs das Zuschlagen des
Schusses bei offenem Fache erfolgt, welche
Eigenthümlichkeit beim Weben tuchartiger Stoffe zur Erzielung einer dichten
Schuſslage erwünscht ist.Der in Görlitz ausgestellt gewesene Webstuhl arbeitet mit geschlossenem Fache; aus diesem Grunde ist die
oben beschriebene Schaftmaschine in Bezug auf den Antrieb der Messerschienen
und die Excenter abgeändert. Die Bewegung der Messerschienen e und e1 wird dann in gleicher Weise, wie bei dem
später beschriebenen Schützenwechsel (vgl. Fig. 3),
ausgeführt und statt der Excenter k werden zum
schnelleren Anheben der Schäfte Curvenscheiben benutzt; auch arbeiten die
Messerschienen zu beiden Seiten der Schaftrahmen. Der Mechanismus für das
Einstellen der Schäfte in gleiche Lage beim Fadensuchen kommt dann natürlich
in Wegfall. Auf der Hauptwelle des Stuhles sitzt eine Herzscheibe
a (Fig. 5), die bei ihrer
Drehung die gekuppelten Hebel b und b1 in Schwingungen
versetzt, welche durch eine Zahnstange c auf den
Zahnbogen c1 übertragen
werden. Mit diesem Zahnbogen ist das Bogenstück d
verbunden, an das mittels der Stangen d1 und d2 die Messerschienen e
und e1 angehängt sind,
welche somit in hin-
und hergehende Bewegung versetzt werden. Die von den Knöpfen f einer Musterkarte g, deren Zusammensetzung
bereits in D. p. J. 1884 251
* 448 beschrieben ist, gehobenen Bügel h1 bewirken ein Heben oder Senken der mit letzteren
in Verbindung stehenden Platinenzahnstangen i und somit
ein Einklinken deren Köpfe i1 in die untere oder obere Messerschiene. In die Zahnstangen i greifen Zahnbogen, welche mit den lose auf einer
Welle sitzenden Excentern k aus einem Stücke sind, und
wird dadurch der Vor- oder Rückgang der Platinen i in
eine halbe Hin- oder Herdrehung der Excenter k
umgesetzt, so daſs die dieselben umgebenden Schaftrahmen l entweder rechts oder links ausschwingen, den damit verbundenen Webschaft
also entweder ins Oberfach oder ins Unterfach ziehen. Die Drehung der Excenter k ist eine derartige, daſs dieselben in ihrer
Endstellung die Schaftrahmen l auf ihren todten Punkten
aufruhen lassen, wodurch ein Feststehen der Schäfte (selbst während der Bewegung der
Messerschienen e) erzielt wird. Mit der Entfernung der
Schäfte von der Lade wächst nun die Excentricität der Excenter k, in Folge dessen auch der Schafthub, so daſs hiermit
auf einfache Weise ein reines Ober- und Unterfach erreicht wird. Die Gröſse des
Faches selbst kann geregelt werden, indem man die Welle l1 um welche die Schaftrahmen l schwingen, in der Senkrechten verstellt, wozu die
Tragbügel l2 für
dieselbe (vgl. Fig.
1) mit Schlitzen für die Befestigungsschrauben versehen sind. Die feste
Stellung der Schäfte zu einander bleibt unverändert, so lange die sich abwickelnde
Karte g, welche durch Schwingungen der von der
Hauptwelle durch Kurbel bewegten Gabel n mit dem
Kartencylinder o in ruckweise Drehung versetzt wird,
auf das Heben oder Senken der Platinenzahnstangen i von
keinem Einflüsse ist. Wenn gerissene Kettenfäden einzuziehen sind, muſs das Fach
geschlossen sein; es müssen also alle Schaftrahmen in gleiche Lage gebracht werden,
was während des leeren Rückganges der oberen Messerschiene e durch Kuppelung derselben mit der Winkelschiene p2 geschieht. Wenn der Draht p5, welcher auch
unmittelbar mit dem Handhebel p1 verbunden ist (vgl. Fig. 2), nach der in Fig. 5
angegebenen Pfeilrichtung gezogen wird, so tritt der sonst die Klinke p3 am Einfallen in die
obere Messerschiene e hindernde Hebel nach oben. Die
Klinke p3 fällt dann
beim Hingange der Messerschiene e ein und wird dadurch
und damit auch die Winkelschiene p2 mitgenommen, welche die Platinen i der gehobenen Schäfte vor sich herschiebt und in die
Endstellung bringt, wenn auch gleichzeitig durch den Hebel p1, wie beschrieben, der Stillstand des
Stuhles mit innen stehender Lade erfolgt ist. Sowie dann der Stuhl neuerdings
eingerückt wird, schiebt die Messerschiene e die
Winkelschiene p2 wieder
zurück und die Klinke p3 wird durch den sich ihr entgegenstellenden Hebel wieder ausgehoben.
