Titel: | Ueber Neuerungen im Mühlenwesen; von Prof. Fr. Kick. |
Autor: | Fr. Kick |
Fundstelle: | Band 259, Jahrgang 1886, S. 197 |
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Ueber Neuerungen im Mühlenwesen; von Prof. Fr. Kick.
(Patentklasse 50. Fortsetzung des Berichtes Bd.
250 S. 237 u. 477.)
Mit Abbildungen im Texte und auf Tafel 13.
Kick, über Neuerungen im Mühlenwesen.
In den zwei Jahren, welche seit dem letzten Berichte verflossen sind, wurden in jedem
Zweige der Müllerei kleine, theilweise wertvolle Neuerungen eingeführt, welche sich
zumeist auf die Verbesserung einzelner Mechanismen beziehen. Bezüglich des
Müllereibetriebes ist hervorzuheben, daſs dort, wo die Marktverhältnisse es noch
gestatten, auf wenige Mehlnummern hinzuarbeiten, sowie in der Roggenmüllerei, die
bedienungslose Müllerei – d.h. jene, bei welcher
die gesammte Bewegung des Getreides wie der Zwischenproducte bis zur Versackung von
Mehl und Kleie selbstthätig durch Elevatoren, Fallröhren und Getreide bezieh.
Mehlschrauben besorgt wird – immer mehr Boden gewinnt. Wo aber die Hochmüllerei mit
ihrem umständlichen Griesprozesse gepflegt wird, da trachtet man diesen auf Grund
der von Carl Haggenmacher gegebenen Anregung und nach
seinem Vorbilde zu vereinfachen.Siehe hierüber Friedr. Kick: Die neuesten
Fortschritte der Mehlfabrikation. Supplement zum Lehrbuch des
Mühlenbetriebes desselben Verfassers (Leipzig 1883. Arthur Felix) S. 62 und S. 76. In diesen Richtungen
waren erfolgreich thätig: A. Besser in Wien, A. Fischer in Pest, A.
Millot in Zürich, Nagel und Kaemp in Hamburg,
Gebrüder Seck in Bockenheim, H. Simon in Manchester u.a.
Der Dismembrator (vgl. 1883 250 * 477) hat sich zur Erlangung sehr reiner, mehlfreier Kleien auch in
der Hochmüllerei mit Erfolg eingeführt, während derselbe bei der Vermahlung guter
Dunste zwar weiſsere Mehle als der Stein (Mahlgang) lieferte, jedoch nicht mit jenem
gelblichen Stiche und jenem eigenthümlichen „Feuer,“ welches gewünscht wird
und gewöhnlich als ein Zeichen des Kleberreichthums gilt. Die Frage nach der Ursache
des auffälligen Farbenunterschiedes führte den Referenten zu einer Reihe von
Untersuchungen, welche am Schlusse dieses Berichtes in Kürze mitgetheilt werden;
hier sei nur das Ergebniſs vorweg angeführt, welches darin besteht, daſs das vom
Mahlgange stammende Mehl einen höheren Dextringehalt
aufweist, als das aus dem gleichen Dunste vom
Dismembrator ermahlene Mehl. Ein merklicher Unterschied im Klebergehalte, im
Verhalten des Klebers und in der Backfähigkeit ist nicht vorhanden. Der gelbliche
Stich, welcher kleberreichen Weizenmehlen zugeschrieben wird, hängt theilweise nur
indirekt mit dem Klebergehalte zusammen.
Bei den unterläufigen Mahlgängen, welche bekanntlich den
oberläufigen durch erhöhte Leistung deshalb bedeutend überlegen sind, weil die am
Untersteine liegenden feinen Mahlguttheilchen unmittelbar durch die Rotation des
Untersteines ausgeworfen werden, stellt sich leicht ein Heiſslaufen des Spurlagers
ein. Es ist dies natürlich; denn die Pressung des Spurzapfens ist gleich der Summe aus dem Gewichte von
Stein und Mühlspindel mehr den zwischen den Mahlflächen
auftretenden lothrechten Pressungen; während bei dem oberläufigen Gange der
Spurzapfendruck gleich dem Gewichte von Stein und Spindel weniger jenen lothrechten Pressungen ist. Der Spurzapfendruck muſs daher
beim Oberläufer um die doppelte auf das Mahlgut ausgeübte Pressung kleiner ausfallen
als beim Unterläufer. Aus diesem Grunde erfordern die Unterläufer eine besonders
sorgfältige Ausführung des Spurlagers mit bester Schmierung.
Die Mahlgangventilation nach Jaacks und Behrns in Lübek (1877 225 * 430) hat
sich in vielen Weizenmühlen sowie namentlich in den Roggenmühlen Deutschlands und
eines Theiles von Oesterreich fast allgemein eingeführt und arbeitet zur vollsten
Zufriedenheit. In den Pester Mühlen will man aber in Erinnerung an die
Feuergefährlichkeit anderer aufgelassener Ventilationssysteme noch immer nicht an
ihre Einführung gehen; doch hat man diesbezüglich Unrecht. Das erwähnte System,
welches gegenwärtig auch von vielen anderen Firmen gebaut wird, ist durchaus nicht
feuergefährlich. Bei Anwendung desselben auf die Dunste des harten ungarischen
Weizens dürfte sich in Folge des viel kühleren Ganges der gelüfteten Mahlgänge
wahrscheinlich auch ein Mehl von weniger gelblichem Stiche ergeben, ähnlich wie dies
oben vom Dismembrator bemerkt wurde.
Nach diesen Bemerkungen gehen wir zu den einzelnen Abschnitten über, in welche dieser
Bericht sich gliedert.
1) Aufbewahrung des Getreides.Vgl. J. und F.
Howard 1885 258 285. Unter
den hierher gehörigen Neuerungen verdient die Construction von Getreide-Silos von Carl Hein.
Schlobach in Rochlitz (* D. R. P. Nr. 28421 vom 27. November 1883)
Erwähnung. Es sind 0,6 bis 0m,8 hohe Holz- oder
Eisenkästen über einander angebracht, welche durch Säulen getragen werden. An den
Säulen sind Tragstücke c (Fig. 1 Taf. 13) angegossen
oder angeschraubt, an den Kastenwänden Vorsprünge v,
welche sich auf die Tragstücke stützen und so die Kasten tragen. Der Boden jedes
Kastens ist aus im Winkel gebogenen Blechen oder im Winkel gestellten Brettern, wie
dies. Fig. 1
zeigt, gebildet, wodurch über dem Getreide jedes Kastens Lufträume i entstehen, welche durch in den Seitenwänden
angebrachte Ausschnitte mit der Auſsenluft in Verbindung gebracht werden können.
