Titel: | Neuerungen an Maschinen zum Färben und Appretiren von Garn in Strähnen. |
Autor: | G. Rohn |
Fundstelle: | Band 259, Jahrgang 1886, S. 78 |
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Neuerungen an Maschinen zum Färben und Appretiren
von Garn in Strähnen.
(Patentklasse 8. Fortsetzung des Berichtes Bd. 254
S. 152).
Mit Abbildungen auf Tafel
5.
Maschinen zum Färben und Appretiren von Garn in
Strähnen.
Zum gleichmäſsigen Durchtränken der Garnsträhne mit Farbeflüssigkeit, Beize,
Oellauge, Schlichte o. dgl. werden in den Garnfärbereien, namentlich bei der Indigo-
und Türkischrothfärberei, sogen. Passirmaschinen (oder
Durchziehmaschinen) benutzt, deren allgemeine Einrichtung durch Fig. 2 Taf. 5
veranschaulicht ist und deren verschiedene Arbeitsvorgänge selbstthätig auf einander
folgen: Zunächst wird die an der Achse H senkrecht zu
derselben gelagerte Rolle A gegen die Rolle B geschoben, damit ein Arbeiter die zu behandelnden
Garnsträhne leicht über beide Rollen A und B hängen kann. Die auf dem Gewichtshebel D gelagerte Quetschwalze C
preſst nun gegen die Rolle B, der Hebel E, welcher über der Rolle B steht, senkt sich in die gezeichnete Lage und zieht dabei die Strähne in
das Bad im Behälter F, so daſs dieselben bei der
erfolgenden Drehung der Rolle B mitgenommen und in dem
Bade durchgezogen werden. Nach einer bestimmten Zeit werden dann die Strähne, indem
die Achse H durch das Gewicht G zurückgeführt wird, gespannt, die Walze C
und der Hebel E kehren in ihre frühere Lage zurück und
die Achse H dreht sich, wobei die Strähne ausgerungen
werden. Die Achse H windet dann durch ihr Zurückdrehen
die Strähne wieder auf, die Rolle B macht eine
Umdrehung und die Achse H ringt durch Vorwärtsgang
wieder aus. Dies wiederholt sich zweimal, um auch die über den Rollen liegenden
Theile möglichst gleichmäſsig auszuringen. Darauf werden die Gewichte G gehoben und die Maschine steht still, um die
gefärbten Strähne abnehmen und frische auflegen zu können. Die Aus- und Einrückung
dieser verschiedenen Bewegungen erfolgt durch Curvenscheiben von der Welle M aus.
Die Zeitdauer, während welcher die Strähne durch das Bad gezogen werden, ist bei den
verschiedenen Färbeprozessen verschieden. A. Wever und
Comp. in Barmen (* D. R. P. Nr. 27 679 vom 5. Oktober 1883) haben an dem
selbstthätigen Bewegungsmechanismus eine Einrichtung zu
beliebiger Aenderung der Dauer des Durchziehens getroffen. Während jeder
vorstehend beschriebenen, zusammen gehörigen Arbeitsvorgänge macht die Welle M eine Umdrehung. Eine unabhängige Aenderung der Dauer
des Durchziehens wird dabei durch eine Geschwindigkeitsänderung der Welle M erzielt;
dieselbe wird von der Schnecke N (Fig. 1 Taf. 5) angetrieben
und ist zu diesem Zwecke der Schnecke N eine doppelte
Geschwindigkeit zu ertheilen. Einmal erfolgt die Mitnahme der Schnecke N seitens ihrer Achse unmittelbar durch die
Klauenkuppelung o, das andere Mal mittelbar durch das
Rädervorgelege P bis S und
die Kuppelung T. Die beiden Kuppelungshälften o und T sind durch eine
Schiene mit einander verbunden, so daſs immer nur eine derselben im Eingriffe mit der Schnecke N sein kann. Die genannte Verbindungsschiene ist nun an
einen auf der Welle d festsitzenden Hebel
angeschlossen. Auf der Welle d stecken noch die
Gewichtshebel c, g und h
(Fig. 3
Taf. 5), wovon g fest, die beiden anderen lose, sowie
fest die mit vorstehenden Zapfen versehenen Hebel e und
f. Die Hebel c und h haben Rollen a und m, mit denen sie auf dem Umfange der Scheibe U aufruhen. Während des Durchziehens der Strähne ist
nun die Kuppelung T eingerückt, die Schnecke N dreht sich langsam, während die Rolle a auf dem Ringstücke b der
Scheibe U läuft. Die Länge des Ringstückes b wird durch die Beilagen b1 verändert. Wenn dann der Hebel c einfallen kann, schlägt derselbe gegen den Hebel f und wird die Kuppelung o
dadurch geschlossen, bis, wenn die Rollern des Hebels h
in den Ausschnitte der Scheibe U fallen kann, die
langsame Geschwindigkeit durch die Kuppelung T wieder
eingerückt wird.
