Titel: | Ueber Neuerungen an Göpeln (Rosswerken). |
Autor: | Mg. |
Fundstelle: | Band 260, Jahrgang 1886, S. 535 |
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Ueber Neuerungen an Göpeln
(Roſswerken).
(Patentklasse 45 und 46. Schluſs des Berichtes S.
446 d. Bd.)
Mit Abbildungen auf Tafel
28.
Ueber Neuerungen an Göpeln.
Gebäudegöpel Der von V.
Roger in Toul und Gebrüder Patout in Rigey la
Salle, Frankreich (* Erl. D. R. P. Nr. 5192 vom 22. Juni 1878) angegebene Göpel kann
liegend und als Gebäudegöpel an der Decke der
Scheune aufgestellt werden. Die aufrecht stehende Welle wird durch die auf ihren
Zapfen aufgesteckten Zugbäume unmittelbar betrieben, um die Bewegung durch ein
Stirnräderpaar und ein Kegelrädergetriebe, mittels einer Zwischenwelle auf die
Betriebswelle zu übertragen, auf welcher eine Riemenscheibe angeordnet ist. Das
wagerechte Kegelrad sitzt lose auf seiner Welle und wird mit dem auf dieser
sitzenden Stirnrade durch zwei Bolzen verbunden, welche in entsprechende Löcher des
Stirnrades einfallen. Soll nun der Göpel an der Decke der Scheune befestigt werden,
so wird derselbe herumgedreht und mittels der Grundplatte an die Decke geschraubt.
Hierbei fallen die Bolzen aus den Löchern im Stirnrade heraus und legen sich in die
dafür angebrachten Löcher im Kegelrade zurück. Dagegen treten nun aus dem Stirnrade
zwei andere Bolzen heraus, welche sich in gleicher Weise in Löcher des Kegelrades
einlegen. Demgemäſs findet eine sichere Kuppelung dieser beiden Räder in beiden
Stellungen des Göpels statt. Die Riemenscheibe auf der Betriebswelle behält in
beiden Fällen dieselbe Umdrehungsrichtung. Damit ein Heben und Senken des
Anspannrades vom Zugbaume stattfinden kann, ist derselbe auf den Zapfen der Welle
mittels eines Muffes aufgesetzt, auf welchem der Zugbaum in einem Gelenke senkrecht
mittels zweier Schrauben verstellbar ist.
Bei dem Gebäudegöpel von Fr.
Rapp in Göppingen (* Erl. D. R. P. Nr. 1788 vom 28. December 1877) dient
die guſseiserne Hohlsäule A
(Fig. 3 Taf. 28)
gleichzeitig als Träger für das Dachgebälk und als Drehungsachse für das
Kegeltriebrad B, welches auf einem bearbeiteten Theile
der Säule leicht drehbar ist. Die mittels des verstellbar angeordneten Zugbaumes Z übertragene Bewegung vom Zugthiere wird durch das
Kegelgetriebe B, N auf die in Hängelagern laufende
Welle O übertragen, um durch ein Stirnrad Q die hinter O gelagerte
Welle S umzutreiben, deren Stirnrad T durch kleinere Stirnräder auf zwei weitere, vor und
hinter der Welle S gelagerte Wellen treibend einwirken
kann, je nachdem mittels des Handhebels h das eine oder
das andere kleine Stirnrad mit T in Eingriff gesetzt
ist. Das Stirnrad T sitzt lose auf seiner Welle und
treibt diese mittels eines Gesperres nur dann, wenn das Stirnrad in einer Richtung
bewegt ward; beim Rücklaufe des Göpels wird die Bewegung nicht weiter übertragen, da
das Gesperre dann keinen Antrieb empfängt. Der Zugbaum Z wird mittels der gelenkig aufgehängten Schraube g der Gröſse des Zugthieres angepaſst; derselbe ist deshalb gelenkig mit
dem Kegelrade B verbunden.
Dieselbe Aufstellung an einer Gebäudestrebe erfährt ein anderer Göpel von Fr. Rapp (* Erl. D. R. P. Nr. 4074 vom 25. Juni 1878).
Um eine genügende Verstrebung des Gebälkes herbeizuführen, wird auf die Drehsäule
des Göpels ein entsprechend geformter Tragarm aufgesetzt, welcher das Gebälk
abstützt. Dieser Tragarm enthält gleichzeitig die Lagerarme für die Triebwerksräder.
Das Göpeltriebrad liegt nicht weit über dem Fuſsboden.
Seil- und Kettengöpel.Vgl. Rasmussen 1885 257 * 335. Der von J. und A. Löffler in
Franzendorf, Böhmen (* D. R. P. Nr.
