Titel: | Ueber Kesselsteine aus verschiedenen Stellen desselben Kesselsystemes; von G. Lunge. |
Autor: | Georg Lunge [GND] |
Fundstelle: | Band 259, Jahrgang 1886, S. 89 |
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Ueber Kesselsteine aus verschiedenen Stellen
desselben Kesselsystemes; von G. Lunge.
G. Lunge, über Kesselstein.
Vor einiger Zeit wurde mir von der Firma Escher, Wyss und
Comp. in Zürich eine Anzahl von Kesselsteinproben zugesendet, welche sich
an verschiedenen Stellen einer Kesselanlage angesammelt hatten. Diese Anlage besteht
aus einem Ten-Brinck'schen Querkessel, dann darüber
drei parallelen Oberkesseln und senkrecht unter diesen drei Mittelkesseln sowie
wiederum drei Unterkesseln. In den letzteren hatte sich sehr wenig Kesselstein (I)
angesetzt, als grauschwarze Krusten mit einzelnen magnetischen Theilchen; zur
Analyse konnte man denselben nur bei 100° trocknen, da schon bei 130° die reichlich
vorhandene Fettsubstanz sich zu zersetzen anfing. In den mittleren Siederohren fand
sich ein sehr reichlicher Ansatz (II) in hell-braungrauen Krusten. In den
Oberkesseln waren die Wände, soweit die Stichflamme reichte, rein; gegen das Ende
der Rohre hin aber nahm der Ansatz stark zu; sein Aussehen war dasselbe wie Nr. II
und er ist in den Analysen mit III bezeichnet.
Analysen
I
II
III
IV
Kalk
30,33
51,34
53,05
21,35
Magnesia
0,64
2,12
1,32
28,76
Eisenoxyd und Thonerde
11,10
0,88
0,40
2,34
Kieselsäure, SiO2
11,95
1,28
0,65
11,02
Schwefelsäure, SO3
0,38
1,93
3,18
15,98
Kohlensäure, CO2
25,44
40,53
40,20
8,25
Fettsäuren
15,08
1,20
1,32
0,18
Anderweitige organ. Substanz und chemisch geb.
Wasser
4,98
0,83
0,21
11,84
––––––––––––––––––––––––––––
99,90
100,11
100,33
99,72.
Im Ten-Brinck'schen-Apparate
endlich war nur sehr wenig Absatz, grau-schwarze Krusten mit einigen magnetischen
Theilchen (IV). Die Proben II, III und IV wurden bei 130° getrocknet. Die als
„Fettsäuren“ bezeichnete, durch Aether aus der getrockneten Substanz
ausgezogene Masse war ein dickes, braunes Oel, welches schon wenig über 100° sich zu
zersetzen begann, unter Entwickelung von stechend riechenden, sauren Dämpfen. Die
organische Substanz in Nr. I schloſs kleine Holztheilchen mit ein.
Man wird wohl die Verschiedenheit der einzelnen Ablagerungen in folgender Weise
erklären können. Das Speisewasser tritt zuerst in die Unterkessel ein, wo es aber
nur mäſsig erwärmt wird. Diese Kessel dienen dann als Fällungsapparat, in welchem
die schon hier beginnende Ausscheidung von Calciumcarbonat das augenscheinlich
schlammige und Fett haltige Speisewasser von dem Schlamme (in der Analyse I
auftretend als Eisenoxyd und Thonerde, Kieselsäure und z. Th. als organische
Substanz, nämlich Holztheilchen, auch als magnetischer Hammerschlag) und von dem
Fette durch mechanisches Mitniederreiſsen reinigt. Der gröſste Theil des
Calciumcarbonates, mit wenig anderen Bestandtheilen, dabei immer noch ein wenig
Schlamm und Fett, schlägt sich bei steigender Erwärmung in den Mittelkesseln nieder,
und zwar trotz der geringen Gypsmenge als harter, steiniger Absatz (II).Vgl. Uebersicht 1874 212 217. Nicht
wesentlich verschieden hiervon ist der in den Oberkesseln sich ansetzende Stein
(III), welcher, wie leicht erklärlich, ein wenig mehr Calciumsulfat enthält. Der im
Ten-Brinck'schen Apparate auftretende Absatz (IV)
enthält nun hauptsächlich Calciumsulfat, Magnesiumcarbonat und wiederum etwas
magnetischen Hammerschlag (Abbrand). Die geringe Menge des in diesem – dem
heiſsesten – Theile des Kesselsystemes auftretenden Absatzes beweist, daſs das
(leider nicht zur Analyse vorliegende) Speisewasser ursprünglich arm an Gyps war,
was man auch schon aus dessen spärlichem Vorkommen in den früheren Absätzen folgern
kann. Daſs jetzt fast gar kein Calciumcarbonat mehr auftritt, sondern wesentlich das
leichter lösliche Magnesiumcarbonat und Calciumsulfat, ist leicht verständlich.