Titel: | Die Fortschritte der Photographie; von Prof. J. M. Eder. |
Autor: | Josef Maria Eder |
Fundstelle: | Band 260, Jahrgang 1886, S. 412 |
Download: | XML |
Die Fortschritte der Photographie; von Prof.
J. M. Eder.
(Patentklasse 57. Schluſs des Berichtes S. 224 d.
Bd.)
Eder, über die Fortschritte der Photographie.
Das photographische Copirverfahren auf
Gelatine-Emulsionspapier mit Hervorrufung (vgl. 1885 258 183) gewinnt gröſsere Verbreitung, obschon man es gegenwärtig
allerdings nur im Nothfalle anwendet, nämlich, wenn man bei künstlichem Lichte (Lampenlicht) eine gröſsere Anzahl von Copien
herzustellen wünscht. Chlorbrom-Emulsionen erweisen sich wesentlich empfindlicher
als Chloremulsionen.
Zur Entwicklung von Chlorsilbergelatine auf Papier (als Ersatz für Albuminbilder)
wird auſser dem Eisencitrat (vgl. 1885 258 183) von Just in Wien in der Photographischen Correspondenz, 1886 S. 41 und 55 auch Eisenacetat
empfohlen. Man neutralisirt Eisessig mit Ammoniak und mischt diese Flüssigkeit mit ⅓
Vol. gesättigter Eisenvitriollösung; vermehrt man die letztere auf 1 bis 2 Vol., so
werden die Bilder schwärzer und härter. Der Entwickler trübt sich bald an der Luft.,
weshalb Mallmann und Scolik (daselbst 1886 S. 48) den Citratentwickler des Referenten
vorziehen. Die Genannten verglichen noch eine groſse Anzahl anderer Entwickler für
Chlorsilbergelatine.
Uebermäſsig kräftig entwickelte Bilder kann man nach Schwier mit oxalsaurem Eisenoxydkali und Fixirnatron abschwächen.
Photographische Copirverfahren auf Gelatine-Emulsionspapier
ohne Hervorrufung. Die Gelatine-Emulsion wird nicht immer mit einem
Hervorrufer angewendet, sondern man kann auch photographische Bilder durch bloſse
Lichtwirkung herstellen, wenn man die Schicht genügend lange Zeit dem Lichte
aussetzt. Die Herstellung solcher Bilder nimmt mehr Zeit in Anspruch, als wenn
sogen. Hervorrufer oder Entwickler benutzt werden, läſst sich aber sehr gut
überwachen und es lassen sich andere Farbentöne erhalten als bei Anwendung von
Hervorrufern. Bromsilbergelatine schwärzt sich am Lichte zu wenig kräftig; besser
ist Chlorsilbergelatine. Die besten, kräftigsten Copien geben Gemische von
Chlorsilber mit organischen Silbersalzen. Abney gab im
J. 1882 eine Vorschrift für „Chloro-Citrat-Emulsion,“ welche sich bewährt.
Man mischt eine Lösung von 15 Th. Silbernitrat in 48 Th. Wasser mit einer warmen
Lösung von 16 Th. Gelatine in 168 Th. Wasser und fügt dann eine Lösung von 4 Th.
Chlornatrium, 4 Th. citronensaures Kalium in 48 Th. Wasser hinzu, läſst erstarren
und wäscht die zerkleinerte Gallerte durch 10 bis 30 Minuten in kaltem Wasser. Man
trägt die Emulsion auf Glas oder Papier auf, copirt, bis der Druck kräftig
erschienen ist, und fixirt in Fixirnatronlösung. Man kann die Bilder auch vergolden
(vgl. Eder: Photographie mit Bromsilber- und
Chlorsilbergelatine, 1886 S. 313). Besonders Oshman und Offord (Photographic News, 1885 S. 52 ff. und 1886 S. 132) studirten diesen
Prozeſs und empfehlen gleichfalls Gemische von Chlorsilber und Silbercitrat, Barker schlägt ein Gemisch von Chlorsilber und
Silbertartrat vor: nämlich 175g Gelatine, 18g Chlorammonium, 50g Seignettesalz, 75g Silbernitrat,
120g Alkohol, 2500cc Wasser (vgl. Eder a. a. O. S. 314).
