Titel: Ueber Bobbinnetmaschinen zur Herstellung der englischen Tüllgardinen; von Ernst Müller,
Autor: Ernst Müller
Fundstelle: Band 258, Jahrgang 1885, S. 305
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Ueber Bobbinnetmaschinen zur Herstellung der englischen Tüllgardinen; von Ernst Müller, Privatdocent an der technischen Hochschule zu Hannover. Mit Abbildungen im Texte und auf Tafel 20. E. Müller, über Bobbinnetmaschinen. Erst seit Ende 1879, in Folge Einführung des Zolltarifes vom 15. Juli 1879, hat die Herstellung von Tüllgeweben auf Bobbinnetmaschinen in Deutschland festen Fuſs gefaſst und allmählich recht bedeutende Ausdehnung gewonnen. Anfangs 1884 waren bereits rund 200 Stühle in Betrieb, welche ein Anlagekapital von mehreren Millionen Mark erforderten. Seinen Sitz hat dieser Fabrikationszweig hauptsächlich in Sachsen, woselbst auf den Stühlen vorzugsweise sogen. englische Tüllgardinen hergestellt werden. In England selbst bildet Nottingham (die Geburtsstätte dieser Industrie) und Umgebung den Hauptsitz, in Frankreich die Gegend von Calais, während in Oesterreich sich von Wien aus dieser Industriezweig verbreitet hat. Die ersten Maschinen für glatten Bobbinnet wurden in den J. 1808 und 1809 von Heathcoat in Nottingham construirt, während die Herstellung von Tüllspitzen bezieh. Tüllgardinen auf Bobbinnetmaschinen erst seit Einführung der Jacquardmaschine in die Bobbinnetweberei besteht. Der erste Vorschlag hierzu ging einem französischen Patente zu Folge im J. 1824 von Colas und Delompnès in Lyon aus.Vgl. Karmarsch-Heeren's technologisches Wörterbuch. Herausgegeben von Kick und Gintl, Aufl. 3 Bd. 8 * S. 376. In Sachsen hat man 1830 einmal in Harthau bei Chemnitz versucht, Bobbinnetmaschinen zu bauen, aber damals ohne Erfolg. Das Verdienst diesen Industriezweig in dem deutsch redenden Theile des Festlandes eingeführt zu haben, gebührt dem verstorbenen Ludwig Damböck in Wien, dessen Nachkommen heute die gröſste Bobbinnet- und Spitzenfabrik des Festlandes besitzen, eine Fabrik, welche bereits 1829 begründet wurde. L. Damböck gestattete, entgegen dem englischen Gebrauche, den Gelehrten den Besuch seiner Fabriken zum Zwecke eingehenden Studiums und dürfte wohl auch J. SchneiderVgl. Prechtl's technologische Encyklopädie, 1830 Bd. 2 * S. 497 ff. dortselbst seine Aufnahmen gemacht haben. Zur Erzeugung von Maschinenspitzen bezieh. Vorhängen mit Spitzengrund dienen gegenwärtig folgende MaschinenVgl. auch Hugo Fischer: Artikel „Spitzen“ in Karmarsch-Heeren's technologisches Wörterbuch, 1885 Aufl. 3 Bd. 8 * S. 376.: A) Klöppelmaschinen, zur Erzeugung der sogen. Barmer Spitzen:, B) Wirkmaschinen, zur Erzeugung von Spitzen und Vorhängen (Kettenwirkwaaren, warpe-lace) und C) Bobbinnetmaschinen. Bei den Bobbinnetmaschinen ist ein Fadensystem immer auf jenen eigenthümlichen flachen Spulen (bobbins) aufgewickelt, welche in Schlitten (carriages) drehbar gelagert sind und so dünn sein müssen, daſs sie mitsammt ihrem Träger zwischen je zwei benachbarten, senkrecht ausgespannten Kettenfäden ungehindert hindurchgleiten können. Die Unterstützung dieser Schlitten i findet hierbei durch Kämme (combs) k (vgl. Fig. 6 und 7 Taf. 20) statt. Es ist nun zwischen solchen Maschinen zu