Titel: | Ueber die Verwendung von Erdöl für Dampfkesselfeuerungen. |
Fundstelle: | Band 258, Jahrgang 1885, S. 418 |
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Ueber die Verwendung von Erdöl für
Dampfkesselfeuerungen.
Patentklasse 24. Mit Abbildungen auf Tafel 27.
Ueber die Verwendung von Erdöl für
Dampfkesselfeuerungen.
Die ersten Versuche, Erdöl zum Heizen der Dampfkessel zu
verwenden, wurden schon vor 25 Jahren gemacht (vgl. 1861 162 393). H. R. Foote (1868 187 * 211) läſst das Rohöl in einer kleinen Retorte mit
überhitztem Wasserdampf und eingepreſster Luft vergasen; der Apparat hat sich nicht
bewährt. P. Audouin (1869 191 * 28) läſst das Oel in dünner Schicht einflieſsen, eine Einrichtung,
welche jedenfalls keiner häufigen Ausbesserung bedarf. W.
Gadd (1875 218 310) bläst Dampfstrahlen auf das
in einer Schale befindliche Oel.
Walker (Iron, 1877 Bd. 9 * S. 708) setzt in die Feuerung
eine Reihe Düsen D (Fig. 1 Taf. 27). Die durch
Rohre n eingepreſste Luft saugt das durch Rohre o zugeführte Oel an und treibt es fein zerstäubt in die
Feuerung. Je nach der mittels des Griffes r
bewerkstelligten Stellung der Hülse kann man durch Oeffnungen e noch mehr oder weniger Luft ansaugen lassen. Der Rost
ist mit Asbest belegt.
Häufiger ist die Zerstäubung des Erdöles durch Dampf. D.H.
Burrell in Little Falls (Nordamerikanisches Patent Nr. 324005, vgl. Engineer, 1885 Bd. 60 * S. 252) läſst das Oel durch die
mit Stellspindel F (Fig. 2 Taf. 27) versehene
Düse e aus dem Rohre o und
den Dampf durch Rohr und Düse d zutreten, so daſs bei
a Luft mit angesaugt wird. (Vgl. Uebersichten 1880
237 * 375. 1882 245 * 79.
1883 248 * 350.)
O. D.
Orvis in Chicago (* D. R. P. Nr. 28017 vom 14. November 1883) läſst, wie in
Fig. 9 und
10 Taf.
27 veranschaulicht ist, durch eine Düse d Dampf
eintreten, welcher durch das Rohr E Luft ansaugt und
das durch Rohr o zuflieſsende Oel zerstäubt. Zur
leichteren Beaufsichtigung des Oelzuflusses ist ein Glasrohr g eingeschaltet. Das Gemisch von Oel, Luft und Wasserdampf geht durch Rohr
C in ein Gefäſs S,
welches über dem Feuerungsroste befestigt ist, so daſs das Oelgemisch weiter
vorgewärmt aus dem Schlitze k in die Feuerung tritt. –
Diese kleine Retorte S wird häufig ersetzt werden
müssen, ohne den beabsichtigten Zweck einer starken Vorwärmung des Dampfgemisches zu
erfüllen, so daſs sie besser fortbleibt.
Nach J.
Büffet in Paris (* D. R. P. Nr. 30995 vom 3. Mai 1884) soll das Oel zunächst
durch Wasserdampf vorgewärmt und dann zerstäubt in die Feuerung eingeblasen werden.
Das Oel flieſst aus dem Behälter R (Fig. 3 bis 6 Taf. 27) durch Rohr A, Vorwärmer B und Rohr
z zum Zerstäuber D.
Der Dampf tritt durch Rohr v in den Vorwärmer B und geht durch Rohr F
zum Zerstäuber. Zur Regelung der Ausströmungsöffnung F
(Fig. 6)
werden die Schieber r durch Drehen der Stangen k entsprechend gestellt.
Soll der Apparat in Gang gesetzt werden, so muſs der Druck im Inneren des
Dampferzeugers bereits bis auf 1at,5 gestiegen
sein. Man dreht dann den Apparat so, daſs die Büchse D
mit der Oeffnung F vor die vordere Oeffnung des Kessels
zu stehen kommt, und öffnet den Dampfhahn, hierauf auch behutsam den Hahn für Erdöl.
Nun regelt man durch Drehung der Stangen k die
Ausströmungsöffnungen, bis die Flamme die gewünschte Kraft hat, was leicht daran zu
erkennen, daſs kein Rauch sichtbar ist. Es ist selbstverständlich, daſs vor der
Ingangsetzung ein Feuer auf dem Roste angezündet wird, welches zur Entzündung des
fein zerstäubten Strahles von Kohlenwasserstofföl dient, dann aber eingehen
kann.
Ob der Vorwärmer B (Fig. 5) den beabsichtigten
Zweck erfüllt, darf wohl bezweifelt werden, da die hier an das Oel abgegebene Wärme
dem zum Zerstäuben bestimmten Dampfe entnommen wird, so daſs für das schlieſsliche
Dampfgemisch keineswegs ein Wärmegewinn herauskommen kann.