Jeder Kasten trägt das in demselben befindliche Getreide und ist seinerseits wieder
von den Säulen getragen und über dem Getreide jedes Kastens befinden sich Lufträume,
welche zur Lüftung dienen und ein Dumpfigwerden verhüten. Die Druckvertheilung ist
eine günstige; doch ist die gleichmäſsige Füllung des obersten Kastens, von welchem
aus das Getreide in die darunter befindlichen abläuft, unbequem und erfordert
Menschenarbeit oder eine in der Patentschrift nicht enthaltene Vorrichtung.
Erwähnung verdient auch das Zellenrad zum Messen und
Abschlieſsen des Getreides bei Ausläufen von Silos von Gebrüder Burberg in Mettmann, Rheinprovinz (* D. R. P.
Nr. 30441 vom 8. April 1884). Unter dem kegelförmigen Auslaufe dreht sich langsam –
nach Angabe der Mühle, 1885 S. 623 mit ungefähr 15
Umdrehungen in der Minute – ein Zellenrad mit 5 Zellen. Jede Zelle läſst sich durch
einen Schieber, welcher der cylindrischen Umfangsfläche des Rades angepaſst ist,
verschlieſsen. Hat man nun unter den Silos einer Mühle solche Zellenräder
angebracht, so kann man leicht die einzelnen Weizensorten, welche die Silos füllen,
in einem bestimmten Verhältnisse mischen. Man wird zu diesem Zwecke, wenn zwei
Sorten im Verhältnisse 1 : 2 zu mischen sind, das Zellenrad des einen Silo mit 2
Zellen, jenes des zweiten mit 4 Zellen arbeiten lassen, bezieh. 3 Zellen und beim
anderen Rade 1 Zelle mittels der Schieber abgeschlossen haben.
2) Reinigen und Schälen des Getreides. Zu den
Getreidereinigungsmaschinen mit cannelirten
Arbeitstheilen ist die Schälmaschine von Jul. Schulz in Hamburg (* D. R. P. Nr. 30053 vom 6.
Juni 1884) zu zählen. Diese Maschine ist durch einen senkrechten Schnitt in Fig. 2 Taf. 13
dargestellt. Das zu putzende Getreide gelangt vom Einlaufe e auf den Streuteller t und wird hierauf
zwischen dem aus acht stellbaren Schlagleisten l
bestehenden Kegel und dem cannelirten Mantel m
bearbeitet, um schlieſslich durch die Arme a dem
Auslaufe z zugeführt zu werden und die Maschine zu
verlassen. Der Mantel m ist von einem äuſseren Gehäuse
m1 umgeben. Das
Flügelrad V bewirkt eine Luftbewegung im Sinne der
Pfeile, wodurch die abgestoſsenen Schalentheilchen zwischen m und m1
gelangen, nach aufwärts gehoben und durch das Flügelrad V in die Staubkammer geblasen werden. Der Mantel m besteht aus gebuckelten und zugleich
gelochten Blechen, wie solche in Fig. 3 und 4 Taf. 13 veranschaulicht
sind. Durch Vermittelung des Handrades h, der Schraube
s, der Mutter n und
des Hebels i werden die mit der Achse A sich drehenden Hülsen e
und e1 gehoben oder
gesenkt. Diese Bewegung überträgt sich auf die Hebel d
und bewirkt eine Verstellung der Schlagleisten l. Durch
diese Aenderung der Winkelstellung der Schlagleisten kann die Wirkung der Maschine
auf das Getreide etwas abgeändert werden, ebenso auch durch Hebung der Achse A und des auf ihr sitzenden Schlägerkegels mittels der
Stellvorrichtung bei S.
Eigenartig ist die Schälmaschine von F. W. Dreier in Hastedt bei Bremen (* D. R. P. Nr.
30373 vom 11. April 1884), welche aus einem Achteckigen niederen Kasten besteht,
dessen Boden und Decke mit geriffelten Platten belegt sind. Zwischen den geriffelten
Platten führen in entgegengesetzter Richtung zwei Gitter (Roste) wagerechte
Rückkehrbewegungen aus und bestehen die Gitter aus zahlreichen Eisenstäben von
quadratischem Querschnitte, welche auf die Diagonale (◆) gestellt sind. Der ganze
Kastenraum ist mit Getreide gefüllt, welches durch einen in der Mitte aufgesetzten
Einlauf in der ganzen Kastenbreite zugeführt wird. An den Längsseiten des Kastens
ist der Abschluſs durch volle Wände bewirkt, an den Schmalseiten sind die Wände
(Stirnwände) nur in so fern durchbrochen, als sie den Rahmenstäben des Reibgitters
den Durchgang gestatten und zugleich als Führungen für dieselben dienen. Der
geriffelte Boden läſst zwischen den Stirnwänden einen Spalt, dessen Breite durch
einen Schieber regelbar ist und durch welchen das geschälte Getreide in einen Ablauftrichter fällt. Indem sich so die
Reibgitter im Inneren der Getreidemasse hin- und herschieben, bewirken sie ein Reiben der Getreidekörner unter einander und an den
geriffelten Platten. Daſs die Wirkung ziemlich kräftig sein kann und daſs
sie sich durch Regelung des Ablaufes wesentlich beeinflussen läſst, unterliegt wohl
keinem Zweifel. Aber dem entgegen steht der ziemlich groſse Raumbedarf, die geringe
Leistung und der wesentliche Umstand, daſs die abgeriebenen Hülsenstückchen in die
Spalte eingerieben werden und sich aus dieser schwer entfernen lassen, auch wenn man
darauf Bürstmaschinen anwendet.
In der Wirkungsweise verwandt, aber für gröſsere Leistung ist die Schälmaschine von Ad.