Starnes zieht Silberacetat dem citronensauren oder
weinsauren Salze vor, weil ersteres warm schwarze oder Sepia-Töne mit den zartesten
Halbtönen gibt, während man mit letzteren kalte schwarzblaue oder purpurne Töne
erzielen kann. Er löst 8 Th. essigsaures Natron und 40 Th. Gelatine in 960 Th.
Wasser und fügt 28 Th. Silbernitrat in 480 Th. Wasser hinzu (beides erwärmt);
hierauf wird eine Lösung von 4 Th. Chlornatrium und 6 Th. essigsaurem Natrium in 480
Th. Wasser zugesetzt. Um die Emulsion zähflüssiger zu machen, fügt man 160g in Wasser gequollene Gelatine hinzu, erwärmt das
Ganze in heiſsem Wasser, bis die Gelatine gelöst ist, und läſst erstarren. (Vgl. British Journal of Photography, 1885 S. 628. Photographisches Wochenblatt, 1885 S. 335 und 374.)
Photographische Copien auf Albuminpapier. Eckert in Prag
erfand nach der Photographischen Correspondenz, 1885 S.
300 ein neues Bildformat für positive Papierbilder, das sogen. „Muschelformal“ bei welchem das Bild schief im
Carton sitzt, in der Richtung der Diagonale. Auſserdem finden ganz kleine
„Briefmarken-Porträte“ viele Verbreitung und es tauchen sogen. „Relief-Photographien“ auf, bei welchen der Kopf
und die Figur einer gewöhnlichen, auf Carton aufgespannten Photographie im schwachen
Relief erhaben gepreſst werden.
Zur Wiederherstellung vergilbter Photographien (Albumin-
oder Chlorsilberbilder) empfiehlt LemlingLemling: Die Photographie im Dienste der
Industrie. Neuwied und Leipzig 1886., das Bild mit
warmem Wasser vom Carton abzulösen, die Rückseite sorgfältig zu reinigen und dann
mit einer Lösung von 1 Th. Quecksilberchlorid in 600 Th. Wasser zu behandeln. Die
Lichter werden hell, die Schatten röthlich. Die Behandlung gelingt immer, wenn die
Bilder ursprünglich in einem Goldbade vergoldet worden waren.
Im British Journal of Photography bezieh. im Photographischen Wochenblatt, 1885 S. 300 und 308 wurde
in einer Reihe von bemerkenswerthen Versuchen die
Dehnbarkeit von photographischem Rohpapier (sogen. Rives-Papier) erprobt
und dabei besonderer Werth darauf gelegt, festzustellen, in wie fern mechanische
Dehnung beim Aufkleben des Papieres auf Carton auf die Verzerrung des Bildes einen
Einfluſs hat. Aus diesen Versuchen geht hervor, daſs die freiwillige Verzerrung des
Papieres geringfügig ist, verglichen mit der, welche durch das Dehnen beim Aufziehen
so häufig hervorgebracht wird und das besonders in der Breite stark wirkt. Es zeigte
sich, daſs die Verzerrung am geringsten ist, wenn man das Papier mit Kleister
bestreicht, trocknen läſst und dann mit feuchtem Carton
zusammen durch die Satinirmaschine zieht. Stärker ist die Ausdehnung, wenn man den
Kleister auf das trockene Papier streicht und dann mittels eines Schwammes schnell
auf den Carton aufstreicht; sehr stark ist die Dehnung beim Aufziehen gefeuchteter
Papierbilder, wenn nicht sorgfältig jedes Zerren vermieden wird; dann kann die
Ausdehnung 2 bis 8 Proc. betragen. Aehnliche Erfolge ergab photographisches
Albuminpapier.
