Titel: | Neuerungen in der Gespinnstfabrikation; von Hugo Fischer. |
Autor: | Hugo Fischer |
Fundstelle: | Band 260, Jahrgang 1886, S. 369 |
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Neuerungen in der Gespinnstfabrikation; von
Hugo Fischer.
(Patentklasse 76. Fortsetzung des Berichtes S. 289
d. Bd.)
Mit Abbildungen auf Tafel
19 ff.
Hugo Fischer, über Neuerungen in der
Gespinnstfabrikation.
6b) Stetig arbeitende
Feinspinnmaschinen. (Schluſs.)
Ringspinnmaschinen: In der
Hauptsache verlieren sich die auf Ringspinnmaschinen bezüglichen Erfindungen in rein
formaler Abänderung einzelner Constructionstheile, von denen für den unparteiischen
Beschauer vielfach zweifelhaft sein dürfte, ob sie der Industrie Nutzen zu bringen
vermögen. Lauferformen, wie sie das Patent des um die
Ringspinnerei doch vielfach verdienten Constructeurs J. J.
Bourcart in Zürich (* D. R. P. Nr. 18491 vom 7. Oktober
1881) angibt, haben etwas Abenteuerliches in ihrer Erscheinung und es ist
nicht leicht, die denselben von dem Patentinhaber zugeschriebene Nutzbarkeit
herauszufinden, welche sie über andere einfachere Läuferformen stellen soll (vgl.
1881 242 * 110). Aehnliches dürfte von den „federnden“ Laufringen der Dr. H. Grothe'schen Erben
in Berlin (* D.
R. P. Nr. 31810 vom 22. November 1884) gelten, welche aus dünnwandigen
Blechringen von U-förmigem oder ähnlich gestaltetem Querschnitte bestehen und
„die vielen bisher unumgänglichen Variationen der Reiter behufs
Spannungsausgleichung des aufwindenden Fadens unnöthig machen“ sollen.
Wodurch dieser Zweck erreicht werden soll, lassen die Figuren der Patentschrift
freilich schwer erkennen, da eine Federung der ringsum geschlossenen Laufbahn unter
dem geringen Drucke des umlaufenden Läufers, welche in der Patentbeschreibung als
das Wichtige der Einrichtung bezeichnet wird, sich bei den dargestellten
Ringquerschnitten nicht so ohne weiteres erwarten läſst. – Eine Regelung der Fadenspannung strebte Dr. H. Grothe auch dadurch an, daſs der Bahnwiderstand,
welcher dem umlaufenden Läufer entgegenwirkt, in kleinen Zeitabschnitten Aenderungen
erleidet. Die hierfür in Vorschlag gebrachten Mittel sind theils unrund gestaltete Laufringe (* D. R. P. Nr. 18103 vom 27. November 1881), oder die in ihrem
Betrage veränderungsfähige excentrische Stellung
kreisförmiger Laufringe, gegenüber der Spindel (* D. R. P. Zusatz Nr. 20543 vom 1.
Juli 1882).
Andere Ring- und Reiterformen gibt B.
Thieron in Eupen (* D. R. P. Nr. 20778. vom 25. Juni 1882,
Zusatz Nr. 26326 vom 31. December 1882 und * Nr. 30596 vom 27. Mai 1884)
an. Dieselben unterscheiden sich dadurch von bekannten Formen, daſs die Laufbahn des
Ringes nach abwärts gerichtet ist und ein einseitig an ihr hängendes gerades
Stäbchen oder einen an beiden Enden aufgehängten U-förmig gebogenen Läufer trägt,
welcher in jedem Augenblicke seiner Bewegung um eine Sehne des Ringes drehbar ist
und durch die Spannung des auflaufenden Fadens gegen die Spindel angedrückt
wird.