Das Verhältniſs der beiden Geschwindigkeiten der Schnecke N ist etwa 1 : 9, wobei die Antriebscheiben 70 Umgänge in der Minute
machen. Die Durchziehmaschinen werden gewöhnlich doppelseitig zur gleichzeitigen
Bedienung durch zwei Arbeiter ausgeführt; die tägliche Leistung ist dann bis zu
2500k Garn.
C. G. Haubold jun. in Chemnitz hat an seinen Durchziehmaschinen zur Veränderung der Zeitdauer des Durchziehens der Garnsträhne die Einrichtung
getroffen, daſs die Steuerwelle während des Durchganges
der Strähne beliebig lange still gestellt werden kann.
Wie aus Fig. 4
Taf. 5 zu entnehmen, wird die Steuerwelle M wieder von
der Schnecke N aus getrieben; jedoch sitzt das
zugehörige Schneckenrad R nicht fest auf der Welle M, sondern wird mit dieser nur durch den verschiebbaren
Klauenmuff M1
gekuppelt. Mit dem Rade R ist ein Kettenrad R1 fest verbunden, über
welches eine endlose Kette K gelegt ist, die während
eines vollständigen Arbeitsganges gerade einmal abläuft. Die Kette K erhält an gewissen Stellen hohe Glieder und auf
dieselben legt sich der eine Arm des Winkelhebels H zur
Führung des Muffes M1.
Die gute Auflage von H auf der Kette wird durch den an
H befestigten beschwerten Arm F vermittelt. Kommt nun beim Laufe der Kette K eine Stelle mit niedrigen Gliedern, so kann der Hebel
H einfallen und wird der Muff M1 ausgerückt, so daſs
die Welle M still steht. Dies hält so lange an, bis
wieder hohe Kettenglieder unter H kommen, das
Durchziehen also beendet ist.
Um mit den einmal aufgehängten Strähnen die auf einander folgende Behandlung in den
verschiedenen Bädern vornehmen zu können, ohne daſs also dabei die Strähne von einer
Maschine abgenommen und neu aufgehängt zu werden brauchen, stellt Peter Thomas in Manchester (* D. R. P. Nr. 30 793 vom
3. Mai 1884) die Tröge mit den verschiedenen Bädern in einer Reihe auf und ordnet
den die Strähne tragenden Rahmen auf einem Wogen an,
welcher von einem Troge zum anderen gefahren wird. In dem Rahmen hängen die Strähne
nicht auf Rollen, sondern über Leisten, durch deren
abwechselnde Auf- und Niederbewegung das Umziehen der Strähne erreicht
wird. Das Umziehen und Ausheben der Strähne sowie die Bewegung des Wagens erfolgen
durch Kraftbetrieb, so daſs Handarbeit zum gröſsten Theile erspart ist.
