Titel: | Ueber Neuerungen an Kleindampfmaschinen. |
Fundstelle: | Band 259, Jahrgang 1886, S. 1 |
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Ueber Neuerungen an Kleindampfmaschinen.
Patentklasse 14. Mit Abbildungen im Texte und auf
Tafel 1 ff.
Ueber Neuerungen an Kleindampfmaschinen.
1) Mit dem Dampferzeuger verbundene
Maschinen.
Gleichwie die alte Savery'sche Dampfpumpe in dem
Pulsometer in neuerer Zeit wieder aufgelebt ist, ist jetzt auch Newcomens' atmosphärische Dampfmaschine von H. Davey in Leeds, England (* D. R. P. Nr. 30101 vom
17. Juni 1884 und Zusatz * Nr. 31596 vom 11. November 1884) als Kleinmotor wieder
eingeführt worden. Wie in der Newcomen'schen soll auch
in der Davey'schen Maschine der Dampf ohne Ueberdruck nur in der Weise benutzt werden, daſs
durch Condensation desselben auf einer Seite des Kolbens eine Leere erzeugt wird, so
daſs der auf der anderen Seite vorhandene atmosphärische Druck zur Wirkung gelangt.
Eine vortheilhafte Ausnutzung der Wärme ist dabei allerdings nicht zu erreichen;
dagegen hat die Maschine den groſsen Vorzug, daſs alle vom Ueberdrucke des Dampfes
bedingten Gefahren beseitigt sind und man dem
Dampferzeuger jede beliebige, sonst passend erscheinende Form geben kann. Die
Speisepumpe fällt fort und die Speisung ist leicht in einfacher, zuverlässiger Weise
zu regeln. Dagegen ist allerdings ein Condensator mit Luftpumpe erforderlich.
In Fig. 1 bis
3 Taf. 1
ist die neuere Form der Davey'schen Dampfmaschine
dargestellt. Der Dampferzeuger besteht aus einem ⊏-förmigen guſseisernen Kasten, welcher in dem unteren Ausbaue die Feuerbüchse
A in dem oberen den von oben eingeschobenen
Cylinder E enthält. An die Feuerbüchse schlieſst sich
das Feuerrohr G an, welches zur Vergröſserung der
Heizfläche bei der ersten Anordnung von einer Anzahl eingewalzter Querrohre, bei der
neueren einfacheren Form, wie in Fig. 1 dargestellt, nur
von einem hohen, schmalen, eingegossenen Kanäle H
durchzogen wird. Die Feuerbüchse ist mit einem Roste y
für gewöhnliche Feuerung versehen; auſserdem kann jedoch behufs Verminderung der
nöthigen Bedienung neben dem Dampferzeuger ein als Füllschacht dienendes Rohr X aufgestellt werden, aus welchem der Brennstoff in
einen unter dem Boden befindlichen Brennraum Y sinkt.
Die Luft tritt dabei durch
den senkrechten Rost z ein. An den Dampferzeuger sind
die Böcke für die Wellenlager sowie die cylindrische Kreuzkopfführung unmittelbar
angegossen.
