Titel: | Neuerungen an Rosten für Dampfkesselfeuerungen. |
Fundstelle: | Band 260, Jahrgang 1886, S. 12 |
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Neuerungen an Rosten für
Dampfkesselfeuerungen.
Patentklasse 13. Mit Abbildungen auf Tafel 2.
Neuere Roste für Dampfkesselfeuerungen.
Die Kühlung von Roststäben durch Wasser in der bisher
gewöhnlich vorgeschlagenen Weise, daſs man die als Röhren ausgeführten Roststäbe an den Enden mit Zu- und
Ableitungsröhren verbindet (vgl. Donneley bezieh. J. Mayr 1886 259 * 155), hat
den Uebelstand, daſs die Verbindungsstellen nicht dicht zu halten sind, durch
ungleiche Ausdehnung der Roststäbe leicht Brüche entstehen u.s.w. Diesen Mangel hat
H. W. Sharpe in Liverpool (Englisches Patent 1885
Nr. 8257) dadurch vermieden, daſs er den Roststäben die nach Engineering, 1885 Bd. 39 * S. 84 in Fig. 1 und 2 Taf. 2 dargestellte
Einrichtung gibt. Die Stäbe von hohltrapezförmigem Querschnitte ruhen frei auf den
Balken a und b und haben
an den Enden Oeffnungen für den Zu- und Abfluſs des Wassers. In die vorderen
Oeffnungen reichen Röhrchen, welche in dem quer vor den Stäben liegenden
Zuleitungsrohre c befestigt sind, hinein, während das
überschüssige Wasser durch die hinteren Oeffnungen d in
den trogförmigen Rostträger b frei abflieſst, an
welchen das Ablaufrohr angeschlossen ist. Seitlich sind die Stäbe mit zahlreichen
Oeffnungen versehen, aus welchen der in den Stäben erzeugte Dampf austritt, um sich
mit der zuströmenden Luft zu mischen.
Für pulverförmiges Brennmaterial ist der gleichfalls
durch Wasser gekühlte Rost von M. Perret bestimmt,
welcher in England von B. Donkin und Comp. in London
ausgeführt wird und in Fig. 3 Taf. 2 in Anwendung
auf einen Flammrohrkessel abgebildet ist. Die Stäbe sind wie beim Mehl'schen (vgl. 1871 199 *
436) und ähnlichen Rosten sehr dünn und hoch, die Spalten zwischen denselben
möglichst eng. Zur Vermeidung des Hauptübelstandes derartiger dünner Stäbe, nämlich
des Werfens und Verziehens derselben, ist der ganze Rost der Länge nach in drei
Theile getheilt, so daſs die einzelnen Stäbe nur kurz ausfallen, und auſserdem ist
unter dem Roste ein Wassertrog eingebaut, in welchem durch Verbindung mit einem
auſsen stehenden Behälter das Wasser stets auf gleicher Höhe erhalten wird. In
dasselbe tauchen die Stäbe mit ihrem unteren Theile ein. Für pulverförmige
Brennstoffe wird im Allgemeinen immer die Zuhilfenahme eines Gebläses zur
Zugerzeugung erforderlich sein, hier um so mehr, als der Luftzutritt nur von der
vorderen Endfläche der Stäbe aus möglich ist. Der Aschenfall ist daher abgeschlossen
und mit einem gewöhnlichen Dampfstrahlgebläse in Verbindung gebracht. Nach Engineering, 1885 Bd. 40 * S. 401 sollen im Oktober
1885 in Frankreich bereits 37, in Italien 27 und in Amerika 56 solcher Perret'schen Feuerungen im Betriebe gewesen sein.
Der in Fig. 8
bis 10 Taf. 2
dargestellte gekühlte Rost von G.