Die Differenzgeschwindigkeit zwischen Spindel und Läufer, welche die Aufwindung des Fadens auf
die Spindel bedingt, regelt sich bei der Ringspindel während der Aufwindung an
verschiedenen Stellen des Spulenkegels durch die Aenderung des Fadenzuges von
selbst, indem dieser bei abnehmendem Spulendurchmesser wächst und den Läufer stärker
gegen die Ringbahn preſst, so daſs er gegen die gleich rasch umlaufende Spindel
zurückbleibt. Dieser Umstand hat zu einer Reihe einfacher, theilweise recht
sinnreicher Abänderungen der Spinnwerkzeuge geführt, welche bei gleich guter
Aufwindung eine gröſsere Schonung des Fadens anstreben.
Hier sei zuerst auf die von A. Vimont in Vire,
Frankreich (* D. R. P. Nr. 29132 vom 25. Januar
1884) angegebene und in Fig. 12 Taf. 19
abgebildete Einrichtung zum Bremsen des Läufers
hingewiesen, welche darin besteht, daſs unterhalb des Läufers o, den Laufring r
umschliessend, eine dünne Metallplatte p bei a und b gestützt ist,
welche beim Anheben den äuſseren Läuferfuſs berührt und damit auf die Läuferbewegung
hemmend wirkt. Hat daher der Läufer ein solches Gewicht, daſs, wenn er sich frei auf
der Bahn bewegt und die Aufwickelung an der Spitze des Spulenkegels stattfindet, der
Faden die kleinste zulässige Spannung besitzt, so wird diese Spannung gleich groſs
erhalten bleiben, wenn der Läuferbewegung durch Anheben der Platte p ein dem jeweiligen Spulendurchmesser entsprechender
und von dem Faden daher zu überwindender Widerstand entgegengesetzt wird. Die
Patentschrift enthält die Darstellung eines für die passende Hebung und Senkung der
Bremsplatte geeigneten Mechanismus, welcher eine bleibende oder periodisch
veränderliche Bremsung des Läufers ermöglicht.
Die Lösung der genannten Aufgabe auf anderer Grundlage anzustreben, versucht eine
Reihe anderweiter Einrichtungen. Besonders zweckdienlich erscheint diejenige zur Regelung der Fadenspannung von Fr. Ripley und Th. H. Brigg in Bradford (* D. R. P. Nr.
22221 vom 29. September 1882). Bei derselben ist, wie Fig. 19 Taf. 19 zeigt,
zwischen Spindel s und Läufer o ein am oberen Rande seicht gekerbter Ring r
eingeschaltet, welchen die mit Schnurwürtel a versehene
Gabel b trägt. Die Spindel durchdringt lose die Achse
dieser Gabel und ist durch ein Querstück c, welches
sich gegen die letztere stützt, genöthigt, dem Umlaufe der Gabel zu folgen.
Gleichzeitig erhält sie eine der Spulenwickelung entsprechende Hebung und Senkung.
Auch die Ringbank B steigt auf und ab; ihre höchste
Stellung ist durch die obere Kante des Ringes r
bestimmt. Der von dem Fadenleiter d kommende Faden
durchläuft den Reiter o und geht über den Rand des
Ringes r nach der Spindel. Steht der Läufer mit der
Ringkante in gleicher Höhe, tritt also der Faden gerade gestreckt vom Läufer auf die
Spindel über, so ist die letztere gesenkt und es findet die Wickelung der Spitze des
Spulenkegels statt; der Faden besitzt dann seine normale Spannung. Damit nun diese
Spannung beim Aufsteigen der Spindel, also beim Aufwinden des Fadens auf einen an Gröſse zunehmenden
Spulenumfang nicht abnehme, wird die Ringbank langsam gesenkt, hierdurch der
zwischen Spindel und Läufer ausgespannte Fadentheil auf den Rand des Ringes r gedrückt und daselbst so stark zurückgehalten, daſs
die zur Ueberwindung der entstehenden Reibung erforderliche Anspannung des Fadens
der anfänglich vorhandenen normalen Spannung stets gleich bleibt.
