Titel: | Ueber Thone und Thonwaaren. |
Fundstelle: | Band 259, Jahrgang 1886, S. 134 |
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Ueber Thone und Thonwaaren.
Ueber Thone und Thonwaaren.
Die Thone von Groſsalmerode sind als feuerfest bekannt und werden namentlich zur Herstellung
von Glasöfen, sogen. hessischen Schmelztiegeln u. dgl. verwendet. Am werthvollsten sind die fetten Thone,
weil sie meist feuerfester sind als die an gleicher Fundstelle vorkommenden sandigen
und weil sie gröſsere Zusätze von Chamotte und Sand vertragen, ohne ihre Bildsamkeit
einzubüſsen, und dadurch ihre Schwindung am meisten herabgemindert werden kann.
Eine Schlämmung dieser Thone zur Fortschaffung des
Sandes ist nach H. Seger (Thonindustrie-Zeitung, 1885 S. 475) nicht angezeigt, da derselbe in so
feiner Form vorhanden ist, daſs er beim Schlämmen mit dem Thone fortgeht und in
letzterem verbleibt. Die Thone lieſsen sich sämmtlich (bis auf den zur Herstellung
von rothen Töpfergeschirren verwendeten unreinen Thon, welcher zur Erzeugung
feuerfester Producte wegen seines groſsen Eisenoxydgehaltes sich nicht eignet)
aufgeweicht durch ein Sieb von 900 Maschen auf 1qc
schlagen, ohne etwas Wesentliches von gröberen Theilen zurückzulassen. Es würde
höchstens für die Herstellung von feinem Steingut ein Schlämmen nöthig sein, um die
geringen Mengen von Wurzelresten daraus zu entfernen.
Der im Thone enthaltene, aufs feinste verriebene Quarzsand beeinträchtigt die
Feuerfestigkeit des Thones; einerseits macht er den Thon kurz und verhindert dadurch
die Möglichkeit, viel Chamotte zuzusetzen; andererseits geht dieser feine Sand
leichter als gröbere Körner eine Verbindung mit dem eigentlichen Thone ein und
befördert dadurch den Fluſs. Die viel feinsandiges Material enthaltenden Thone
eignen sich aber besonders für die Herstellung von Steinzeugwaaren, weil sie bei
einer verhältniſsmäſsigen
Nr.
Bezeichnung
Thonsubst.Al2O3.2SiO2.2H2O
Darin Fe2O3statt Al2O3
Quarzsand
Feldspath
1
Fetter Thon von Gebr. Gundlach
89,06
2,32
8,79
2,15
2
Magerer „ „ „ „
46,57
1,58
50,90
2,53
3
Desgl. „ „ „ „
48,51
–
51,40
4
Desgl. „ „ „ „
55,66
1,10
43,22
1,12
5
Fetter Thon „ „ „
90,85
–
9,15
6
Fetter Thon von H. Göbel
74,09
2,08
24,84
1,07
7
Desgl. „ „ „
71,91
2,07
26,29
1,80
8
Thon von Göbel, früher fiscal Grube
45,64
1,41
53,44
0,92
9
Töpferthon
62,11
5,64
37,89
niedrigen Temperatur dicht werden, leichter sintern. Der
Gehalt an feinem Quarzsande kann für diese Fabrikation bis zu 70 Proc.
aufsteigen.
Die untersuchten Thone hatten die aus der vorstehenden Tabelle ersichtliche
Zusammensetzung. Für die Herstellung feuerfester Thonwaaren eignen sich am besten
die fetten Thone 1, 5, 6 und 7, weil sie am meisten Magerungsmittel vertragen,
während die minder fetten für Steinzeugfabrikation unter Anwendung von Salz für die
Glasur geeignet sind.
Der grobe Quarzsand, welcher dem Thone für die Herstellung der in groſsem Umfange von
kleinen Töpfern hergestellten hessischen Schmelztiegel zugesetzt wird, enthält viel
Eisenoxyd. Er würde durch Auswaschen von einem groſsen Theile des Eisenoxydes
befreit werden können und die Tiegel dadurch an Schwerschmelzbarkeit nur
gewinnen.