Brzesky in Preſsburg (* D. R. P. Nr. 28477 vom 18. December 1883). Dieselbe
besteht aus einem wagerecht oder senkrecht angeordneten, feststehenden Siebcylinder,
der mit Getreide angefüllt wird und in welchem sich
eine mit zahlreichen Armen besetzte Achse dreht; letztere bewirkt, daſs die
Getreidekörner unter einander einer kräftigen Reibung unterliegen. Der gegen Dreier's Maschine gemachte Einwand, daſs die Spalte mit
Staub und Schalentheilchen angefüllt wird, gilt hier in etwas geringerem Maſse, weil
der Siebcylinder durch einen äuſseren Mantel umschlossen ist und aus dem so
gebildeten Zwischenräume die Luft durch einen Sauger entfernt wird; doch dürfte sich
jener Uebelstand dennoch deshalb fühlbar machen, weil die Luftbewegung durch das den
Siebcylinder füllende Getreide wesentlich gehemmt und
in ihrer Wirkung beeinträchtigt wird.
Auf gleichartiger Wirkungsweise beruht die Malzentkeimungsmaschine von F. G. Sommer in
Landshut (* D. R. P. Nr. 32341 vom 17. Januar 1885). In einem der Hauptsache nach
cylindrischen Gehäuse, welches nach unten in einen zur Staubkammer führenden Kanal
übergeht, befindet sich eine festliegende cylindrische Siebtrommel. Die Länge
derselben ist geringer als der Trommeldurchmesser. Oben
ist auf diese Siebtrommel ihrer ganzen Länge nach ein Aufsatz aus Blech angebracht,
welcher auch das äuſsere Gehäuse durchbricht, und soll dieser Aufsatz, an einer
Seitenwand mit einem stellbaren Schieber versehen, als Auslauf dienen. Im Inneren
der Siebtrommel bewegt sich rasch ein System von Flügeln, welche in Bezug auf die
Bewegungsrichtung gegen rückwärts gekrümmt sind und den doppelten Zweck erfüllen
sollen, sowohl das Malz an der Innenseite der Siebtrommel hinzutreiben, als auch
lüftend zu wirken.
Um das Abreiben der Körner an einander zu verstärken, ist die untere Hälfte der
Siebtrommel aus cannelirtem und gelochtem Bleche. Die Zuführung des Malzes erfolgt
an der Achse; dasselbe wird an der Innenwand der Siebtrommel herumgeführt, steigt
hierbei allmählich in dem am Scheitel angebrachten Auslaufe und tritt dort über den
stellbaren Schieber aus. Je nach Stellung des Schiebers läſst sich die Höhe der
Körnerschicht im Auslaufe und daher der Druck, unter welchem das Malz austritt,
ändern und hierdurch die Güte der Arbeit regeln.
Die Getreideputzmaschine (auch Malzputzmaschine) von Hilmar Bock in Apolda (* D. R. P. Nr. 32188 vom 19.
November 1884) besteht nach Fig. 5 Taf. 13 aus einer
wagerecht gelagerten, rasch kreisenden Trommel t von
cylindrischer Form, deren Umfläche mit Winkeleisen besetzt ist, welche als Schläger
wirken und vermöge ihrer von der Achsenrichtung abweichenden schraubenförmigen Form
auch die allmähliche Weiterförderung des Getreides vom Einlaufe zum Auslaufe
bewirken. Die Trommel ist von einem langsam in
derselben Richtung sich drehenden Mantel M umgeben,
welcher nicht cylindrisch ist, sondern die in Fig. 5 dargestellte
Querschnittsform besitzt. Die Flächen m n sind aus
Stahldrahtgewebe und die Stufen bei m bewirken ein
Heben des Getreides, welches beim Fallen der Wirkung der Flügel ausgesetzt wird. Ein
Theil der Kleie fällt bereits durch die Maschen des Mantels, der Rest wird beim
Auslaufe durch ein Flügelrad aus dem fallenden Getreide abgesaugt. Die Form des
Mantels ist eine günstige, sowohl deshalb, weil durch sie der Winkel, unter welchem
das Getreide gegen denselben geworfen wird, minder spitz ausfällt, als auch wegen
des günstig wirkenden hohen Hebens der niedergefallenen Körner.
Textabbildung Bd. 259, S. 201 Zu den Putzmaschinen, welche nur durch Reibung der Getreidekörner an
einander wirken und bei denen gefeuchtetes Getreide der
Bearbeitung unterworfen wird, gehört die Schälmaschine
mit Schnecken und Zwischenwänden von Georg Doré in St. Maurice, Seine, Frankreich (* D. R. P. Nr. 32345 vom 5. Februar 1885). Die Maschine
besteht aus einem Kasten rechteckigen Querschnittes, welcher durch eine wagerechte
und eine senkrechte Zwischenwand in vier gleich groſse Abtheilungen getheilt ist,
deren jede etwas höher als breit ist. Jede dieser Abtheilungen steht mit einer der
anderen nahe an einem Ende in Verbindung und in jeder liegt eine Schraube, welche
das Getreide bewegt, so zwar, daſs das Getreide gezwungen ist, aus der Abtheilung
a1 nachdem es
dieselbe durchwandert hat, nach a2 zu treten. Am Ende von a2 gelangt dasselbe nach a3, dann nach a4, wie dies das
nebenstehende Schema andeutet. Damit die Reibung der Körner unter einander recht
kräftig ausfalle, befindet sich in der Mitte jeder Abtheilung eine Zwischenwand,
deiche vom Boden bis nahe zur Decke ansteigt, oben also einen Spalt läſst. Die Schnecke oder
Getreideschraube ist an dieser Zwischenwand natürlich unterbrochen, nur die Spindel
reicht durch dieselbe. Ueber diese Zwischenwand muſs das Getreide herüber, es staut
sich, durch die Schraube geschoben, an derselben auf und gelangt endlich über die
Wand in die zweite Kammer der Abtheilung. Der Bewegung des Getreides entgegen wird
durch ein Druckgebläse ein Luftstrom getrieben; doch halten wir die angebliche
Wirkung: Mitnahme aller vom feuchten Getreide abgeriebener Hülsentheilchen, für sehr
fraglich. Doré scheint dieser Wirkung übrigens selbst
nicht vertraut zu haben; denn er läſst das Getreide, nachdem es obige Maschine
verlassen hat, in eine Bürstmaschine treten, nach welcher es sofort der Wirkung
eines zweiten Ventilators ausgesetzt wird.Besser als in der Patentbeschreibung ist die Doré'sche Anordnung in der Mühle,
1885 * S. 578 sowie im Génie civil, 1884/5 Bd.