Eine andere Lösung, welche sich zwar durch groſse Einfachheit auszeichnet, aber
bezüglich der Wirkungsfähigkeit der eben besprochenen nachstehen dürfte, gibt F. Roſskothen, jetzt in München (* D. R. P. Nr. 27020
vom 30. September 1883), an. Derselbe sucht eine das zulässige Maſs übersteigende
Spannungserhöhung beim Wickeln der Kegelspitze dadurch unmöglich zu machen, daſs er
den zwischen Fadenleiter d und Läufer o (Fig. 17 Taf. 19)
ausgespannten und beim Läuferumlaufe den sogen. Ballon bildenden Faden durch eine mit der Spindelspitze fest verbundene
kreisförmige Scheibe s stützt. Die Spindeldrehung wird
hierdurch unmittelbar auf diesen Fadentheil übertragen und somit der Umlauf des
Läufers unterstützt. Die Spannung in dem zwischen Läufer und Spindel liegenden
Fadentheil kann daher geringer werden, was für die Herstellung feiner oder schwach
gedrehter Garne von Vortheil ist; dagegen findet nicht die Beseitigung des
Spannungswechsels statt. – An dieser Spindel ist ferner
noch eine Ausrückvorrichtung erwähnenswerth, welche
beim Abnehmen der fertigen Spule oder beim Anknüpfen des gerissenen Fadens die
Stillsetzung der Spindel erleichtert. Es liegt nämlich unterhalb des Spindelwürtels
a noch ein zweiter loser Würtel b. Wird dieser und damit die ganze Spindel durch
Einschieben des Keiles c gehoben, so springt die von
dem Schnurenleiter e zurückgehaltene Spindelschnur auf
denselben über, wirkt daher nicht mehr treibend auf die Spindel.
Eine gleichartige Wirkung bezüglich der Spannungsminderung des Fadens muſs die für
Ringspinn- und Ringzwirnmaschinen bestimmte Scheibenspule von A. Höffer in Tannenberg,
Sachsen (* D. R. P. Nr. 27107 vom 5. Oktober
1883) besitzen. Die Patentschrift erwähnt dies zwar nicht, sondern gibt
als Zweck der Neuerung den Schutz der oberen Spulenscheibe gegen das Einschneiden
des über dieselbe gleitenden Fadens an. Höffer legt
unter diese Scheibe eine aus widerstandsfähigem Material, z.B. Metall, hergestellte
dünne, kreisförmige Platte, deren über den Spulenkopf vorspringender Rand den Faden
führt.
Eine Abminderung der Spannung des in der Aufwindung begriffenen Fadens erreicht auch
E.
Meunier in Fournier (* D. R. P. Nr. 19424 vom 20. December 1881) dadurch, daſs er
dem Laufringe, welcher den Reiter trägt, im Sinne der
Reiterbewegung eine selbst ständige Drehung gibt.
Hierdurch ähnelt diese Ringspinnvorrichtung der bereits besprochenen Simon'schen Watermaschine. Durch die Ablösung des
Fadenleiters in Gestalt eines Läufers von dem umlaufenden Ringe ist der bei dieser
bestehende
Zusammenhang von Spindel- und Flügelbewegung veränderlich gemacht und ein durch
wechselnde Fadenspannung bedingter Ausgleich der Aufwindegeschwindigkeit
ermöglicht.
Zur Verhinderung des unzulässigen Anwachsens der Fadenspannung bringt F. M.
Teichmann in Werdau (* D. R. P. Nr. 31210 vom 15. August
1884) auch in Vorschlag, den zu umwickelnden Spindeltheil mit einem
Rahmen ab (Fig. 18 Taf. 19) zu
umgeben, welcher durch eine Reibungskuppelung c mit der
Spindel s verbunden ist. Das Gewicht des Rahmens
bewirkt den Schluſs dieser Kuppelung. Der nach abwärts verlängerte, parallel zur
Spindel liegende Rahmenschenkel b ist um die Achse e1
e2 drehbar und erfaſst
beim Umlaufe mit der Spindel den aufzuwindenden Faden in der Nähe des Läufers. Mehr
als zulässige Anspannung des Fadens bewirkt die Drehung des Leitstabes um die Achse
e1
e2, so daſs sich das
untere freie. Ende desselben an den feststehenden Kegel f schmiegt und die hierbei auftretende Reibung das Gleiten der Kuppelung
c zur Folge hat. Dieses Zurückbleiben des
Leitstabes gegen die Spindel soll eine Abminderung des Fadendrahtes und somit auch
der Fadenspannung herbeiführen.