E. C.
Burgess in London (* D. R. P. Nr. 29614 vom 6. Juli 1884) will den zum
Zerstäuben des Oeles erforderlichen Dampf in der Feuerung selbst erzeugen. Zu diesem
Zwecke flieſst durch das Rohr w (Fig. 7 Taf. 27) Wasser zu,
welches in den Schlangenwindungen und in der Retorte R
verdampft. Der Dampf geht durch Rohr d zur Düse e und zerstäubt das durch Rohr o zuflieſsende Oel, während gleichzeitig durch den Hals T der Glocke P Luft
angesaugt wird. Die Flamme umspielt die Retorte R und
geht durch die Oeffnung D zu einem Dampfkessel oder
Ofen. – Für Dampfkessel ist es bei ununterbrochenem Betriebe jedenfalls
vortheilhafter, den Dampf dem Kessel selbst zu entnehmen.
H. de Bay und Ch. de Rosetti in
Paris (* D. R. P. Nr. 31962 vom 5.
Oktober 1884) schlagen vor, die Oele durch gepreſste Luft oder Dampf in
eine Retorte einzuführen, welche von der Feuerung selbst erhitzt wird. Zu diesem
Zwecke flieſst das Oel aus dem Behälter A (Fig. 11 und
12 Taf.
27) durch Rohr B mit durch Düse a zuströmender Preſsluft in die Retorte C.
Die erzeugten Gase gehen durch D in einen
Sammelbehälter E, wo ein stärkerer Strom gepreſster
Luft durch das Rohr F eintritt und die Gase durch
Siebrohre m und n mit
fortreiſst, damit sie verbrennen und den Dampfkessel sowie die Retorte C heizen. Diese Wirkung soll noch dadurch bedeutend
vervollkommnet werden, daſs im Feuerungsraume Rohre G
(Fig. 12)
angebracht sind, die Baryt oder übermangansaures Kali oder andere Stoffe enthalten,
welche leicht Sauerstoff abgeben. In diese Rohre G
gelangt gleichfalls ein Strom gepreſster Luft, welch letztere sich während ihres
Durchganges durch das Rohr erwärmt, den sich entwickelnden Sauerstoff mitnimmt und
an dem Rohrende z, welches ebenfalls gelocht ist, in
den Feuerraum austritt. Durch diesen Austritt des an Sauerstoff reichen Luftstromes
wird angeblich die Verbrennung wesentlich vervollständigt und die Flamme mehr nach dem Vordertheile des
Rostes gedrängt, so daſs keine brennbaren Stoffe in den Schornstein gelangen können.
Der Rost wird mit einer oder mehreren Platten H
bedeckt, auf welchen sich eine Schicht von schwefelsaurem Kalk oder Baryt befindet,
um ein Eindringen von kalter Luft durch die Roststäbe, sowie eine unbeabsichtigte
Ableitung von Wärme zu verhindern. – Wie die Sauerstoff abgebenden Stoffe wirken
sollen, vermag Referent nicht anzugeben.
J. H.
Selwyn in Gloucester (* D. R. P. Nr. 30269 vom 1. März 1884) setzt in das
Dampfkesselflammrohr, eine aus Chamotte hergestellte Brennkammer mit Strahlgebläse
e (Fig. 13 bis 15 Taf. 27),
mit Dampfzufluſs f und Oelzulauf g. Durch die um e
gebildete Düse i tritt die Verbrennungsluft ein. Diese
Luftzuführung soll derartig sein, daſs eine unvollkommene Verbrennung der flüssigen
Kohlenwasserstoffe stattfindet, wodurch fortwährend fester Kohlenstoff gebildet
wird, der angeblich die Verbrennung des aus der Zersetzung des Dampfes in der
Brennkammer gebildeten Wasserstoffes bewirkt. In der Hinterwand der Brennkammer ist
eine Oeffnung v angebracht, während sich in der oberen
Decke eine Reihe von Löchern a befinden, durch welche
die Verbrennungsproducte in das Flammrohr entweichen. Aus den Gefäſsen o sollen flüssige Kohlenwasserstoffe Flammen in der
Brennkammer auch dann unterhalten, wenn die Zuführung des Oeles nach dem Gebläse
zeitweilig unterbrochen wird. Durch Oeffnungen u soll
die für die Brenner n erforderliche Luft eintreten.
J.
Leede in Washington (* D. R. P. Nr. 29546 vom 22. Januar 1884) will mit dem Oele
gleichzeitig Kohlenstaub in die Feuerung einblasen. Der dafür vorgeschlagene Apparat
ist zu wenig einfach, als daſs derselbe Beifall finden könnte.
Die Verwendung des Erdöles zum Heizen der Locomotiven
wurde zuerst von S. Cl. Deville und Dieudonné (1869 192 204.
1870 195 209) versucht. Th.
Urquhart (1877 225 * 131) lieſs das Oel durch
Siebrohre einströmen, Holland (1883 248 * 350) durch zahlreiche Düsen mit Dampf.