Ferrando in Genua
(* D. R. P. Nr. 26259 vom 19. August 1883) unterscheidet
sich von dem vorigen hauptsächlich dadurch, daſs die Stäbe quer liegen, damit die hindurch streichende Luft möglichst senkrecht in
den Feuerraum einströme. Hierdurch soll das bei gewöhnlicher Rostlage unvermeidliche
Mitreiſsen von unverbranntem Kohlenstaub u. dgl. in die Feuerzüge vermieden werden.
Die Stäbe sind behufs Zulassung der Luft mit den Durchbrechungen g (Fig. 10) versehen. Auch
hier ist ein Dampfstrahlgebläse benutzt, wobei die Luft in dem Hohlraume b vorgewärmt werden kann. Ein Festsetzen von Schlacke
an den Stäben soll bei dieser Einrichtung nicht vorkommen; unbequem wird nur bei
dieser wie bei der vorigen Anlage die Entfernung der Asche aus dem Wassertroge sein.
Die Patentschrift enthält auſser der dargestellten Vorfeuerung für Flammrohrkessel
noch verschiedene Anordnungen von Innen- und Unterfeuerungen.
Auch Livet und Comp. in Finsbury, London, verwenden nach
Engineering, 1883 Bd. 36 * S. 28 sehr hohe Roststäbe (bis zu 300mm hoch) welche jedoch durch die hindurch streichende Luft allein gekühlt werden sollen. Um dabei die
schädlichen Folgen der ungleichen Ausdehnung im oberen und unteren Theile der Stäbe
zu vermeiden, werden dieselben der Höhe nach, wie in Fig. 4 Taf. 2
veranschaulicht ist, aus zwei Theilen hergestellt. Die unteren sehr dünnen Theile
a hängen wie gewöhnlich auf den Rostträgern, die
oberen Theile b greifen über einen mittleren Vorsprung
der unteren Theile und werden in den Trägern nur seitlich gehalten, so daſs sie sich
frei gegen die unteren Theile ausdehnen können.
A. Ruthelm Berlin (* D. R. P. Nr. 28150 vom 16. Februar
1884) hat die in Fig. 11 Taf. 2 abgebildete Verbindung eines wagerechten Rostes A mit einem geneigten Roste B in
Vorschlag gebracht. Die beiden Träger des letzteren bilden mit zwei Winkelarmen f einen Rahmen, welcher um eine Achse a drehbar ist, so daſs die Neigung des Rostes B von auſsen mittels Schraube und Handrad o. dgl.
verstellt werden kann. Die oberen, an einander schlieſsenden Köpfe g der Stäbe b sind nach
einem Kreisbogen aus a gekrümmt, so daſs sie bei der
Bewegung des Rostes stets mit der Unterkante des Fülltrichters b in Berührung bleiben. Zur Ausfüllung der Lücke
zwischen A und B ist ein
senkrecht verschiebbarer Rost C angebracht. Beim
Abschlacken des Rostes A wird C ganz gesenkt und eine auf zwei Schienen ruhende Platte F gegen den Rost A
geschoben.
Eine von Bregha herrührende, der Banque des Travaux Publics in Brüssel (Erl. * D. R. P. Nr. 26864 vom 6.
November 1883) geschützte Rostanlage, aus einem wagerechten und einem Treppen-Rost bestehend,
ist in Fig. 5
bis 7 Taf. 2
abgebildet. Auch diese Anordnung ist für Steinkohlengruſs bestimmt. Der aus eng liegenden Platten bestehende
Treppenrost C bildet die Sohle eines geneigten
Füllschachtes F, der oben durch einen Schieber K abgeschlossen ist und in welchem hauptsächlich die
Entgasung des Brennstoffes vor sich gehen wird. Ein drehbarer Kasten G nimmt den Brennstoff zunächst auf, welcher dann nach
Vorziehen des Schiebers K in den Schacht gestürzt wird.