Um bei dem Verspinnen starrer Kammwollen auf
Ringspinnmaschinen das Eintreten von aus der Spule ausstrahlenden Haaren in die
Läuferbahn und damit die Behinderung der freien Läuferbewegung zu verhüten,
überdecken F. W. Fox in Burley und Th.
Coulthard in Preston (* D. R. P. Nr. 23108 vom 1. September
1882), wie in Fig. 14 Taf. 19
veranschaulicht ist, die Spule der Ringmaschine mit einer von dem Stabe a getragenen feststehenden
Glocke b. Der untere ebene Rand derselben steht um ein geringes Maſs von
dem Rande eines innerhalb der Läuferbahn befestigten Ringes c ab. Durch den so gebildeten engen Spalt, welcher mit dem Läufer in
gleicher Höhe liegt, tritt der Faden nach der Spule über, während die Spaltränder
den Läufer gegen die erwähnten Störungen sicher stellen. (Vgl. Bottomley bez. Mitchell
1881 242 * 34.)
Von besonderen Spindelanordnungen seien folgende erwähnt: Die in Fig. 7 Taf. 19
dargestellte Spindellagerung von Th.
Watson in Paisley (* D. R. P. Nr. 20259 vom 1. Februar
1882)Dieses Patent ist an J. und P. Coats, Ferguslie
Thread-Works in Paisley übergegangen. Die Spindel ist unter dem Namen
„Ferguslie-Spindel“ bekannt und weit verbreitet in Anwendung. E. Müller erwähnt in seinem Berichte „über
die Maschinen der Textilindustrie auf der Weltausstellung in Antwerpen
(1885)“ in der Zeitschrift des Vereins
deutscher Ingenieure, 1886 * S. 61 u.a., daſs in Coats' Nähfadenfabrik 50000 solcher Spindeln
laufen und 200er 2fach (englisch 120er 2fach) mit 9000 minutlichen
Spindelumdrehungen zwirnen, wobei die Spindeln vom Februar 1884 bis August
1885 nicht frisch geölt wurden; 8000 Spindeln brauchten in 15 Monaten nur
16l Oel. ist von anderen
Einrichtungen dadurch verschieden, daſs der die Lagerbüchse bildende Theil a in einer an der Spindelbank befestigten Hülse b lose eingesetzt ist und durch eine mehrtheilige Feder
c in senkrechter Stellung gehalten wird.
Schwingungen, welche die rasch umlaufenden, in starren Lagern gehaltenen Spindeln leicht auf benachbarte
Theile der Spinnmaschine übertragen, werden von dem allseitig wirkenden Federkissen aufgenommen und hierdurch ein ruhiger Gang
der Maschine erzielt. Die Wand der Lagerbüchse a
durchsetzende Löcher fördern die dauernde Vertheilung des Schmiermaterials an den
Reibungsflächen.
Eine Verbesserung der Lagerung und Schmierung von rasch
umlaufenden Spindeln bezweckt auch der Vorschlag der Firma J. Dewhurst und Söhne und R. Cornthwaite in
Skipton (* D. R. P. Nr. 26162 vom 27.
Mai 1883). Wie Fig. 15 Taf. 19 ersehen
läſst, ist die Spindel durch ein mit Schnurlauf a
versehenes Rohr b ersetzt, welches am oberen und
unteren Ende von einer achsial ausgebohrten Spille c in
senkrechter Lage gestützt wird und die Spule s trägt.