In Fig. 8 und
9 Taf. 5
ist der gerade über einem Troge T stehende Wagen
angedeutet. Derselbe trägt oben zwei Achsen h mit
Rollen r, über welche letztere an Seilen der Rahmen l angehängt ist. Das ganze Gewicht des Rahmens mit den
Strähnen ist durch die mit Laufrollen versehenen Gegengewichte f nahezu ausgeglichen. In dem Rahmen l sind zwei Achsen d
gelagert, welche je vier gegenseitig versetzte Excenter e tragen. Die Bügel dieser Excenter sind gelenkig mit Schienen h verbunden, an welchen die Klammern zur Aufnahme der
Stäbe i befestigt sind. Die Strähne kommen immer über
je zwei dieser Stäbe i zu liegen, werden also stetig in
dem Bade umgezogen, indem die Stäbe i bei Drehung der
Achsen d eine unter einander abwechselnde Auf- und
Niederbewegung ausführen. Nach beendetem längerem oder kürzerem Durchziehen der
Strähne in einem Bade werden dieselben durch Drehung der Achsen k aus dem Troge T gehoben,
der Wagen zum nächsten Troge gefahren und dort der ganze Rahmen l durch Rückwärtsdrehung der Achsen k wieder niedergelassen.
Die Drehung der Achsen k und d wird nun in folgender Weise vermittelt. An der Seite der Tröge läuft
eine endlose Schnur w, welche an jedem Troge um eine an
demselben lose drehbare Rolle v geschlungen ist. Mit
dieser Rolle wird durch eine Klauenkuppelung jeweilig die Riemenscheibe n am Wagen verbunden, welche entweder mittels
geschränkten Riemens eine Scheibe q umdreht, von
welcher aus, je nachdem die zugehörige Klauenkuppelung u eingerückt ist, durch zwei Schnüre m und
m1 die Achsen d in Umdrehung versetzt werden. Die Scheibe n treibt noch mittels eines offenen Riemens auf die
Scheibe p und, je nachdem der zwischen den Scheiben p und q befindliche
Kuppelmuff b mit einer der beiden Scheiben verbunden
wird, erhalten die Achsen k Vorwärts- oder
Rückwärtsdrehung. Für alle Kuppelungen sind Handhebel vorhanden. Die Fortbewegung
des Wagens wird ebenfalls durch eine an der Seite der Tröge laufende endlose Schnur
bewerkstelligt, an welche der Wagen geklemmt wird; der Hin- und Hergang wird durch
ein Wendegetriebe vermittelt, welches durch die an den Trögen entlang führende
Stange c bewegt wird.
Denselben Zweck wie Thomas erreicht W. T. Booth in Manchester in umgekehrter Weise durch
Bewegung der Kufen. Die Strähne werden dabei auf einen an derselben-Stelle
bleibenden Haspel aufgesteckt, während die Kufen mit den verschiedenen Bädern nach
einander unter den Haspel geschoben werden. Wie in Fig. 10 Taf. 5
veranschaulicht ist, werden die Garnsträhne auf Stäbe gesteckt und letztere in Aussparungen der
Scheiben S gelegt, so daſs die Strähne angespannt
werden; vor dem Herausfallen sind die Stäbe durch Bogenstücke d geschützt, welche auf dem Rande der Scheiben S befestigt werden. Es wird also ein groſser Haspel,
ähnlich dem von Stolz (vgl. 1885 257 * 330), gebildet, welcher in Lagern A,
die in Schlitzen des festen Gestelles G geführt werden
und an Ketten k aufgehängt sind, liegt und mit
verschiedener Geschwindigkeit umgedreht werden kann. Die Ketten k sind an Rollen B
befestigt, welche einestheils langsam umgedreht werden können, um die Ketten k aufzuwickeln und den Haspel aus dem Troge T zu heben, anderentheils mit den Kurbelscheiben J bezieh. den Hebeln L zu
kuppeln sind, wenn der Haspel eine kurze Auf- und Abbewegung machen soll. Oberhalb
des Haspels ist eine Blechhaube H angebracht, an welche
durch ein Rohr V ein Luftsauger angeschlossen ist.