6 * S. 353 beschrieben und es erscheinen dort statt einer Zwischenwand deren
zwei in jeder Abtheilung.
Bürstmaschinen. Unter den neuerlich vorliegenden
Constructionen verdient die Maschine von L. Dietz in
Buckower Schneidemühle, Kreis Lebus (* D. R. P. Nr. 28375 vom 12. Januar 1884) ihrer
praktischen Einrichtung wegen hervorgehoben zu werden. Fig. 8 Taf. 13 zeigt diese
Maschine im senkrechten Durchschnitte. Das durch E
zugeführte Getreide gelangt über den Streuteller t
zwischen die Bürsten b und das gelochte Blech s, hierauf in die untere Abtheilung, wo sich das Spiel
wiederholt, und endlich zum Auslaufrohre Z. Die
senkrechte Achse A kann durch das Hebezeug H gehoben und hierdurch können die Bürsten, auch wenn
sie abgenutzt sind, doch im richtigen Arbeitsabstande vom Bleche s erhalten werden. Für die Abführung des Staubes ist
dadurch Sorge getragen, daſs nahe an den durchlochten Blechen s die Saugrohre r liegen,
aus welchen das Flügelrad V die Luft ansaugt. Es muſs
daher in der ganzen Maschine eine von unten gegen die Saugrohre gerichtete
Luftbewegung stattfinden. Damit das Flügelrad V den Hub
der Achse nicht hindert, befindet sich über den Flügeln im Gehäuse desselben eine
verstellbare Platte p.
Die Getreideschälmaschine (Bürstmaschine) von J. Zinnall in Stolp i. Po. (* D. R. P. Nr. 27 715 vom
16, December 1884) hat gleichfalls senkrechte Anordnung; oben ist das Flügelrad,
darunter kreist in einem festen cylindrischen Mantel eine cylindrische Trommel, in
deren oberer Fläche sowohl, als im Mantel Bürsten eingesetzt sind, die dadurch
stellbar sind, daſs eine auf der Drehachse aufgeschobene Hülse, welche mittels Armen
auf die Bürsten einwirkt, durch Schrauben entsprechend gestellt wird. Die im
Getreide enthaltenen Spreu- und Kleietheilchen werden sowohl beim Einlaufe, als in
der Bürstentrommel und beim Auslaufe durch eine gut angelegte Lüftung entfernt und
wird zum Zwecke der Förderung derselben, der Getreidestrom sowohl beim Einlaufe, als
beim Auslaufe über einen cannelirten, kegelförmigen Schirm geleitet, welcher den Getreidestrom
fächerförmig erweitert. Die diesbezügliche Anordnung ist in Fig. 7 Taf. 13 angedeutet.
Zum Bespannen des Mantels kann ein Stahldrahtgewebe verwendet werden, wie Fig. 6 Taf. 13
in n. Gr. zeigt- doch können nach der Patentschrift einzelne Mantelsegmente auch mit
Stein oder Bürsten gefüllt sein. Bei einer Bürstmaschine im Mantel Steinfüllungen
anzuwenden, würde sich jedoch kaum empfehlen, weil die Bürstmaschine wesentlich
reinigend, nicht gleichzeitig schälend wirken soll.
Die in Deutschland unter dem Namen Economica durch Eugen Kreiſs in Hamburg eingeführte amerikanische Getreidereinigungsmaschine (Cockrell-Brush-Scourer) ist in ihrer Hauptanordnung der
bekannten, gleichfalls amerikanischen Eureka sehr
ähnlich; doch kreisen in einem aufrechten Siebcylinder sechs radial verstellbare Bürstenstäbe, welche so breit gehalten sind, daſs
zwischen denselben nur ein Raum von etwa ⅓ der Breite der Bürsten bleibt. Auf die
breiten Stäbe, welche auſsen der Krümmung des Cylinders angepaſst sind, ist Leder
gezogen, in welchem U-förmige Drähte eingestochen sind. Diese Bezüge haben daher
Aehnlichkeit mit jenen Kratzen, welche als Beschläge der sogen. Flügel walze
(Volant) bei Streichgarnkrempeln Anwendung finden. Ueber Länge und Dicke der
verwendeten Drähte fehlt weitere Angabe. Die nähere Beschreibung dieser Maschine
findet sich in der Mühle, 1885 * S. 804 und sei aus
derselben nur noch entnommen, daſs das zum Siebmantel verwendete Drahtgewebe durch
Walzen ebener gemacht ist und die Convexitäten der Drähte abgeflacht sind. Die
Bürstendrähte sollen so dicht stehen, daſs die Getreidekörner nicht zwischen sie
gelangen können.
Erwähnung verdient auch eine von Emil Fritsch in Leipzig
auf den Markt gebrachte Reinigungsmaschine, bei welcher
Drahtbürsten, mit nach abwärts gerichteten Drähten,
an der äuſseren Fläche eines feststehenden Hohlkegels angebracht sind. Diese Bürsten
arbeiten gegen einen rotirenden, kegelförmig ausgearbeiteten Stein, welcher mit der
senkrechten Spindel gehoben werden kann. Die Getreidezufuhr erfolgt durch den
Hohlkegel; das Getreide gelangt auf den rotirenden Stein und wird, indem es auswärts
zu eilen sucht, zwischen Bürste und Stein gerieben. Der hierbei entstehende
Schälstaub wird durch einen Ventilator o. dgl. entfernt. Eine Abbildung dieser
Maschine ist in der Mühle, 1885 S. 707 gegeben.
Zu den ähnlich den Tarars oder Aspiratoren wirkenden Putz-Maschinen gehört
die von L. J. Charpentier in Paris (* D. R. P. Nr.
