Titel: | Die Fortschritte der Photographie; von Prof. J. M. Eder. |
Autor: | Josef Maria Eder |
Fundstelle: | Band 258, Jahrgang 1885, S. 320 |
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Die Fortschritte der Photographie; von Prof. J. M. Eder.
(Schluſs des Berichtes S. 264 d. Bd.)
Eder, über die Fortschritte der Photographie.
Photozinkotypie und andere photographische Druckmethoden für
die Buchdruckerpresse. An Stelle des Holzschnittes werden auſserordentlich
häufig Photozinkotypien verwendet. Die Wiedergabe von
Strichzeichnungen geschieht leicht und sicher nach den bekannten Methoden der
photographischen Zinkätzung, welche keinerlei Schwierigkeiten bietet, sobald nicht
Halbtöne wiederzugeben sind. Zur Herstellung von Photozinkotypien findet der
Uebertragungsprozeſs mittels Chromgelatine- oder Chrom-Eiweiſspapier nach der
bekannten Umdruckmethode statt.
Mehrere groſse Anstalten arbeiten jedoch mit der Asphaltmethode, welche gröſsere Schärfe der feinen Linien gibt, und in der
Herstellung der Asphaltlösungen wurden in der neuesten Zeit namhafte Fortschritte
erzielt. Als Ausgangspunkt dient die Angabe von Niepce
(1854), daſs Asphaltfirniſs durch mehrstündiges „Vorbelichten“ empfindlicher
wird; ferner liegt die Untersuchung über die natürlichen Asphalte von R. Kayser (Nürnberg 1879) zu Grunde. Man kann aus
Asphalt 3 Bestandtheile erhalten: in Alkohol unlösliche Theile, in Aether lösliche
und in Aether unlösliche Theile, welche letztere die lichtempfindlichsten sind.
Knetet man Asphaltpulver mit Aether aus, so ist der Rückstand wesentlich
lichtempfindlicher. Man kann auch den Asphalt in Chloroform auflösen und dann mit
Aether ausfällen, wobei der empfindlichere Theil zu Boden fällt.
Husnik löst den Asphalt in rectificirtem Terpentinöl zu
einer dicken Flüssigkeit, was mehrere Tage dauert. Hierauf wird unter Umrühren das 3
bis 4fache Volumen Aether zugesetzt; es scheidet sich ein teigartiger Niederschlag
aus, welchen man nach 24 Stunden mit Aether wäscht und trocknet. Der trockene
Asphalt wird in wasserfreiem reinem BenzolWasser haltiges Benzol gibt eine netzartig zerrissene Asphaltschicht; man
kann diesen Fehler durch Zusatz von etwas Chloroform verbessern.
gelöst und mit 1,5 Proc. venetianischem Terpentin versetzt, um die Schicht
geschmeidiger zu machen.
Die Zinkplatten werden mit einer dünnen Asphaltschicht überzogen, in der Sonne 10 bis
60 Minuten unter einer Zeichnung belichtet. Zur Entwickelung dient Terpentinöl. Ist
das Bild entwickelt, so übergieſst man ohne Zaudern mit Benzin, läſst rasch ablaufen
und wäscht mit Wasser. Die getrocknete Zinkplatte wird wie gewöhnlich geätzt.
Brown stellt Zinkätzungen nach Zeichnungen u. dgl.
mittels einer Chrom-Gummischicht her. Nach der Belichtung wird dieselbe mit
Asphaltfirniſs überzogen und mit „Weingeist“ (wohl besser Alkohol haltigem
Wasser) entwickelt. Hierauf wird geätzt, was unter dem Schütze des Asphaltes sicher
gelingen soll.
Louis de Roux stellt seine sog. „Photogravure“ nach Art der Stereotypplatten
her. Er erzeugt mittels des Pigmentprozesses ein Reliefbild auf einer Kupferplatte
und gieſst folgende Legirung (sogen. „Coelator“) darüber, bestehend aus 10
Th. Quecksilber, 1 Th. Blei, 12 Th. Zinn und 70 Th. sogen. Metall d'Arcet.
