Titel: | Zur Untersuchung von Oelen. |
Fundstelle: | Band 260, Jahrgang 1886, S. 281 |
Download: | XML |
Zur Untersuchung von Oelen.
Zur Untersuchung von Oelen.
Maumené's Oelprobe besteht in Beobachtung der
Temperatur, welche verschiedene Oele beim Behandeln mit Schwefelsäure entwickeln
(vgl. 1852 126 204). Bei Oelen, wie Olivenöl, Baumwollsamenöl u.
dgl. ist diese Probe so genau, daſs aus der Temperatur, welche bei Behandlung eines
Gemisches zweier Oele mit Schwefelsäure entsteht, die procentische Zusammensetzung
annähernd berechnet werden kann. Ch. J. Ellis (Journal of the Society of Chemical Industry, 1886 S.
150) hat versucht, Maumené's Probe auch auf trocknende
Oele, wie Leinöl, und auf Fischöle anzuwenden. Wenn diese Oele für sich allein mit
Schwefelsäure behandelt werden, findet eine sehr heftige, mit Gasentwickelung
verbundene Einwirkung statt und ist daher eine genaue Bestimmung der Temperatur
unmöglich. Deshalb hat Ellis die genannte Probe dahin
abgeändert, daſs er die trocknenden Oele mit anderen Oelen, welche wenig auf
Schwefelsäure einwirken, mischt und so die Einwirkung der Schwefelsäure mäſsigt. Er
benutzt dazu mineralische Schmieröle von 0,915 sp. G., deren Einfluſs auf
Schwefelsäure er vorher bestimmt. Da aber die mineralischen Oele für sich selbst so
langsam und schwach einwirken, daſs eine genaue Temperaturbestimmung nicht angeht,
mischt Ellis denselben Colzaöl, dessen Einwirkung auf
Schwefelsäure genau bekannt ist, bei.
Ellis glaubt mit diesem Verfahren den Procentgehalt von
Oelmischungen ziemlich genau bestimmen zu können. Eine künstlich hergestellte
Mischung von 29,9 Proc. Leinöl und 70,1 Proc. Colzaöl ergab, nach Maumené's Probe untersucht: 30,9 Proc. Leinöl und 69,1
Colzaöl. (Vgl. jedoch F. Fischer 1880 236 492.)
Zur Bestimmung der Zähflüssigkeit oder Viscosität von Oelen bei 100° beschreibt E. S. Mills (daselbst S. 148) folgenden einfachen
Apparat: In einem Wasser enthaltenden Kolben befindet sich ein bis unten an den Hals
reichendes Röhrchen. In den Kolbenhals paſst ein längeres Rohr, in welches man die
mit Oel gefüllte Pipette einhängt. Durch Erhitzen des Kölbchens steigt Wasserdampf
in die Röhre und erhitzt das in der Pipette enthaltene Oel; dann läſst man dasselbe
aus der Pipette in das im Kölbchen befindliche Rohr auslaufen und beobachtet die
Zeitdauer.
Auf diese Weise wird aber nicht die wirkliche Zähflüssigkeit eines Oeles bestimmt, da
beim Auslaufen aus der Pipette theilweise nur ein Flieſsen ohne Reibungswiderstand
stattfindet. Die wirkliche Zähigkeit von Oelen kann mit Poiseuille's Apparat, bei welchem das Oel durch Capillarröhren flieſst,
bestimmt werden. Mills hat verschiedene Flüssigkeiten
nach Poiseuille auf ihre wirkliche Zähflüssigkeit untersucht.
Das specifische Gewicht eines Oeles läſst keinen Schluſs auf seine Schmierfähigkeit
zu; dagegen steht mit dieser die Zähflüssigkeit im engen Zusammenhange. Die
Bestimmungen der Schmierfähigkeit von Oelen mit den von Ingram und Stapfer, Thurston, Woodbury u.a.
construirten Prüfungsapparaten (vgl. Uebersicht 1880 236
* 493. 1884 252 * 12. 1885 258
* 352) geben nur wenig zuverlässige Anhaltspunkte. Es rührt dies wohl daher, daſs die in den
Apparaten obwaltenden Umstände verschieden von denen in der wirklichen Praxis sind.
So fanden Ordway und Woodbury, daſs bei Prüfung der Schmierfähigkeit von Oelen für Spindeln
Probemaschinen nicht anwendbar sind, sondern daſs es besser sei, wenn die Versuche
mit Probespindeln angestellt werden, bei denen die durch Reibung entstehende
Temperaturerhöhung beobachtet wird.