Sogen. Coloriren und Retouchiren der Bilder. Das Bemalen
der Papierphotographien von der Rückseite und darauf folgendes Transparentmachen
wird noch immer hier und da geübt. Es taucht für diese bekannten
„Chromophotographien“ der Name „Kerochromatographie“ auf und Schedlich beschrieb diese
Art des Bemalens der Photographien.Schedlich: Die Kerochromatographie. Leipzig
1885. Zum Transparentmachen des Papieres benutzt derselbe
Damarlack oder eine Mischung von Wachs, Schweinefett und venetianischem Terpentin,
worauf das Coloriren in der bekannten Weise erfolgt.
In Amerika wird zum Retouchiren von photographischen Papierbildern, Negativen u. dgl.
mitunter eine Retouchirmaschine angewendet, welche von
Walkup in Rockford, III., erfunden wurde. Die
Maschine soll den Pinsel ersetzen und es soll sich damit viel rascher und
gleichmäſsiger arbeiten lassen als mit letzterem. Das Prinzip ist folgendes: Eine
mit groſser Geschwindigkeit oscillirende Nadel führt flüssige Farbe unter ein
Gebläse und diese wird feinst zerstäubt auf das Papier geworfen. Das leichte, durch
einen Kautschukschlauch mit der Lufttrommel verbundene Gebläse, der sogen.
Luftpinsel, wird mit der Hand geführt; es gestattet ebenso wohl feine Linien, wie
breite Schattenflächen aufzutragen, je nachdem man es tiefer oder höher hält. Die
Luftpumpe und die Nadel wird durch ein Trittrad in Bewegung gesetzt. Nach dem Photographischen Archiv, 1885 * S. 305 führt Liesegang in Düsseldorf solche Apparate. (Vgl. Whipple's Farbenspritze 1885 257 * 15.)
Im Lichtpausprozesse versuchten Shawcross und Thompson in Liverpool (D. R. P. Nr.
33452 vom 19. März 1885) neuerdings mittels Eisensalzen Copien mit
schwarzen Linien auf weiſsem Grunde zu erhalten bei Anwendung folgender
Mengenverhältnisse:
Gelatine
1500g
Schwefelsaures Eisenoxyd
600
Chlornatrium
940
Weinsäure
188
Eisenchlorid
1500
Wasser
1l
Das damit überzogene und getrocknete Papier wird mit gepulverter Gallus- oder
Gerbsäure bestrichen. Nach erfolgter Belichtung soll sich das Bild mit Wasser und
einem Schwämme glänzend schwarz entwickeln lassen.
Fisch (Photographische
Correspondenz, 1886 S. 168) gibt eine andere Vorschrift, nämlich:
1) 50 Th. arabisches Gummi, 500 Th. Wasser. 2) 50 Th. Weinsäure, 200 Th. Wasser. 3)
30 Th. schwefelsaures Eisenoxyd, 200 Th. Wasser. 4) 100 Th. Eisenchloridlösung von
45° B.
Gut geleimtes Papier wird damit bestrichen, getrocknet, unter einer Zeichnung
belichtet, bis ein weiſses Bild auf gelbem Grunde entsteht. Als Entwickelungsbad
dient eine Lösung von 2g Gallus- oder Gerbsäure,
0g,5 Oxalsäure, 1l Wasser.
Photographie auf Seide kann man erhalten, wenn man die
Seide in einem Absud von isländischem Moos und Chlorammonium badet, trocknet und in
einer Silbernitratlösung empfindlich macht. Man copirt, vergoldet und fixirt die vorbereitete
Seide ähnlich wie Papier. (Photographisches Archiv,
1885 S. 267.)
Photolithophanie. Stolze beschreibt deren Herstellung im
Photographischen Wochenblatt, 1886 S. 1: Ein
photographisches Reliefbild wird auf Chrom-Gelatinepapier erzeugt, welches man in
Gyps abformt, worauf nach der Gypsform mittels der Porzellanmasse die
„Lithophanie“ geformt wird, welche nach dem Brennen ein hübsches halb
durchsichtiges Transparentbild gibt. Stolze erzeugt das
Chrom-Gelatinepapier, indem er Papier mit einem Gemische von Kaliumbichromat und
warmer Gelatinelösung überzieht, welche viel Zucker enthält, läſst trocknen,
belichtet unter einem Bilde und legt das Papier durch 24 Stunden in kaltes Wasser,
wobei ein sehr hohes Quellrelief entsteht, das wie oben abgeformt wird.