Die Herstellung von Photozinkotypien in Halbton, welche
in der Buchdruckpresse gedruckt werden können, ist von gröſster Bedeutung für die
Herstellung von Textabbildungen. Es soll hier etwas näher darauf eingegangen werden,
da über die Herstellungsart noch vielfach unklare Ansichten herrschen. Die Idee,
photographische Hochdruckplatten dadurch herzustellen, daſs man ein Bild in Striche
und Punkte zerlegt, ist alt; man beabsichtigt hierbei an den tiefen Schwärzen die
Punkte zu Flächen zusammentreten zu lassen, während in den Halbschatten die
schwarzen Punkte durch weiſse Linien getrennt sind. Die Bildfläche besteht gleichsam
aus Sehraffen oder einem Korn, welches durch seine mehr oder weniger dichte
Anordnung die Halbtöne darstellt, ohne daſs in Wirklichkeit eigentliche Halbtöne
(wie sie der Lichtdruck liefert) vorhanden sind.
Es ist in Vergessenheit gerathen, daſs Talbot der Erste
war, welcher im J. 1852 bei der Herstellung seiner heliographischen Druckplatten die
mit Asphalt überzogene Platte mit schwarzer Gaze (vgl. 1853 128 296) bedeckte und so beim Copiren das Bild des Gegenstandes zugleich
mit einem zarten Netze erhielt, welches den dunkleren Räumen eine Schattirung gab;
er bekam auf sein Verfahren ein englisches Patent. Diese „Netzmethode“ wurde
später in allen Arten verändert und ist der Ausgangspunkt einer Reihe neuer
Verfahren geworden.
Ein dem Talbot'schen Verfahren ganz ähnliches lieſs sich
Egloffstein 1865 und Leggo 1871 in England patentiren; die Leggotypie, bei welcher das Negativ mit einem Netzhäutchen copirt und auf
Zink übertragen wurde, diente zu Illustrationsbeilagen für den Daily Graphic 1873. Bei einer anderen Methode, welche
Helio-Engraving oder Photo-Engraving genannt wurde und seit 1873 in Amerika ausgeübt wird,
sollen die Gitter schon bei der Originalaufnahme vor die Negativplatte gebracht
werden.
Auch M. Jaffé in Wien stellte schon im J. 1877 nach
einer selbstständig gefundenen Methode, welche der zuletzt erwähnten ähnlich ist,
Zinkotypie in Halbton in der Buchdruckpresse her (sogen. Jaffétypie).
Als Netze zu diesen Verfahren wurden Seiden- oder Drahtgewebe mit schlechtem Erfolge
versucht. Besser ist die Herstellung eines gezeichneten Netzes von sich kreuzenden
Linien oder anderer regelmäſsiger Schraffirungen auf Papier, wonach man in der
photographischen Camera ein Collodionbild erzeugt und entweder das am Glase
befindliche Netzbild benutzt oder das Collodionhäutchen ablöst und als
„Netzhäutchen“ verwendet. Dieses wird nun entweder zwischen das
wiederzugebende Bildnegativ und das mit chromsaurem Kalium empfindlich gemachte
Uebertragungspapier (bezieh. auf die mit Asphalt bedeckte Zinkplatte) gelegt und
copirt. Es entsteht ein durch Netzlinien unterbrochenes Bild,welches als Zinkätzung
in der Buchdruckerpresse gedrückt werden kann. Bei diesen Verfahren wird das Bild
leicht unscharf, weil das dazwischen gelegte Netzhäutchen die Berührung zwischen dem
Negativ und der empfindlichen Schicht hindert.
Nach einem anderen Vorgange spannt man das Netzhäutchen mit dem Bildnegativ zusammen
und erzeugt danach ein Glasdiapositiv, in welchem nun Korn und Bild auf einer Platte vereinigt sind. Nach demselben wird durch
nochmaliges Copiren ein Negativ hergestellt, welches gleichfalls gekörnt ist.
Umdrucke nach einem gekörnten Negativ sind schärfer als solche, bei welchen ein
Netzhäutchen zwischen Negativ und Umdruckpapier während des Copirens eingeschoben
sind; jedoch ist das Verfahren umständlich.