Schützenbewegung sowie Vorrichtung zum selbstthätigen Losschieſsen in Verbindung mit der
Abstellvorrichtung (* D. R. P. Nr. 22340 vom 5. November 1882). Von der Hauptwelle A wird durch ein Paar gleiche Zahnräder die darunter
liegende Welle H (Fig. 2) in Umdrehung
versetzt und dadurch auch die am vorderen Ende derselben sitzende Kurbel K (Fig. 7), an welche die
Stange I gehängt ist. Durch diese Stange wird bei
Drehung der Kurbel der rechte sogen. Schnellerwinkel q1 und damit durch die Verbindungsstange
J auch der linke Schnellerwinkel q2 in schwingende
Bewegung versetzt. Um die Drehzapfen dieser Winkel sind auch die Schneller r drehbar, welche durch einen Anschlag bei der Bewegung
der Winkel q1 und q2 nach auſsen
mitgenommen und mittels der Fallen n festgehalten
werden. Die Schneller sind unter einander durch die Schlagfeder L verbunden, welche also bei der Auswärtsbewegung der
Schneller angespannt wird und deshalb beim Ausheben der Schnellerfalle n, wenn der Schneller r
frei wird, diesen kräftig zurückzieht, wobei der mit dem Schneller durch einen
Riemen r1 verbundene
Treiber die Schütze aus dem Kasten schlägt. Aufgefangen werden die Schneller r dabei durch die Lederpuffer r4. Die Winkel q1 und q2 sind mit entgegengesetzten Hebelarmen unter
einander verbunden, so daſs der eine auswärts geht, wenn der andere einwärts sich
bewegt, wobei die an dem einen Arme dieser Winkel sitzende Schraube q die Schnellerfalle aushebt. Durch die ebenfalls mit
den Winkeln q1 und q2 verbundenen Hebel
r2 mit Stangen r3 werden die
Schützentreiber wieder an das äuſsere Ende der Schützenkästen zurückbefördert.
Die nach dem Durchlaufen des Faches in den Schützenkasten eintretende Schütze gibt
der sich an diese anlegenden und die Schütze in ihrer Bewegung hemmenden Bremszunge
i (Fig. 6 und 7) im Sinne der
Pfeilrichtung einen Ausschlag, welcher sich durch den Winkelhebel k1 und den Zug l2 auf den Hebelarm l3 fortpflanzt;
letzterer setzt eine mit ihm fest verbundene Achse m in
Bewegung. Auf dieser Achse ist ein anderer Hebel l5 befestigt, an dessen Ende ein Riemchen n2 angebracht ist.