Der Schieber der Maschine lag ursprünglich frei im Dampfraume, ist jetzt jedoch in
einen Kasten eingeschlossen, in welchen der Dampf, vom Regulator R mittels eines Kolbenschiebers mehr oder weniger
(unter 1at) gedrosselt, durch eine Oeffnung des
Deckels einströmt.Bei der ersten Anordnung war in das von der Maschine in den Condensator
führende Rohr ein von Hand stellbares Drosselventil eingeschaltet und ein
Regulator nicht vorhanden. Der Abdampf gelangt durch Rohr O in den Condensator, welcher entweder als Einspritz-
oder, wie in der Figur, als Oberflächen-Condensator ausgeführt wird. Im letzteren
Falle besteht der Condensator aus zwei durch mehrere dünne Röhren verbundenen Kasten
k und k1, welche in einem hinter dem Dampferzeuger
aufgestellten hohen, flachen Wasserbehälter K
untergebracht sind. Ist das Kühlwasser schlecht zu beschaffen, so wird der Behälter
K oben und unten durch je ein Rohr mit einem
möglichst groſsen offenen Gefäſse verbunden, in welchem das zu einem fortdauernden
Umlaufe veranlaſste Wasser soviel Wärme an die äuſsere Luft abgibt, als es in K aus dem Dampfe aufnimmt, so daſs stets dasselbe
Kühlwasser benutzt wird. Aus dem unteren Kasten k1 führt ein Rohr k2 in die von einer Stirnkurbel an der
Schwungradwelle getriebene einfach wirkende Luftpumpe P
(Fig. 2),
deren langer Kolben keine Liderung erhalten hat, sondern nur durch darüber stehendes
Wasser abgedichtet wird. Am Ende des Kolbenniederganges flieſst durch eine Oeffnung
in der Wand des Pumpencylinders jedesmal ein wenig Wasser ein, welches am Ende des
Aufganges über den Cylinderrand wieder zurückflieſst. Das Druckventil liegt frei und
das Saugventil kann durch den Sitz des ersteren nach oben herausgehoben werden.
Die Speisung des Dampferzeugers erfolgt aus dem oberen Theile des Behälters K durch ein Rohr k3, welches in einen mit dem Dampferzeuger durch zwei
Röhren verbundenen, durch eine Glasplatte abgeschlossenen Kasten W führt. Ein in diesem befindlicher Schwimmer w1 trägt in einem
angehängten Bügel eine Ventilplatte, welche sich bei genügend hohem Wasserstande
gegen die nach unten gerichtete Mündung des Rohres k3 legt und so einen weiteren Wasserzufluſs
verhindert. Die normale Betriebsspannung soll noch etwas unter dem Atmosphärendrucke
liegen. Auf den Deckel des Dampferzeugers wird ein nicht belastetes
Sicherheitsventil aufgesetzt, oder es dient auch der über dem Cylinder lose
aufgelegte Deckel als solches. Die beiden Stopfbüchsen für Kolben- und
Schieberstange brauchen wegen des geringen Ueberdruckes nur lose angezogen zu
werden. Die Dichtung zwischen dem Auſsen- und Innenkörper des Dampferzeugers wird
nach Iron, 1884 Bd. 24 * S. 245 mittels in Aussparungen
eingestampfter, Cement ähnlicher Masse bewerkstelligt, Cylinder und Kolben sind, um
ihre Schmierung unnöthig zu machen, aus Bronze hergestellt.
Der Motor ist nach Obigem trotz der Anwendung eines Condensators im Ganzen recht
einfach und kann ohne Bedenken längere Zeit sich selbst überlassen werden. Derselbe
wird in England von der Firma Hat hörn, Davey und Comp.
in Leeds, in Frankreich von Albaret in Liancourt und in
Nordamerika von Ch. P. Willard und Comp. in Chicago
gebaut.
In der Revue industrielle, 1885 S. 93 wird über einige
Versuche berichtet, welche bezüglich der Leistung des Davey'schen Motors angestellt wurden. Bei dem am längsten (10 Stunden)
dauernden Versuche, bei welchem die Maschine im Mittel 125,7 Umläufe in der Minute
machte und an der Bremse 1e,07 leistete, ergab
sich für 1e und 1 Stunde ein Verbrauch an Kokes
(einschlieſslich des beim Anheizen verbrannten) von 5k,04, ein Bedarf an Speisewasser, welches im Condensator auf 44° erwärmt
war, von 28k,5 und ein Erforderniſs an 18°
Kühlwasser von 723k. Das Anheizen bis zum
Ingangsetzen erforderte 37 Minuten.
In Fig. 4 Taf.
1 ist ein Kleinmotor von A. Pifre in Paris (* D. R. P.