Die dritte Methode besteht in der Herstellung netzartig unterbrochener Negative bei
einmaliger Aufnahme in der Camera nach der Natur. Man bedient sich einer
Bromsilber-Trockenplatte und preſst während der Belichtung in der Camera ein
Netzhäutchen vor dieselbe. Demzufolge entsteht ein Negativ, in welchem die Schwärzen
durch Punkte getrennt erscheinen.
Sehr groſse Erfolge erzielte Meisenbach in München mit
seiner Autotypie, wobei die Mängel der
Unregelmäſsigkeiten an Netzen dadurch beseitigt wurden, daſs er nach seinem
Deutschen Reichspatente Nr. 22444 vom 9. Mai 1882 in ein photographisches Bild eine
parallel schraffirte durchsichtige Lineaturplatte eincopirte, welche während der
Belichtung gedreht wurde, wobei dann am Bilde gekreuzte Linien hervorgebracht
wurden. Anfangs wurde nach dem soeben beschriebenen Verfahren mit Herstellung eines
Diapositives und hiernach copirtem Negativ gearbeitet. Jedoch arbeitet man
gegenwärtig nicht mehr mit dieser dreifachen photographischen Uebertragung, sondern
stellt die netzartig gekörnten Negative durch eine einzige photographische Aufnahme
unmittelbar nach dem Originale her.
Auch Angerer und Göschl in Wien erfanden selbstständig
ein Heliotypverfahren
für Buchdruck, bei
welchem die zur Photozinkotypie erforderlichen Negative mit einem Netze unmittelbar
bei der Originalaufnahme vereinigt werden, was ausgezeichnete Ergebnisse liefert.
Beim Autotypprozesse der Münchener Gesellschaft sowie bei verschiedenen anderen
Heliotypverfahren wird das Netz während der Aufnahme in der Camera vor die Platte
gebracht und nur in der Herstellung des Netzes walten Unterschiede vor.
Ives in Philadelphia bringt seit 1878 ein
eigenthümliches Verfahren zur Buchillustration mit Zink-Hochätzungen zur Ausübung;
er war einer der Ersten, welche das Verfahren wirklich leistungsfähig ausübten und
fortwährend verbesserten. Ives' sogen. Photo-Block-Methode besteht nach der Patentbeschreibung
vom 12. August 1878 (vgl. Photographic News, 1883 S.
498) darin, daſs ein Gelatinerelief durch Pigmentdruck hergestellt, mit Druckfarbe
eingewalzt und auf ein gekörntes (gepreſstes) Papier gepreſst wird, wie es zu
Kreidezeichnungen behufs Umdruck auf Zink in Gebrauch ist. Die erhabenen Theile des
Relief haben ihre Schwärze viel besser in das Korn des Papieres eingedrückt und die
vertieften Stellen nur die höchsten Spitzen des Papierkornes geschwärzt. Auf diese
Weise entsteht ein gekörntes Bild, welches auf Zink umgedruckt wird. Später fertigte
Ives einen Abklatsch des Gelatinereliefbildes in
Gyps oder Wachs und zerlegte die weiſse Oberfläche dadurch in Linien, daſs er einen
elastischen, mit conisch vertieften Linien gefurchten Stempel schwärzte und
denselben gegen das Relief aufpreſste. Das Relief bleibt in seinen Tiefen von diesen
Linien frei, in seinen mittleren Vertiefungen nimmt es dieselben nur theilweise auf,
während es sich in den höchsten Stellen vollständig schwärzt. Von diesem
eingeschwärzten Relief wird ein Ueberdruck auf Zink oder Stein mittels eines
Kautschuktuches gemacht; letzteres schwärzt sich besser an und gibt schärfere Bilder
als Umdruckpapier. – Die gegenwärtig erzeugten Photo-Block-Drucke von Ives, wie sie häufig
in amerikanischen Journalen zu finden sind, zeigen ein quadratisches Netz.
Bei Herstellung von Druckplatten oder Phototyp-Blocks
für die Buchdruckpresse wurde noch in den verschiedensten Weisen versucht, wobei es
immer auf eine Körnung oder Schraffierung des Bildes ankommt.
