Titel: | L. Dathis' Teigmischmaschine und Backofen. |
Fundstelle: | Band 258, Jahrgang 1885, S. 258 |
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L. Dathis' Teigmischmaschine und
Backofen.
Mit Abbildungen auf Tafel
18.
L. Dathis' Teigmischmaschine und Backofen.
Das französische Weiſsbrod erfordert einen leichten geschmeidigen Teig, welcher nicht
geknetet werden darf, und ein möglichstes Treiben desselben durch die Hefe. Zum
Einrühren des Teiges sind daher die in Deutschland in Benutzung stehenden Misch- und
Knetmaschinen nicht verwendbar und ist bei einer brauchbaren, die bisherige
Handarbeit ersetzenden Maschine Bedingung, daſs sie – die Handarbeit nachahmend –
eine mehr ziehende Wirkung auf das Mehl- und Wassergemisch ausübt. Eine solche von
L. Dathis in Paris angegebene Teigmischmaschine, welche in einer Musterbäckerei in
Paris zur allgemeinen Besichtigung im Betriebe ist, soll nach dem Portefeuille des Machines, 1885 Bd. 10 S. 106 ihrem
Zwecke vollkommen genügen. In Fig. 3 Taf. 18 ist eine
solche das Prinzip des Backtroges mit den Teig durcharbeitenden Händen verfolgende
Maschine veranschaulicht. Der aus Blech hergestellte Trog A von ungefähr 1m Durchmesser besitzt
einen Doppelboden B und ist, auf Rollen n gelagert, um einen in der Mitte des Bodens
angebrachten Zapfen drehbar. In dem Troge arbeitet eine Anzahl (2 bis 6) Gabeln b, welche mittels Klammern d an den Enden von Hebelarmen C befestigt
werden. Der Drehpunkt k dieser Hebelarme C ist auf der um das Gelenk g schwingenden Stange h verstellbar und die
Hebelarme C erhalten dadurch, daſs sie ungefähr in
ihrer Mitte auf den Kurbelzapfen e einer gekröpften
Welle F sitzen, ihre Schwingungen. Die Welle F wird von Hand mittels des mit einem Kurbelgriffe
versehenen Schwungrades G oder durch Maschinenkraft in
Drehung versetzt. Von der Welle F wird durch eine
Schneckenradübersetzung und Kegelräder eine wagerecht liegende Welle angetrieben;
ein am Ende dieser Welle sitzendes Kegelrad greift in den am Boden des Troges A befestigten Zahnkranz z
und dreht dadurch den Trog langsam um. Durch die Beweglichkeit der Drehpunkte der
Hebel C beschreiben die Gabeln b eine elliptische Bahn, wobei sie durch den Teig in dem Troge greifen,
denselben in die Höhe heben und ausziehen. Durch die Drehung der Trommel, welche,
während die Gabeln b 72 mal ihren Weg beschreiben,
einen Umgang macht, kommen alle Theile des Teiges im Troge zur Durcharbeitung
seitens der Gabeln und kann dabei die Wirkung derselben durch die Verstellung des
Drehpunktes k beliebig geändert werden. Der Doppelboden
B des Troges wird mit warmem Wasser gefüllt, um den
Teig während des Knetens in der nöthigen Wärme zu erhalten. Die Arme C können von den Zapfen e
einfach abgehoben werden, um den Trog A zur Herausnahme
des Theiles vollkommen zugänglich zu machen, und die Gabeln b leicht abgenommen werden, um sie zu reinigen. Unter der Weile ist in der ganzen Breite
der Maschine eine Rinne angebracht, um abtropfendes Oel aufzufangen.Eine ähnliche Teigknetmaschine mit kreisendem Troge bringen nach der Revue industrielle, 1885 * S. 249 Schumacher, de Funel und Comp. in Marseille zur
Ausführung; bei derselben sind die Gabeln jedoch durch eine in dem Troge auf
einer Seite radial liegende, sich drehende Walze mit langen Zinken
ersetzt.
Beim Einrühren von Teig werden das Mehl, die Hefe, die nöthige Flüssigkeit und
sonstige Beigaben einfach in den Trog A gethan, der
Doppelboden B wird mit lauwarmem Wasser angefüllt und
nun die Welle F langsam gedreht, um die Ansaugung der
Flüssigkeit durch das Mehl zu erzielen, worauf man bis zu einer
Drehungsgeschwindigkeit von 60 Umgängen in der Minute steigt. Nach ungefähr 10
Minuten läſst man die Maschine 2 bis 3 Minuten in Ruhe, worauf man die Welle F noch etwa 10 Minuten in Umdrehung erhält. Der Teig
ist dann fertig und wird in einen anderen Trog gebracht, um die Hefe treiben zu
lassen. Mit dem letzteren Troge verbindet man passend eine elektrische Klingel, bei welcher der bis zu einer bestimmten Höhe
aufgeblasene Teig durch einen darauf liegenden Deckel einen Contact herstellt und
den Arbeiter durch das Läuten zum Ausbacken herbeiruft. Zur Aufbewahrung des
Hefenteiges empfiehlt Dathis einen hölzernen, mit
luftdicht schlieſsendem Deckel versehenen Trog, dessen Deckel einen Rohrspund
erhält, welcher mit Watte ausgestopft ist, um die mit dem Hefenteige in Berührung
tretende Luft gewissermaſsen zu filtriren.