31523 vom 19. September 1884) angegebene Maschine, welche in Fig. 9 Taf. 13
veranschaulicht ist. Das Getreide gelangt durch den Einlauf E in das Rohr r, welches sich im Inneren der
angetriebenen Hohlachse H befindet; es fällt aus r auf den mit H sich
drehenden Teller T, welcher es gegen die mit
Winkeleisen besetzte Wand w schleudert, an welcher es
niederfallend durch den ringsum angebrachten Spalt s in
den Raum zwischen dem
Mantel m und der Wand w1 gelangt. Durch diesen engen Raum strömt die vom
Flügelrad V angesaugte Luft aufwärts und reiſst das
Getreide sowie alle leichteren Theilchen mit, zunächst in den Raum O. Hier nimmt in Folge des groſsen Querschnittes dieses
Raumes die Luftgeschwindigkeit ab und die guten Getreidekörner fallen nach K, von hier auf die Platte P, von welcher sie durch den mit der Achse H
kreisenden Räumer R zum Ablaufrohre a gelangen. Die schwereren Stückchen, Steine u. dgl.,
überwinden den Luftwiderstand im Zwischenräume mw1 und fallen in das ringförmige Gefäſs G; die leichtesten Theilchen, Spreu und Staub, werden
gegen W, zur Windkammer, abgeführt; leichte Körner u.
dgl. gelangen nach c und kommen durch das Rohr b, in welchem eine Klappe eingesetzt ist, zur
Ableitung. Zur guten Wirkung der Maschine gehört eine kräftige Wirkung des
Flügelgebläses V, welche durch mit Gewichten q belastete Klappen k
geregelt werden kann.
Gegen diese Maschine läſst sich einwenden, daſs ihre Construction mit Rücksicht auf
den erreichten Erfolg umständlich ist. Bei sehr kräftigem Ventilator kann die
Trennung der Steine wohl gut gelangen; aber in diesem Falle muſs die Hohlachse H und daher auch der Räumer R eine hohe Umlaufszahl besitzen, der Räumer R wird das auf P gesammelte Getreide gegen
den Mantel w2
schleudern, es werden sich neuerlich Splitterchen der Hüllen ablösen und diese
werden nicht mehr abgeführt, sondern gelangen mit dem Getreide nach dem Ablaufe a.
Das eigentliche Schälen des Weizens und Roggens, d.h.
jenes Entfernen der Frucht- und Samenhaut (ausgenommen aus der Spalte), wodurch
diese Getreidearten ein beinahe dem geschälten Reise ähnliches Aussehen erlangen,
sucht V. Till in Brück a. d. Mur in Steiermark auf
trockenem Wege zu erreichen und sind dem Verfasser Proben geschälten Weizens und
Roggens in neuester Zeit zugekommen, welche von überraschender Schönheit waren. Es
unterliegt keinem Zweifel, daſs die Schrotmehle aus solch geschälter Frucht weit
schöner als aus ungeschälter sein müssen; aber ebenso wenig zweifelhaft ist es, daſs
auch solche Frucht nicht flach zu wirklich weiſsen Mehlen vermählen werden kann,
weil die Hautschichten in der Spalte hierbei mit verrieben würden. Derart
behandelte, dem Anscheine nach weiſse Frucht, würde rasch niedergemahlen etwa Mehl 6
oder 7 der Pester Numerirung geben. Man müſste daher auch solche Frucht mehrmals
schroten und den Grieſsprozeſs mit ihr durchführen. Es
bleibt fraglich, ob der unausbleiblich groſse Schälabgang (etwa 25 bis 30 Proc.)
nicht mehr in die Wage fällt, als der Gewinn an den schöneren Schrotmehlen beträgt.
Wenn Till's Maschine dauerhaft und genügend
leistungsfähig wäre, dann würde erst zu entscheiden sein, ob die besseren
Schrotmehle, vielleicht auch die Verkürzung des Griesprozesses, den Schälabgang
aufwiegen. Die Maschine arbeitete früher mit Schmirgelscheiben, welche durch Belegung eiserner
Scheiben mit Schmirgel hergestellt wurdenVgl. S. 17 des Supplements zu Kick's Lehrbuch
des Mühlenbetriebes.; jetzt soll ein dauerhafteres Mittel in
Anwendung stehen. Als Leistung gibt Till 4000 bis
4200k in 24 Stunden, bei einem Kraftverbrauche
von 5 Pferdestärken an. Die Abnutzung der Arbeitscheiben soll bei obiger Leistung
einem Aufwände von 30 bis 40 Kreuzer täglich entsprechen. Till behauptet, daſs die Ausbeute an Mehl auf 80 Proc. und darüber zu
bringen sei; dies muſs aber auf einem argen
Rechnungsfehler beruhen: denn eingesendete Proben geschälten Weizens und
Rohweizens ergaben, je 1000 Körner gewogen, einen Schälverlust von 30 Proc. und bei
Roggen wurde zwar bei einer ersten Probe der Schälabgang nur zu 12 Proc. angegeben;
darin waren aber verschiedene Verluste nicht einbezogen
und bei einer späteren Sendung wurde der Schälabfall von Till selbst zu 25 Proc. angegeben. So viel ist aus den vorliegenden Proben
ersichtlich, daſs seine Maschine derart zart arbeitet, daſs selbst ausgefressene
Körner von der Frucht- und Samenhaut und theilweise sogar der Kleberzellschicht an
den zugänglichen Stellen befreit werden und doch ganz bleiben. Aber vorzügliches
Schälen ist nichts wesentlich Neues, denn Melchior
Nolden s. Z. in Frankfurt a. M. und Moritz
Martin in Bitterfeld haben ganz ähnliche Erfolge erzielt. Ohne groſsen
Schälabfall sind dieselben aber unerreichbar und dieser stellt den Nutzen sehr in
Frage.
Spitzgänge für Weizen und Schälgänge für andere Getreide
fruchte, als Reis., Hirse u.s.w. Der Spitzgang mit
saugendem Schlägermantel von Joh. Kubon in
Dresden (* D. R. P. Nr. 33372 vom 17. December 1884) besteht bei aufrechter
Anordnung der ganzen Maschine aus einem unter-läufigen,
oben an der Maschine angeordnetem Spitzgange, bezüglich welchen zu bemerken
ist, daſs der Unterstein (Läufer) fest mit der
senkrechten, rotirenden Achse verbunden ist. Der Oberstein kann senkrecht verstellt
werden. Mit dem Untersteine und durch Arme auch mit der Achse ist ein durchlochter
Blechcylinder (Mantel) verbunden, welcher sich mit dreht und durch an seiner
Auſsenfläche angebrachte Buckel (Schläger) auf das Getreide einwirkt. Dieser
Blechcylinder ist von einem eigentlichen Mantel umgeben, in welchen Steinsegmente
eingesetzt sind. Unter dem umlaufenden Blechcylinder ist ein Flügelrad derart
angebracht, daſs dasselbe die Luft sowohl aus diesem Cylinder ansaugt, als auch aus
jenem Rohre, durch welches das Schälgut abläuft. Durch diese Anordnung soll das
Abziehen des Schälstaubes durch die Schlitze des Blechcylinders erfolgen, während
der Rest der Schälkleie beim Auslaufe durch einen gleichfalls zum Flügelrade
führenden Zweigluftstrom entfernt wird.