Ein eigenthümliches Verfahren ist die „Simile-Gravure“ von Petit in Paris,
wobei ein Chromgelatinerelief in Gyps abgeformt und mit einer dünnen schwarzen
Farbschicht überzogen wird; durch einen V-förmigen Stift werden mit Hilfe einer
Guillochirmaschine dann Linien eingravirt, welche weiſs auf schwarzem Grunde
erscheinen und um so breiter sind, je höher die betreffende Stelle des Relief ist.
Hiernach wird ein Negativ aufgenommen, nachdem man in bekannter Weise eine
Zinkätzung macht.
N. Macbeth stellt die Körnung (bezieh. Lineatur) der
Druckfläche auf dem Metalle her, bevor das
photographische Bild darauf erzeugt wird. Ein Metallblock wird mit vertieften Linien versehen,
welche oben weiter als am Grunde sind. In diese Schicht wird das photographische
Leimrelief (Pigmentbild) mittels einer hydraulischen Presse hineingedrückt. Es
entsteht ein abgestuft vertieftes Bild. Die Oberfläche wird nun abgeschliffen, bis
die höher liegenden Stellen so weit weggenommen sind, daſs die Fläche ganz eben ist.
Durch das Abschleifen werden die vorstehenden Kanten breiter, also die Linien
dicker; die Vertiefungen oder Zwischenräume aber werden kleiner und zwar genau im
Verhältnisse der Dicke der aufgepreſsten Reliefschicht. Diese Metallfläche kann
entweder sofort zum Drucke verwendet werden, oder man überzieht sie mit einem
härteren Metalle (Nickel, Kupfer). Bezüglich weiterer Einzelheiten dieses Prozesses,
über dessen praktische Ausführung nichts bekannt ist, muſs auf die englische
Patentbeschreibung in der Photographic News, 1885 S.
170 verwiesen werden.
Sutherland formt ein Relief-Pigmentbild in Gyps ab,
überstreicht die Gypsform mit Gummi und nach dem Trocknen mit Leinöl. Dann preſst er
ein netzförmig gepreſstes Stanniolblatt mit einer ebenen Platte an, oder walzt die
Schicht, bis die Erhöhungen vollständig niedergedrückt sind, während in den
Vertiefungen das Netz mehr oder weniger erhalten bleibt. Klatscht man dieses
gekörnte Bild mittels Gyps und Stereotypmasse ab, so erhält man Bildstöcke für die
Buchdruckerpresse. In der Photographic News, 1885 S.
193 ist ein Probebild enthalten und die Methode genauer beschrieben, welche wohl
sehr einfach und rasch auszuführen ist.
Vidal stellt Druckplatten in Halbton mittels
Kreidepapier (papier couché) oder gummirtes Papier her,
welches er mit Asphaltlösung überzieht und ein Bild darauf copirt. Die
Asphaltschicht wird durch die Kreidekörnchen oder die oberflächlichen Sprünge der
Gummimasse in eine groſse Anzahl von Punkten zertheilt, so daſs das entwickelte Bild
gekörnt ist. Man druckt das entwickelte Bild auf Stein oder Zink um, auf welchem das
unlösliche, noch etwas kleberige Asphaltbild haften bleibt. Die Platte wird darin
wie jeder gewöhnliche Umdruck mit angesäuertem Wasser behandelt, gummirt und mit
fetter Farbe eingeschwärzt. Man druckt demnach unmittelbar von den durch das Licht
unlöslich gewordenen Asphalttheilen, welche dadurch Halbtöne erhalten, daſs sie
durch Kreide- oder Gummitheilchen getrennt sind und dem angesäuertem Gummiwasser
Zutritt gestattet. Schon Lemercier hatte vor vielen
Jahren den Stein unmittelbar mit Asphalt übergössen; neu ist hier aber Vidal's Uebertragung des Asphaltbildes.
Angenehmer für das Auge und von besserer künstlerischer Wirkung als das Liniennetz
ist ein gleichmäſsiges Korn. Hiezu eignet sich nach den neuesten Versuchen am besten
das Runzelkorn einer Lichtdruckplatte; Chromgelatine
zerklüftet sich nach dem Belichten und Quellen in Wasser in verschiedenem Grade, je
nach der Stärke der Lichtwirkung.