Nr. 32848 vom 23. Januar 1885) veranschaulicht. Kessel und Maschine stehen neben
einander auf Sockeln, welche auf eine gemeinschaftliche Grundplatte aufgegossen
sind. Der Kessel besteht aus zwei Blechcylindern, welche oben und unten durch Ringe
verbunden sind und einen Füllschacht einschlieſsen. Zur Vergröſserung der Heizfläche
sind in letzterem enge Röhren in einer der beiden dargestellten Anordnungen
angebracht. Ein von oben eingesetzter, bis in die Nähe der Röhren reichender
Blechcylinder L scheidet den Abzugskanal der Heizgase
von dem Füllraume ab. Der Kesselmantel ist auſsen mit Filz o. dgl. umkleidet und in
gewöhnlicher Weise ausgerüstet. Der Rost E kann mittels
eines Handgriffes hin- und hergeschoben und auch ganz herausgezogen werden.
An den Sockel N der Maschine sind die beiden Kurbellager
O und P einseitig
angegossen, so daſs die Welle auf einem Ende die Kurbelscheibe, auf dem anderen,
ziemlich weit überhängend, Schwungrad und Riemenscheibe frei trägt. Der Schieber
wird durch eine Gegenkurbel, die Speisepumpe a durch
ein besonderes Excenter getrieben. An das den Cylinder tragende Hohlgestell sind
vier Führungsrippen für den Kreuzkopf angegossen. Cylinder, Schieberkasten, Kolben
und Schieber sollen auch bei dieser Maschine aus Bronze hergestellt werden. Die
Vermeidung der Schmierung, welche hierdurch ermöglicht wird, hat hier, wie bei der
Davey'schen Maschine, den Zweck, das in einem
Condensator niedergeschlagene Dampfwasser wieder zur Speisung des Kessels verwenden
zu können. Der Kolben ist mit stulpenartigen Ringen aus Antifrictionsmetall
gedichtet, welche (ähnlich wie die Lederstulpen bei den Pumpen) durch den Dampfdruck
angepreſst werden sollen. Der Schieber ist behufs Verkürzung der Dampfkanäle
getheilt ausgeführt.
Der hier benutzte, aus Doppelröhren f bestehende
Oberflächen-Condensator hat nur den Zweck, das Dampfwasser zur Speisung des Kessels
wiederzugewinnen. Dasselbe läuft zunächst, unter Aufnahme von etwas Luft (wodurch es
zur Speisung geeigneter werden soll) in einen offenen Kasten g, aus welchem es dann in die Speisepumpe einflieſst. Das durch den
Auſsenraum der Doppelröhren f mit Gegenstrom geleitete
Kühlwasser tritt bei c ein und flieſst bei d ab. An Stelle der Speisepumpe soll unter Umständen
ein den Wasserstand selbstthätig regelnder Speiseapparat, im Wesentlichen aus einem
sich drehenden Hahnkörper bestehend, benutzt werden. Die Patentschrift enthält noch
eine für kleine Schraubendampfer bestimmte Anordnung
des Motors.
Für ganz kleine Leistungen ist der in Fig. 7 Taf. 1 abgebildete
Motor von A. A. Daussin in Lille (* D. R. P. Nr. 25939
vom 19. Januar 1883) bestimmt. Der Dampferzeuger, bestehend aus einem Guſskörper A mit kurzen, angegossenen, unten geschlossenen Röhren,
einem darauf geschraubten Deckel B und einem hohen
Kasten C, soll mit seiner Flansche unmittelbar in einen
Koch- oder Stubenofen
hineingehängt werden, so daſs eine besondere Feuerung für denselben nicht nöthig
ist. Der Kasten C, auf einer Seite durch eine
aufgeschraubte Platte geschlossen, dient zugleich als Dampfdom und als Ständer für
das Maschinchen, dessen Cylinder um zwei Zapfen schwingt. Die Kurbelwelle ruht in
einer durch den Kasten C gehenden und denselben
zugleich verankernden Hülse. Zur Steuerung dient eine auf den einen Hohlzapfen des
Cylinders aufgesteckte Scheibe R (vgl. Fig. 5 Taf. 1), welche
durch eine Nase y an der Drehung verhindert und durch
eine Feder s gegen die ebene Cylinderwand gedrückt
wird. Durch ein etwas biegsames Rohr D tritt der Dampf,
dessen Ueberdruck höchstens 0at,8 betragen soll,
von der Seite in die Scheibe R ein, um durch Oeffnungen
t in der Dichtungsfläche in den Cylinder ein- und
durch Oeffnungen v aus demselben wieder auszuströmen.