Zur Herstellung eingebrannter Photographien auf
Porzellan (sog. Photokeramische
Schmelzfarbenbilder) geben White (Photographic News, 1885 8. 241) und GeymetGeymet: Traité pratique des émaux
photographiques. Paris 1885. Anleitungen, wobei
namentlich der letztere sehr genaue Beschreibungen aller Vorsichtsmaſsregeln
liefert. Für den sogen. Einstaubprozeſs sind die Vorschriften:
White
Geymet
DextrinTraubenzuckerKaliumbichromatGlycerinWasser
12 24 12 0,1288
Th.
HonigButtersyrupArabisches
GummiStärkezuckersyrupGesättigte Lösung von
Am- moniumbichromat
0g,52cc5g5cc20cc
Damit wird eine Glasplatte überzogen, getrocknet, unter dem
Bilde belichtet und mit Emailfarbe eingestaubt, welche nur an den vor Licht geschützten Stellen haftet. Man übergieſst
mit Collodion, löst unter Wasser die Collodionhaut mit dem Emailfarbenbilde ab,
bringt es mit gewissen Vorsichtsmaſsregeln auf das Porzellan, entfernt die
Collodionschicht mit Aether-Alkohol und brennt das Bild ein. Geymet theilt in seinem Buche genaue Vorschriften über die Zusammensetzung
der Emailfarben mit. Ferner beschreibt er noch seine Methode zur Herstellung von
Schmelzfarbenbildern nach dem „Substitutionsverfahren“ hierbei wird ein
gewöhnliches photographisches Positiv auf Jodsalz-Collodion (nach dem nassen
Verfahren mit Silberbad und Eisen-Hervorrufung) erzeugt und dann das Silberbild in
ein Platin- oder Iridiumbild u. dgl. übergeführt, welches eingebrannt wird:
A
B
Gesättigte
Lösung
von
Chloridium
12cc
Urannitrat
0,1g
„
„
„
Chlorgold
6
Ferridcyankalium
1
Wasser
50
Chlorgold
1
Wasser
50cc
Das Bild wird mittels Boraxlösung auf die Emailplatte gebracht und eingebrannt.
Andere Angaben über Photokeramik finden sich in dem Werkchen von E. Liesegang: Photographische Schmelzfarbenbilder,
sowie Lemling; Die Photographie im Dienste der
Industrie, S. 22.
Photozinkotypie und Zinkographie. Zur Herstellung von
geätzten Zinkplatten, welche insbesondere in der Buchdruck-Presse gedruckt werden,
sind zwei Verfahren in Anwendung: entweder wird das Bild unmittelbar (mittels
Asphalt o. dgl.) auf der Zinkplatte erzeugt und dann geätzt; oder es wird ein
Lichtbild auf empfindlichem Chromgelatine- oder Chrom-Eiweiſspapier in fetter
Umdruckfarbe hergestellt, auf Zink umgedruckt, mit Harzstaub eingestaubt und
geätzt.
Den Asphaltprozeſs (zur Zinkätzung) beschreibt Geymet ausführlich in seinem Traité pratique de photogravure sur zink et sur cuivre (Paris 1886). Er
empfiehlt eine Lösung von 5g echtem Asphalt,
100cc rectificirtem Benzin und 2 Tropfen
Lavendelöl. Die Lösung soll frisch verwendet werden, da sie später unempfindlicher
wird; man überzieht die Zinkplatte, trocknet, belichtet unter einem Bilde und
entwickelt mit Terpentinöl.Husnik empfiehlt in den Photographischen Notizen, 1886 S. 4 das gewöhnliche deutsche (nicht französische)
Terpentinöl. Hierauf folgt das Aetzen mit Salpetersäure.
