Titel: | Neuere Spiritus-Destillirapparate. |
Fundstelle: | Band 259, Jahrgang 1886, S. 224 |
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Neuere Spiritus-Destillirapparate.
Patentklasse 6. Mit Abbildungen auf Tafel 15.
Neuere Spiritus-Destillirapparate.
Nach Chr. Salzmann in Leipzig (* D. R. P. Nr. 29057 vom
22. Februar 1884) werden in der Destillircolonne (Fig. 1 Taf.
15), damit der Dampf die Maische möglichst gleichmäſsig durchströmt, die
ringförmigen Schalen a mit den Abschluſsringen b versehen, welche den Dampf zwingen, rings herum
gleichmäſsig durch die in den Schalen a befindliche
Maische zu streichen. Die Maische gelangt mittels der Ueberfallrohre c von einer Schale zur anderen und wird, je weiter sie
nach unten gelangt, immer mehr entgeistet.
In der Rectificationscolonne A flieſst der Lutter über
die treppenförmigen Leitkanäle d. Der von unten bei i eintretende Dampf bewirkt die Entgeistung des Lutters
derart, daſs derselbe in jeder Stufe der treppenförmig steigenden Kapseln einer
selbstständigen Verkochung unterworfen ist. Damit letzteres stets der Fall, muſs die
Oberkante des Dampfeintrittes bei e stets über dem
Ueberlaufrücken liegen. Die Colonne A ist durch eine
Scheidewand in zwei Theile getheilt, um eine Hin- und Herbewegung des Lutters zu
erzielen, zu welchem Behufe die Leitkanäle wechselseitig gerichteten Fall haben und
die Wand mit der Durchströmöffnung g versehen ist,
deren Oberkante ebenfalls unter dem Lutterspiegel liegen muſs.
F. König in Asti, Italien (* D. R. P. Nr. 30977 vom 26.
April 1884 und Zusatz * Nr. 32022 vom 29. November 1884) will bei der Destillation
von Alkohol, Aether, Erdöl, Ammoniak u. dgl. die aus
der siedenden Flüssigkeit entwickelten Dämpfe durch Behälter leiten, welche mit
Glas- oder Porzellanscherben, Kokes, Bimsstein o. dgl. gefüllt sind. Zu diesem
Zwecke steht auf dem Destillationsapparate ein Behälter
A (Fig. 2 Taf. 15), welcher
mit den genannten Stoffen gefüllt ist. Zur erforderlichen Kühlung läſst man durch
Röhren e von oben nach unten Wasser flieſsen. Das
Thermometer t zeigt die Wärme der abziehenden
Dämpfe.
C. Heckmann in Berlin (* D. R. P. Nr. 33002 vom 11.
Januar 1885) hebt hervor, daſs bei den jetzigen Rectificationscolonnen durch die Tropfrohre die obere Schicht abflieſst,
während es richtiger wäre, die unteren schweren Schichten
abzuführen. Zu diesem Zwecke ist, wie in Fig. 3 und 4 Taf. 15 veranschaulicht,
das bisher gebräuchliche Tropfrohr c bei einer
Kapselcolonne mit einem Rohre d umgeben, welches etwas
vom Boden absteht und über die Flüssigkeitsoberkante hinausreicht. In Fig. 5 Taf. 15
geht das Tropfrohr c durch eine Vertiefung e im Colonnenboden und das neue Scheiderohr d bis auf die Höhe des Colonnenbodens nieder, so daſs
der Ueberlauf von der tiefsten Stelle aus erfolgen muſs.