unterscheiden, bei welchen eine seitliche Verschiebung der Schlitten stattfindet, und zwischen solchen, bei welchen die Schlitten immer in ein und derselben Ebene schwingen. Die Erzeugnisse der ersten Maschinengattung sind dadurch gekennzeichnet, daſs die Schuſs- (Bobbin-) Fäden über mehrere neben einander liegende Fäden der geraden Ketten fortschreiten (sogen. glatter Tüll oder Bobbinnet oder Tülle anglais, Quillings, Spottednet), während bei der zweiten Maschinengattung theilbare Grundarten zu Stande kommen. Diese (Twistlace-) Maschinen sind mit Jacquardeinrichtung versehen. Bezüglich des Antriebes der Schlitten kann man die Maschinen noch unterscheiden in solche mit Antrieb von unten bezieh. von oben. Der Antrieb von unten erfolgt entweder durch Zug- bezieh. Schubschienen (sogen. Locker-Maschinen, vgl. 1832 42 * 231), die Schlitten besitzen dann die in Fig. 3 und 4 Taf. 20 gezeichnete Gestalt, oder die Schlitten haben unten die Form von Zahnbögen (Fig. 5 Taf. 20), in welche eine Zahnwelle eingreift (sogen. Roller-Maschinen): für den Antrieb von oben nehmen die Schlitten die in Fig. 7 Taf. 20 wiedergegebene Form an und greifen dann in die Zahnlücken i1 Treibstangen (catch-bar) ein (sogen. Lever-Maschinen, vgl. John Levers 1832 43 * 231). Als zweites Unterscheidungsmerkmal dient das Mittel, durch welches die Stellung der Fäden erfolgt. Bei den Gardinenstühlen (Curtain-Maschinen) bezieh. bei den Maschinen, welche Tüllspitzen mit Gardinengrund liefern, erfolgt die Auswahl der seitlich zu stellenden Fäden durch hakenförmig gebogene „Auswähler“ (selectors oder interpreters), welche mit einer hinter der Maschine in der Höhe angebrachten Jacquardeinrichtung in Verbindung stehen. Die Fäden der Spitzenmaschinen (Lace-Maschinen) sind dagegen in besondere Schienen (steel bars, top bars, bottom bars) eingezogen, welche durch an der Seite der Maschine angebrachte Einrichtungen (Dropper jacquards) dem gewünschten Muster gemäſs gestellt werden. Die Maschinen mit Schlittenantrieb von unten sind schon mehrfach beschrieben worden; es sei deshalb an dieser Stelle kurz auf eine Maschinengattung mit Antrieb von oben hingewiesen, um so mehr, als gerade diese in Deutschland hauptsächlich zur Herstellung der sogen. englischen Gardinen dient.Ausführlicher sind diese Maschinen (Curtain-lever-Maschinen) behandelt in des Verfassers Abhandlung: „Ueber Bobbinnetmaschinen mit Jacquardeinrichtung“ im Civilingenieur, 1884 * S. 503, welcher Abhandlung die folgenden Mittheilungen entnommen sind. Die Grundbindungen dieser Gewebeart sind in Fig. 1 und 2 Taf. 20 und den Textfiguren 1, 2 und 5 wiedergegeben. Es besteht der Gardinengrund aus drei Fadensystemen und zwar aus: Kette (schraffirt gezeichnet), Musterfaden (stark ausgezogen) und Bindefaden (dünn ausgezogen). Fig. 1., Bd. 258, S. 307Fig. 2., Bd. 258, S. 307Die Kettenfäden laufen längs durch das ganze Stück hindurch, die Musterfäden gehen zwischen den benachbarten Kettenfäden im Zickzack hin und her und werden an dieselben durch die umschlingenden Bindefäden festgebunden. Die Musterfäden gehen daher im Stoffe nach links, wenn die Bindefäden nach rechts gehen und umgekehrt. Das Hin- und Hergehen der Musterfäden wird nun durch die Jacquardeinrichtung