Der Schälgang von Diedrich
Uhlhorn jr. in Grevenbroich (* D. R. P. Nr. 27984 vom 5. Januar 1884)
zeichnet sich durch mehrere Eigenthümlichkeiten aus, welche denselben als
beachtenswerth für das Schälen, besonders jener Getreidearten erscheinen lassen, bei
welchen wie bei Reis, Hirse u. dgl. von einem
wirklichen Schälen der mangelnden Spalte wegen gesprochen werden kann. Die Anordnung
der Maschine ist im Wesentlichen die des unterläufigen Mahlganges Uhlhorns (vgl. 1883 250 *
245). Der obere Stein (oder die Scheibe) ist fest mit dem massivem Gehäuse
verbunden, hat ein weites Auge und ausgiebigen Schluck. Mit dem Steine sind
spiralförmige Schienen verbunden, welche nahe dem Mittelpunkte des Obersteines
beginnend bis in den Schluck reichen und das Einziehen des am Untersteine liegenden
Schälgutes befördern. Das Schälgut erleidet bei seinem Durchgange zwischen den
Mahlflächen eine Pressung, welche sich ändern läſst; ebenso ist der Abstand der
Mahlflächen einstellbar. Zu ersterem Zwecke ist das Spurlager der Spindel auf
Kautschuk- oder Schalen federn aufgesetzt, welche von unten gespannt (gehoben)
werden können, wozu eine der gewöhnlichen Steinstellung verwandte Anordnung
(Schnecke, Schraubenrad, Hohl- und Vollschraube) vorhanden ist. Der Abstand der
Mahlflächen wird dadurch geregelt, daſs die Spindel auch oben in einer Pfanne läuft,
welche mittels einer Stellschraube in ihrer Höhenlage bestimmt wird. Von dieser Lage
ist der Abstand der Mahlflächen abhängig. Diese genaue Einstellung hat nur den
Uebelstand, daſs zwei Spurlager erforderlich sind; übrigens ist die Pressung auf das
obere Lager um das Gewicht des Untersteines sammt Spindel mehr der Pressung des
Schälgutes geringer als jene auf die untere Pfanne.
Uhlhorn hat, wie aus Fig. 10 Taf. 13 zu
entnehmen ist, mit dem Läufer oder rotirenden Untersteine einen Ring (ringförmige
Zarge) y verbunden und läſst in den ringförmigen Raum
zwischen Stein und Ring von oben einen zweiten Ring r
treten, welcher durch sechs im Sechseck stehende Schrauben s mittels gleichzeitig bewegter Kettenräder gleichmäſsig senkrecht auf-
oder abwärts verstellt werden kann. Das Schälgut muſs um r und y herum austreten; diese beiden Ringe
hemmen daher den Austritt des Schälgutes je nach der Stellung von r mehr oder minder und dadurch kann man die Einwirkung
regeln. Statt der Steine können auch Holzklötze in den Steinschalen befestigt werden
und zwar mit ihren Hirnholzflächen gegen einander gekehrt.
Die Erbsenschälmaschine von C.
Hedrich in Glauchau (* D. R. P. Nr. 28378 vom 2. Februar 1884) besteht aus
einem Holzkegel, welcher in einem Kegelmantel kreist. Die Zufuhr der Erbsen findet
unten statt und treibt der untere Theil des Holzkegels, welcher mit
schraubenförmigen Vertiefungen versehen ist, die Erbsen allmählich in dem Raume
zwischen Kegel und Mantel hinauf. Der obere Theil des Kegels, sowie die Innenfläche
des Mantels ist mit Fruchtschälgewebe, dessen Beschaffenheit nicht näher bezeichnet
ist, überzogen. Die durch das Gewebe geschälten Erbsen treten oben aus, gelangen
über den Rand des Mantels in eine schräge Rinne und weiter in den Auslauf.
Vorzüglich zum Schälen von Reis soll die Maschine von
Jam. Hen. Channig Martin in The Drive Walthamstow, England (* D. R. P. Nr. 24090 vom 19. Januar 1883) dienen. In einem cylindrischen
Raume mit trichterförmigem Boden bewegt sich eine ähnlich geformte, mit Reibblech überzogene Trommel. Der Raum zwischen Trommel
und Mantel ist ganz mit Reis ausgefüllt. Entgegen der Trommel dreht sich langsam der
cylindrische Theil des Mantels, mit welchen Rührleisten verbunden sind, die hart an
dem festen, trichterförmigen Boden hinstreichen. Der Zulauf des Schälgutes erfolgt
stetig, der Ablauf zeitweise und derart regelbar, daſs die Zeit der Einwirkung dem
Bedarfe angepaſst werden kann. Dies wird dadurch erreicht, daſs der Halbmesser der
Kurbel, welche den Auslaſsschieber bethätigt, verstellt werden kann, wonach sich
auch die Weite der Eröffnung ändert.
Im Anschlusse an diese Maschine sei der Sortirmaschine für
Reis von C. H. Beth in Wandsbeck (* D. R. P.
Nr. 30960 vom 16. August 1884) Erwähnung gethan; sie bezweckt die Trennung der
geschälten Reiskörner von den noch ungeschälten, der sogen. Paddy. Diese Maschine besteht aus einem oben offenen, cylindrischen,
niederen Gefäſse mit schrägem Boden. An der tiefsten Stelle dieses Bodens sind die
stellbaren Auslaſsöffnungen für die specifisch schwereren geschälten Reiskörner;
entgegengesetzt diesem Auslaufe befindet sich an der Wand des Gefäſses oben ein
Ausschnitt, welcher in ein Fallrohr übergeht, für den Abzug der leichteren
ungeschälten Körner. Das Gefäſs ist während der Arbeit bis zu diesem Ausschnitte mit
Reis gefüllt. Es ist auf drei Stangen aufgehängt und befindet sich unter dem
Gefäſse, centrisch zu demselben, eine rotirende Achse, welche eine Kurbel trägt. Der
Zapfen dieser Kurbel reicht in eine am Gefäſsboden befindliche Pfanne und nöthigt
dieselbe, der Bewegung des Kurbelzapfens zu folgen. Hierdurch erlangt das Gefäſs
eine schwingende, kreisende wagerechte Bewegung, Welche sich in Folge der Aufhängung
auch in eine senkrechte Bewegung des Gefäſses umsetzt. Durch diese zusammengesetzte
Bewegung vollzieht sich die Scheidung der Körner nach dem specifischen Gewichte. Der
Zulauf des Getreides findet fortlaufend durch ein Rumpfzeug nahe der Gefäſsmitte
statt. Dieses Prinzip könnte auch als Steinauslesemaschine verwerthet werden.