Die Thone nehmen beim Brennen bis zur Temperatur der Sinterung in Folge ihres
Gehaltes an Eisenoxyd sämmtlich eine gelblichweiſse Farbe an; sie würden sich
deshalb zur Herstellung von feinen weiſsen Thonwaaren (weiſses Steingut und
Porzellan) nicht eignen, wohl aber zur Herstellung eines schwach gelb gefärbten
Steingutes.
Bei Herstellung von Steingutmassen aus 35 Proc. Thonsubstanz, 60 Th. Quarzpulver und
5 Th. Feldspath wurde der Quarzgehalt des Thones mit eingerechnet, der
Feldspathgehalt aber als zu gering vernachlässigt. Um die Färbung nicht zu sehr
hervortreten zu lassen, wurden 15 Procent der Thonsubstanz durch Sennewitzer Kaolin
(65 Proc Thonsubstanz und 35 Proc. Quarzpulver) eingeführt:
I
II
Geschlämmte Sennewitzer Erde
21 Th.
21 Th.
Fetter Thon von Gundlach
23
–
Gemahlener Quarzsand
51
26
Feldspathpulver
5
5
Magerer Thon von Gundlach
–
48
Die Massen verhielten sich gleich und gaben einen nahezu weiſsen Scherben; ein gelber
wurde erhalten aus:
Magerer Thon von Gundlach
62,5 Th.
Glasursand von Steinberg
37,5
Der Glasursand von Steinberg, welcher sich in der Nähe von Groſsalmerode bei Münden
findet, besteht aus:
Quarzpulver
65,87 Proc.
Thonsubstanz
20,03
Feldspath
14,10
Diese Mischungen, welche vielfach an der chemisch-technischen Versuchsanstalt in
Berlin für fast weiſses und gelbes Steingut gebraucht worden sind, wovon die
letztere noch benutzt wird, tragen eine Glasur rissefrei von der Zusammensetzung:
Na2O, BaO, 0,2 Al2O3, 5,6SiO2, B2O3,
welche hergestellt wird durch Einschmelzen von:
Schwerspath
125
Th.
Calcinirte Soda
26,5
Krystallisirter Borax
95,5
Sand
143,0
Holzkohle
15,0
und Vermischen von 88 Th. des gepulverten Glasflusses mit 12
Th. Sennewitzer Kaolins.
Nach einer Mittheilung von J. Sonntag im Jahresberichte der Fachschule für Thonindustrie in
Znaim für 1885 wird dort zur Herstellung von Majolika
die Masse durch Mischen von Mergel mit fettem Thone aus Schattau, Sirndorf,
Eibenschütz und Seefeld hergestellt. Die durch Schlämmen erhaltenen Masseklumpen
läſst man im Keller ablagern. Vor der Verarbeitung wird die Masse mit den Füſsen
durchgetreten, auf dem Massetische geknetet und geschlagen, um sie vollständig
gleichförmig zu machen und um alle Luftblasen daraus zu entfernen. Das Formen
erfolgt auf der Drehscheibe entweder aus freier Hand, oder mit Zuhilfenahme einer
Schablone. Ist das gedrehte Arbeitstück etwas übertrocknet, so werden bei Geschirren
mit Henkeln die Henkel angesetzt. Sind die Gefäſse lederhart geworden, so werden sie
abgedreht, aber nicht polirt und hierauf an einem warmen Orte gut ausgetrocknet. Das
Brennen der Waare erfolgt in liegenden Oefen mit Holzfeuerung. An den Heizraum ohne
Rost schlieſst sich der Ständer, die durchbrochene Wand, die Schicht zur Aufnahme
der Staubröhren und daran der eigentliche Brennraum mit der Einsatzthür. Vom
Heizraume aus ziehen sich unter der ganzen Länge des Ofens zwei Schürkanäle hin,
durch welche glühende Kohlen vorgeschoben werden, um auch das rückwärtige Ende des
Brennraumes genügend zu erhitzen. Die zu brennenden Gefäſse werden frei, ohne
Anwendung von Kapseln, so neben und über einander gesetzt, daſs die Luft frei
durchstreichen kann. Ist der Ofen mit Geschirre vollgesetzt, so wird die Einsatzthür
vermauert und der Ofen langsam angeheizt, nach 2 Stunden die Hitze gesteigert, bis
nach 12 bis 18 Stunden Hellrothglut erreicht ist. Bei höherer Temperatur würde eine
Sinterung der Masse eintreten. Das Auflegen des Holzes erfolgt im zweiten Theile des
Brennens in kürzeren Zwischenräumen, stündlich 4 bis 5mal, und es werden die sich
ansammelnden glühenden Kohlen in den Kanälen nach Bedarf vorgeschoben. Ist der
Rohbrand vollendet, so bleibt der Ofen 12 bis 24 Stunden zugemauert zur Abkühlung
stehen; dann wird die Einsatzthür geöffnet und das Geschirr herausgenommen, um
glasirt zu werden.