beeinfluſst. Durch die Dichte der Musterfadenlagen werden die verlangten Musterungen oder ein gleichmäſsig durchbrochener Zellengrund erzeugt. Die Kette ist auf einem Kettenbaume a2 (Fig. 8 Taf. 20) aufgewickelt, geht von da durch einen Fadenleiter e nach der Führerschiene h, welche eine solche hin- und hergehende Bewegung erhält, daſs die Kettenfäden p1 bald auf die eine, bald auf die andere Seite der Bindefäden p3 (Fig. 3 und 7 Taf. 20) gebracht werden können. Die Bildung des Gewebes erfolgt an der unteren Kante der Unterstützungsleiste n. Das Abziehen des fertigen Stoffes besorgt eine Stachel walze a4, auf welcher dar Zeugbaum a lose rollt. Die Musterfäden p1 kommen von Spulen a1, welche auf besonderen Spulenböden auf der hinteren Maschinenseite gelagert sind. Auch die Musterfäden gehen durch den Fadenleiter e nach den Kämmen g, f, welche ebenfalls so hin- und hergeschoben werden, daſs die Musterfäden bald von dem einen, bald von dem anderen Bindefaden gekreuzt werden. Unter diese Kreuzungsstellen greifen die Nadeln der Stangen m, welche die fertigen Maschen nach oben schieben und dort halten, bis die nächste Maschenreihe in ihrer Bildung so weit fortgeschritten ist, daſs ein Auflösen der vorhergehenden nicht mehr zu befürchten steht. Die Bindefäden p3 (vgl. Fig. 3 und 7 Taf. 20) wickeln sich von den gebremsten dünnen Spulen a3 der Schlitten i ab, welche in einer zu den Kettenfäden normalen Ebene so schwingen, daſs die Drehungsachse mit der unteren Kante der Unterstützungsleiste n zusammenfällt. Die Maschenbildung selbst geht auf folgende Weise vor sich: Unter den Schlitten bewegen sich drei Kämme f, g, h hin und her (vgl. Fig. 8, 12 und 13 Taf. 20, sowie Textfig. 4 und 5). Die beiden Kämme g und h sind aus Fadenführern gebildet, welche in die eingefrästen Ausschnitte von Bandeisenschienen eingenietet sind, während der oberste Kamm aus rechtwinkelig umgebogenen Drähten f besteht, welche durch die Jacquardschnüre q rückwärts in die in Fig. 13 punktirt angedeutete Lage übergeführt werden können. Die Lagerung und Anordnung der Fadenführerschienen g und h sowie der Haken f ist in Fig. 12 und 13 Taf. 20 in ⅕ der wahren Gröſse angegeben. Gegen seitliche Verdrückungen sind die Haken f dadurch gesichert, daſs sie in Schlitzen geführt sind, gegen deren breite Seitenwandungen sie sich stützen können. Der vordere Kamm h und der oberste Kamm f gehen so hin und her, daſs die von denselben geführten Fäden in der Höhe der Schlitten immer nur um eine Theilung verschoben werden; der dazwischen liegende Kamm g hingegen verschiebt sich um drei solcher Wegeeinheiten. Die Kettenfäden p2 sind nun durch die Augen des vorderen Kammes h gezogen, die Musterfäden p1 durch den hinteren Fadenführer g und beide Fadensysteme gehen dann zusammen noch durch den Hakenkamm f. In den schematischen Textfiguren 3 und 4 sind die drei Kämme der Uebersichtlichkeit halber über einander gezeichnet. Es sind nun folgende mögliche Maschenbildungen zu unterscheiden: 1) wenn gar keine Jacquardschnur, 2) wenn eine bestimmte Jacquardschnur gezogen ist, 3) wenn alle Jacquardschnüre gezogen, 4) wenn zwei oder mehrere bestimmte Schnuren gezogen werden. 