Husnik theilt in den Photographischen Notizen, 1886 S. 3 seine neuen Erfahrungen über den Asphaltprozeſs mit, worin er auf die Reinigung des
Asphaltes und die Anwendung von reinem Benzol als Lösungsmittel zurückkommt, worüber
schon früher (1885 258 183) berichtet wurde. Dieser
Reinigungsprozeſs ist sehr empfehlenswerth, weil der Asphalt dadurch mehr
empfindlich gegen Licht wird.
Clausnitzer in San Francisco ersetzt den Asphalt durch
eine Mischung von Kaliumchromat und Eiweiſs, womit er die Zinkplatte bedeckt,
belichtet, mit Umdruckfarbe einschwärzt und mit nasser Baumwolle entwickelt. Hierauf
wird geätzt; jedoch dürfte dieser Aetzgrund wegen seiner geringeren
Widerstandsfähigkeit keinerlei Vortheile vor dem Asphalt bieten. (Vgl. Lithographer and Printer bezieh. Photographisches Archiv, 1885 S. 364.)
Die photographische Zinkätzung wurde in der deutschen
Fachliteratur mehrfach ausführlich behandelt und zwar von SchererScherer; Handbuch der Chemigraphie. Wien
1877., KrügerKrüger: Die Zinkogravure. Wien 1884.,
ToifelToifel: Handbuch der Chemigraphie. Wien
1884., HusnikHusnik: Die Zinkätzung. Wien 1886.
und MörchMörch: Handbuch der Chemigraphie. Düsseldorf
1886.. Insbesonders die beiden letztgenannten Werke, obenan das
Buch von Husnik, geben ein vollständiges Bild dieses
Zweiges der Reproductionstechnik.
In Bezug auf den Umdruckprozeſs beschreibt Husnik die Wahl des Rohmaterials und alle
Vorsichtsmaſsregeln beim Umdrucken des fetten Bildes auf Zink und das Einstauben
desselben mit Asphaltpulver, wodurch durch es widerstandsfähiger gegen die Aetze wird. Die
Platte wird dann erwärmt, daſs sich die fette Farbe des Umdruckes mit dem Asphalt
vereinigt und so widerstandsfähig wird, daſs es der Aetze Widerstand leistet. Zum
Aetzen des Bildes (sogen. Scharfätzen) dient verdünnte Salpetersäure (1 : 30),
welcher etwas Gummilösung zugesetzt wird. Man gummirt nach dem ersten Aetzen der
Zinkplatte, verstärkt das Bild durch Anreiben mit fetter Umdruckfarbe, staubt mit
Colophoniumpulver ein, erwärmt und nimmt die zweite Aetzung vor. So schreitet man zu
immer tieferer Aetzung (mit 6 bis 12maligem Aetzen) vor, worauf erst die Platte von
aller Farbe befreit wird.
Nach dem neuen Verfahren wird die erste Aetzung 2 oder 3 mal tiefer gemacht, als man
es früher zu thun pflegte; dann ward die Platte gänzlich von der Farbe rein
gewaschen und nachher wieder, wenn die Platte heiſs gemacht worden ist, mit gerader, glatter oder polirter Walze (Zinkblechwalze)
aufgetragen; dies wird bei der zweiten Aetze wiederholt und erst bei der dritten
Aetzung die Sammtwalze und die Scharfätzungsfarbe angewendet, welche die feinen
Linien schlieſst und nur die gröſseren vertieften Flächen zur weiteren Aetzung frei
läſst. Husnik erreicht dadurch eine viel raschere
Beendigung der Aetzung, weil er gleich anfangs stark ätzt. Nach dem gewöhnlichen
alten Verfahren ist dies unmöglich, weil die feinen Striche unterfressen würden.