Die Spille c erhebt sich aus einem auf der Spulenbank
festgeschraubten Napfe d, welcher das Schmiermaterial
aufnimmt und mit einem Deckel verschlossen ist. Auf der Spillenoberfläche
eingeschnittene seichte Schraubengänge fördern bei der Spulendrehung das Oel
zwischen den Lagerflächen nach oben, so daſs es durch die achsiale Spillenbohrung
wieder in den Oelbehälter d zurückflieſst.
Zu erwähnen ist an dieser Stelle ferner eine Einrichtung zur gleichmäſsigen Oelung der Spindelzapfen für Spinn- und Zwirnmaschinen
von der Elsässischen Maschinenbau-Gesellschaft in Mülhausen i. E. (* D. R.
P. Nr. 24499 vom 10. April 1883). Dieselbe besteht darin, daſs mit Oel
getränkte Filzstreifen, welche in Nuthen der Hals- und
Fuſslagerplatte der Spindeln eingelegt sind und mehrere in einer Reihe stehende
Spindelzapfen gleichzeitig berühren, die Zapfenfettung stetig bewirken. Oeffnungen
in der die Streifen festhaltenden Deckplatte dienen zur Zuführung von Oel zu den
entfetteten Filzstreifen. Fig. 11 Taf. 19 zeigt die
Einrichtung für einen Fuſszapfen.
In den Patenten * Nr. 18474 vom 22. März 1881, * Nr. 19863 vom 2. December 1880 und *
Nr. 31034 vom 29. Juli 1884 gibt J. J. Bourcart in
Zürich eine Anzahl Spindelanordnungen an, welchen der
Reibungsantrieb der Spindeln eigen ist, die aber in
den Einzelheiten der Ausführung von einander abweichen; die Fig. 20 und 21 Taf. 19
zeigen zwei derselben. Bei Fig. 20 trägt ein
prismatisch gestalteter Theil der Spindels eine ebene Reibungsscheibe a; dieselbe ruht auf einer zweiten Scheibe b, welche in dem Oelnapfe c gestützt ist und den Schnurwürtel d trägt.
In der durch Fig.
21 dargestellten Ausführungsform sind kegelförmige Reibungsflächen zur
Uebertragung der Drehung von dem Würtel a auf die
Spindel s benutzt; ersterer bildet den Hohlkegel und
ist an einem in der Spindelverlängerung gelagerten Zapfen b befestigt; letztere trägt den Vollkegel c,
welcher behufs der Spindelabstellung mit Hilfe eines kleinen Excenters e aus dem Hohlkegel ausgehoben werden kann.
Eigenthümlich bei diesen Spindeln ist ferner die Anordnung des Laufringes am oberen
Ende eines Rohres r, welches, die Spindel centrisch umhüllend, entweder
durch Zahnstangengetriebe m (Fig. 20), oder durch
Schraubengetriebe n (Fig. 21) der
Spindelbewickelung entsprechend absetzend gehoben und gesenkt wird. Hierbei ist die
Senkung stets etwas geringer als die vorhergehende Hebung, so daſs die Ringbahn, dem
Anwachsen der Kötzerlänge entsprechend, allmählich höher emporsteigt. Das rasche
Herabsenken des Rohres nach Vollendung des Kötzers wird einfach durch Herausheben
des Keiles k und Zurückschieben des Muttertheiles l bewirkt.
Die plötzliche Einwirkung des in Drehung versetzten Flügels oder Läufers bei Water-
bezieh. Ringspinnmaschinen auf das schwach gedrehte Fadenstück, welches zwischen den
Streckcylindern und dem zur Drahtgebung benutzten Werkzeuge ausgespannt ist,
veranlaſst bekanntlich häufiges Brechen der Fäden bei dem Ingangsetzen der Maschine.
Möglichst stoſsfreies Einrücken mildert zwar den Uebelstand, vermag denselben jedoch
nie vollständig zu beseitigen. E. Morley und H.