20051 vom 16. März 1882) angegebene Seilgöpel ist in Fig. 12 Taf. 28
dargestellt; derselbe soll ohne Uebersetzungsräder eine
die Geschwindigkeit des Zugthieres übersteigende gröſsere
Geschwindigkeit übertragen. Um die mit entsprechenden Schuhen e ausgestatteten Enden der in einer sternförmigen Nabe
b zusammenstoſsenden Arme a, sowie die Uebertragungsrolle f wird ein
mittels der Rolle g angespanntes endloses Seil
geschlungen. Die Bewegung des zwischen den Strebestangen c für die Seilarme a und dem Betriebsseile
d an einem Haken k
angreifenden Zugthieres wird so bei dessen Bewegung um die Achse der Nabe b auf die stehende Welle der Seilscheibe f übertragen. Während der An- und Abspannung des
Zugthieres wird das Seil d abgestreift.
Der Kettengöpel von Fr.
Rodenberg in Minden, Westfalen (* Erl. D. R. P. Nr. 1471 vom 8. December
1877) gestattet eine Veränderung der Geschwindigkeit
der Triebwelle durch Verlängerung bezieh. Verkürzung der
treibenden Kette. Die Kette g (Fig. 5 Taf. 28) läuft um
die zu diesem Zwecke gegen die Drehachse auf den Streben d verschiebbaren Knaggen f und die
Kettenscheibe h, von welcher die Bewegung durch ein
Kegelrädergetriebe auf die Betriebswelle w zur
Arbeitsmaschine übertragen wird.
Die Zugthiere greifen an den Enden der Arme d an, welche
durch Stangen p gegen einander und mit der Drehachse
verstrebt sind.
Bei dem Kettengöpel von Gebrüder
Duchscher und Spoo in Metz (* Erl. D. R. P. Nr. 8678 vom 4. April 1879) ist
statt der Zahnradübertragung der gewöhnlichen liegenden Göpel eine Uebersetzung ins
Rasche durch Kettenräder angewendet. Das vom Zugthiere
umgedrehte groſse Rad überträgt die Bewegung durch eine Kette auf ein kleineres
Kettenrad, auf dessen Welle wieder ein Kettenrad sitzt, um mittels einer zweiten
Kette ein viertes Kettenrad anzutreiben, von welchem die Bewegung durch eine Welle
zur Arbeitsmaschine geleitet wird.
Tretgöpel. Ein Tretgöpel und zwar eine Veränderung an
dem Gérard'schen GöpelVgl. M. Rühlmann: Allgemeine Maschinenlehre,
1875 Auflage 2 Bd. 1 * S. 313. ist von W.
Leinbrock in Gottleuba, Sachsen (* Erl. D. R. P. Nr. 18879 vom 3. Januar
1882) in Vorschlag gebracht. Während bei den Tretgöpeln gerade die schräge Lage der
endlosen Tretkette als vortheilhaft bezeichnet wird, da hierdurch auch das Gewicht
der Zugthiere ausgenutzt werden kann, ist hier eine wagerechte Lage der Tretkette
angenommen, so daſs nur die Zugkraft des auf der Kette stehenden Zugthieres
ausgenutzt werden kann.
Die Glieder des endlosen Bandes werden mit Filz oder Leder bekleidet, um den Hufen
des Zugthieres eine sichere Auflage zu bieten und das Geräusch des Aufschlagens der
Hufe auf die Kette möglichst herabzumindern. Das zu beiden Seiten der Kette
angeordnete Geländer ist abnehmbar und zusammenlegbar eingerichtet, was bei der An-
und Ausspannung des Zugthieres bequem sein mag. Die Kette selbst ist so tief gelegt,
daſs der vom Zugthiere betriebene Theil mit der Oberfläche des Fuſsbodens
abschneidet. Zur Abstreifung etwaiger Unreinlichkeiten auf der Treibkette dient ein
deren Oberfläche berührendes Blech.
Zug- und Sicherheitsvorrichtungen. Die vorgeschlagenen
Zugvorrichtungen bezwecken die Verhinderung des
Abbrechens der Zugbäume, einen Ausgleich bei der Anspannung mehrerer verschieden
starker Zugthiere und eine nachgiebige Anspannung der Zugthiere.