Wird jedoch die Farbe nach der ersten Aetzung gänzlich abgewaschen und dann auf die
heiſse Platte mit einer glatten Walze frische Farbe
aufgetragen, so schmilzt die Farbe über die Seitenwände eines jeden Striches bis zum
Grunde und bedeckt diese, so daſs die zweite Aetzung sehr tief vorgenommen werden
kann. Ferner überwischt Husnik die Platte während des
Aetzens mit einer Hasenpfote, was sich besser bewährt als die Schaukelwanne.
Mörch beschreibt die photochemigraphischen Verfahren
mittels Asphalt, Albumin- und Gelatinepapier. Er empfiehlt u.a. die etwas abgeänderte Husnik'sche Umdruckmethode
mit Chrom-Gelatinepapier. Das mit Kaliumbichromat empfindlich gemachte
Gelatinepapier wird nach der Belichtung mit einer Lösung von 4 Th. Asphalt, 6 Th.
venetianischem Terpentin, 3 Th. Wachs und 72 Th. Benzol nebst etwas schwarzer
Umdruckfarbe übergössen, an der Luft oberflächlich getrocknet, in Wasser gelegt und
mit einem Schwämmchen entwickelt, wonach man das Bild auf die Zinkplatte umdruckt.
Das Gelingen wird durch Beobachtung vieler Kunstgriffe bedingt.
R. Scherer stellt in seinem Buche: Neueste graphische Erfahrungen (Wien 1885) die
Abänderungen und Verbesserungen zusammen, welche er seit dem Erscheinen seiner
ersten oben erwähnten Schrift gesammelt hat. Er behandelt insbesondere die Hoch- und Tiefätzung auf Zink mittels Asphalt und
Chromgelatine, die Herstellung von ätzungsfälligen Bildern auf Zinkplatten, welche
unmittelbar mit Chrom-Albumin überzogen sind, Photoxylographie und den anastatischen Ueberdruck.
Bemerkenswert!! ist sein Verfahren „Kornhäutchen“ für kornbildende
Zwischenlagen bei der Erzeugung von Buchdruck-Cliché in
Halbtönen herzustellen (vgl. 1885 258 183). Scherer läſst nämlich Punkte einer kleinen
Schriftgattung auf weiſsem Papiere abdrucken und fertigt danach ein verkleinertes
photographisches Negativ, welches er in Hautform abzieht und in geeigneter Form auf
das wiedergebende Bild aufcopirt.
Cuprotypie oder Hochdruckplatten auf Kupfer werden wenig
benutzt, weil das Tiefätzen in Kupfer viel schwieriger erfolgt als auf Zink, weil
ferner das Kupfer viel theurer als Zink ist, weshalb man vorzieht, Zinkotypien
galvanoplastisch in Kupfer zu vervielfältigen, wenn es auf groſse Dauerhaftigkeit
ankommt. Geymet (a. a. O.) stellt Cuprotypien mittels
Asphalt in ähnlicher Weise wie Zinkotypien her und bedient sich als Aetze des
Eisenchlorides oder einer Mischung von 100 Th. gesättigter Lösung von chlorsaurem
Kali in Wasser mit 10 Th. Salzsäure. – Im militär – geographischen Institute in Wien
wird statt des Kupfers zu demselben Zwecke das billigere Messing mit gutem Erfolge
benutzt.
Photozinkotypie in Farben. Angerer und Göschl in Wien stellen nach einem neuen Verfahren
farbige Drucke, sogen. Photo-Chromotypien her, welche
in der Buchdruckpresse erzeugt werden. Das hierbei angewendete Prinzip ist ähnlich
wie beim Farbenlichtdruck (vgl. 1885 258 183). Es werden
zunächst Photolithographien von dem zu vervielfältigenden Gemälde hergestellt,
welche nur gewissermaſsen als Vorlage für den Zeichner dienen. Der Zeichner legt auf
einem solchen Blatte z.B. nur jene Stellen an, welche gelb kommen sollen, auf einem
zweiten Blatte jene für Blau u.s.w. Dann werden Negative hergestellt, welche nur ein
Bild der blauen Theile zeigen, andere für Gelb, Roth u.s.f.; nach diesen Negativen
ätzt man Zinkhochdruckplatten in Halbton und verfährt beim Ueberdrucken der
Zinkplatten genau so, wie beim Anpassen der verschiedenen Farbensteine bei der
Chromolithographie (vgl. Photo graphische
Correspondenz, 1885 S. 448). Nach diesen Methoden werden mehrfach
Zeitschriften, z.B. die Wiener „Neue Illustrirte
Zeitung“, mit Farbendrucken ausgestattet.