Jagger in Halifax (* D. R. P. Nr. 18830 vom 12. Januar
1882) empfehlen nun eine solche Festigung des genannten Fadenstückes vor dem Auſserbetriebsetzen der Maschine vorzunehmen,
daſs dasselbe der Beanspruchung beim Wiedereinrücken derselben zu widerstehen
vermag. Sie suchen diesen Zweck dadurch zu erreichen, daſs die Streckcylinder der
Spinnmaschine früher aus- und später eingerückt werden als die Spindeltrommel, so
daſs das ausgegebene Fadenstück eine Nachdrehung
erleidet. Die hierfür angegebene Einrichtung, die in Fig. 23 Taf. 19
veranschaulicht ist, besteht in einem Mechanismus, welcher den Riemenführer a für die Antriebscheibe f
der Maschine bezieh. der Spindeltrommel T und die zur
Einrückung des Streckwerkes b dienende Klauenkuppelung
c in der Art verbindet, daſs bei der Verschiebung
der Stange d mittels des Schraubentriebes e die Knagge f1 früher an einen der Bunde g1
g2 stöſst und damit die
Verschiebung der Stange h und Schlieſsen oder Oeffnen
der Kuppelung c bewirkt, als der Hebel i den Riemenführer a vor
die benachbarte Riemenscheibe l schiebt. Durch
Aenderung des Abstandes der Bunde g1
g2 läſst sich die
Zeitdauer genau begrenzen, um welche die Arbeitsdauer des Streckwerkes von
derjenigen der Spindeln verschieden ist.
Eine Einrichtung von J. J. Bourcart in Zürich (* D. R. P. Nr.
19250 vom 24. März 1881) sucht ungleiche Vertheilung des Fadendrahtes,
welche aus der Längenänderung des Fadens bei dem Auf- und Absteigen der Ringbank
entsteht, dadurch zu mindern, daſs die Streckwalzen jedesmal bei der Wagenumkehr kurze Zeit zum Stillstände gebracht werden, damit ein
Nachdrehen des ausgegebenen, aber noch nicht aufgewundenen Fadenstückes stattfindet.
Der hierzu verwendete Mechanismus besteht in der Hauptsache aus einem um die
verlängerte Achse der Spindeltrommel drehbaren Rahmen, welcher von dieser Achse aus
mittels geeigneter Rädervorgelege und einer Curvenscheibe in pendelnde Bewegung gesetzt wird und
hierbei am Ende jedes Wagenschubes gegen den Ausrückhebel der Streckwerkkuppelung
stöſst.
Sicherheitseinrichtungen gegen das Zusammenlaufen der
Fäden bei Fadenbruch haben N. Schlumberger und
Comp. in Gebweiler (* D. R. P. Nr. 25372 vom 20. Juli
1883) und J. J. Bourcart in Zürich (* D. R. P. Nr.
31524 vom 1. Oktober 1884) angegeben. Bei beiden Einrichtungen wird das
Eintreten der gebrochenen, von dem Streckwerke nachgelieferten Fadenenden in den
Bereich der Spindeln und Nachbarfaden dadurch verhindert, daſs diese Enden früh
genug gefangen werden. Schlumberger verwendet hierzu
eine zwischen Streckwerk und Fadenleiter liegende sich drehende Stange, Bourcart ordnet entweder längs der Spindeln einen
ununterbrochenen Streifen Kratzenband an, oder befestigt zwischen den einzelnen
Spindeln Abschnitte solchen Bandes. Zum Trennen bereits
zusammengelaufener Fäden bringen J. Gros und A. Klein in
Sennheim (* D. R. P. Nr. 32877 vom 2.
April 1885) die Befestigung von kleinen winkelförmigen Messern oberhalb
und unterhalb der Fadenleiter in Vorschlag, gegen welche der schräg gerichtete Zug
des Fadens der Nachbarspindel die zusammengelaufenen Fäden führt.
(Schluſs folgt.)