A. Nägeli in Wegeleben (* D. R. P. Nr. 33027 vom 13.
März 1885) hat an Destillirapparaten eine Einrichtung
zur Wiedergewinnung des Alkoholes aus Elutionslaugen
getroffen. Die bei der Melasseentzuckerung durch Elution vorkommende, an Alkohol
reiche Lauge ist während der Destillation, sobald sich der Alkoholgehalt auf wenige
Procent vermindert hat, sehr zur Schaumbildung geneigt und diese nimmt bis zur
vollständigen Entgeistung immer noch zu, wodurch das Destilliren erschwert bezieh.
verlangsamt wird. Um dasselbe überhaupt zu ermöglichen, muſs die Anwendung des
indirekten Dampfes vermindert und mehr offener, direkter Dampf verwendet werden,
welcher gleichsam als Schaumschläger wirkt, wodurch aber wiederum die Endlauge durch
das Condensationswasser in nachtheiliger Weise verdünnt wird. Diese Uebelstände
werden vermieden, wenn man die ursprünglich etwa 35 Proc. Alkohol enthaltende Lauge
in den mit Heizrohren für Abdampf versehenen Apparat A
(Fig. 6
Taf. 15) bis auf 2 bis 3 Proc. Alkohol abdestillirt. Die Lauge flieſst dann durch
das Rohr a in die unter der Röhrenkammer befindliche
Entgeistungscolonne, wo der letzte Rest Alkohol mit offenem Dampf abgetrieben wird,
welcher bei b eintritt und durch die kleinen Oeffnungen
der Ringröhre e brauseartig entströmt. Die Endlauge
flieſst durch die Röhre d ab.
Nach J. N. Galland in Paris (* D. R. P. Nr. 32558 vom
28. August 1884) erfolgt bei der Rectification von
Spiritus die Entfernung der Aldehyde und Aether in einem besonderen
Apparate C (Fig. 8 und 9 Taf. 15), welcher durch
Scheidewände c in abwechselnd oben und unten verbundene
Abtheilungen zerlegt ist. Die Welle l trägt
Schaufelräder, gelochte Scheiben oder Räder i. Die zu
reinigende Flüssigkeit wird durch Rohr a aus dem
Behälter A in den Vorwärmer B geleitet und tritt durch Rohr b in den
Reiniger C. Die durch ihre Drehung in der Flüssigkeit
fortwährend angefeuchteten Räder oder Scheiben erzeugen im oberen Theile des
Cylinders eine Verdunstung, deren Mengenverhältniſs sich nach dem Wärmegrade der
Flüssigkeit und der Gröſse der Verdunstungsfläche richtet (vgl. Gontard 1885 258 * 498).
Um diese Verdunstung zu beschleunigen, wird die in dem Apparate C enthaltene Luft von einem Gebläse V durch Rohre f und m angesaugt, wobei sie im Kühler F die verflüssigbaren Aether u. dgl. zurückläſst. Das
Gebläse drückt nun die Luft in den Vorwärmer H, wo sie
die ursprüngliche Temperatur wieder erhält, und dann durch das Rohr h in den Reinigungsapparat C zurück. Diese erwärmte Luft streicht durch die gelochten Wände im oberen
Theile des Cylinders, welche ihre Vertheilung bewirken, nimmt wiederum Dämpfe auf,
bringt sie in den Kühlapparat u.s.f. Es wird also immer dieselbe Luft wieder
benutzt. Um zu vermeiden, daſs die Flüssigkeit im Reinigungscylinder sich durch die
Verdunstung abkühlt, wird durch die Rohrschlange x eine
heiſse Flüssigkeit oder Dampf in der einen oder in der anderen Richtung geleitet. In
der vorliegenden Ausführung tritt das heiſse Wasser, nachdem es den Vorwärmer B durchlaufen, durch das Rohr z1 in die Rohrschlange und von da durch
das Rohr z2 in den
Vorwärmer H.
Die auf vorbeschriebene Weise gereinigte Flüssigkeit tritt aus dem Apparate C bei n aus und gelangt
entweder in den Behälter E oder in den Kessel D des Rectificationsapparates. Im Inneren dieses
Kessels befindet sich ein Behälter K, welcher
einestheils durch das Rohr k mit dem Dome des
Auſsenkessels, wo sich nur Dämpfe befinden, anderentheils durch die Röhrchen s mit der Flüssigkeit im Kessel D in Verbindung steht. Diese Röhrchen sind so angeordnet, daſs sie nach
Beendigung des Betriebes immer noch in die Flüssigkeit eintauchen. Der Druck in den
beiden Gefäſsen D und K
bleibt sich immer gleich.
