| Titel: | Neuere geschlossene Heissluftmaschinen. | 
| Fundstelle: | Band 260, Jahrgang 1886, S. 109 | 
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                        Neuere geschlossene
                           								Heiſsluftmaschinen.
                        Mit Abbildungen auf Tafel
                              									8.
                        Neuere geschlossene Heiſsluftmaschinen.
                        
                     
                        
                           Textabbildung Bd. 260, S. 109 Die bekannte Lehmann'sche Heiſsluftmaschine
                              									(vgl. 1880 249 * 1) wird neuerdings von der Berlin-Anhaltischen Maschinenbau-Actiengesellschaft in
                              									Berlin und Dessau auch stehend gebaut. Diese aufrechte
                              									Anordnung hat vor der liegenden den Vorzug, daſs sie weniger Platz wegnimmt und daſs
                              									die Rolle zur Leitung des Verdrängers wegfällt, also die Reibung vermindert und eine
                              									Quelle öfterer Störungen beseitigt wird. Ferner ist, um eine wirksamere Heizung und
                              									Kühlung zu ermöglichen, die Verdrängerspalte als Verbindung zwischen dem heiſsen und
                              									dem kalten Raume des Cylinders durch eine andere Einrichtung ersetzt. Der Verdränger
                              									geht jetzt dicht im Cylinder und die gedachte Verbindung wird durch einen
                              									ringförmigen, den Cylinder umschlieſsenden Kanal hergestellt. Diese Anordnung war
                              									zwar schon im J. 1881 auf der Ausstellung in Altona an einer liegenden Maschine zu
                              									sehen, wurde aber seither nicht wieder ausgeführt.
                           