Ein Absperrventil ist nicht vorhanden. Die Steuerscheibe R bildet zugleich eine Art Sicherheitsventil, indem der Dampf, sobald er
die festgesetzte Spannung überschreitet, die Scheibe R
unter Zusammendrückung der Feder s zurückdrängt und ins
Freie entweicht. Um die Wartung zu beschränken, wird die Speisung des Dampferzeugers
mittels eines besonderen Speiseapparates selbstthätig geregelt. Zu dem Zwecke ist in
der Höhe des normalen Wasserstandes in der Wand von C
eine Welle G gelagert, auf welcher innen eine hohle
Scheibe F, auſsen ein Zahnrad I befestigt ist; letzteres wird bei jeder Umdrehung der Kurbelwelle durch
einen auf derselben befestigten Daumen um einen Zahn fortgeschoben, so daſs G eine Umdrehung macht, während die Kurbelwelle etwa 40
Umläufe ausführt. Bogenschütze g und b in der einen Wand von F
treten dabei während der einen halben Umdrehung mit Kanälen k und m in einer festliegenden Scheibe j (vgl. Fig. 6 Taf. 1) in
Verbindung, von denen Röhren zu einem höher liegenden Wasserbehälter führen. Der in
F etwa vorhandene Dampf entweicht dann durch k nach jenem Behälter, während durch m Wasser einflieſst. Bei der folgenden halben Umdrehung
ist dann F von k und m abgeschlossen, dagegen durch l und n mit dem Inneren von C in Verbindung, so daſs sich der Wasserstand in beiden
ausgleicht. Je niedriger derselbe in C ist, um so mehr
Wasser wird zuflieſsen und umgekehrt. Zum An- und Abstellen der von dem Motor
betriebenen Arbeitsmaschinen (Drehbänke, Nähmaschinen u.s.w.) sowie zur Regelung
ihrer Geschwindigkeit soll eine besondere Bremsvorrichtung benutzt werden. Die
Patentschrift enthält noch mehrere zur Anbringung an Kochöfen geeignete Formen des
Dampferzeugers mit und ohne Ueberhitzer.
Der ursprünglich ziemlich unvollkommen erscheinende Dampfmotor von B. C. Hoffmeister und E.
Friedrich in Meidling bei Wien (* D. R. P. Nr. 11384 vom 28. März 1880 mit
Zusätzen * Nr. 13084 vom 7. September 1880, vgl. 1881 239
* 423, * Nr. 19874 vom 2. März 1882 und * Nr. 30002 vom 9. Mai 1884) ist durch die
weitere Ausbildung zu einem nunmehr recht brauchbaren Motor geworden, welcher
bereits gröſsere Verbreitung gefunden hat. In Fig. 11 bis 14 Taf. 1 ist
die durch das zweite Zusatzpatent Nr. 19874 geschützte Anordnung dargestellt. Auf
einem guſseisernen, ausgemauerten Ofen ruht der kleine Dampferzeuger, bestehend aus
einem flachen Kasten, einer Anzahl an den Boden desselben angehängter Röhren d und einem guſseisernen Dampfdome D, welcher über einer groſsen Oeffnung des Kastens
aufgenietet und auf dessen oberem Rande der Dampfcylinder E mit breiter Flansche aufgehängt ist. Auf letzterem steht ein Kasten F, welcher die Kurbelwelle trägt, die Kreuzkopfführung
enthält und durch Thüren f und g zugänglich ist. Der Kessel ist mit vollständiger Ausrüstung versehen.
