Titel: | Ueber Neuerungen an Locomobilen. |
Fundstelle: | Band 258, Jahrgang 1885, S. 429 |
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Ueber Neuerungen an Locomobilen.
(Schluſs des Berichtes S. 381 d. Bd.)
Mit Abbildungen auf Tafel
13, 16 und 28.
Ueber Neuerungen an Locomobilen.
Amerikanische Locomobilen.
Von drei vorliegenden amerikanischen Locomobilen zeigt nur eine Construction, die von
der Taylor Manufacturing Company in Westminster, Md.,
gebaute Maschine, Aehnlichkeit mit den englischen bezieh. französischen Locomobilen
– mit letzteren insofern, als auch bei dieser Locomobile Cylinder und Kurbellager
durch einen kräftigen Balken verbunden sind. Dieselbe ist als Halblocomobile im Scientific
American, 1882 Bd. 46 * S. 199 und als fahrbare Locomobile daselbst Bd. 47 * S. 182 dargestellt.
Der Kessel hat die gewöhnliche Form mit Ausnahme der Feuerbüchse, welche, wie aus
Fig. 1
Taf. 28 zu entnehmen, unten halbcylindrisch geschlossen ist. Die ebene Decke der
inneren Büchse ist durch mehrere querliegende Winkeleisen B versteift, welche an der Decke aufgehängt sind und mit den umgebogenen
Enden auf den Seitenwänden stehen. Der Cylinder ist auf einen viereckigen
guſseisernen, mit dem Kessel vernieteten Dom F
aufgeschraubt und von einem Dampfmantel umgeben, welcher mit dem Dome in offener
Verbindung steht. Die Oeffnungen I und J des Domes bezieh. des Schieberkastens sind durch ein
Rohr verbunden, welches über I ein Sicherheitsventil
und über J das Absperrventil, ein Drosselventil und
einen mit letzterem verbundenen Pickering'schen
Regulator (vgl. 1884 254 357) trägt- letzterer wird durch
einen Riemen getrieben und ist mit einer Sicherheitsvorrichtung versehen, welche die
Maschine beim Reiſsen des Riemens abstellt. Wasserstandsglas, Probirhähne und
Manometer sind an einem besonderen Guſskörper angebracht. Auf eine gute Ausnutzung
des Dampfes ist kein Werth gelegt, da nach der Beschreibung und einem beigegebenen
Indicatordiagramme die Maschine mit nahezu voller Füllung arbeiten soll, während man
z.B. bei deutschen Locomobilen zweckmäſsiger Weise bis unter halbe Füllungen
zurückgegangen ist.
Die in Fig. 3
Taf. 28 abgebildete Locomobile von Ch. H. Waterous in
Brantford, Canada (Erl. * D. R. P. Kl. 14 Nr. 5391 vom 5. Oktober 1878) hat einen
stehenden Kessel A, an welchem der guſseiserne Rahmen
B der Maschine befestigt ist. Durch verschiedene
Zugstangen ist derselbe mit den vorderen und hinteren Achsträgern und dem tiefsten
Punkte des Kessels verbunden. Der Cylinder befindet sich dicht am Kessel, die
Kurbelwelle über der Vorderachse. Die an den Kreuzkopf angehängte Speisepumpe p drückt das Wasser durch einen am Kessel angebrachten
Vorwärmern, welcher auch vom Abdampfe durchströmt wird, einen Theil desselben
zugleich durch ein Röhrchen i in einen oben auf dem
Deckel a des Kessels angebrachten Behälter (Fig. 2 Taf.
58), um hier zum Funkenlöschen zu dienen. Die Heizgase werden nämlich
durch eine Platte c, von welcher ein Rippenkreuz in das
Blasrohr b hinabreicht, und eine Kappe d nach unten abgelenkt und haben dann noch zwei Ringe
h mit gegen einander versetzten Schlitzen zu
durchströmen, um durch die Haube g entweichen zu
können. Ein eigentlicher Schornstein ist nicht vorhanden. Das in f eingepumpte Wasser flieſst mit den ausgeschleuderten,
auf der Oberfläche schwimmenden, festen Theilchen durch das Rohr k ab.