Die meisten neueren Arbeiten, um das beim Zerklüften
einer belichteten, in Wasser quellenden Chromgelatineschicht freiwillig entstehende
Korn zur Herstellung von Hochdruckplatten zu verwenden, bewegen sich in einer dieser
Richtung. Die ältesten diesbezüglichen Versuche stammen wohl von Paul Pretsch, welcher vor mehr als 30 Jahren sehr zarte
Zeichnungen in Hochdruckplatten in Halbton ätzte. Er verwendete
Chromgelatineschichten, welche im Lichte unlöslich werden und beim Quellen in Wasser
sich runzeln und dadurch ein schönes Korn erhalten. Durch Abformen des schwach
erhabenen Bildes mit einer Wachsmasse und Herstellung eines galvanoplastischen
Abklatsches wird die Druckplatte erhalten. Husnik (vgl.
1878 229 396) arbeitete nach diesem Verfahren und
verbesserte das Runzelkorn, indem er der Schicht Chlorcalcium einverleibte. (Vgl.
auch Husnik: Die Heliographie, 1878 S. 52.) Gustav Re erzeugte nach ähnlichen Grundsätzen seit dem
J. 1877 Druckformen; er stellte nach den gerunzelten Leimreliefs Gypsabgüsse her,
welche mittels der Nadel retouchirt und dann galvanoplastisch abgeformt wurden (vgl.
Photographische Correspondenz, 1878 S. 205). Re nannte den Prozeſs Heliodruck. Diese Methoden liefern jedoch keine Drucke, welche höheren
Anforderungen entsprechen.
In der neuesten Zeit arbeitet man unter Zuhilfenahme aller Erfahrungen, welche die
Photozinkotypie mit der Netzmanier lieferte, daran, das schöne natürliche Runzelkorn
einer Lichtdruckplatte in das Bildnegativ einzuverleiben und auf diese Weise den
Halbton-Zinkdruck zart zu körnen, statt linear schraffirt darzustellen. Zur
Herstellung einer sogen. Kornplatte oder eines Kornhäutchens wird eine Lichtdruckplatte (Gelatine mit
chromsaurem Kalium) gleichmäſsig belichtet, gewässert, eingeschwärzt und der Camera
auf Collodion die gekörnte Fläche abgebildet. Eine solche durchsichtige Kornplatte
oder das abgezogene Kornhäutchen wird wie das oben besprochene Netz verwendet. Auch
hier liegt die Bestrebung vor, unmittelbar bei der Aufnahme in der Camera ein
gekörntes Negativ zu erhalten, nach welchem dann in der Photozinkotypie geätzt wird.
Gelungene Arbeiten in dieser Richtung rühren von M.
Jaffé bezieh. J. Löwy (beide in Wien) her,
ohne daſs dieses Verfahren in solchem Grade praktische Verwendung gefunden hätte wie
jenes nach den Netzen.
Das feine zarte Runzelkorn, so schön es an gelungenen Abdrücken ist, macht im
Buchdrucke groſse Schwierigkeiten, weil es sich leicht mit Farbe vollsetzt und bald
verschmierte Drucke liefert. Aber ohne Zweifel wird das Verfahren in der Zukunft
groſse Bedeutung erlangen.
Die Heliogravüre oder die Herstellung von Kupferdruckplatten auf photographischem Wege wird
hergestellt mittels Aetzung oder durch Galvanoplastik. Beide Verfahren gründen sich auf die
mehr als 20 Jahre alten Arbeiten Poitevin's und Woodbury's.