Nachdem die mit Rollen versehene, die Farbeflüssigkeit enthaltende Kufe T unter die Haube H
geschoben ist, wird der Haspel niedergelassen und langsam umgedreht, wobei er noch
kurz auf und nieder bewegt wird. Nach genügender Durchfärbung, wobei die
aufsteigenden Dämpfe durch das Rohr V abgezogen werden,
wird der Haspel aus dem Farbebade gehoben und in schnelle Umdrehung versetzt, so
daſs die noch in den Strähnen sitzende Flüssigkeit ausgeschleudert wird. Nachdem
alsdann eine neue Kufe eingefahren ist, wird der Haspel wieder niedergelassen.
Bei der Booth'schen Maschine fehlt ein Durchziehen der
Strähne in dem Farbebade, was für eine gleichmäſsige Durchfärbung nothwendig ist;
das Durchziehen wird durch die zusammengesetzte lebhafte Bewegung des Haspels in der
Farbeflüssigkeit zu ersetzen gesucht. Bei schwierigeren Farben wird daher diese
Maschine nicht gerade empfohlen werden können, während sie als Waschmaschine eher am Platze sein kann.
Wenn bei Färbemaschinen die Rollen, welche bei ihrer Drehung das Durchziehen der
Garnsträhne bewerkstelligen, nach dem Ausheben der letzteren aus dem Bade nun
ungedreht bleiben – wie z.B. bei den Maschinen von Boden (1883 248 * 412), Haubold (1879 231 * 542), so kann dies eine
ungleiche Durchfärbung der Strähne bedingen, da die vom Garne aufgenommene
Flüssigkeit durch ihre Schwere am unteren Theile der Strähne zusammensickert und
dort eine verschiedene Tönung hervorruft. Zur Vermeidung dieses Uebelstandes hat J. Robertshaw in Manchester an seinen Garnfärbemaschinen die Einrichtung getroffen, daſs die
Strähnrollen auch in gehobener Stellung
fortbetrieben werden. Diese Einrichtung, bei welcher für den Betrieb zuerst
Seile benutzt wurden, ist nach dem Textile
Manufacturer, 1885 * S. 502 bei den neuesten Maschinen im Wesentlichen
beibehalten, statt der Seile sind jedoch Zahnräder
angewendet. Dabei wird das Heben und Niederlassen der
Rollenreihe nicht mehr wie früher von Hand, sondern mechanisch bewerkstelligt (vgl. Boden 1883
248 * 412) und ist für beide Bewegungen eine selbstthätige Ausschaltung des Antriebes vorhanden. An
der Hinterseite der Farbkufe ist die von der Riemenscheibe A (Fig.
7 Taf. 5) angetriebene Welle D gelagert,
welche ihre Drehung durch ein Kegelräderpaar F und ein
Kniegelenk G auf das Rad E
überträgt. Das Rad H sitzt auf einer der Strähnrollen,
welche alle übrigen Rollen der Reihe durch die gleich groſsen Zahnräder 1 mit bewegt. Der Träger, in welchem die Strähnrollen
gelagert sind, ist mittels Führungsstangen an der Farbkufe senkrecht verschiebbar
und steht mit einer auf der Schraubenspindel S
verstellbaren Mutter N in Verbindung. Die
Schraubenspindel S kann eine Rechts- oder Linksdrehung
erhalten, wobei die Rollen gehoben oder gesenkt werden. Die Welle D treibt durch die Räder B
und C eine parallel liegende Welle E, auf welcher zwei mit einander verbundene, mit Keil
und Nuth verschiebbare und von dem Hebel h geführte
Kegelräder K und K1 sitzen-von diesen wird die senkrecht gelagerte
Achse L und durch eine Räderübersetzung M schlieſslich die Schraubenspindel S getrieben.