Zur Herstellung der Glasur wird in bekannter Weise 1 Th. Zinn mit 4 bis 5 Th. Blei
oxydirt, der so erhaltene Aescher mit 2 Raumth. Sand und 1,5 Raumth. Salz gemischt.
Das Schmelzen der Glasur in offenen Thonscherben erfolgt gleichzeitig mit dem
Glasurbrande im heiſsesten Theile des Ofens, im Ständer, während der ganzen
Brenndauer und sind die der Glasurmischung entströmenden, den ganzen Brennraum
durchziehenden Salzdämpfe von vortheilhaftem Einflüsse auf Glanz und Weiſse der
Geschirrglasur. Die rein weiſse Glasurmasse wird von dem anhängenden Sande
abgeputzt, in Mörsern zerstoſsen und auf der Mühle mit Wasser möglichst fein
gemahlen. Das Glasiren erfolgt durch Eintauchen der porösen Rohwaare in den nicht zu dünnen Glasurbrei.
Die Glasur muſs dick aufliegen. Das Malen erfolgt auf der halb eingetrockneten
sogen. Staubglasur. Es erfordert diese Malerei eine besondere Geschicklichkeit, da
jeder Pinselstrich festsitzen muſs und eine Nachbesserung nicht thunlich ist. Es
finden nur wenige Farben bei der Majolikamalerei Verwendung.
Alle Farben werden vorher geschmolzen und zwar beim Glasurbrande in den Kanälen,
damit das Geschirr nicht durch die Metalldämpfe gefärbt wird. Fallen die Farben beim
ersten Schmelzen nicht gleichmäſsig aus, so werden sie zerstoſsen, mit etwas
Bleiglätte und Kochsalz gemischt und einer neuen Schmelzung unterworfen. Die
Materialien zur Bereitung der Farben werden in folgenden Raumverhältnissen
gemischt:
GelbRothgelb (Versatz)Grün
IIIBlau II
AntimonascheBleiglätteGlasursandStahlrostAescherVersatz
zu
RothgelbGlasursandSalzKupferascheAescherGlasursandSalzSmalteSalz
181612485164511
GoldgelbGrün
IGrün IIBlau IViolett
AntimonascheBleiglätteGlasursandAescherKupferascheBleiglätteGlasursandChromoxydWeiſse
GlasurSmalteMiniumBraunsteinWeiſse
Glasur
198114411041120
Sollen farbige Glasuren hergestellt werden, so mischt man die Farbe mit der weiſsen
Glasur, etwa auf 2 Th. Farbe 1 Th. Glasur. Die glasirte und bemalte Waare wird
wieder unter Beobachtung der beim Rohbrande angeführten Umstände in den Ofen
eingesetzt, die Heizung langsam begonnen und allmählich bis zum vollständigen
Schmelzen der Glasur gesteigert. Nach dem Glasurbrande muſs der Ofen 24 Stunden
abkühlen bevor die nunmehr fertige Waare dem Ofen entnommen wird.
E. Böhme (Mittheilungen aus den
kgl. technischen Versuchsanstalten zu Berlin, 1885 S. 27) hat die Festigkeit verschiedener Thonrohre gegen inneren Druck
bestimmt. Dieselbe betrug bei glasirten Muffen-Thonrohren von 16cm Durchmesser und 20mm Wandstärke aus den Dommnitz'schen
Thonwerken 11,5 bis 18,5at, bei Rohren von 30cm Durchmesser und 33mm Wandstärke 13 bis 18at.
Steinzeugröhren von Fikentscher in Zwickau (vgl. 1882
245 44) zersprangen bei 10cm Durchmesser und 22mm Wandstärke unter 23 bis 25at Druck,
bei 20cm Weite und 25mm Dicke bei 21 bis 24at Innendruck; die
Biegungsfestigkeit betrug im Mittel 137k/qc.