In seiner Musterbäckerei in Paris hat Dathis auch einen
Backofen im Betriebe, welcher, wenn auch bisher nur
für französisches Brod berechnet, sich in der Bäckerei überhaupt vortheilhaft
verwenden lassen kann. Dieser Backofen ist einfach rund,
frei stehend, ohne Aufbau von Mauerwerk, mit Unterfeuerung eingerichtet und gestattet einen ununterbrochenen Betrieb (vgl. Hailfinger
1874 211 177). Fig. 1 Taf. 18
veranschaulicht die Anordnung von zwei neben einander stehenden Backöfen, während
Fig. 2
Taf. 18 einen senkrecht zu dieser Ansicht geführten Durchschnitt eines Ofens
wiedergibt. Vier niedrige Säulen A tragen eine etwas
gewölbte Blechtafel C, auf welcher die den Boden des
Heizraumes bildenden Doppelkacheln B ruhen. Die
Umfangswand F ist ebenso aus durch Eisenringe
zusammengehaltenen Kacheln hergestellt, welche durch eine innere Blechwand D etwas vor der groſsen Hitze geschützt sind. Die bei
dieser Anordnung am Boden wie am Umfange gebildeten Hohlräume dienen zugleich gegen
zu groſse Wärmeausstrahlung. Die Feuerung (vgl. Fig. 2) ist eine
gewöhnliche mit vor den Roststäben liegender Platte P
und der Feuerbrücke J (Fig. 2); sie ist etwas
tiefer liegend als der Boden B und werden die Heizgase
nahe der Mitte durch einen Kanal K nach unten
abgeführt; der Kanal ist unten durch einen zum Reinigen abnehmbaren Deckel
verschlossen und wird seitlich mit dem Abzugsrohre nach dem Schornsteine
verbunden.
In diesen Ofen wird der eigentliche Backraum eingesetzt, welcher von einem von
Winkeleisen getragenen Blechcylinder G mit einwärts
gewölbten Boden H gebildet wird. Nahe an diesem Boden
befindet sich über der Feuerung ein Schirm I, welcher
das unmittelbare Anschlagen der Flammen an den Boden H
verhindert, indem er die Flammen und aufsteigende Heizgase ausbreitet und sie
zwingt, von auſsen in dem Zwischenräume zwischen Schirm und Boden letzteren zu
bestreichen, um so die Erwärmung des Backraumes gleichmäſsiger zu gestalten. Der
Backraum enthält zuerst auf dem Boden H stehend eine
Schale L1, in welcher
das in dem Rohre m zugegossene Wasser verdampft und
damit den nöthigen Wrasen liefert. Ueber der Schale L1 liegt zum Zwecke der Wärmevertheilung
ein ringförmiger Schirm L, dessen Oeffnung dem
Durchmesser der Schale L1 entspricht, und darüber ein zweiter etwas kegelförmiger Schirm Y mit einem oben eingelegten ebenen Deckel X. Zwischen diesen beiden Theilen ist eine ruhende
Luftschicht geschaffen, um durch dieselbe die Wärmeabgabe an den Schirm Y zu regeln und ein entsprechendes Verhältniſs zwischen
der Luft wärme und der strahlenden Wärme herzustellen. Auf den Schirm Y kommen dann die Drahtsiebe zu liegen, welche von
zackigen Blechleisten gestützt werden und das Backwerk tragen. Die Benutzung von
Sieben macht das Bestreuen des Brodes an der Unterseite, zur Verhütung des
Anbackens, unnöthig und erlaubt auch der Hitze die Unterseite ebenso wie die obere
Seite gleichmäſsig zu berühren. Es fällt damit auch der Uebelstand, daſs das im
Backofen auf Thonplatten gelegte Brod oft Verunreinigungen an der Unterseite zeigt,
weg. Den Backraum bedeckt eine Glocke P aus Blech,
welches auſsen mit einer die Wärme nicht leitenden Schicht belegt ist. Die Glocke
P ist an eine Kette angehängt und durch ein auf der
Stange z gleitendes Gegengewicht g ausgeglichen, so daſs sie durch Anfassen an den
Handgriffen Q leicht gehoben werden kann. In der Glocke
sind mit Glas versetzte Schaulöcher R und eine den
Backraum erleuchtende elektrische Glühlampe S vorhanden, so daſs der Vorgang des Backens genau zu
beobachten ist. Ein Thermometer T erlaubt auch das
Ablesen der Temperatur im Backraume. An der Säule d,
welche die Kettenbogen b trägt, ist noch ein Arm c drehbar, an welchen die Drahtsiebe für das Backwerk
angehängt und dann aus dem Ofen zur Seite heraus bewegt werden. Man kann also
schnell, während die Glocke P gehoben ist, die Entnahme
der Siebe mit dem fertigen Backwerke und die frische Beschickung vornehmen. Die
Feuerung kann mit Holz, Kohle oder Kokes erfolgen. Eine Temperatur von 230 bis 260°
soll, 25 bis 50 Minuten anhaltend, je nach der zu backenden Waare, zum Ausbacken
genügen.
Diese Backöfen werden in 3 Gröſsen von 0m,5, 1m und 2m
Durchmesser zur Ausführung gebracht. Bei dem gröſsten Ofen ist der
Brennmaterialverbrauch zur Erzielung der angegebenen Temperatur 8k Kokes und demnach der tägliche Kokesbedarf (12
Arbeitstunden) ungefähr 1hl. Ueber die Leistungsfähigkeit der
Backöfen gibt folgende Tabelle Aufschluſs. Es vermag zu fassen:
Ein Ofen
von
2m
1m
0,5m
Gespaltene
Brode
von
2k
15
4
–
Ungespaltene
„
„
„
17
5
–
Gespaltene
„
„
1k
20
5
–
Ungespaltene
„
„
„
82
6
–
Kleine Brödchen
von
70g
200
46
12 Stück