Zur Bestimmung der Zähflüssigkeit von Oelen werden häufig Pipetten benutzt, aus denen
man das Oel auslaufen läſst und die dazu nothwendige Zeit beobachtet. Für Bestimmung
der Zähflüssigkeit bei höherer Temperatur lassen sich aber Pipetten nicht gut
verwenden (vgl. Uebersicht 1880 236 494. 1885 258 * 125). Die Ergebnisse sind auch je nach der Form des
Ausflusses der Pipette ziemlich verschieden.
C. Rumble, Chemiker der Price's
Patent Candle Company in London benutzt zu dieser Bestimmung bei Oelen
einen weiten Cylinder von Metall, welcher unten einen durchbohrten Achatstein trägt.
Um dieses Gefäſs ist ein Wasserbad angebracht. Auch dieser Apparat gibt je nach der
Form des Ausflusses ziemlich abweichende Verhältniſszahlen. Ein von G. M. Saybolt, Inspektor der Standard Oil Company in New-York construirtes Viscosimeter hat eine
Ausfluſsspitze von Metall. Dasselbe gibt befriedigende Ergebnisse, läſst sich aber
nicht, wie der Rumble'sche Apparat, auch bei
Temperaturen über 94° benutzen. Das sogen. Leptometer von Lepenau (vgl. 1884 251 * 33) liefert ziemlich
gute Ergebnisse, wenn die zu vergleichenden Oele sehr ähnlich sind; bei groſsem
Unterschiede des Flüssigkeitsgrades ist aber die Gröſse der Tropfen zu verschieden,
um genaue Vergleiche zuzulassen.
B. Redwood (daselbst S. 122) verwendet in derselben
Weise wie F. Fischer (1880 236 * 495. 1885 258 * 126) ein mit Wasserbad
umgebenes cylindrisches Kupfergefäſs. Die aus Achat hergestellte Ausfluſsmündung
wird durch ein Kugelventil, welches von oben geöffnet werden kann, verschlossen.
Durch ein Rührwerk wird die Temperatur des Wasserbades möglichst gleich gehalten.
Die Versuche werden so angestellt, daſs die Zeit, welche zum Ausflusse von 50cc Oel nothwendig ist, gemessen wird. Redwood schlägt vor, die Ausfluſsgeschwindigkeit mit
der von Rüböl zu vergleichen. 50cc Rüböl flieſsen
bei einer Temperatur von 60° in 535 Secunden aus dem Apparate. Die für das
untersuchte Oel gefundene Secundenzahl muſs daher mit 100 multiplicirt und durch 535
dividirt werden. Zur Berichtigung für das specifische Gewicht multiplicirt man die
oben erhaltene Zahl mit dem specifischen Gewichte des Versuchsöles und dividirt
durch das specifische Gewicht von Rüböl (0,915). Da die Zähigkeit mineralischer Oele
sich mit der Temperatur ziemlich ändert, sollten immer zwei Bestimmungen bei
verschiedenen Temperaturen ausgeführt werden.
Allen bemerkt in der Besprechung über Redwood's Arbeit, daſs mit abnehmender Oelschicht sich
das Ausflieſsen sehr verlangsamt. Er ändert daher den Apparat Redwood's
so ab, daſs die Oelschicht während des Ausflusses stets dieselbe bleibt und die in
gewisser Zeit ausflieſsende Oelmenge das Maſs der Zähigkeit gibt. Allen benutzt dazu ein weites Metallgefäſs, welches
oben durch einen eingeschraubten Deckel dicht verschlossen ist und unten einen aus
Achat hergestellten Ausfluſs besitzt. Durch den Deckel geht eine enge, kurze, mit
Hahn versehene und eine weite, bis auf den Boden des Gefäſses reichende Röhre,
welche unten einen V-förmigen Schlitz hat. Der ganze Apparat wird mit Oel gefüllt.
Der Hahn wird geschlossen und das Oel aus der mittleren Röhre bis auf die Höhe des
Schlitzes ausflieſsen lassen; dann erst beginnt man das ausflieſsende Oel zu messen.
Die Oelschicht in der Röhre bleibt die gleiche, da aus derselben durch den Schlitz
Luft in das Oelgefäſs entweicht und dafür Oel eintritt. (Vgl. auch Lamansky 1885 256 176.)