Der Abdampf der Maschine wird in einem Oberflächencondensator – einem
doppelwandigen, in einen Wasserbehälter P eingesetzten
Blechcylinder J – niedergeschlagen, damit das Wasser
wieder zur Speisung verwendet werden kann. Durch den Behälter P muſs so viel Kühlwasser hindurchgeleitet werden, daſs
dasselbe die gesammte Dampfwärme aufzunehmen im Stande ist. Die Speisepumpe steht
auf dem Cylinder und wird durch ein Excenter getrieben, an dessen Gelenkkopf
seitlich die Schieberstange angehängt ist (vgl. Fig. 14). Da die
Speisepumpe auch für die gröſste Leistung der Maschine ausreichen muſs, so wird sie
beim gewöhnlichen Betriebe etwas Luft mit ansaugen und ist deshalb mit
Entlüftungsventilen versehen. Der Verlust an Dampf bezieh. Wasser, welcher für 1e etwa 2l
täglich ausmachen soll, wird aus dem Gefäſse P
ersetzt.
Zur Regelung der Geschwindigkeit der Maschine dient der in Fig. 11 und 12
dargestellte, mit dem Regulator durch den Hebel p mit
Gelenkknopf o verbundene cylindrische Drosselhahn lm, welcher auch zugleich als Absperrventil benutzt
werden kann. Sehr wesentlich ist bei einem solchen nur sehr wenig Wasser
enthaltenden Kleinkessel eine selbstthätige
Regelung der Verbrennung. Dieselbe soll hier mit Hilfe
einer gewellten Platte, welche einerseits vom Dampfdrucke belastet ist, erreicht
werden; ein andererseits auf der Platte stehender Stift wirkt mittels des Hebels S auf die um x drehbare
Feuerthür t derart, daſs die Thür geöffnet wird, wenn
die Dampfspannung eine bestimmte Grenze überschreitet. Dabei nimmt ein an der Thür
befestigter Stift den gleichfalls um x drehbaren Arm
v mit, welcher durch den Arm z die Zugklappe w offen
hielt, so daſs diese zugleich geschlossen wird. Es wird also dann die Luftzufuhr von
unten abgeschnitten und zugleich oben kalte Luft in gröſserer Menge zugelassen,
wodurch in sehr wirksamer Weise die Dampfentwickelung gehemmt wird. Ueber Brems
versuche, welche mit einem solchen von H. C.
Hoffmeister in Wien-Meidling gebauten Motor angestellt wurden, ist bereits
früher (1885 255 394) berichtet worden. Für Deutschland
hat die Ausführung dieser Motoren die Maschinenfabrik von A.
Altmann und Comp. in Berlin übernommen (vgl. 1884 254 134).
Da abgesehen von den geringen Wasserverlusten und zeitweiligem Ausblasen stets
dasselbe Wasser benutzt wird, auſserdem auch in den geneigten Röhren eine kräftige
Strömung hervorgerufen wird, so dürfte ein Ansetzen von Kesselstein kaum zu
befürchten sein. Dennoch zeigte es sich als wünschenswerth, die Röhren bequem
reinigen zu können, da es trotz eines zwischen Condensator und Pumpe eingeschalteten
Behälters mit einer Füllung von Wolle, Hanf oder Kokes doch nicht zu vermeiden ist,
daſs aus der Maschine Fett- bezieh. seifige Theile in den Kessel mit eingeführt
werden. Aus diesem Grunde ist dem Dampferzeuger nach dem 3. Zusatzpatente * Nr.