Beim Betriebe treten die im Kessel D sich entwickelnden
Dämpfe durch das Rohr d in die Säule T an deren unterem Ende ein, streichen durch die in
dieser Säule enthaltenen 15 bis 20 Platten hindurch, sättigen sich fortschreitend
mit Alkohol und gelangen durch das Rohr t in den
Zersetzungsapparat U; die nicht verflüssigten Dämpfe
gelangen weiter durch Rohr u in den Fuſs der Säule T1. Die im Apparate U niedergeschlagenen Flüssigkeiten flieſsen durch
dasselbe Rohr u nach dem Boden der Säule T1, von wo sie zugleich
mit den von den Platten zurück laufenden Flüssigkeiten durch eine Pumpe P1 in den oberen Theil
der ersten Säule T zurückbefördert werden. Die aus T1 hervorkommenden
Dämpfe zersetzen sich im Apparate U1; die übrigen Dämpfe treten in die Säule T2 über, zerlegen sich
im Apparate U2 und die
schlieſslich noch übrig bleibenden Dämpfe werden im Kühlapparate R verflüssigt, welcher mit dem Probeglase M in Verbindung steht. Die Rücklaufflüssigkeit der
Säule T2 und des
Zersetzungsapparates D1
wird durch die Pumpe P2
nach dem oberen Ende der Säule T1 zurückbefördert. Da die Menge der Dämpfe in Folge
der Zersetzung von einer Säule zur anderen abnimmt, so nehmen auch die Säulen
zweckmäſsig am Durchmesser stufenweise ab.
Das Wasser tritt in die Zerlegungsapparate U und in den
Kühlapparat R durch die Rohre r, von da flieſst es in den Vorwärmer B. Die
Rücklaufflüssigkeit aus der ersten Säule T wird durch
die Pumpe P und das Rohr p
in den Behälter K zurückbefördert und gelangt dann
durch die Röhrchen s in den Kessel D.
Sobald die Rücklaufflüssigkeit nur noch einen schwachen Alkoholgehalt zeigt, sind die
flüchtigen Oele niedergeschlagen und befinden sich im Behälter K, wo sie, vor dem Sieden geschützt, sich abklären. Nur
die leichteren alkoholischen Flüssigkeiten schwimmen oben auf und flieſsen in den
Kessel D zurück. Durch die Rohrschlange v kann, wenn man will, am Schlusse der Behandlung der
Inhalt des Gefäſses K für sich wiederum rectificirt
werden. Durch diese Einrichtung eines Abklärbehälters für die flüchtigen Oele soll
erzielt werden, daſs letztere, einmal niedergeschlagen, nicht nochmals in die Säulen
gelangen und die Platten verunreinigen.
Bei Beginn und zu Ende einer jeden Behandlung wird man sich nur der beiden Säulen T und T1 bedienen dürfen- die aus letzterer Säule
austretenden Dämpfe gelangen in diesem Falle durch U1 und die Dreiwegehähne q, ohne in die Säule T2 zu treten, in den Zersetzungsapparat U2, welcher als
Kühlapparat dient und die Condensationsflüssigkeit nach dem Probeglase M1 leitet, das nur den
schlechten Alkohol aufnimmt. Die Condensationsflüssigkeit aus dem Apparate U1 kehrt durch den Hahn
y in die Säule T1 zurück. Die Säulen T2, der Kühlapparat R und das Probeglas M
dienen nur für den guten Alkohol.