Die Schälmaschine von A.
Behne und O. Schnelle in Harburg (* D. R. P.
Nr. 28679 vom 13. September 1884) ist durch eine eigenthümliche Anordnung, welche
Fig. 11
Taf. 13 erkennen läſst, ausgezeichnet und sie soll zum Schälen von Getreide,
Hülsenfrüchten, öligen Samen, namentlich der Baumwollsaat, Erdnüssen u. dgl. dienen. Gegenstand des Patentes bildet die
Anordnung von Paaren aus je einem Schälcylinder und einem Siebcylinder, welche
behufs bequemer Speisung frei auf einer Lagerseite liegen, wobei der Antrieb
sämmtlicher Schälcylinder durch einen einzigen Riemen erfolgt. In Fig. 11 sind die
Schälcylinder mit a, die Siebcylinder mit b bezeichnet. Die Schälcylinder dürften aus Stein oder Porzellan bestehen
(hierüber spricht die Patentbeschreibung nicht) und sind in guſseiserne cylindrische
Gehäuse eingeschlossen. Die aus Drahtsieb oder gelochtem Blech bestehenden
Siebcylinder liegen zwischen jenen Gehäusen frei in dem das Ganze umschlieſsenden
Holzkasten. Das oben einfallende, zu schälende Material durchläuft der Reihe nach
a, b, a1, b1 u.s.w. E ist der Einlauf, Z der
Auslauf.
Für die Enthülsung von Buchweizen wird a3 durch eine
Bürstenwalze ersetzt und auch der Mantel hierzu innen mit Bürsten besetzt; für Hirse werden die Schälwalzen abwechselnd durch
Stiftenwalzen ersetzt, welche gegen einen cannelirten oder gleichfalls mit Stiften
besetzten Mantel arbeiten. Beim Schälen von Hülsenfrüchten werden die Siebcylinder ausgeschaltet. Bei der Verarbeitung
von Baumwollsamen zum Zwecke der Abtrennung der noch
daran befindlichen Härchen gehen die Samen durch alle Theile der Maschine; dabei
tritt aber nur der kleinere Theil der abgelösten Härchen durch die Siebe, während
der gröſsere Theil, in dichteren Flocken zusammengeballt, gemeinschaftlich mit den
Kernen die Maschine verläſst und durch eine Windfege abgesondert wird.
Zum Schälen von Hirse verwendet Ant. Besser in Wien auſser der bereits in D. p.
J. 1883 250 243 besprochenen Maschine einen Walzenstuhl (* D. R. P. Nr. 27 943 vom 11. November
1883), dessen eine Walze aus einem mäſsig rauhen, harten Materiale – Metall,
Porzellan, Schmirgel o. dgl. – besteht, während die zweite Walze aus einem
elastischen Stoffe hergestellt oder damit überzogen ist, als welches Kautschuk,
Leder, Papier u. dgl. benannt erscheint. Zur Nacharbeit (Poliren) werden zwei
elastische Walzen verwendet. Die Walzen arbeiten mit sogen.
Differentialgeschwindigkeit und zwar bewegt sich die harte Walze ungefähr 4mal so
schnell als die elastische. Ueber diese Maschine äuſsert sich übrigens Hr. Rappaport in der Mühle,
1884 S. 815 dahin, daſs er derselben Idee schon früher nachging, daſs durch die
Firma Ganz und Comp. in ihrer Filiale zu Ratibor
mehrfache Versuche angestellt wurden, welche anfänglich glänzende Ergebnisse
brachten, aber bald den Beweis lieferten, daſs weder Kautschuk, noch Leder auf die
Dauer den Einflüssen der mit dieser Arbeit verbundenen Einwirkungen widerstanden.
Nach eingeholter Erkundigung steht d. Z. nur eine
solche Maschine in Verwendung und soll sich bis jetzt bewähren.
Bei der Erbsenpolirmaschine von C. Hedrich in Glauchau (* D. R. P. Nr. 28377 vom 2. Februar 1884) fallen
durch die centrische Höhlung eines von oben festgehaltenen, schwach kegelförmigen
Kernes (Holzkegel) die zu polirenden Erbsen in die Maschine ein. Die Erbsen gelangen
durch das Auge des festen Holzkegels auf eine sich drehende Scheibe, welche in einen
den Holzkegel umhüllenden Blechmantel übergeht, der an seiner Innenseite, also auf
der dem Holzkegel zugekehrten Seite, mit Leder überzogen ist, unter welchem sich noch eine
weiche Unterlage befindet. Einen gleichen Ueberzug besitzt der Holzkegel. Der
rotirende Mantel veranlaſst die Erbsen zwischen sich und dem Holzkegel aufzusteigen,
bis sie über den Mantelrand ausgeworfen werden und zum Ablaufe gelangen. Durch die
Reibung am Leder und unter sich erhalten die Erbsen Glanz.
Eine der ganzen Anlage nach zu den Graupenmühlen mit
schnell rotirendem Stein und langsam kreisender Bütte zu zählende Schälmaschine ist von Wiesche
und Scharffe in Frankfurt a. M. (* D. R. P. Nr. 33181 vom 5. Februar 1885)
vorgeschlagen. Die Speisung erfolgt dadurch, daſs an der Bütte angebrachte Becher
das Schälgut aus einer halbkreisförmigen Rinne entnehmen und durch selbstthätig am
Becherboden sich öffnende Klappen in den Innenraum der Bütte (Raum zwischen Mantel
und Stein) gelangen lassen. Die Entleerung des Schälgutes erfolgt gleichfalls
fortlaufend aus 6 Kammern, welche an der Auslaufseite in der Bütte sich finden;
diese Kammern stehen durch Oeffnungen, welche nahe an der Achse, etwa im Abstande
von ⅓ des Halbmessers, liegen, mit dem Schälraume in Verbindung und entleeren die
geschälte Frucht durch ein die Achse einhüllendes Auslaufrohr. Dieses
Schälmaschinensystem kann zwar recht gut schälen, d.h. Frucht- und Samenhaut
entfernen – natürlich abgesehen von der Spalte –, die Lieferung ist aber zu gering
und dürfte hier wohl das von Till's Verfahren oben
Gesagte gleichfalls Geltung haben.