1) Wenn gar keine Jacquardschnur gezogen wird, dann ist der oberste Kamm f voll und alle Zinken befinden sich in der Lage, wie sie in Fig. 12 Taf. 20 in vollen Linien gezeichnet ist. Zwischen je zwei Zinken läuft ein Ketten- und ein Musterfaden; der Kamm läſst also in diesem Zustande nur Bewegung der Fäden innerhalb zweier benachbarten Zinken zu. Im Anfange der Maschenbildung (vgl. Textfig. 3) stehen alle Kämme auf ihrem linken Todtpunkte, so daſs jedes Mal ein Ketten- und ein Musterfaden sich links von dem gleichnummerirten Bindefaden befinden. Die Schlitten i sind auf dem vorderen Kamme k; die Bindefäden p3 gehen also von vorn in die Bildfläche hinein. Begeben sich nun alle Fadenführer in ihre äuſserste rechte Stellung (wie- Faden 1 in Textfigur 4), so kommt für die Musterfäden nur der Kamm f zur Geltung, da er voll ist, während die Wirkung des darunter liegenden Fadenführers g für die Kreuzungsstelle vollständig ausgeschaltet ist; der Musterfaden kann nur bis zu dem gleichnamigen Finger des Kammes f nach rechts folgen. Es befinden sich somit der erste Ketten- und der erste Musterfaden rechts vom ersten Bindefaden, der zweite Ketten- und der zweite Musterfaden rechts vom zweiten Bindefaden u.s.f. Die Schlitten i gehen hierauf nach hinten, sämmtliche Fadenführer bewegen sich nach links zurück und zum Schlusse die Schlitten wieder nach vorn. Es hat sonach nur eine einfache Umschlingung von je einem Ketten- und einem Musterfaden durch den gleichbenannten Bindefaden stattgefunden. Das erzeugte Muster besteht daher nur aus nach unten laufenden Stücken, wie sie Fig. 1 Taf. 20 darstellt; d.h. es sind Oeffnungen im Gewebe gebildet worden. 2) Wird eine Jacquardschnur gezogen, z.B. für die Fäden 2, ist also für diese Schnur ein Loch in der Jacquardkette, so wird, wenn sich die Führerschiene der Musterfäden g nach rechts bewegt, der gespannte Musterfaden 2 so lange mit nach rechts gezogen, bis er sich an den nächsten Finger f, d. i. an Finger 3 anlegt. In Folge dessen kreuzt er die Bindefäden 2 und 3: der Musterfaden 1 legt sich an Finger 1, die Fäden 2 und 3 an Finger 3 (vgl. Textfigur 4). Gehen nun die Schlitten wiederum nach hinten, kehren die Ketten- und Musterfäden in ihre alte (linke) Lage zurück, so wird, wenn endlich auch die Schlitten wieder nach vorn gezogen sind, eine Bindung erzeugt worden sein, wie sie Textfig. 5 zwischen den Fäden 2 und 3 angibt. – Ist abwechselnd eine Jacquardschnur q um die andere gezogen., so entsteht auch abwechselnd Oeffnung und Ausfüllung zwischen den benachbarten Kettenfäden als Musterung im Gewebe, wie zwischen den Fäden 1-3 in Textfigur 5. Fig. 3., Bd. 258, S. 309Fig. 4., Bd. 258, S. 309Fig. 5., Bd. 258, S. 3093) Sind alle Jacquardschnüre gezogen, dann folgen die Kettenfäden wie immer der Führerschiene h, während die Musterfäden ganz frei der Schiene g folgen können; sie werden sich in Folge dessen, wenn sich g nach rechts bewegt, mit drei Bindefäden kreuzen, was die Bindung ergibt, wie sie in Textfig. 1 und 2 in Vorder- und Rückseite verdeutlicht ist. Auf der Vorder- oder Rechtseite (Textfig. 2), der im Stuhle hinteren Seite, liegen die Musterfäden über zwei Theilungen flott, während sie auf der linken Seite (Textfig. 1) unter den Kettenfäden weggehen. 