Sind die zu färbenden Strähne auf die in gehobener Stellung befindlichen Rollen
gehängt, so wird durch den vorn an der Farbkufe befindlichen Handhebel h1 mittels der Stange
o das Kegelrad K zum
Eingriffe gebracht und dadurch der Abwärtsgang der Rollenreihe erzielt. Wenn die
Strähne genügend in das Bad eintauchen, wird durch Antreffen der stellbaren Nase n an den Stift c des
Führungshebels h das Kegelrad K selbstthätig wieder ausgerückt. In ähnlicher Weise verläuft der Vorgang
beim Ausheben der Strähne, wobei die Fortbewegung der Strähnrollen durch das
Kniegelenk G gesichert ist, in Folge Antreffen der Nase
m.
An dem einen Ende der beschriebenen Robertshaw'schen
Färbemaschine ist gleich eine Ausringevorrichtung für
die nassen Strähne angebracht; bei derselben ist zum Betriebe des Windehakens eine
Reibungskuppelung benutzt, welche letztere zur
Ueberwindung eines gewissen Widerstandes eingestellt ist, daher bei Erreichung einer
bestimmten Spannung beim Winden des Strähnes nachgibt.
Bei den Strähnauswindemaschinen, wie sie besonders in der Türkischroth- und
Indigofärberei gebraucht werden und u.a. von Nichol
bezieh. von S. Walker, beide in Manchester, gebaut
werden, wie auch bei den oben beschriebenen Durchziehmaschinen ist zur Erzielung
eines gleichmäſsigen Ausringens aller Strähne eine positive Bewegung vorhanden, d.h. der Windehaken macht, nachdem der Strähn
eingehängt ist, jedesmal die gleiche bestimmte Anzahl Vor- und Rückdrehungen (vgl.
auch Nicolet und Blondel
1876 222 * 219). Die Bewegung wird dann selbstthätig
abgestellt, worauf der Strähn abgenommen werden kann. Das gleichmäſsige Auswinden
soll jedoch auch mit dem Robertshaw'schen
Reibungsgetriebe ermöglicht sein, dabei aber ein Vortheil insofern erzielt werden,
als man für die Abnahme des Strähnes nicht zu warten braucht, bis der Rückgang des Windehakens
erfolgt ist, und der Antrieb der Maschine nicht unterbrochen wird. Der Einrückhebel
für die Reibungskuppelung ist mit einem Fuſstritte und einer Klinke für den
letzteren in Verbindung. Ist der Strähn eingehängt, so wird durch den Fuſstritt die
Reibungskuppelung eingerückt und das Auswinden besorgt. Beim Niederdrücken des
Fuſstrittes ist die Klinke eingefallen und hält denselben fest, so daſs der
Fortbetrieb gesichert ist und man nicht nöthig hat, auf die Beendigung des
Ausringens zu warten. Der genügend gewundene Strähn bleibt einfach stehen, bis man
durch Auslösen der Klinke mit dem Fuſse den Fuſstritt wieder frei macht und damit
auch die Kuppelung ausrückt.
Zu bemerken ist noch, daſs an der Robertshaw'schen
Maschine an allen Handgriffen und Theilen, mit denen
die Hände der Arbeiter in Berührung kommen, Eisen
vermieden ist, da bei besonderen Farben durch das auf einander folgende
Angreifen von Eisen und den feuchten Strähnen leicht Farbflecke in denselben erzeugt
werden.
Ernst Zillessen in Crefeld (* D. R. P. Nr. 32482 vom 23.