Die Heliogravüre mittels Aetzung wurde zuerst durch Klic in Wien (1883) auf einen hohen Grad der Vollendung gebracht. Das
Verfahren wurde an einzelne Personen verkauft und streng geheim gehalten, so daſs
der Prozeſs erst gegenwärtig bekannt wurde. In Volkmer's
Technik der Reproduction von Militärkarten und Plänen (1885) finden sich
diesbezügliche Mittheilungen, welche aus der Praxis des österreichischen
militär-geographischen Institutes entnommen sind. Das Verfahren besteht in
Folgendem: Eine Kupferplatte wird mit Asphaltpulver eingestäubt, damit beim
nachherigen Aetzen ein Korn entsteht. Hierauf wird ein Leimbild durch Uebertragung
(nach dem PigmentverfahrenDas Pigmentpapier ist mit Gelatine, Zucker, Ruſs, kohlensaurer Magnesia und
Eiweiſs zugerichtet und wird mit chromsaurem Kalium empfindlich
gemacht.) auf die Kupferplatte gebracht. Das zarte Leimrelief wird
mit Eisenchloridlösung von 1,3 sp. G. in das Kupfer eingeätzt. Zunächst wird durch
die Einwirkung von Eisenchlorid die Gelatineschicht gehärtet, schlieſslich aber wird
dieselbe doch von dem geringen Wasserüberschusse in der Eisenlösung allmählich und
stufenweise durchdrungen und geätzt. Dieses anfänglich erhaltene Bild ist eintönig.
Durch Einwalzen mit fester Farbe werden hierauf die zartesten Töne gedeckt, die
tieferen bleiben offen und können nachgeätzt werden. Solche Platten drucken sehr
zart und halten im verstählten Zustande – wie sich der Referent überzeugte – weit
über 1000 Abdrücke aus.
Die Heliogravüre oder Photogalvanographie wird schon seit mehr als 10 Jahren hauptsächlich zur
Wiedergabe von Zeichnungen in Strichmanier angewendet; jedoch werden bei der
gegenwärtig sehr vervollkommneten Technik des Prozesses in mehreren Anstalten
Halbtonbilder erhalten. Es wird mittels des Pigment Verfahrens ein Leimrelief auf
eine versilberte Kupferplatte übertragen, mit Graphit leitend gemacht und galvanoplastisch abgeformt.
Photochemigraphie. Photographische Zinkätzungen lassen
sich auch nach Art der Tiefdruckplatten (wie Heliogravüre) herstellen.
Strichzeichnungen, Landkarten u. dgl. lassen sich in Zink rascher und billiger als
in Kupfer ätzen und die Abdrücke fallen von Tiefdruckplatten schärfer als von
Hochdruckplatten aus. Das photochemigraphische Verfahren wird besonders im
militär-geographischen Institute in Wien ausgeübt. Das ältere Verfahren, welches der
Photolithographie ähnelt, besteht im Umdrucke eines mit fetter Schwärze
hergestellten Bildes auf Chrompapier; es kann als allgemein bekannt gelten. Nach
einer neuen Methode wird eine dünne Zinkplatte mit Trippel polirt und mit folgender
Mischung ganz dünn überzogen: 630 Th. Wasser, 63 Th. arabisches Gummi, 21 Th.
Kaliumbichromat, 9 Th. Traubenzucker, Ammoniak, bis die Farbe strohgelb wird, dann 7
Th. Chromsäure. Die getrocknete Schicht wird belichtet, bis das Bild hell auf
dunklem Grunde sichtbar wird, und mit Eisenchloridlösung geätzt. In der Regel genügt
eine concentrirte Lösung, der man 1/10
Wasser beimischt. Zuerst sollen die stärksten Striche erscheinen (nach ½ Minute),
dann die feinen Striche; ätzt sich dieses zu langsam, so nimmt man mehr Wasser;
erscheint das Bild zu früh und die starken Striche mit den feinen fast gleichzeitig,
so hat die Aetze zu viel Wasser.
Die tief geätzten Zinkdruckplatten werden verkupfert, um sie widerstandsfähiger zu
machen. Hierzu dient ein Gemisch von 14 bis 200 Th. Cyankalium, 100 Th. Wasser,
nebst schwefligsaurem Natron und Ammoniak mit 14 Th. Kupfervitriol, gelöst in 84 Th.
Wasser. Die Zinkplatte wird wagerecht in das Bad gelegt und mit dem negativen Pole
von 2 Zink-Kohle-Elementen verbunden.