Nach A. Schmidt und Sohn in Nauen
(Oesterreichisch-Ungarisches Patent vom 3. Oktober 1884) sollen zur Erzielung eines
rein schmeckenden Spiritus die Dämpfe aus der Luttercolonne
von der Rectificationscolonne möglichst fern gehalten werden. Die Dämpfe
aus der Maischcolonne A (Fig. 10 Taf. 15) treten
in bekannter Weise durch Rohr r in die
Rectificationscolonne B über und der aus denselben
niedergeschlagene Lutter sammelt sich in der Luttercolonne C. Um hierbei zu verhüten, daſs die fuseligen Dämpfe aus der Luttercolonne
C durch die darüber liegende Rectificationscolonne
B getrieben werden, sind beide Colonnen durch einen
dichten Boden c von einander getrennt, auf welchem nur
ein geringer Theil des Lutters verbleibt, während der gröſsere Theil durch die
Abfallröhren sich nach unten begibt, die nach kurzem Betriebe durch den auf den
Zwischenböden sich ansammelnden Lutter einen Wasserverschluſs an ihren unteren
Mündungen erhalten, wodurch ein Aufsteigen nennenswerther Mengen der Lutterdämpfe in
der Rectificationscolonne unmöglich gemacht wird. Natürlich kann die Ueberleitung
des oberhalb des Bodens c stehenden Lutters nach der
Luttercolonne auch durch ein auſserhalb der Colonne angebrachtes Rohr erfolgen.
Damit ferner dem Alkohol dadurch, daſs auf den Siebböden der Rectificationscolonne
B Fuselöl sich ansammelt, ein schlechter Geruch und
Geschmack nicht ertheilt werde, befindet sich bei jedem Siebboden i ein Ablaſshahn h, durch
welchen das Fuselöl bei ununterbrochenem Betriebe in das Saugrohr D des Injectors f
abgelassen werden kann. Durch Oeffnen des Absperrventiles am Dampfrohre g wird der Inhalt des Rohres D durch das mit Rückschlagventil e versehene
Druckrohr der Maischcolonne A wieder zugeführt. Dieses
Rückschlagventil verhindert gleichzeitig das Heraustreten der Maische aus der
Maischcolonne.
Die Dämpfe aus der Luttercolonne C treten bei a in ein mit Rückschlagventil d versehenes Rohr aus und bei b unten in die
Maischcolonne A zurück. Hier wird durch das
Rückschlagventil d das Eintreten von Maische aus der
Maischcolonne in die Luttercolonne verhindert.
Nach S. Moral in Posen (* D. R. P. Nr. 33496 vom 6.
December 1884) befindet sich an Destillirapparaten zur
Herstellung von Gewürzsprit für sogen. französische
Liqueure im Hute A (Fig. 7 Taf. 15) ein Sieb
a, über diesem eine Platte b mit aufwärts gehendem Rohr c, welches mit
einer Kappe d bedeckt ist. Ueber der Platte b ist eine zweite trichterförmige Platte f angeordnet, welche mit einem aufwärts gehenden, mit Kappe h versehenen Rohre g und
einem mittleren, nach unten gehenden Rohre i versehen
ist; letzteres Rohr geht durch b und a hindurch bis dicht über den Boden einer auf i aufgeschraubten Flasche l, welche bei e mit Löchern versehen ist.
Ueber der Platte f ist noch ein Sieb k angeordnet.
Der in der Destillirblase befindliche verdünnte Weingeist, in welchen die in einem
Siebkorbe befindlichen Kräuter, Wurzeln u. dgl. eintauchen, wird durch die in der
Blase befindliche Heizschlange oder im Nothfalle durch Herdfeuer zum Sieden
gebracht.
An dem Siebe a schlagen sich die Dämpfe ein wenig nieder
und ebenso an der Platte b, so daſs die schlechten
Bestandtheile immer wieder in die Blase zurückfallen. Der sich zwischen b und f bildende
Niederschlag, welcher ebenfalls schlecht schmeckende Bestandtheile enthält, wird
nach Beendigung der Behandlung und nach erfolgtem Erkalten durch den Hahn m abgelassen. Das Sieb k
bewirkt ebenfalls einen Niederschlag; derselbe flieſst durch das Rohr i in die Flasche l,
woselbst er gesammelt wird. Die durch Rohr D abgehenden
Dämpfe geben im Kühler einen von allen schlecht schmeckenden Bestandtheilen freien
Gewürzsprit und nur eine verschwindend kleine Menge Nachlauf, während das
übelschmeckende Product durch den Hahn m abgezogen
wird.