30002, welches an C. H. Hoffmeister allein ertheilt
ist, jetzt die in Fig. 8 Taf. 1 veranschaulichte Form gegeben. An den liegenden flachen
Kasten a, dessen Deckplatte nicht wie früher
umgebördelt, sondern mittels Winkeleisen angenietet wird, ist ein stehender Kasten
e angehängt, in welchen die hinteren Rohrenden
befestigt sind. Den Rohrmündungen gegenüber ist eine gröſsere Oeffnung mit
aufgeschraubtem Deckel h angebracht, nach dessen
Fortnahme die Röhren zugänglich sind. Der untere Theil dieses Kastens dient als
Schlammsack. Ober- und unterhalb der Röhren h wird der
Kasten von den kurzen Rauchröhren n durchdrungen, durch
welche die Heizgase in den bei m aufzusetzenden
Schornstein gelangen. Der Kasten a ist durch
gleichmäſsig vertheilte Stehbolzen d verankert, sein
Boden auſserdem durch ein quer angenietetes Winkeleisen versteift.
Der in Deutschland von der Actien-Gesellschaft für
Eisengieſserei und Maschinenfabrikation, früher J. C. Freund und Comp. in
Charlottenburg, in Oesterreich von Friedrich und Jaffé
in Wien gebaute so genannte Friedrich-Motor besitzt die
allgemeine Anordnung der Hoffmeister'schen Maschine,
weicht von derselben jedoch in folgenden Punkten ab: Wie aus den Textfiguren 1 bis 3 zu
entnehmen, ist der flache Dampfkasten d aus zwei
Stahlplatten und zwischengestelltem Rahmen ohne Winkeleisen zusammengeschraubt. An Stelle
der gebogenen Röhren sind Field'sche Röhren e in den Boden des Kessels eingehängt. Für die Regelung
der Feuerung zur Verhinderung zu hoher Dampfspannung im Kessel ist auch hier eine
besondere Vorrichtung (vgl. * D. R. P. Kl. 13 Nr. 31138 vom 26. Oktober 1884)
vorhanden; doch erfolgt dabei das Heben der Klappe n
zum Einlassen kalter Luft in den Kanal o mittels eines
kleinen, unmittelbar durch den Dampfdruck belasteten Kolbens m.
Fig. 1., Bd. 259, S. 7Fig. 2., Bd. 259, S. 7Fig. 3., Bd. 259, S. 7 Der am Dampfdome befestigte Condensator ist als Röhrencondensator
ausgebildet, daher verhältniſsmäſsig klein und bei der in Fig. 9 Taf. 1
veranschaulichten Ausführung aus drei Theilen zusammengeschraubt. Die Röhren r sind an den Enden mittels Gummiringen, welche
zwischen die Platten s bezieh. s1 geklemmt werden, abgedichtet. Das
Dampfwasser gelangt aus dem Condensator zunächst in einen Behälter N, aus dessen tiefstem Punkte es in einem seitlichen,
punktirt angedeuteten Kanäle aufsteigend bei v
abflieſst. Das oben auf dem Wasser sich ansammelnde Oel u. dgl. soll zeitweise durch
den Hahn x abgelassen werden. Bei der neueren
Ausführung des Friedrich'schen Motors, welche auf der
Gewerbe- und Industrie-Ausstellung in Görlitz 1885 vorgeführt war, hat der
Condensator die aus Textfigur 1 und 2 ersichtliche Abänderung erhalten. Statt der geraden
sind gebogene Röhren k, in eine Platte eingesetzt, verwendet und das Dampfwasser sammelt sich in dem
Kasten t, aus welchem es durch seitliche Schlitze in den
Behälter l aufsteigt und durch ein bei w angeschlossenes Rohr der Speisepumpe wieder zugeführt
wird. Der Friedrich'sche Dampfmotor wird auch mit
Rädern und Fahrgestell, d.h. als Locomobile
ausgeführt.