December 1884, Zusatz zu * Nr. 25890, vgl. 1884 254 *
152) hat an seiner Garn-Waschmaschine, auf welcher die
Strähne hängen bleibend nach einander kalt und warm
gewaschen werden können, um die Maschine auch einseitig
ausführen zu können, zwei besondere Kufen angeordnet. Die Maschine kann daher auch
zum Färben benutzt werden, wobei die Strähne dann hängen bleibend nach einander in
zwei verschiedenen Bädern behandelt werden. Wie aus Fig. 13 Taf. 5
ersichtlich, ist der drehbare Trog f beibehalten und
eine zweite Kufe f1
unmittelbar unter den Strähnrollen b in einer
Versenkung auf einem Zahnstangenrahmen angebracht. Diese Kufe f1 kann durch Drehung
des zugehörigen Triebes im gewünschten Falle gehoben werden, wobei das Gegengewicht
R die Leichtigkeit der Bewegung sichert. In
gesenkter Stellung wird die Kufe f1 von dem Deckel d
überdacht, so daſs die hier befindliche Färbeflüssigkeit durch Tropfung nicht
verunreinigt oder werthlos gemacht werden kann. In gehobener (punktirt angedeuteter)
Stellung gewährt der Deckel d auch einen seitlichen
Schutz. Bei Benutzung der Maschine als Färbemaschine sind die Wasserspritzrohre c zum Zurückziehen eingerichtet.
An dieser Maschine hat Zillessen (* D. R. P. Nr. 32 554
vom 28. Februar 1885) noch eine Vorrichtung zum
Ausdrücken der aus den Bädern gehobenen Garnsträhne angebracht. Ueber den
Strähnrollen b sind an Gewichtshebeln Rollen g drehbar, über welche die Strähne nach dem Ausfärben
oder Waschen gelegt (vgl. Fig. 12 Taf. 5) und dann
durch die Gewichtshebel gespannt werden. Für jede Rolle b ist eine Quetschwalze q vorhanden, welche
an dem einen Ende des um den Zapfen r drehbaren Hebels
h sitzt. Am anderen Ende trägt der Hebel h einen die Stange i
umfassenden Stellring, gegen welchen die von dem Stellringe s zu spannende Feder m preſst. Die Stange i steht mit einer Kurbelscheibe z
in Verbindung, so daſs
bei Drehung derselben alle Quetschwalzen q elastisch an
die Strähne gegen die Rollen b gedrückt werden. Die
Scheibe z kann dabei verschieden festgestellt werden,
je nachdem der Druck ein gröſserer oder geringerer sein soll.
Für Garnwaschmaschinen haben P.
M. Durançon und Ph. Lapierre in Lyon (* D. R.
P. Nr. 30202 vom 27. Mai 1884) einen Mechanismus zum
Schlagen der in der Waschung befindlichen Garnsträhne angegeben (vgl. Boulieu und Chatou 1879
234 * 368). Wie aus Fig. 5 Taf. 5 zu ersehen,
sind die Garnsträhne über drei Rollen B, D und E gelegt, von denen die obere Rolle B eine absatzweise Drehung zum Durchziehen des Strähnes
und die Rollen D und E
absetzend einen Auf- und Niedergang bezieh. eine seitliche Ausschwingung machen. Die
Bewegung erfolgt von einer Welle H aus, welche
Curvenschlagscheiben I trägt, gegen die sich der eine
Arm K des dreiarmigen Hebels L durch die Wirkung der in der Gelenkstange N
eingeschalteten Feder beständig legt. Bei der Drehung der Scheibe I wird dann durch den einen Arm von L die Rolle D langsam
gehoben, die Rolle E schwingt vermöge der Bewegung des
mit N verbundenen Hebels P
langsam aus und die Rolle B wird durch Klinke und
Sperrrad C gedreht, bis beim Einfallen des Armes K am Absatze der Scheibe I
ein schneller Rückgang dieser Theile erfolgt und der Strähn einen Schlag erhält. Die
Rolle D senkt sich hierauf in Folge ihres
Eigengewichtes wieder; doch kann dieselbe auch noch mit einer Spannfeder versehen
sein, so daſs der Strähn den Schlag in voller Spannung erhält.