4) Als weiterer möglicher Fall sei schlieſslich der besprochen, daſs zwei oder mehrere Schnüre q hinter einander gezogen sind, z.B. 4, 5, 6 in Textfig. 3 und 4; dann werden die Musterfäden 4 und 5 frei dem Zuge des Fadenführers g folgen können, sich also mit je drei Bindefäden kreuzen; der Musterfaden 6 wird sich aber an den Finger 7 anlehnen, ebenso wie Musterfaden 7; der Musterfaden 6 wird deshalb durch zwei Bindefäden gebunden, 7 endlich nur durch einen Bindefaden, so daſs ein Muster zu Stande kommt, wie das zwischen den Fäden 4, 5, 6 und 7 in Textfig. 5. Was endlich die Bewegungsmechanismen anlangt, so sind als Haupthilfsmittel zur Erzeugung der nöthigen absatzweisen Bewegungen der einzelnen arbeitenden Theile meist Curvenscheiben in Anwendung gebracht, für die Anfangsconstructionen ja das bequemste Mittel. So läſst Fig. 8 Taf. 20 z.B. die Curvenscheiben Y und Z zur Bewegung der Nadelstangen m erkennen, welche eine Vierseitbewegung (square motion) auszuführen haben. Am zusammengesetztesten erscheint der Antrieb der Treibstangen l für die Schlitten i. Es sollen von der Antriebwelle A aus beide Treibstangen l und l1 bewegt werden; die Schlitten gleiten, wie bereits bemerkt, in Kreisbögen k um die unteren Punkte der Unterstützungsleiste n für das sich eben bildende Gewebe und müssen dieselben abwechselnd von der linken und von der rechten Seite von oben her gefaſst werden, da in der Mitte die sich hin- und herschiebenden Fadensysteme jeden Antrieb und Ueberleitung der Bewegung verwehren; die Bewegungsübertragung muſs also von unten her beiderseitig auſsen herum nach oben geleitet werden; links von der Mitte treibt nur die linke Treibstange, rechts die rechte, während das Uebergeben von einer Stange an die andere in der Mittellage stattfindet. Der ganze Mechanismus zur Schlittenbewegung ist in Fig. 14 Taf. 20 in der Mittellage gezeichnet. Nahe den Enden der lang durchgehenden Hauptantriebwelle A sitzt je ein Zahnrad, welches durch ein gleich groſses Zahnrad die Achse B treibt; von hier aus wird wiederum mit derselben Umdrehungszahl die Achse C getrieben; letztere trägt am äuſseren Ende eine Kurbel, welche mittels einer Schubstange den ungleicharmigen Hebel D in Schwingung versetzt. Bis zu diesem Punkte ist für beide Seiten die Einleitung der Bewegung gemeinschaftlich und erst von hier aus ist die Anordnung der Theile für die hintere und vordere Treibstange getrennt und gleich zur Mittelebene. Schubstangen setzen von den beiden unteren Armen D aus die gleichschenkligen Winkelhebel E bezieh. E1 in Schwingung. Weiter oben am Gestelle ist je eine gleich groſse, der letzten Kurbel von E parallel liegende Kurbel F bezieh. F1 gelagert, so daſs hier ein Parallelkurbelsystem vorliegt; es werden also alle Punkte, welche mit der Schubstange zwischen E und F verbunden sind, congruente, mit ihren jeweiligen Tangenten parallele Kreisbögen beschreiben, folglich auch der vordere Punkt G bezieh. G1 des Kurbeldreieckes EFG (vgl. Fig. 8 und 14 Taf. 20). Diese Punkte G bezieh. G1 sind nun gleichzeitig als Drehzapfen für die Treibstangen l, l1 ausgeführt, während die zur zwangläufigen Bewegung nöthige Bahn eines zweiten Punktes der Stange l, l1 durch eine Leitcurve geschaffen ist. Die Stange l trägt zu diesem Behufe an den äuſseren