                           Fig. 2 Taf. 8
                              									gibt die als einpferdig bezeichnete Maschine in 1/20 n. Gr.
                              									wieder. Der Cylinder besteht aus einem oberen Theile, in welchem sich der Kolben A, und einem unteren Theile, worin sich der Verdränger
                              										B bewegt; dieser untere Theil besteht nur so weit,
                              									wie der Kolbenring des Verdrängers es erfordert, aus Guſseisen, weiter abwärts aber
                              									aus Blech. Der Heiztopf C umgibt den unteren Theil des
                              									Cylinders, so daſs zwischen beiden ein ringförmiger Raum entsteht, welcher durch
                              									einige im Cylinderboden angebrachte Oeffnungen a mit
                              									dem heiſsen Raume verbunden ist. Der obere Theil des Cylinders ist mit einem
                              									Wassermantel D versehen und wird von einem zweiten
                              									ringförmigen Wassermantel E umgeben, so daſs zwischen
                              									den beiden Mänteln eine Ringspalte bleibt, welche die Fortsetzung des erwähnten
                              									Raumes zwischen Heiztopf und Cylinder bildet und durch zahlreiche Bohrungen b mit dem kalten Raume verbunden ist. Die Feuerung ist
                              									für geringwertigen Brennstoff eingerichtet und bedarf keiner Erläuterung.
                           Die Schwungrad welle liegt über dem Cylinder, ist gekröpft und mit dem Kolben durch
                              									zwei Pleuelstangen c verbunden; der Verdränger, welcher
                              									eine im Kolben geführte röhrenförmige Verlängerung d
                              									trägt, wird von der Welle durch die Pleuelstange e, den
                              									Winkelhebel f und die Stange g gesteuert; durch diesen Winkelhebel erhält auch die Kühlwasserpumpe ihre
                              									Bewegung. In der Figur ist die Maschine als zum Betriebe einer Pumpe F bestimmt angenommen, welche das Förderwasser durch
                              									den Kühlmantel drückt, so daſs eine besondere Kühlwasserpumpe überflüssig wird.
                           Die Arbeitsweise ist bei dieser stehenden Anordnung die gleiche
                              									wie bei der liegenden Maschine. Prof. R. Schöttler in
                              									Braunschweig hat, wie in der Zeitschrift des Vereins
                                 										deutscher Ingenieure, 1885 * S. 935 mitgetheilt ist, mit einer solchen
                              									stehenden Maschine von 370mm Durchmesser und
                              										180mm Hub einige Indicator- und Bremsversuche
                              									vorgenommen und gefunden, daſs dieselbe bei Heizung mit recht schlechter
                              									Bitterfelder Braunkohle bei etwa 80 Umdrehungen 1,5 Pferd (an der Bremse gemessen)
                              									leistete. Dabei muſste scharf gefeuert werden, ohne daſs jedoch der Heiztopf seine
                              									normale Farbe veränderte. Wurde der Braunkohle etwas Steinkohle zugesetzt, so stieg
                              									die Leistung bei etwa 90 Umdrehungen auf 1,8 Pferd; das Feuern war bequemer, ohne
                              									daſs der Heiztopf zu roth wurde. Es ist hieraus zu schlieſsen, daſs die Maschine bei
                              									gutem Brennstoffe fast 2 Pferd wird leisten können, ohne überanstrengt zu werden; in
                              									der That wurde diese Leistung auch während der Versuche für kürzere Zeit erreicht.
                              									Die Diagramme sind, wie vorauszusehen, denen der liegenden Maschine ganz ähnlich
                              									gestaltet, die Spannungen aber wesentlich höher. Während die von Brauer und SlabyVgl. Brauer und Slaby:
                                       												Versuche über Leistung und Brennmaterialbedarf von Kleinmotoren.
                                    											(Berlin 1879. Jul. Springer.)
                              									mitgetheilten Diagramme der einpferdigen Maschine liegender Anordnung höchstens eine
                              									Spannung von 0at,9 Ueberdruck zeigen, war hier die
                              									höchste Spannung der Diagramme stets wenigstens 1at,2 Ueberdruck. Dieser Unterschied ist wohl nur der wirksameren Heizung
                              									im Ringraume zwischen Heiztopf und Cylinder zuzuschreiben. Den mechanischen
                              									Wirkungsgrad ergaben die Versuche zu 0,65. Brauer und
                              										Slaby landen denselben bei der liegenden
                              									einpferdigen Maschine bei einer Ausführung noch etwas höher, bei einer anderen 10
                              									Proc. niedriger, während die gröſseren Maschinen kaum 0,5 zeigten (vgl. 1879 233 82). Wahrscheinlich ist die Reibung des liegenden Verdrängers zwar
                              									bei sehr gutem Zustande der Leitrolle nicht gröſser als die des stehenden geführten
                              									Verdrängers, bei gewöhnlichem Zustande derselben aber wesentlich höher. Mit
                              									Sicherheit kann dies aber aus den vorliegenden Versuchen noch nicht geschlossen
                              									werden. Die geprüfte Maschine arbeitete während der Versuche ruhig und regelmäſsig
                              									und dürfte sich die neue Anordnung im Betriebe bewähren.
                           Die Victor Caloric Engine Company in New-York baut nach
                              									dem Techniker, 1886 * S. 19 eine ähnliche, aufrecht
                              									stehende, geschlossene Heiſsluftmaschine, jedoch für die Heizung mittels Gas oder Erdöl. Bei der in Fig. 1 Taf. 8 gezeichneten
                              									Maschine ist Gasheizung vorausgesetzt, zu welchem Zwecke in dem hohlen guſseisernen
                              									Bodenkörper der Maschine ein Bunsenbrenner vorgesehen und der Boden des Feuertopfes
                              										C entsprechend, ähnlich wie bei einer Glasflasche,
                              									vertieft ist. Der sich unten dieser Form anschlieſsende Verdränger B ist mit einem guten Wärmeleiter gefüllt, welcher für
                              									die abwechselnd durchstreichende Luft als Wärmespeicher
                              									dient, indem beim Aufwärtsstreichen der erhitzten Luft von deren Wärme etwas
                              									aufgenommen wird, welche Wärme dann beim Uebertreten der gekühlten Luft unter den
                              									Verdränger wieder an dieselbe abgegeben wird. Der Verdränger wird einfach durch eine
                              									zweite Kröpfung der Schwungrad welle mittels der Gelenkstange g bewegt. Der Cylinder C
                              									ist mit dem Kühlwassermantel D in einem Stücke
                              									gegossen. Der Kolben A erhält zur Dichtung eingelegte
                              									federnde Stahlringe. Die Verbrennungsluft wird in einem Rohre zugeführt, welches das
                              									Abzugsrohr für die vom Brenner abziehenden Gase umgibt, so daſs noch eine Vorwärmung
                              									dieser Luft stattfindet.
                           Solche Heiſsluftmaschinen sollen bei geräuschlosem Gange bis 250 Umgänge in der
                              									Minute machen und werden dieselben hauptsächlich für den Betrieb von Pumpen zur Hauswasserversorgung angewendet. Bei einem
                              									Gasverbrauche von 1cbm oder einem Verbrauche von
                              										1l Kerosin zur Heizung einer Maschine sollen
                              										2400l Wasser 15m hoch gehoben werden können.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