Mittels dieses Riemchens wird nun der erwähnte Ausschlag der Schützenbremszunge i auf den mit der Schnellerfalle n gelenkig verbundenen Hebel n1 übertragen, indem dieser von der
Schnellerfalle n derart weggezogen wird, daſs die
Stellschraube q des Winkels q1 den erwähnten Hebel n1 nicht treffen, somit
die Schnellerfalle n nicht heben und den Schnellerarm
r nicht loslassen kann. Der Hebel l5 befindet sich auf
derjenigen, Seite des Stuhles, welche der den Ausschlag der Bremszunge i verursachenden Schütze entgegengesetzt ist. Ganz
ähnlich wirkt an der anderen (der linken) Seite des Stuhles der Ausschlag der dort
befindlichen Schützenbremszunge mittels der Achse m1 auf den beweglichen Hebel n1 der Schnellerfalle n an der rechten Seite des Stuhles, so daſs hierdurch
die bekannten Bedingungen eines selbstthätigen Losschieſsens der Schützen an
Buckskinstühlen erfüllt sind. Neu ist an dieser Anordnung die Vereinfachung, daſs
der bisher feste Hebelarm n1 der Schnellerfalle n beweglich gemacht und
mit dieser durch ein Gelenk verbunden wurde, daſs er in der Bewegungsrichtung des
Hebelarmes q1 auf die
Schnellerfalle n gerade so einwirkt, als wäre er mit
derselben fest verbunden, während er sich in einer zu dieser Bewegungsrichtung
senkrecht stehenden Ebene von der Schnellerfalle n
wegziehen läſst. Hierdurch wirkt nicht nur die den Ausschlag der Bremszunge i verursachende Schütze auf die Schnellerfalle n ein, sondern das selbstthätige Losschieſsen der
Schützen erfolgt mit vollkommener Sicherheit. Diese gelenkartige Verbindung des
Schnellerfallenarmes bietet gegenüber der Einrichtung beim Schönherr'schen Stuhle gewisse Vorzüge. Dort trägt die Schnellerfalle
einen senkrecht verschiebbar eingehängten Stift, welcher von der im gegenüber
stehenden Kasten befindlichen Schütze gehoben wird, wenn das Abschieſsen also nicht
erfolgen kann, so daſs auch die Schraube des Schnellerwinkels nicht an diesen Stift
treffen und die Schnellerfalle auszuheben vermag.
Der Ausrückbolzen p (Fig. 6) wird bei der Schönherr'schen Einrichtung durch eine Feder beständig
nach innen gedrückt (vgl. 1873 210 * 241) und mittels
einer an der Lade befestigten und durch die Schützen beeinfluſsten Zunge bei der
Bewegung der Lade selbst vorgestoſsen und somit der Stuhl zum Stillstande gebracht,
sobald aus irgend welcher Ursache auf beiden Seiten der Lade keine Schütze im
Schützenkasten war. Durch diese Anordnung können aber sehr häufig Brüche bezieh,
kostspielige Ausbesserungen der Lade hervorgerufen werden, da der Stuhl nicht immer
sicher genug abgestellt werden kann. Bei der neuen Abstellvorrichtung wird dagegen
der Stahl bolzen p durch eine Feder nicht nach innen,
sondern nach auſsen gedrückt, so daſs der Stuhl bei jeder Umdrehung der Hauptwelle
abgestellt werden muſs, wenn das beständig vorstehende Ende des Bolzens p in dem Augenblicke nicht zurückgezogen wird, wo die
bekannte Klinke im Rade Z an diesem Bolzen vorbeigeht.
Auch wird die Bewegung des Bolzens p nicht mehr durch
die Lade verursacht, sondern unmittelbar durch die Schütze hervorgerufen. Dies
geschieht in einfacher Weise, indem der bereits erwähnte, durch das Eintreten einer
Schütze in ihren Kasten verursachte Ausschlag der Schützenbremszunge i durch den Hebel k,
Stange l2, Hebel l3 der Winkelhebel p6 gedreht und durch
die Stange p7 und Hebel
p8 im Kasten p4 der Bolzen p zurückgezogen wird, sobald auf der einen oder anderen
Seite der Lade eine Schütze in ihren Kasten eingetreten ist.
Schützenwechsel. Bei den ersten von Gülcher zur Ausführung gebrachten Webstühlen wurden die
Schützenkastenreihen durch Kammscheiben gesteuert. Die bezügliche Einrichtung (* D.
R. P. Nr. 22831 vom 5. November 1882) war einfach die, daſs in ganz ähnlicher Weise,
wie die Excenter k bei der Schaftmaschine, Kammscheiben
in eine halbe Umdrehung vor und zurück versetzt wurden. Für jede Seite des Stuhles
waren 1, 2 oder mehr Kammscheiben mit der einer Schützenkastenreihe von 2, 3 oder
mehr Kästen entsprechenden Abstufung vorhanden.