Photolithographie und Kalksinterplatten. Ein gutes Mittel, um ein sehr energisches Aetzen der
auf lithographischem Stein gefertigten Ueberdrucke (nicht nur von
Photolithographien, sondern auch von autographischen Federzeichnungen u. dgl.)
vorzunehmen, gab Scamoni in Petersburg in der Photographischen Correspondenz, 1885 S. 79: Den in
gewöhnlicher Weise hergestellten, bereits leicht geätzten und eingewalzten Umdruck
pudert man mit feinstem Colophonium, entfernt den Ueberschuſs, läſst den Stein durch
die Presse gehen und übergieſst die ganze Fläche mit Spiritus. Man entzündet
denselben und läſst ihn ruhig abbrennen; das Harz schmilzt, verbindet sich mit der
Farbe und schützt vortrefflich beim nachfolgenden starken Aetzen.
Als Ersatz der theuren lithographischen Steine bedient man sich in neuester Zeit der
sogen. Kalksinter-Zinkplatten. Dieselben werden
hergestellt, indem man Wasser, welches mit gelöstem doppelt kohlensaurem Kalk
gesättigt ist, im Sprühregen auf die Platte bringt und dann trocknen läſst.
Aehnliche Platten werden von Müller in
Leipzig-Neuschönefeld in den Handel gebracht. Die sehr dünne Kalkschicht befindet
sich auf dünnem Zinkblech und ist vollkommen eben wie die Oberfläche eines
geschliffenen Steines.
Scamoni empfiehlt als Aetze für solche Kalksinter
platten mit photo-lithographischem Ueberdruck: 350g Galläpfel, welche mit 5l Wasser auf
das halbe Volumen eingekocht werden, und setzt dann nach dem Filtriren 20 bis 25
Tropfen concentrirte Phosphorsäure zu.
Der Farben-Lichtdruck wird gegenwärtig groſsentheils
unter sehr starker Mithilfe der Hand des sogen. Retoucheurs und Zeichners
hergestellt.. Am meisten einer wirklichen Photographie nähert sich das von J. Löwy in Wien ausgeübte Verfahren: Nach dem Original
wird ein Negativ aufgenommen, dieses durch Retouche gedeckt, so daſs nur die Stellen
übrig bleiben, welche z.B. gelb drucken sollen; danach wird eine
photolithographische Platte abgenommen. In ähnlicher Weise stellt man eine Platte
für Blau u.s.w. her. Das durch Ueberdruck erhaltene farbige Bild (Chromolithographie) entbehrt aber der Zartheit; diese
erreicht man durch schlieſsliches Ueberdrucken der Chromolithographie mit einer Lichtdruckplatte in
Halbton, welche über das Bild jene Farben druckt, welche dem Abdrucke die Uebergänge
geben; dadurch gewinnt das Bild bedeutend an zarten Halbtönen.
Troitzsch in Berlin druckt mittels Lichtdruck das Bild
auf den Stein und dieses dient nur als Grundlage für den Farbenzeichner. – Hösch in Berlin stellt durch Benutzung von Photographie
und Handmalerei Farbenplatten her; er druckt die einzelnen farbigen Bilder nicht von
Stein–, sondern von Lichtdruckplatten. Diese Platten nutzen sich allerdings schnell
ab und geben weniger Gleichmäſsigkeit als der Stein; allein man kommt mit einer
geringeren Zahl von Farbenplatten (5) aus, während man in der Chromolithographie
selten unter 10 nimmt.
Photographien auf emaillirtem Eisen stellt Rhodes nach seinem englischen Patente auf die Weise
her, daſs er auf den Gegenstand ein Asphaltbild erzeugt; unmittelbar nach der
Entwickelung des Bildes wird pulverisirte Emailfarbe aufgestäubt, welche an den
Asphaltstellen haftet und eingebrannt werden kann.
In der Emailphotographie auf Porzellan sind noch die
älteren Verfahren in Anwendung: nämlich das Einbrennen des Collodionbildes, das
Einstaubverfahren auf Chromgummischichten und das Uebertragen eines mit Emailfarbe
abgemischten Pigmentbildes. Es sei diesbezüglich auf K.
Schwier: Handbuch der Emailphotographie (1885) verwiesen, worin die
Fortschritte in diesem Zweige der Photographie übersichtlich beschrieben sind.
Wien, Oktober 1885.