Enden Führungsrollen H (Fig. 11 und 14 Taf. 20), welche durch die Führungshörner J die nöthige Stützung erfahren. Die Stützung durch solche Hörner J ist jedoch nur auſserhalb der Gewebesysteme, also an den Enden der Treibstangen möglich; da aber die Stangen bei ihrer groſsen Länge (ungefähr 7m) und ihrer der raschen Bewegungen halber möglichst leichten Ausführung auch innerhalb der Enden gestützt sein müssen, sind weitere Punkte (Rollen) K in entsprechend geformten Taschen L geführt (vgl. Fig. 10 und 11). Wegen Auswechselung der Spulen muſs eine Treibstange l ausgelöst werden können, weshalb die Tasche L um M drehbar ist. Die verarbeiteten Garne sind sämmtlich zweifädig gezwirnte; der feinste Zwirn wird zu den Bindefäden, der stärkste zu den Musterfäden genommen; es betrug z.B. bei einem untersuchten Gewebe die metrische Feinheitsnummer für die Musterfäden Nr. 54 2fach, für die Kettenfäden Nr. 85 2fach und für die Bindefäden Nr. 120 2fach. Bis vor Kurzem wurde ausschlieſslich Baumwollzwirn verarbeitet; erst in neuester Zeit taucht auch Chinagras als Material auf. Die Länge der Stücke schwankt zwischen 40 und 50m, für abgepaſste Fenster meist nach der Appretur 44m, das Stück = 6 Fenster, 1 Fenster = 7m,33. Die Schlittenspulen fassen bis zu 120m Zwirn und auf die Kettenbäume wird immer gleich die Kette für 20 und mehr Stücke aufgebäumt. Die Theilung der Maschine, d. i. gleich der Entfernung zweier benachbarten Kettenfäden, wird nach Punkten (points) oder Maschen auf 1 Zoll englisch angegeben und heiſsen demnach die Maschinen 6-, 8-, 9-, 10-, 11- und 12-Punktmaschinen. Die Stühle werden jetzt meist so gebaut, daſs sie Weben bis zu einer Breite von 6m,5 liefern. Dies gibt z.B. bei einer 12-Punktmaschine 3072 Fäden für jedes Fadensystem. Man liefert somit Weben von 4 bis 5facher Breite. Die Länge des Stuhles beträgt bei 6m,5 Arbeitsbreite 8m, die Breite ohne Spulenböden 1m,3; den Abstand der Mittellinien je zweier Stühle nimmt man 2m,2 bezieh. 3m,8 (Mittel 3m); es ist nämlich die Aufstellung so gewählt, daſs gebotenenfalls ein Arbeiter zwei Stühle bedienen kann; es sind je zwei Vorderseiten und je zwei Hinterseiten mit den Spulenböden einander zugewendet: bei 3m,8 ist der Raum für die beiden Spulenböden und einen Gang, bei 2m,2 der Raum für einen Gang von 0m,9 Breite für die Arbeiter inbegriffen. Die Höhe des Arbeitsraumes muſs mindestens 5m betragen, weil die Jacquardmaschine über dem Stuhle steht und die Harnischschnüre nicht zu schräg laufen dürfen, da sie sich sonst zu stark einsenken und für die Nadeln ungleichen Hub ergeben würden. Der Arbeitsbedarf für einen solchen Stuhl, der 80 Umdrehungen in der Minute macht, ist etwa 1e. Die Weber werden nach der Anzahl der Schuſs bezahlt, welche nach sogen. Racks abgetheilt werden; zu diesem Behufe ist an jeder Maschine ein Zählwerk angebracht. Da die Maschinen von England nach Deutschland gekommen sind, werden noch überall die englischen Bezeichnungen gebraucht. Der sogen. Back zählt in England bei Tattings-Maschinen 240 Vor- und Rückwärtsbewegungen der Schlitten, bei den Maschinen für glatten Tüll 720, bei den Twist-Lace-Maschinen 960 solcher Spiele.

Tafeln

Tafel Tafel 20
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