Je nachdem nun die Kastenreihe einzustellen war, wurde durch die zugehörige
Zahnstangenplatine die entsprechende Kammscheibe mitgenommen. Ein sich auf die
Kammscheiben mit einer breiten Rolle legender Hebel M
(Fig. 1)
übertrug durch Stangen und Winkelhebel N die erhaltene
Bewegung an die Kastenreihe.
Neuerdings wird jedoch an dem Gülcher'schen Stuhle ein
positiver Schützenwechsel (vgl. 1884 251 * 443) zur Ausführung gebracht. Die bezügliche von
G.
Schwabe in Biala (* D. R. P. Nr. 32033 vom 15. Juli 1884) herrührende
Einrichtung benutzt auch die früher gebrauchten Mittel, setzt also die verschiedenen
Abstufungen der Bewegung der Schützenkastenreihe aus der Zusammenwirkung zweier
Kurbeln zusammen und kann daher auch nur für einen 7 fachen Schützenwechsel noch
angewendet werden; die ganze Anordnung zeichnet sich jedoch durch Uebersichtlichkeit
aus und könnte bei Hinzufügung einer dritten Kurbel auch ein 9facher Wechsel erzielt
werden.
Ein auf der Hauptwelle A sitzendes punktirt angedeutetes
Excenter s (Fig. 3) setzt mit seinem
Bügel einen Zahnbogen s1 in schwingende Bewegung, welcher in einen zweiten Zahnbogen s2 greift, an den in
gleicher Weise wie bei der Schaftmaschine die Messerschienen e2 und e3 angehängt sind. Von der Musterkarte g1 werden ebenso wieder
zwei Zahnstangenplatinen für jede Seite des Stuhles beeinfluſst und dadurch 4
Kurbelscheiben im entsprechenden Falle um eine halbe Umdrehung vor- oder
zurückbewegt. Von den Stangen t dieser Kurbelscheiben
ist für jede Schützenkastenreihe eine Stange t1 unmittelbar an den einen Arm der Winkelhebel w angehängt, die andere Stange t2 mit einer zweiten Stange t4 verbunden und von
dem Verbindungsgelenke zwischen diesen beiden Stangen t1 und t2 führt nun ein Lenker t4 nach dem anderen Arme des Winkelhebels
w. Die eine der Stangen t4 wirkt durch einen Zwischenhebel v auf den zur rechten Seite des Stuhles liegenden Hebel
u (Fig. 2) und damit auf die
eine Kastenreihe, während die andere Stange t4 an einen Winkelhebel v1 angeschlossen ist, welcher durch eine
Stange v2 und einen
zweiten Winkelhebel auf den an der linken Stuhlseite liegenden Traghebel für die
andere Kastenreihe wirkt. Indem nun beide zusammengehörige Kurbelscheiben zusammen,
in gleicher oder entgegengesetzter Richtung, oder jede allein bewegt werden, lassen
sich die vier gezeichneten Stellungen der Schützenkastenhebel erreichen. Zum
sicheren Festhalten der Schützenkastenreihen sind die Kurbelscheiben mit Bremsen y versehen, welche ein selbstthätiges Zurückgehen der
Kastenreihen verhindern.
Die übrigen Einrichtungen des Gülcher'schen Webstuhles
sind die bekannten. Die Aufwindung der fertigen Waare erfolgt durch einen sogen. negativen Aufwinderegulator, während die Abwindurig der
Kette durch einen positiven, Schuſs für Schuſs
abwickelnden Kettenspannungsregulator erfolgt. Der Klinkenhebel des negativen
Aufwinderegulators auf
der linken Seite des Stuhles (vgl. Fig. 1), welcher nur
entsprechend der Abwindung der Kette Gewebe aufnimmt, wird von dem Winkelhebel N des Schützenwechsels aus durch einen Zugdraht P bewegt. Der Streichbaum W lagert verstellbar in senkrechten Hebeln, welche in einfacher Weise mit
den Hebeln E der Ladenbewegung verbunden werden können,
um die sogen. Walkbewegung zu erzielen, d.h. die
Spannung der Kette wird im Augenblicke der Fachbildung durch Zurückgehen des
Streichbaumes nachgelassen.