Um die Wirkung der Schläge auf den Antrieb auszugleichen, ist die Maschine
doppelseitig ausgeführt und sind die Schlagscheiben versetzt angeordnet. Beim
Abnehmen und Aufhängen der Strähne kann auch ein Apparat still gesetzt werden, ohne
daſs der Betrieb der anderen gestört wird.
Bei einer von J. Dépierre beschriebenen GarnwaschmaschineVgl. J. Dépierre: Die Waschmaschinen, * S. 107.
(Wien 1884. Gerold und Sohn.) von
Sträub und Schmerber, welche namentlich für gebleichte Garne nach dem Chloren Vortheile bieten
soll, erfolgt das Schlagen des Strähnes zwischen zwei
Brettern. Der über die Rollen A und B (Fig. 6 Taf. 5) gelegte
Strähn läuft auf einer Seite zwischen den beiden Brettern C und D, von denen C fest, D jedoch an einem von der
Schlagscheibe E bewegten Hebel sitzt, welcher durch die
aufgesteckte Feder F in beständiger Anlage an der
Scheibe erhalten wird. Die Rolle B spannt den Strähn
durch ihr Eigengewicht und die Quetschwalze D sichert
das Durchziehen des Strähnes seitens der Rolle A.
Dieselbe ist hohl und mit Löchern in der Wandung versehen, so daſs das im Rohre B der Hohlrolle A
zugeleitete Waschwasser gegen den Strähn austreten kann.
Eine Maschine hat vier solcher Apparate, welche von einander getrennt jeder in einem Blechkasten
untergebracht sind, so daſs kein gegenseitiges Bespritzen der Strähne stattfinden
kann. Die nöthige Wassermenge wird zu 2cbm in der
Stunde, der Kraftbedarf zu 0e,3 angegeben.
Gebrüder Sulzer in Winterthur und Ludwigshafen a. Rh.
führen eine Garnirockenmaschine (* D. R. P. Nr. 29699
vom 23. April 1884) aus, bei welcher die Garnsträhne
abwechselnd in frei hängender und liegender Stellung der heiſsen Luftströmung
ausgesetzt werden und erst mit der vorschreitenden Trocknung in immer
höhere Temperatur gelangen. Die Garnsträhne werden dabei auf Stangen gehängt,
welche, wie aus Fig. 15 Taf. 5 zu entnehmen, in endlose hin- und hergeführte Ketten
eingelegt werden. Aehnlich ist die Wäschetrockenmaschine von Schimmel (1883 249 * 83), welche auch als
Garntrockenmaschine Verwendung findet, wie auch die von der Sächsischen Maschinenfabrik Hartmann in Chemnitz gebaute
Garntrockenmaschine und besteht ein Unterschied der vorliegenden Sulzer'schen Maschine namentlich in der Führung der
Ketten, der oberen Anordnung des Heizrohrsystemes H
(vgl. auch Bolette 1879 232
* 495) sowie darin, daſs die Aufgabe und Abnahme der Garnsträhne auf eine und
dieselbe Seite verlegt ist. Letzteres erleichtert die Bedienung, da das Zurücktragen
der Stangen wegfällt und ein nur geringer Vorrath derselben genügt. Indem sich beim
Rückwärtsgange der Ketten die Strähne über einander legen, werden dieselben durch
den von einem Flügelgebläse hervorgerufenen heiſsen Luftstrom einmal entlang der
Fäden und dann quer zu diesen durchdrungen. Die Enden der Stangen laufen, um bei dem
Rückwärtsgange der Ketten vor dem Herabfallen gesichert zu sein, in besonderen
Führungen an den Wänden der Maschine und werden die Stangen während ihres Ganges
durch die Maschine zur Ausgleichung des Trocknens etwas gedreht. Dies erfolgt durch
aufgesteckte Sternräder, welche gegen vorstehende Zapfen treffen. Die Temperatur des
Luftstromes, welche oben ungefähr 60° beträgt, sinkt bis zum Austritte aus der
Maschine auf 30° herab. Eine Maschine von 5m
Länge, 3m,5 Breite und 4m Höhe trocknet in 11 Stunden 1300 bis 1400k Garn und benöthigt zum Betriebe etwa 4e.