Aus letzterem sinkt der Brennstoff allmählich auf den wagerechten Rost A, auf welchem derselbe mittels einer in Nuthen der
Seitenmauern geführten Schiene H gleichmäſsig
ausgebreitet wird. Das Reinigen dieses Rostes und das Losbrechen etwaiger Schlacken wird mit
Hilfe des von unten zwischen die Roststäbe greifenden Rechens I (vgl. Fig. 5) bewirkt. In dem
sämmtliche Theile verbindenden guſseisernen Rahmen sind die Klappenthüren D und D1 für die Zuführung der Luft angebracht, welche dann
theils durch den Treppenrost, theils durch den Rost A
in den Feuerraum eindringt. Die Lücke zwischen beiden Rosten ist durch eine Thür B ausgefüllt, welche nur behufs Auswechselns der
Roststäbe u. dgl. geöffnet wird. Mangelhaft an der Einrichtung ist, daſs das Feuer
nicht gut beobachtet werden kann, wenn auch eine oberhalb des Treppenrostes
angebrachte Klappe E zu erkennen gestattet, wann eine
frische Beschickung erforderlich ist.
R. Wolf in Buckau-Magdeburg benutzt für Sägespäne, Lohe, erdige Braunkohlen u. dgl. die nach
Glaser's Annalen, 1883 Bd. 13 * S. 227 in Fig. 12 Taf. 2
abgebildete, der vorigen ähnliche Rostanlage als Vorfeuerung für Locomobil- und andere Kessel. Der wagerechte Rost ist hier
jedoch (wie hinter Treppenrosten gebräuchlich) sehr kurz und die Verbrennung findet
zum gröſsten Theile schon auf dem Treppenroste statt. Der Raum unter dem letzteren
ist nach vorn durch eine Thür t abgeschlossen und die
Luft wird durch die Seitenmauern zugeführt. Die Anlage soll sich gut bewährt
haben.
An dem E. Langen'schen Treppenroste (vgl. 1862 166 186) hat die Maschinenbau-Actiengesellschaft
Humboldt in Kalk bei
Köln (* D. R. P. Nr. 29 517 vom 31. Mai
1884) die folgende Neuerung angebracht. Als Träger für die hinteren Enden
der Roststäbe sind Röhren a benutzt, welche, wie in
Fig. 13
und 14 Taf. 2
dargestellt, beiderseits auſserhalb des Mauerwerkes durch je ein schräges Rohr b mit einander derart verbunden sind, daſs ein
Wasserstrom durch das ganze Röhrensystem hindurchgeleitet werden kann. Die
Einrichtung soll dem doppelten Zwecke dienen, die Rostträger vor dem Verbrennen zu
schützen und gleichzeitig das Speisewasser in den Röhren vorzuwärmen. Das Wasser
wird jedoch, um die Röhren vor dem Verstopfen durch Kesselstein zu bewahren,
zunächst in einen stehenden Cylinder A gepumpt, welcher
oben mit dem Dampfraume des Kessels verbunden ist, und zwar tritt das Wasser durch
das Rohr K von oben in den Dampfraum des Cylinders A1 sinkt dann auf einer
Seite einer von der Decke herabhängenden Scheidewand i
herab und steigt auf der anderen Seite derselben wieder hinauf, während die
ausgeschiedenen festen Theilchen sich auf dem Boden des Cylinders sammeln. Die
Scheidewand ist oben für den Durchtritt des Dampfes durchbrochen. Das so gereinigte
Wasser kann dann durch die Roströhren hindurch oder auch unmittelbar dem Dampfkessel
zugeführt werden.
Hierbei macht sich nur folgendes Bedenken geltend. Wenn das Wasser beim Durchfallen
des Dampfraumes im Cylinder A schon so stark erhitzt
wird (was von der stärkeren oder geringeren Zerstäubung
desselben abhängen wird),
daſs der gröſste Theil des Kesselsteines zur Ausscheidung gelangt, so muſs in den
Roströhren bereits eine lebhafte Verdampfung stattfinden, wodurch dieselben dann
wieder einem schnellen Verbrennen ausgesetzt werden.