Titel: | Kapteyn's Controlvorrichtung für Westinghouse-Bremsen. |
Fundstelle: | Band 259, Jahrgang 1886, S. 343 |
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Kapteyn's Controlvorrichtung für
Westinghouse-Bremsen.
Mit Abbildungen auf Tafel
22.
Kapteyn's Controlvorrichtung für Westinghouse-Bremsen.
Um es dem Locomotivführer eines mit Westinghouse's Bremse (vgl. 1877 223 * 18)
versehenen Zuges zu ermöglichen, jederzeit sich darüber Gewiſsheit zu verschaffen,
daſs der Bremsrohrstrang beim Anhängen neuer Wagen mit gekuppelt wird, sowie auch um
ihm ein Mittel an die Hand zu geben, die Zahl der mit Bremsen versehenen Wagen,
welche er hinter sich hat, jederzeit annähernd zu bestimmen, hat nach Engineering, 1885 Bd. 40 * S. 348 A. Kapteyn in London einen Apparat zur Bestimmung des Bauminhaltes einer Luftrohrleitung (vgl.
* D. R. P. Kl. 42 Nr. 33573 vom 31. December 1884) angegeben, welche also die Länge
des der Locomotive angeschlossenen Bremsrohrstranges annähernd zu ermitteln
gestattet.
Dies würde z.B. geschehen können, indem man den Bremsrohrstrang, nachdem derselbe von
dem Preſsluftbehälter abgesperrt ist, mit einem Gefäſse von bekanntem Inhalte in Verbindung bringt,
welches mit Luft von gewöhnlicher Spannung erfüllt ist. Man könnte dann aus der
erfolgenden Verminderung der Bremsluftspannung nach dem Mariotte'schen Gesetze den Rauminhalt des Bremsstranges sehr genau
bestimmen. Indessen müſste das Meſsgefäſs, wenn die Spannungsminderung genügend
groſs werden sollte, immerhin eine solche Gröſse erhalten, daſs die Unterbringung
desselben auf der Locomotive mit Schwierigkeit verbunden wäre. Aus diesem Grunde
schlägt Kapteyn einen etwas anderen Weg zur Bestimmung
der im Bremsrohre enthaltenen Luftmenge ein, indem er soviel Luft aus dem
Bremsstrange frei entweichen läſst, daſs sich die Pressung in letzterem um einen
ganz bestimmten Betrag erniedert, wobei nur ein bestimmter kleiner Theil der
ausströmenden Luft behufs Messung in einem Behälter aufgefangen wird, um aus der
Pressungserhöhung in diesem auf die Menge der ausströmenden Luft und somit auch auf
den Inhalt des Bremsrohrstranges schlieſsen zu können.
Die betreffende Vorrichtung besteht dem entsprechend, wie Fig. 17 bis 21 Taf. 22
erkennen lassen, aus einem mehrfach durchbohrten Steuerungshahne, einem Ventile,
welches das Ausströmen der Luft selbstthätig abschneidet, einem Behälter J, welcher einen Theil derselben durch ein von der
lebendigen Kraft des austretenden Strahles aufgestoſsenes Rückschlagventil aufnimmt,
und dem Manometer I, welches die im Behälter T bewirkte Spannungserhöhung miſst. Die Luft tritt aus
dem Bremsstrange durch ein in das Gehäuse G des
Absperrventiles einmündendes Verbindungsrohr E und
durch den Umweg a zunächst unter die an ihrem Umfange
eingeklemmte biegsame Ventilscheibe r. Da diese vorerst
noch durch die Schraubenfeder t in gehobener Stellung
erhalten wird und derart die Ventilplatte s von ihrem
Sitze u abgehoben ist, so gestattet sie der aus a kommenden Luft den Durchgang durch b, c und d nach dem Hahne
S. Dieser hat für gewöhnlich die in Fig. 17 und dem
Durchschnitte Fig.
18 gezeichnete Stellung, so daſs er die Preſsluft durch seine T-förmige
Bohrung e und den engen Weg f in den oberen Raum des Gehäuses G über die
Scheibe r treten läſst. Wird nun behufs Vornahme einer
Probe der Hahn S um 90° gedreht, so wird der Durchgang
f abgesperrt und dadurch Luft von der normalen
Pressung im Bremsstrange über der biegsamen Ventilscheibe r eingeschlossen, Während die Luft aus dem Bremsrohre durch b bis e und g, h (vgl. Fig. 20) so lange
entweicht, bis die Spannung derselben derart abgenommen hat, daſs der Ueberdruck der
im oberen Theile von G eingeschlossenen Luft genügt, um
mit Ueberwindung des Zuges der Feder t die biegsame
Scheibe r nieder und die Ventilplatte s auf ihren Sitz zu drücken, womit nun das weitere
Ausströmen der Luft aus dem Bremsstrange aufhört.
Wie aus Fig.
20 hervorgeht, trifft der Kanal g unmittelbar
unter das aus einer biegsamen, mit einer Schraubenfeder belasteten Platte bestehende
Ventil v. Dieses wird nun durch den Anprall der austretenden
Luft aufgestoſsen und gestattet einem kleinen Theile derselben auf dem Wege k, l und p den Eintritt in
das aus einem Gasrohre bestehende Meſsgefäſs T. Auf
diesem Wege hat die Luft ein Rückschlagventil w zu
durchströmen, welches aus einer einfach durchbohrten Metallplatte und einer auf
derselben liegenden, an einer anderen Stelle durchbrochenen Gummischeibe besteht.
Die in dem Behälter T hervorgerufene Pressungserhöhung
gestattet ein Manometer I abzulesen. Wird darauf der
Hahn S in die erste Lage (Fig. 17) zurückgedreht,
so entweicht die Luft aus T durch m, n und o (vgl. Fig. 19) und
Alles ist auf den Anfangszustand zurückgekehrt.
Die Zeitdauer des Ausströmens der Preſsluft aus dem Bremsrohrstrange ist offenbar
proportional dem Inhalte des letzteren. Dagegen wird im Allgemeinen der Theil der
ausströmenden Luft, welcher in das Meſsgefäſs eintritt, nicht proportional der
Zeitdauer des Ausströmens, also auch nicht proportional dem Inhalte des
Bremsrohrstranges sein, sondern in mehr verwickelter Weise von letzterem abhängen.
Immerhin ist aber die Pressungszunahme im Meſsgefäſse eine Function des
Bremsrohrinhaltes und läſst sich daher aus dem Stande des Manometers I auf letzteren und somit auch auf die Zahl der
angekuppelten Bremsenwagen schlieſsen. Es zeigt daher auch die (muthmaſslich durch
Versuche bestimmte) Skala des Manometers unmittelbar die Zahl der mit Bremsen
versehenen Wagen an.