Titel: Elektrisch betriebene Hebezeuge für Lagerhäuser, Werkstätten u. dgl.
Fundstelle: Band 260, Jahrgang 1886, S. 499
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Elektrisch betriebene Hebezeuge für Lagerhäuser, Werkstätten u. dgl. Mit Abbildungen auf Tafel 30. Elektrisch betriebene Hebezeuge für Lagerhäuser u. dgl. In dem ausgedehnten Wolllagerhause zu Roubaix, welches der Compagnie des Entrepóts et Magasins généraux in Paris gehört, ist nach dem Génie civil, 1885/6 Bd. 8 * S. 364 bezieh. der Revue industrielle, 1886 * S. 134 ein elektrisch betriebener, fahrbarer Drehkrahn in zufriedenstellender Benutzung. Die Einrichtung desselben ist dadurch beachtenswerth, daſs bei der Beweglichkeit des Hebezeuges auch die Contacte für die Leitung des elektrischen Stromes zum bewegenden Elektromotor wie bei einer Eisenbahn beweglich sein müssen. Bei dem vorliegenden, in Fig. 11 Taf. 30 dargestellten Krahne erfolgt die Elektricitätsleitung zum Elektromotor durch an der Decke des Lagerhauses entsprechend den darin für die Bewegung des Krahnes frei bleibenden Gängen angebrachte Schienen f. Der Krahn läuft mit seinen Rädern r nicht auf Schienen, sondern frei auf dem gewöhnlichen Fuſsboden, weshalb eine besondere Einrichtung zur Sicherung der Berührung zwischen den Contactrollen o und den Schienen f nöthig ist. Die Ausführung des Krahnes bis auf den elektrischen Betrieb hatte Guyenet in Paris, den Entwurf und die Ausführung der Einrichtung zur elektrischen Arbeitsübertragung die Compagnie électrique in Paris übernommen. Die hohle, 7m,3 hohe Krahnsäule P ruht mit einem hohlen Fuſszapfen in einem am Boden des Wagens w angebrachten Spurlager und wird im oberen Theile von einem Rollenlager eines hölzernen Gerüstes gehalten. An die Säule P ist der scherenartige Ausleger F angeschlossen, für welchen wie gleichzeitig für die Last auf der anderen Seite ein festes Gegengewicht C vorgesehen ist. Die obere Schiene W des Auslegers ist an eine Kette K gehängt, durch deren Verlängerung oder Verkürzung mittels einer Schraube s die Ausladung verändert wird. Die Lastkette geht durch die hohle Krahnsäule P über eine unterhalb am Wagen w sitzende Rolle p zur Windetrommel u, welche durch ein Vorgelege v1 mittels der beiden Riemen c1 und c2 von dem Elektromotor E angetrieben wird. Während der Riemen c1 straff um seine Scheiben gelegt ist, läuft der Riemen c2 ganz schlaff, so daſs derselbe im gewöhnlichen Zustande die Scheibe der Windetrommel nicht mitzunehmen vermag. Eine Mitnahme der letzteren und somit ein Anheben der Last erfolgt nur, wenn der Riemen c2 mittels der Laufrolle g gespannt wird. Diese Laufrolle g sitzt an dem einen Arme l eines Winkelhebels, dessen anderer Arm l1 eine Seilrolle trägt und mit welchen gleichzeitig die Bremse H in Verbindung gebracht ist. Ueber die Rolle des Armes l1 geht die Schnur n, durch welche bei deren Anziehen der Riemen c2 gespannt wird. Durch entsprechenden Zug an der Schnur n, welche zur Strafferhaltung mit einem Gewichte q versehen ist, hat man es in der Gewalt, den angehängten Wollballen, dessen Gewicht zwischen 400 und 600k schwankt, mit verschiedener Geschwindigkeit zu heben, in der Höhe zu erhalten und herab zu lassen. Der Elektromotor E kann dabei beständig mit seiner regelmäſsigen Geschwindigkeit von 900 Umgängen in der Minute fortlaufen. Die Leitungsschienen f sind, wie im Besonderen noch aus Fig. 12 und 13 Taf. 30 zu ersehen ist, an den Stäben N der Dachsparren mittels untergelegter Holzklötzchen m, welche zur Isolirung dienen, befestigt. Die im stumpfen Winkel ausgedrehten Contactrollen o werden mit ihren Zapfen in Böckchen b geführt und durch Federn c immer nach oben gezogen. Der Träger für diese Böckchen b besteht aus 3 Theilen: dem an der Krahnsäule P befestigten Rohre F, in welchem mittels Keil und Nuth die Spindel T verschiebbar ist; auf letzterer ist die mit den beiden Leitungsdrahtklemmen k versehene Platte S drehbar. In das Rohr F tritt von der Seite das Ende eines zweiarmigen Hebels L, welches unter das Ende der Spindel T greift und dieselbe stützt. An das andere Ende des Hebels L ist eine Schnur d geknüpft, welche über Rollen an die