Neuerdings treibt Th. Urquhart (Portefeuille economique des
Machines, 1885 * S. 24) die Erdölrückstände durch ein einfaches
Dampfstrahlgebläse in die Locomotivfeuerung. Derartige Locomotiven sind seit dem J.
1883 auf der Griäsy-Zarizyner Eisenbahn mit russischen Erdölrückständen im Betriebe.
Der durch Rohr d (Fig. 16 Taf. 27)
zugeführte Dampf treibt das durch Rohr o zuflieſsende
Oel zerstäubt mit der bei v angesaugten Luft in die
Feuerung. Das Vorrathsgefäſs E (Fig. 17 Taf. 27) für
Erdöl befindet sich an Stelle des früheren Kohlenraumes zwischen den Wasserbehältern
W auf dem Tender, so daſs im Winter beim Erwärmen
des Tenderwassers durch Dampfrohr S das Erdöl mit
erwärmt wird. Auſserdem befindet sich beim Ablaſshahne V ein schlangenförmig gebogenes Dampfrohr C,
damit das Oel warm in das zur Feuerung führende Rohr P
treten kann, durch welches zur weiteren Erwärmung auch das Rohr S
geleitet ist. Das sich
aus dem Erdöle abscheidende Wasser sammelt sich in der Vertiefung w. Zum Zurückhalten der Unreinigkeiten sind
Einfüllöffnungen f und Abfluſs bei C mit Filter versehen.
Bewährt hat sich namentlich die Art der Ausmauerung Fig. 18 und 19 Taf. 27, wo
die durch die vordere Aschenkastenthür eintretende Luft in dem Kanäle A stark vorgewärmt wird. Die beiden Rohre B gestatten der Flamme, auch den Theil der Röhrenplatte
unter den Siederohren zu erhitzen. Der Erdölzufluſs wird mittels der Spindel D geregelt. Es sind bereits 143 Locomotiven mit dieser
Feuerung versehen. Die in nachfolgender Tabelle zusammengestellten
Betriebsergebnisse zeigen, daſs die Erdölfeuerung dort weit billiger ist als die mit
Erdölrückständen, wovon 1t nur 20,60 M. kostet,
während Kohlen auf 27,20 M. kommen:
Ge-wichtdesZuges
Weg-länge
Brennstoff
Brennstoffverbrauch
Preis desBrennst.für 1t und1km
Temperatur derLuft
Ge-sammt
Für1km
Für 1tund 1km
t
km
k
k
k
k
Pf.
406406406
524524312
AnthracitSteinkohleErdöl
1440017010 4290
27,532,513,8
0,0670,0790,033
0,180,210,07
– 20° bis – 22°
406406
312312
AnthracitErdöl
5730 3270
18,410,5
0,0450,025
0,120,05
– 7° bis 10°
487487
312312
AnthracitErdöl
5790 2770
18,6 8,9
0,0380,018
0,100,04
+ 15° bis 25°
R. Mallet (1864 172 71)
empfahl das Erdöl zum Heizen der Schiffskessel (vgl.
1865 177 246). Nach L. Müller
(Annales industrielles, 1885 Bd. 1 S. 282) ist eine Anzahl Schiffe auf dem
Kaspischen See und auf der Wolga mit Erdölfeuerungen versehen. Audenet (Génie civil, 1885 Bd. 6 S. 346) glaubt, daſs
diese Verwendung der Erdölrückstände auch für die französischen Schiffe auf dem
Mittelmeere vortheilhaft sein wird. Ueber im August und September d. J. erfolgreich
ausgeführte Versuche auf dem Dampfschiffe Aude der
Gesellschaft Fraissinet in Marseille berichtet
eingehend J. d'Allest im Génie
civil, 1885/6 Bd. 8 * S. 7, 19 und 36.
Nach Mittheilung von Roſsmäſsler in Baku in der Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure, 1885 * S.
904 ist auf Dampfbooten, welche das Kaspische Meer
befahren, zum Zwecke der Verbrennung von Erdölrückständen unter den Dampfkesseln ein
Dampfstrahlapparat im Gebrauche, welcher nach Fig. 8 Taf. 27 folgende
Einrichtung besitzt: Ein schmiedeisernes Rohr R (225mm lang, 40mm
weit) ist durch eine Scheidewand a der Länge nach in 2
Kammern, eine Dampfkammer und eine Oelkammer, geschieden. Die Zuleitung von Dampf
bezieh. Oel in die Kammern erfolgt durch zwei Rohrstutzen d, welche mit Gewinde zum Anschrauben der Zuleitungsröhren versehen sind.
Abgeschlossen sind die beiden Kammern an ihren Enden einerseits durch eine
gemeinschaftliche Querwand b, andererseits durch eine
in der Mitte geschlitzte Platte c, deren Schlitz durch die oben erwähnte
Scheidewand a in 2 Spalten für den Austritt des Dampfes
und des Oeles getheilt ist. Die Weite der Spalten ist mittels zweier Schieber s, welche durch mit Gewinde und Muttern m versehene Zugstängelchen z bewegt werden können, zu regeln.