Neuerdings wird von Friedrich und Jaffé in Wien auch ein
von E. Friedrich entworfener, in Deutschland an C. Pieper in Berlin (* D. R. P. Kl. 46 Nr. 33448 vom
27. Mai 1885) patentirter, sogenannter „Zwergmotor“ gebaut, welcher in Fig. 10 Taf. 1 abgebildet
ist. Derselbe hat die Gröſse einer gewöhnlichen Lampe, ist für Gas- oder Erdölfeuerung
eingerichtet und hat weder einen besonderen Abzug für die Heizgase, noch einen
solchen für den Abdampf. In einen trichterförmigen Fuſs ist der eiförmige
guſseiserne Kessel A eingesetzt, welcher im unteren
Theile den Cylinder enthält und durch den Schraubenpfropfen H mit Wasser gefüllt wird. Das durch einen Schlauch zugeführte Gas strömt
bei L aus, gelangt in eine ringförmige Kammer R und tritt aus dieser durch den Ringspalt O aus, wo es entzündet wird. Für Erdöl wird ein
besonderer Brenner angewendet. Die Luft kann sowohl unterhalb (bei N), wie oberhalb des Brennerschlitzes O seitlich zutreten. Sobald der Dampf eine bestimmte
Spannung (etwa 1at Ueberdruck) erreicht hat,
öffnet er ein Sicherheitsventil bei K und bringt eine
Pfeife zum Ertönen. Man setzt dann das Schwungrädchen in Bewegung, worauf der
Dampfkolben am Ende seines Aufganges das Ventil G
aufstöſst und für einen Augenblick Dampf in den Cylinder einläſst, welcher
expandirend den Kolben abwärts treibt. Beim Aufgange öffnet eine an der Pleuelstange
D befindliche Nase E
das im Kolben angebrachte Ventil F, so daſs der über
dem Kolben befindliche Dampf durch denselben in den Fuſs entweicht; aus diesem
strömt er durch Oeffnungen M zur Flamme, diese
anfachend, und vertheilt sich schlieſslich mit den Verbrennungsprodukten in der
freien Luft. Das im Fuſse sich niederschlagende Wasser wird durch P abgelassen. Eine Wasserfüllung des Kessels soll für
etwa 3 Stunden ausreichen. Der Motor wird vorläufig für Leistungen von 1/30 bis ¼c gebaut und zum Betriebe von Nähmaschinen (vgl. Heinrici 1884 253 * 261), Gebläsen,
Zimmerspringbrünnen u.s.w. verwendet.
Im Scientific American, 1884 Bd. 51 * S. 159 ist ein
kleiner Dampfmotor der Shipman-Engine-Company in Boston
beschrieben, welcher für Kerosin-Feuerung eingerichtet
ist. Leider ist die innere Einrichtung nicht näher dargestellt. Der Dampferzeuger
besteht aus einem Bündel kurzer Röhren, welche in einen guſseisernen Kasten
eingeschraubt sind. Mittels eines Dampfstrahles (oder eines Luftstrahles beim
Anheizen) wird das Kerosin als feiner Sprühregen in den Brennraum eingetrieben,
wobei eine genaue Regelung der Verbrennung nach dem
Dampfdrucke erreicht wird. Wenn z.B. in Folge starker Entlastung oder nach dem
Abstellen der Maschine die Spannung nur um einige Zehntel Atmosphären steigt, so
wird der Dampfstrahl des
Brenners ganz abgesperrt, so daſs auch die Heizung sofort unterbrochen ist. Sinkt
die Spannung wieder, so strömt sofort auch Dampf bezieh. Brennstoff zu und dieser
entzündet sich an einer kleinen ununterbrochen brennenden Flamme. Eine derartige
Feuerung (vgl. Uebersicht 1885 258 * 418) ist für
Kleinmotoren jedenfals äuſserst zweckmäſsig und eine Verwerthung des Erdöles bezieh.
der Erdölrückstände für diesen Zweck dürfte geeigneter sein als die unmittelbare
Benutzung der Brenngase in den Erdölmotoren.
(Fortsetzung folgt.)