Säule P geleitet ist und an der unten das Gewicht G hängt. Durch das letztere wird folglich ein beständiger Andruck der Contactrollen o an die Schienen f gesichert. Die zum Betriebe dieses Krahnes aufgestellte Strom erzeugende Dynamomaschine ist wie auch der Elektromotor von Gramme'scher Anordnung. Die erstere gebraucht bei 1200 minutlichen Umläufen 6,5 Pferd, während der letztere etwa 4 Pferd bei 900 Umläufen in der Minute abgibt; dabei kann eine Last von 500k in 25 Secunden 8m gehoben werden. Der elektrische Strom hat eine Stärke von 15 Ampère bei einer Spannung von 250 Volt. Die Nutzleistung wäre hiernach etwa 31 Proc.; doch kommt dieselbe für die Anlage eines Krahnes in einem Wolllager nicht allein in Betracht. Es ist in solchen bisher aus vielfachen Gründen die Aufschichtung und Wegschaffung der Ballen durch Arbeiter bewerkstelligt worden; während nun früher zur Aufschichtung von 150 Ballen in 20 Stunden 10 Arbeiter nöthig waren, führen diese Arbeit mit dem beschriebenen Erahne 4 Arbeiter in 3 Stunden aus. Bereits früher hatte die Compagnie électrique in Paris in der Eisengieſserei von J. Farcot in St. Ouen bei Paris einen Drehkrahn für elektrischen Betrieb eingerichtet. Nach der Revue industrielle, 1885 * S. 293 bezieh. dem Portefeuille economique des machines, 1885 * S. 114 oder dem Génie civil, 1885 Bd. 7 * S. 200 ist in einem 90m von dem Standorte des Krahnes gelegenen Maschinenhause die Strom erzeugende Dynamomaschine neben einer gleichen Dynamomaschine für Beleuchtungszwecke aufgestellt. Beide Maschinen sind so eingerichtet, daſs sie sich im Nothfalle gegenseitig ersetzen können. Bei einer Geschwindigkeit von 1550 Umläufen beträgt die Klemmenspannung der Dynamomaschine 350 Volt, die Stromstärke 13 und selbst 15 Ampère bei besonderer Anstrengung des Krahnes. Der Elektromotor auf letzterem macht etwa 1000 Umläufe. Von demselben wird bei gleichbleibender Geschwindigkeit das Heben, der Stillstand und das Senken der Last mittels einer Mégy'schen Sicherheitsbremse (vgl. 1874 213 * 108) hervorgebracht. Die Windetrommel des Krahnes kann zwei verschiedene Geschwindigkeiten erhalten; bei der groſsen Geschwindigkeit kann eine Last von 6t in der Minute 1m,25, bei der kleineren Geschwindigkeit ein Last von 20t in der Minute 0m,35 gehoben werden. Der Nutzeffect zwischen der Strom gebenden Dynamomaschine und dem Elektromotor ist 65 Proc., zwischen ersterer und der Leistung des Krahnes rund 38 Proc. Während jedoch früher bei Handbetrieb 10 Arbeiter für die Bewegung des Krahnes nöthig waren, reicht jetzt für die Steuerung 1 Mann aus und das Heben erfolgt schneller, während das Niederlassen weit sicherer und gleichmäſsiger vor sich geht. J. Jaspar in Lüttich hat für die Förderung von beliebigen Lasten von der Straſse aus in seine Werkstätten, welche 5m,25 über der Straſsenebene liegen, den Betrieb einer schiefen Ebene elektrisch eingerichtet. Auf der schiefen Ebene läuft eine Bühne, welche an einer Gelenkkette angehängt ist und von einer Windetrommel die 40 Proc. betragende Steigung hinan gezogen wird. Die Rollbühne ist nach der Revue industrielle, 1885 * S. 375 7m,65 lang und 2m,05 breit, so daſs dieselbe selbst groſse Lastwagen aufnehmen kann. Die Spurweite ist 1m,80. Für die Bühne ist an einer von der Windetrommel ablaufenden und nach Art eines Flaschenzuges geführten Kette ein Gegengewicht vorhanden, so daſs nur das wirkliche Lastgewicht zu heben ist. Der Antrieb der Windetrommel erfolgt durch mit Spuren in einander greifende Reibungsräder, wobei das kleinere Rad an einem stellbaren Hebel sitzt, welcher durch eine Zugstange mit der Bremse in Verbindung steht. Das ganze Windewerk liegt versenkt und erfolgt der Betrieb des kleinen Reibungsrades durch ein doppeltes Riemenscheibenvorgelege von dem frei stehenden Elektromotor. Dieser und die Strom erzeugende Dynamomaschine sind von Gramme'scher Anordnung und die Nutzleistung zwischen beiden beträgt etwa 55 Proc. Das Gewicht der zu hebenden Last schwankt zwischen 4 und 6t. (Vgl. Siemens und Halske 1881 239 * 22. Siemens und Hopkinson 1883 249 162. Freisler 1883 250 471.)

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