Heliogravür in Halbton (mittels
Aetzung) wird hergestellt, wenn man eine Kupferplatte mit Harzpulver
bestäubt und dieses aufschmilzt (ähnlich wie beim Aetzen in Aquatinta), dann ein
photographisches Bild darauf erzeugt und dieses einätzt.
Eine dieser Ausführungen besteht in der Uebertragung eines Pigmentbildes auf die
Kupferplatte (vgl. 1885 258 183), welches mit
Eisenchlorid eingeätzt wird. Nach einer anderen Vorschrift nach MariotVgl. Photographische Correspondenz, 1881 S. 193.
Ferner Volkmer: Technik der Reproduction (Wien
1885. A. Hartleben).
wird die Kupfer-,
Messing- oder auch Zinkplatte mit einer Mischung von arabischem Gummi mit
Kaliumchromat überzogen, unter dem Bilde belichtet und mit Eisenchloridlösung
übergössen, welche nur an den vom Lichte nicht getroffenen
Stellen durch die Gummischicht dringen kann und daselbst das Bild in die
Platte einätzt. Als drittes Verfahren kommt noch das von Roux hinzuRoux: Traité pratique de gravure héliographique en
taille-douce sur cuivre. (Paris 1886.), nach welchem die
mit Harzpulver bestäubte Kupferplatte mit einer Mischung von 30 Th. Gelatine, 300
Th. Wasser, 3 Th. Kalium- und 2 Th. Ammoniumbichromat möglichst dünn überzogen
wirdDie Platte wird in wagerechter Lage rasch gedreht, damit der Ueberschuſs der
Flüssigkeit weggeschleudert wird., worauf ein Lichtbild erzeugt
und mit Eisenchlorid von 40° B. geätzt wird. Auch in diesem Falle dringt die Aetze
nur nach Maſsgabe der Löslichkeit der Gelatineschicht ein, welche um so geringer
ist, je stärker das Licht eingewirkt hat.
Heliogravür in Halbton (mittels
Galvanoplastik). Es ist bekannt, daſs zahlreiche Verfahren der Heliogravür
auf der Herstellung eines Chromgelatine-Relief beruhen, welches galvanoplastisch
abgeformt wird. Zu diesem Zwecke entwickelt man das dafür benutzte Pigmentpapier auf
einer Metallplatte (versilberter Kupferplatte) und macht das fertige Bild durch
Graphit leitend. Wenn man nun aber hiernach ohne weiteres einen galvanoplastischen
Abklatsch fertigen wollte, so würde auf diesem keine Schwärze haften, sondern der
Drucker würde sie alle wieder heraus wischen, weil es der Schicht an dem nöthigen
Korn fehlt. Waterhouse hatte deshalb versucht, das
Leimrelief im nassen Zustande mittels feinen Glaspulvers rauh zu machen, welches
Verfahren von Foxlee und Sawyer auf den Autotype Works in London
ausgeübt wird. – Für die Zwecke der Heliogravür hat Sawyer nach der Photographic News, 1885 S.
774 bezieh. dem Photographischen Wochenblatt, 1886 S.
105 ein neues Pigmentpapier vorgeschlagen, welches statt eines anderen Pigmentes
Graphit enthält. Beim Entwickeln des Bildes auf diesem Papiere bilden die in der
Bildschicht zurückbleibenden Graphitkörner eine trefflich leitende Schicht von der
erforderlichen Rauhigkeit. Das schwarze Reliefbild läſst sich auf der versilberten
Kupferplatte sehr deutlich erkennen. Man legt es in Alaunlösung, wäscht, trocknet
und polirt mittels einer weichen Bürste mit Graphit über. Die Platte ist jetzt
fertig für das Verkupferungsbad, in welchem der elektrische Strom bei Sawyer's Einrichtung durch eine Siemens'sche Dynamomaschine erzeugt wird. Nach einer Stunde deckt der
Kupferniederschlag die ganze Fläche gleichmäſsig. Diese Kupferplatten können jede
Art künstlicher Nachhilfe erhalten.