Zum Weichmachen harter Garne wie zum Glänzendmachen von Garnen im Strähne für die Handschuhstrickerei u. dgl. werden sogen. Garnmangeln benutzt; eine von C. G. Haubold jun. in Chemnitz ausgeführte Construction ist in Fig. 14 Taf. 5
veranschaulicht. In einem kräftigen Gestelle ist einseitig die volle angetriebene
Walze b gelagert, über welche und die Walze d der zu behandelnde Strähn gelegt wird. Die Walze d lagert ebenfalls einseitig in einem Gleitstücke, das
in einem Schlitze s des Gestelles geführt und an den
Handhebel k angeschlossen ist. Beim Einlegen des
Strähnes kann die Walze d somit leicht gehoben werden;
ihr Eigengewicht und das Gewicht des Hebels k erhält
den Strähn in erforderlicher Spannung. Auf die Walze b
wird die an beiden Zapfen im Gestelle geführte Papierrolle a gepreſst, indem der Arbeiter auf den Hebel f tritt. Die Länge der Verbindungsstange t
desselben zum Hebel g ist durch eine eingeschaltete
Mutterhülse m zur Regelung des Druckes zu verändern.
Damit sich der Strähn nicht verläuft, sind Leitstangen l angebracht, von denen eine zur Abnahme des Strähnes zur Seite gedreht
werden kann. Für die verschiedenen Strähnlängen sind die Leitstangen l wie auch der Hebel h in
dem Schlitze s1
beliebig hoch einzustellen.
Für Garnmangelmaschinen hat H.
B. Arundel in Manchester (Englisches Patent 1884 Nr. 6882) eine Ausrückvorrichtung angegeben, welche, wenn der Strähn
eine bestimmte Anzahl Umläufe gemacht hat, die Maschine abstellt, die Walzen zur
Abnahme des Strähnes frei und gleichzeitig durch eine Lärmglocke zum Abnehmen
aufmerksam macht. Es sind drei Walzen a, b und c (Fig. 11 Taf. 5) benutzt,
von denen die obere a (aus Papier) festgelagert ist,
während die untere Papierwalze c die eiserne
Mittelwalze b mit dem Strähne anpreſst. Die letztere
Walze ist einseitig in einem besonderen Arme k
gelagert, welcher um einen senkrechten Zapfen i
seitlich zum Gestelle herausschwingen kann. Die Walze b
wird zwischen den Walzen a und c erhalten, indem der Hebel l in einen
Ausschnitt des Armes k einfällt. Der Arm k trägt noch den Gewichtshebel g für die Rolle d zum Anspannen des Strähnes.
Die obere angetriebene Walze a trägt eine Schnecke s, welche in das Schraubenrad r einer senkrechten, unten wieder mit einer Schnecke t versehenen Achse greift. Diese Achse ist in einem
drehbaren Arme gelagert, an welchem die Nase w sitzt.
Die Schnecke t greift in einen Zahnbogen u und hebt denselben so lange, bis ein verstellbarer
Anschlag v desselben den Hebel l aushebt und ein weiterer Anschlag durch die Nase w deren Arm zur Seite drückt, wodurch die Schnecke t aus den Zähnen von u tritt. Der Zahnbogen
u wird also frei, fällt durch sein Eigengewicht
herab und bringt dabei die Klingel y zum Läuten. Beim
Herausdrehen der Walze b durch den Arm k, auf welchen eine Feder wirkt, streift ein Arm h des Gewichtshebels g an
das Maschinengestell und die Rolle d wird dadurch in
eine Lage gebracht, welche das leichte Abnehmen des fertigen Strähnes gestattet.
G. Rohn.