Schlieſslich sei noch der Graupenmühle von C. Hedrich in Glauchau (* D. R. P. Nr. 28919 vom 30.
Oktober 1883) gedacht, welche sich von dem Martin'schen
Graupengange (vgl. 1877 225 * 547) durch andere Construction des Speise- und Auslaſsmechanismus
unterscheidet, deren Beschreibung aber wohl zu weit führen würde, da durch sie
ohnedies nur dasselbe erreicht wird, wie durch die bekannte Martin'sche Anordnung.
3) Neuerungen an den Einlaufvorrichtungen für Mahlgänge,
Walzenstühle, Sichtmaschinen u. dgl. Die hierher gehörigen PatenteVgl. * D. R. P. Nr. 28948 (W. Fischer), 29151
(F. Kraus), 29186 (Th. Mumford) 29184 (L. Mühlau), 30094
(J. Kuhnmünch), 31194 (W. Hartmann), 32333 (R.
Smith), 33785 (W. Henneberg). 33184
(E. W. Kaufmann). bezwecken
entweder die Regelung der Zuführung in dem Sinne, daſs bei wachsender Materialzufuhr
und demgemäſs gröſserer Füllung des Aufschüttetrichters (Rumpfes) auch eine
reichlichere Speisung der Arbeitsmaschine platzgreife, oder sie suchen ein
Steckenbleiben des Mahlgutes im Zuführungszeuge, wie dies bei feuchtem Mahlgut
zuweilen vorkommt, zu hindern, °der sie bezwecken im Mahlgute vorhandene gröſsere
oder schwerere Verunreinigungen zu entfernen und endlich sollen sie die Zuführung
der Menge und der Vertheilung nach besonders gleichförmig machen. Mit Rücksicht auf
bereits Bewährtes ist es überflüssig, alle diese theilweise recht untergeordneten
Neuerungen zu besprechen und wird es vollständig genügen, wenn der nachstehenden
Vorschläge nähere Erwähnung geschieht.
Ferd. Kraus in Neuſs a. Rh. (* D. R. P. Nr. 29151 vom 4.
December 1883) nahm sich ein Patent auf einen Fülltrichter
mit auf- und abbewegten Inneren Seitenwänden. Der Zweck dieser Anordnung
ist die Verhütung der Verstopfung im Speiseapparate. An einer oder mehreren Seiten
des Einfülltrichters sind zu diesem Zwecke an der inneren Fläche desselben
bewegliche Schieber angebracht, welche gleichsam innere Wände der Gosse bilden, die
sich an der Auſsenwand auf- und abschieben lassen. Die Bewegung derselben, von der
Speisewalze oder einem anderen Maschinentheile abgeleitet, bedingt zunächst die
schwingende Bewegung eines Armes, hierdurch einer in der Gosse liegenden Spindel,
von welcher Arme auf die Schieber einwirken, so daſs der eine sich hebt, wenn der
andere niedergeht und umgekehrt. Dadurch erlangt das Getreide eine Bewegung, welche
ein Versetzen desselben hindert.
Richard Smith in Stoke on Trent, England (* D. R. P. Nr.
32333 vom 9. December 1884) sucht das Versetzen der Speisevorrichtung dadurch zu
verhindern, daſs er den Schieber s (Fig. 12 Taf. 13) ziemlich
weit öffnet, hingegen, an die Speise walze w streifend,
ein Lineal l vor der Ausfluſsöffnung anbringt, über
dessen obere Fläche sich der Getreidestrom hinschieben muſs. Dieses Lineal kann um
eine Achse gedreht werden, welche mit der Berührungslinie des Lineals mit der
Speisewalze zusammenfällt dadurch läſst sich die bremsende Wirkung dieses Lineals
auf den Zufluſs beliebig regeln; doch dürfte die Möglichkeit einer Versetzung gerade
dadurch eher erhöht, als vermindert sein.
Hübsch ist die Anordnung der Speisevorrichtung von Ernst
Wilh. Kauffmann in Straſsburg i. E. (* D. R. P. Nr. 33184 vom 20. Februar
1885), welche viel Aehnlichkeit mit jener Einrichtung besitzt, die Friedr. Wegmann an einem seiner Walzenstühle angebracht
hat. Durch die in Fig. 13 Taf. 13 dargestellte Anordnung findet einerseits eine sehr
gleichmäſsige Speisung, entsprechend der Umdrehungszahl und der Zellengröſse der
Speisewalze w statt; andererseits werden sich schwere
Beimengungen, Steine u. dgl. in dem tiefen Theile des um o drehbaren Behälters (Mulde) m ansammeln. Um
den Behälter m zu entleeren, dreht man die Nase n vorwärts, wodurch derselbe um o frei drehbar wird. Bei der Drehung verschlieſst die Zarge z die Gosse gegen unten, indem sie sich an den Schieber
legt.
Bei der Speisevorrichtung von Jos. Kuhnmünch in Rötungen
a. T. (* D. R. P. Nr. 30094 vom 19. Juni 1884) bewirkt die langsame Umdrehung des
schraubenförmig gebogenen Eisenstäbchens oder Schnecke s (Fig.
14 und 15 Taf. 13) in Verbindung mit der Wirkung des Rührers R, daſs ein Versetzen nicht erfolgen kann. Der
rinnenförmig gebogene, auſsen mit einem Zahnbogen versehene Schieber z bestimmt die Weite des Auslaufes; falls im Mahlgute
gröſsere Körper enthalten sind, welche nicht durch den Auslauf austreten können, so werden sie
durch die erwähnte Schnecke s am Schieber hingeschoben,
bis dieselben in das Sammelgefäſs g gelangen, aus
welchem sie zeitweise entfernt werden.
(Fortsetzung folgt.)