Um das Zerbrechen des Zugbaumes zu verhindern, wird von
H. Sumpf in Salzdetfurth (* Erl. D. R. P. Nr. 6785
vom 25. Februar 1879) die in Fig. 4 Taf. 28
veranschaulichte Einrichtung vorgeschlagen. An jedem Ende des zweipferdigen
Zugbaumes ist ein um den Zapfen b drehbarer Winkelhebel
c d angebracht, dessen Arme d durch eine Strebe e verbunden sind, während
an die Arme c die Zugthiere angeschlossen sind. Beim
Anziehen der Thiere werden auf diese Weise die Zugbäume entlastet, da der Zug
gegenseitig auf die Stange e bezieh. die Zugthiere
selbst übertragen wird. Der Ausschlag der Winkelhebel wird durch die Klammer h begrenzt, gegen deren umgebogene Enden der Arm g des Winkelhebels sich anlegt. Bei ungleich starken
Zugthieren kann ein
Ausgleich des Anzuges dadurch herbeigeführt werden, daſs die Stange e beim stärkeren Thiere in ein dem Drehzapfen b näher gelegenes Loch des Armes d gesteckt wird.
H. Giffhorn in Wolfenbüttel (* Erl. D. R. P. Nr. 13329
vom 25. Juli 1880) bewirkt den Ausgleich mehrerer
Zugkräfte durch Anwendung von Seilen c (Fig. 11 Taf.
28) und Rollen d, welche an je zwei gegenüber liegenden
Göpelarmen angebracht sind, oder durch Seile, welche vom Schwengel über je eine
Rolle nach einem gemeinschaftlichen Ringe geleitet und hier befestigt werden.
Hierdurch soll herbeigeführt werden, daſs die gegenüber stehenden Zugthiere gleich
stark ziehen. Die Verbindung der Fahrzügel f mit dem je
auf einer Rolle d befestigten Hebel e soll den Zweck haben, das voreilende Zugthier
selbstthätig zurückzuziehen.
Die Zugvorrichtung von B.
Bühring in Vieroitz, Rügen (* Erl. D. R. P. Nr. 20107 vom 23. April 1882)
verfolgt den gleichen Zweck wie die eben beschriebene Einrichtung.
Die Zugschere a (Fig. 15 und 16 Taf. 28)
ist mittels der beiden Hakenschrauben b hinter dem
Zugbaume c des Göpelwerkes befestigt, so daſs das
offene Ende der Schere nach rückwärts gerichtet ist. In diese Schere wird das Pferd,
mit dem Kopfe nach dem Zugbaume hin, eingespannt, so daſs dasselbe beim Betriebe
stets hinter dem Zugbaume, welchen es vor sich sieht, einhergeht und mittels der
Zugschere schiebend statt ziehend auf denselben einwirkt. Bei derartiger Anspannung
soll das Thier williger dem vor ihm sich bewegenden Zugbaume folgen. Die Anspannung
erfolgt in der Art, daſs man die Zugstränge über die beiden Rollen d am hinteren offenen Ende der Scherenbäume
hindurchzieht und an dem Schwengel e befestigt, welcher
federnd gelagert ist, um vorkommende Stöſse auszugleichen.
Die elastische Lagerung besteht aus einem die Scherenbäume verbindenden Querholze f, gegen welches sich eine doppelte Feder g stützt, die mittels eines Gelenkbügels h (Fig. 16) den
Schwengeldruck aufnimmt und auf die Schere überträgt. Der durch den Bügel h gesteckte Bolzen h1 ist in Schlitzen i1 eines Bügels i
verschiebbar, welcher den Schwengel e und den
Gelenkbügel h sammt der Feder g umfaſst und durch Schraubenbolzen mit dem Querholze f in fester Verbindung steht. Der Bügel i ruht mit seinem vorderen Ende auf einem zweiten
Querholze f1 welches
ebenfalls zur Verbindung der beiden Scherenbäume dient. Der Anzug des Pferdes wirkt
mittels der Zapfen der Rollen d auf die Schere und den
Zugbaum des Göpels schiebend ein. Diese Schere wird durch eine über den Rücken des
Pferdes gelegte Gurte in ihrer Lage erhalten.
Da erfahrungsgemäſs die meisten Brüche an Göpeln beim Inbetriebsetzen durch das
plötzliche Anziehen der Pferde entstehen, hat H. Lanz in Mannheim (* D. R. P. Nr.
32852 vom 8. März 1885) zur Vermeidung dieser
Brüche die in Fig. 2 Taf. 28
dargestellte Sicherheitsvorrichtung angegeben. Das mit dem Antriebsrade
a in Eingriff befindliche Rad b ist mit dem Rade c durch
einen Ring d und die Schrauben e so verbunden, daſs das Rad c zwischen dem
Rade b und der Scheibe d
gleiten kann. Die Schrauben e werden nur so viel
angezogen, daſs die Reibung des Rades c zwischen b und d dem höchsten
Widerstände der Arbeitsmaschine entspricht. Wird der Widerstand gröſser, wie beim
Inbetriebsetzen durch rasches Anziehen der Zugthiere oder durch Unregelmäſsigkeiten
bei der Arbeitsmaschine, so gleitet c zwischen b und d so lange, bis
Gleichgewicht stattfindet.
Mg.