Titel: Brin's Apparat zur Gewinnung von Sauerstoff aus der atmosphärischen Luft.
Fundstelle: Band 260, Jahrgang 1886, S. 35
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Brin's Apparat zur Gewinnung von Sauerstoff aus der atmosphärischen Luft. Mit Abbildungen auf Tafel 3. Brin's Gewinnung von Sauerstoff aus Luft. Nach L. und A. Brin in Paris (* D. R. P. Kl. 12 Nr. 34405 vom 14. Februar 1885, vgl. 1882 243 * 472) ist es bei der Gewinnung von Sauerstoff mittels Baryt wesentlich, daſs die atmosphärische Luft vorher durch ein Gemenge von gebranntem Kalk und Natron von Kohlensäure, Staub und Feuchtigkeit befreit wird. Die bei A (Fig. 3 Taf. 3) eingesaugte Luft durchzieht die auf den Siebböden des Reinigungsgefäſses B ausgebreiteten Stoffe und gelangt durch die mit Hygrometer C und Hähnen d und E versehene Rohrleitung D zu den durch Rohre f verbundenen Retorten F. Die abgesaugten Gase gehen zunächst durch den mit Läutewerk versehenen Behälter H, welcher so eingerichtet ist, daſs bei einem bestimmten Grade der Luftverdünnung eine Quecksilbersäule den zur Glocke führenden elektrischen Strom schlieſst. Von der Kammer H führen Röhren I nach den Pumpen J, welche die Luft durch den ganzen Apparat hindurch von A aus ansaugen. Man unterbricht die Thätigkeit der Pumpen J am besten bei einer Leere von 68cm, da die hierbei in dem Baryt verbleibende Menge Sauerstoff äuſserst gering ist und die Kosten weiteren Pumpens nicht decken würde. Die Gase können aus der Pumpe entweder durch den Dreiwegehahn L und die Rohrleitung K ins Freie strömen, oder in einen Gasbehälter geleitet werden. Die in einem Generator erzeugten und durch den Kanal O zugeführten Gase treffen bei P mit der durch Kanal Q eintretenden Luft zusammen, während die Verbrennungsgase in den Schornstein U entweichen. Die in Fig. 4 Taf. 3 besonders dargestellte Lampe u wird auf das Ausfluſsrohr der Pumpe gesetzt, so daſs ein Theil der Gase zum Brenner gelangt und somit durch das Aussehen der Flamme die Natur des erzeugten Gases erkannt werden kann. Die Lampe muſs beständig brennend unterhalten werden; dieselbe läſst übrigens auch das Entstehen irgendwelcher schadhaften Stellen in der Rohrleitung erkennen, da sie dann in Folge der Zuführung eines Gemisches von Gas und Luft bleich violettblau mit kleiner weiſser Spitze brennt. Vor Allem zeigt die Flamme auch an, wenn der Baryt mit Sauerstoff gesättigt ist; denn so lange noch Stickstoff gepumpt wird, brennt dieselbe, ohne zu leuchten, oder leuchtet doch nur sehr wenig; sie wird dagegen hell leuchtend, sobald Sauerstoff mit hindurch geführt wird, und gibt so den Zeitpunkt an, wenn der Luftzutritt vorn abgesperrt werden muſs. Nachdem durch die Wirkung der Pumpen die atmosphärische Luft in die Retorten F gelangt ist und der darin vorhandene wasserfreie Baryt soviel Sauerstoff als möglich aufgenommen hat, was leicht durch die Lampe u zu erkennen ist, wird der Hahn d geschlossen. Die weiter arbeitenden Pumpen ziehen nunmehr den vom Baryt aufgenommenen Sauerstoff aus, was durch die entstehende Luftleere wesentlich unterstützt wird. Ehe der Sauerstoff aufgespeichert wird, ist es nöthig, die Röhren und die Kammer H von dem etwa vorhandenen Stickstoffe zu reinigen. Zu diesem Zwecke wird die Lampe u angezündet und, sobald man bemerkt, daſs reines Sauerstoffgas gesaugt wird, der Hahn L so eingestellt, daſs das Sauerstoffgas in den Gasbehälter übergeleitet wird. Die Temperatur der Retorten während der Aufnahme des Sauerstoffes durch den Baryt soll etwa zwischen 500 und 600° betragen; diese Temperatur läſst sich durch das Gas aus dem Generator leicht erreichen. Die Klappe T in der Leitung Q bleibt dann geschlossen. Wenn indeſs der Sauerstoff ausgetrieben wird, muſs man die Temperatur bis auf etwa 800° erhöhen, was durch Oeffnen der Klappe T und Einlaſs von Luft in die Leitung Q geschieht. Um diese erhöhte Temperatur mit Sicherheit einzuhalten, sind mehrere Retorten an einem Ende durch feste Verankerungen im Ofenkörper gegen Verschiebung gesichert. Die Ausdehnung der Retorten in Folge der Hitze wird sich daher am freien Ende bemerkbar machen und nun hier benutzt, um einen Hebel h (Fig. 5 Taf. 3) zum Heben oder Senken des Deckels v auf oder ab zu bewegen und auf diese Weise die Menge der Verbrennungsluft zu regeln. Während der Sauerstoff aus den Retorten ausgesaugt wird, ist die Klappe T geöffnet und der Deckel hochgehoben. Mit zunehmender Erwärmung schlieſst der Deckel die Oeffnung mehr und mehr ab, bis bei etwa 800° der Abschluſs vollständig ist und keine Luft in die Leitung Q mehr eintreten kann.

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