Auch im k. k. militär-geographischen Institute in Wien werden die heliographischen
Kupferplatten (für Landkarten u. dgl.) mittels einer
Dynamomaschine unter
der Leitung des k. k. Hauptmanns Baron Bübl
hergestellt. Die abzuformenden Platten werden hinter einander eingeschaltet, was
gleichmäſsigere Kupferniederschläge gibt als die Anordnung der Platten neben
einander. (Vgl. Sankey 1885 256 215.)
Die neuere Literatur auf photographischem Gebiete weist mehrere gröſsere Werke auf,
welche die gesammte Photographie umfassen; zumeist aber liegen Schriften über
bestimmte Zweige der photographischen Technik, insbesondere über die
photomechanischen Druckverfahren vor.
Werke, welche die gesammte Photographie behandeln:
Davanne: La Photographie.
(Paris 1886.)
Eder: Ausführliches Handbuch der
Photographie. 3. Band: Die Photographie mit
Bromsilbergelatine und Chlorsübergelatine. (Halle a. S. 1886.)
Schriften mit besonderer Beschreibung einzelner Theile der
Photographie:
Eder: Die Moment-Photographie in
ihrer Anwendung auf Kunst und Wissenschaft. 190 Holzschnitte und 30
Lichtdrucke. (Halle a. S. 1886.)
Stein: Das Licht im Dienste
wissenschaftlicher Forschung. Heft 1 bis 4. (Halle a. S. 1886.)
Lemling: Die Photographie im Dienste
der Industrie. (Neuwied u. Leipzig 1886.)
Robinson: Der malerische Effect in
der Photographie. (Halle a. S. 1886.)
Robinson: Das Glashaus und was darin
geschieht. (Düsseldorf 1886.)
Robinson: La Photographie en pleine
air. (Paris 1886.)
Vidal: Manuel du touriste
photographe. 2 Bände. (Paris 1885/86.)
Vieuille: Guide pratique du
photographe amateur. (Paris 1885.)
Dumoulin: La photographie sans
laboratoire. (Procédé au gelatino-bromure.) (Paris 1886.)
Schedlich: Die
Kerochromatographie. (Koloriren von
Photographien.) (Leipzig 1885.)
Volkmer: Technik der Reproductionen
von Militärkarten und Plänen. (Wien 1885.)
Husnik: Das Gesammtgebiet des
Lichtdrucks und die Emailphotographie. (Wien 1885.)
Husnik: Die Zinkätzung. (Wien
1886.)
Mörch: Handbuch der
Chemigraphie. (Düsseldorf 1886.)
Schnauß: Der Lichtdruck und die
Photolithographie. 3. Aufl. (Düsseldorf 1886.)
Geymet: Traité pratique de
photogravure sur zink et sur cuivre. (Paris 1886.)
Geymet: Traité pratique des émaux
photographiques. (Paris 1886.)
Viallanes: La photographie appliquée
aux études d'anatomie microscopique. (Paris 1886.)
Roux: Traité pratique de gravure
heliographique. (Paris 1886.)
Roux: Manuel de Photographie et de
Calcographie. (Paris 1886.)
Roux: Manuel de l'imprimeur
heliographie. (Paris 1886.)
Liesegang: Photographischer Almanach
für 1886. (Düsseldorf 1885.)
Schwier: Deutscher
Photographen-Kalender für 1886. (Weimar 1885.)
Yearbook of Photography for
1886. (London 1885.) The Britisch Journal
Photographic Almanac for 1886. (London 1885.) Photographic Mosaics for 1886. (Philadelphia 1885.)
Wien, März
1886.