In Fig. 4 bis
8 Taf. 28
ist endlich noch eine von der Lane and Bodley Company
in Cincinnati gebaute Halblocomobile nach Engineering,
1883 Bd. 36 * S. 563 veranschaulicht, welche zu dem besonderen Zwecke bestimmt ist,
in den Hinterwäldern zum Betriebe von Kreissägen u. dgl. zu dienen, deren Kessel
daher auch für Holzfeuerung eingerichtet ist. Der
ziemlich weite Kesselmantel ist von einem Flammrohre und zu beiden Seiten desselben
von 30 Heizröhren von 76mm Durchmesser durchzogen;
in ersteres ist etwa auf ⅔ der ganzen Länge der Rost eingebaut, hinter welchem eine
hohe Feuerbrücke aufgemauert ist. Durch Verlängerung des Kesselmantels über die
Endplatten hinaus ist hinten, zur Ueberleitung der Heizgase aus dem Flammrohre in
die engen Röhren, eine mittels Thür abgeschlossene Rauchkammer und vorn, zur
Ableitung der Gase in den Schornstein, eine das vorspringende Flammrohr umgebende
Rauchkammer hergestellt. Mantel und Flammrohr sind durch eine Anzahl radialer Bolzen
verbunden, was allerdings die Reinigung des Kessels erschwert. In die vordere
Mündung des Flammrohres ist ein kastenförmiges, mit Steinen ausgesetztes
Feuerthürgeschränk eingebaut. Da der Rost ziemlich tief liegt, so sind unter
demselben noch zwei durch den Kessel gehende Oeffnungen für den Zutritt der Luft und
die Entfernung der Asche angebracht.
Die Maschine ruht mit ihrem sehr starken, unten ebenen Hohlgestelle auf zwei Sätteln,
welche auf dem Kessel mittels in den Kesselmantel eingeschraubter Bolzen befestigt
sind. Zur besseren Dichtung sind unter die Muttern Kupferringe gelegt. Die Maschine
kann daher auch leicht abgeschraubt und getrennt vom Kessel aufgestellt werden. Die
Lager der Welle sind ausnahmsweise lang und dicht neben den schmalen Kurbelarmen
angebracht. Das Schwungrad hängt in Folge dessen weit über. Am bemerkenswerthesten
ist der in Fig.
5 und 6 besonders abgebildete Absperrschieber,
welcher sich sehr gut bewähren soll. Derselbe besteht aus zwei kreisrunden
Bronzeplatten a und a1, welche mit halbkugeligen Zapfen in keilförmigen
Köpfen zweier Arme b und b1 ruhen; letztere sind an Zapfen einer
von auſsen drehbaren Kurbel h angehängt; doch fallen
die Achsen beider Zapfen nicht zusammen, wie aus Fig. 6 ersichtlich ist,
Wird nun h z.B. in die punktirte Lage gedreht, so
werden die Arme b und b1, also auch ihre Keilköpfe gegen einander
verschoben und zwar derart, daſs die Platten a und a1 etwas
zusammenrücken. Werden
nun die Theile zunächst so eingepaſst, daſs beim Schlusse der Platten die Kurbel h und Arme b, b1 noch nicht vollständig gestreckt sind, so ist auch
nach einiger Abnutzung durch die Keilwirkung immer noch ein dichter Abschluſs zu
erreichen. Diese Construction rührt von Wilson her.
Zusammenstellung der Cylinderverhältnisse
einiger Compound-Locomobilen.
Nachstehend sind noch die von den verschiedenen Firmen bei den beschriebenen
Compoundlocomobilen gewählten Werthe für das Verhältniſs D2 : d2 der Cylinder zu einander und für das Verhältniſs
H : D des Kolbenhubes
zum Durchmesser des groſsen Cylinders angeführt:
Maschinenfabrik
BeschriebenBd. 258
D2 : d2
H : D
Ruston, Proctor und Comp.
S. 193
2,472,58
1,271,07
Hornsby und Söhne
S. 195
3,243,06
1,331,14
Garrett und Söhne
S. 197
2,252,00
0,951,03
Marshall, Söhne und Comp.
S. 197
3,10
1,10
Turner
S. 197
2,56
1,17
Burrell und Söhne
S. 199
3,20
1,12
Fowler und Comp.
S. 201
3,09
1,12
Wallis und Steevens
S. 201
3,16
1,25
R. Wolf
S. 241
2,82
0,85
Chaligny und Guyot-Sionnest
S. 331
3,00
1,18
Société Lyonnaise
S. 335
2,95
0,93