Titel: | Neuerungen in der Gespinnstfabrikation; von Hugo Fischer. |
Autor: | Hugo Fischer |
Fundstelle: | Band 261, Jahrgang 1886, S. 49 |
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Neuerungen in der Gespinnstfabrikation; von
Hugo Fischer.
(Patentklasse 76. Fortsetzung des Berichtes Bd.
260 S. 369.)
Mit Abbildungen auf Tafel
4.
Hugo Fischer, über Neuerungen in der
Gespinnstfabrikation.
6 c) Absetzend spinnende
Maschinen.
Die Geschwindigkeit des ausfahrenden Wagens und damit auch die Lieferungsfähigkeit
des Selfactors ist bekanntlich von der Festigkeit der in der Herstellung begriffenen
Fäden bedingt; sie ist während der Ausgabe des Fadens durch die Streckwalzen
constant und nahezu gleich der Austrittsgeschwindigkeit; eine Fadenverstreckung kann
daher in diesem ersten Theile der Wagenausfahrt nur in geringem Maſse erfolgen. Erst
nachdem durch die gleichzeitig stattfindende Spindeldrehung eine gewisse Festigung
des ausgegebenen Vorgespinnstes erfolgt und die Ausgabecylinder abgestellt sind,
findet unter Fortsetzung der Fadenfestigung die eigentliche Verstreckung der
ausgetretenen Fadenlänge statt. Hierbei bewegt sich der Wagen mit abnehmender
Geschwindigkeit bis an das Ende seines Weges. Während dieses letzten Theiles der
Wagen ausfahrt, sowie durch das der Beendigung desselben folgende Nachdrehen wird
die Fadendrehung vollendet. Die Erhöhung der Festigkeit des Fadens durch vermehrte
Drahtgebung während der Ausfahrt des Wagens, sowie namentlich eine Abkürzung der auf
das Nachdrehen verwendeten Zeit, muſs demnach eine Vermehrung der Garnerzeugung zur
Folge haben. Dies zuerst erkannt und durch geeignete Einrichtungen praktisch
ermöglicht zu haben, ist eines der vielen Verdienste Richard
Barimanns in Chemnitz (jetzt Sächsische
Maschinenfabrik), welcher am 16. Juni 1863 im Königreich Sachsen ein Patent
(Nr. 1595) auf einen die diesbezüglichen Einrichtungen enthaltenden
Streichgarnselfactor erhielt.Vgl. auch 1872 204 * 113. 1873 210 326. 1875 217 *
180. Dem Vorgange Hartmann's folgten
bald andere Spinnereimaschinenfabriken und es entstand eine Anzahl Mechanismen zur
Hervorbringung verschiedener Spindelgeschwindigkeiten während des Wagenauszuges.
Auch die vorliegenden Patentschriften betreffen mehrere Neuconstructionen solcher
Einrichtungen.
Antrieb für Streichgarnselfactoren zur Erzielung dreifacher, von der Wagenbewegung unabhängiger
Spindelgeschwindigkeit von J. Steiner in Chemnitz (* D.
R. P. Nr. 15455 vom 22. August 1880). Dieser Anordnung eigenthümlich ist die
Benutzung eines Umlaufgetriebes und eines Radgesperres zur Erzeugung der ersten und
zweiten Spindelgeschwindigkeit. In Fig. 4 Taf. 4 bezeichnet
a die Antriebwelle, mit welcher der kleine
Twistwürtel t und die Drehbolzen für die
Differentialräder r1,
r2 fest verbunden
sind. Lose auf dieser Welle stecken die Riemenscheiben I,
II und III; im Inneren von I und II angegossene
Kegelräder stehen mit den Rädern r1, r2 in Eingriff und vervollständigen das
Umlaufgetriebe.
Die verlängerte Nabe von III trägt den groſsen
Twistwürtel T und das verschiebbare, mit dem
Reibungskegel b versehene Absehlagrad A, welches von der Abschlagwelle c aus durch das Rad d
angetrieben wird. Zwischen den Scheiben I und III ist noch die Scheibe L
lose auf die Nabe von I geschoben zum Zwecke, während
des Abschlagens und Wageneinzuges, also während der Spindeltrieb abgestellt ist, den
Treibriemen aufzunehmen. Auf dem mit der Scheibe II
verbundenen Sperrrade s (vgl. Fig. 5 Taf. 4) gleitet der
Sperrkegel e, welcher um einen am Gestelle befestigten
Bolzen o drehbar ist und den eine Feder f in die Zahnlücken des Rades s einsenkt. Die Richtung der Zähne dieses Rades ist so gewählt, daſs die
Scheibe II nur im Sinne der Bewegung des Antriebriemens
umlaufen kann. Wird daher der Riemen auf die Scheibe I
geschoben, so wird in Folge Zurückhaltung der Welle a
durch die Lagerreibung das Umlaufgetriebe die Scheibe II in entgegengesetzter Richtung umzudrehen suchen, dem jedoch das
Gesperre s, e entgegenwirkt. Unter Ueberwindung der
Lagerreibung wälzen sich daher die Räder r1, r2 auf dem Kegelrade der Scheibe II ab und es folgt die Twistwürtelwelle a der Drehung der Scheibe I in gleicher Richtung, aber nur mit der halben
Geschwindigkeit (1. Spindelgeschwindigkeit). Wird dagegen durch weiteres
Rechtsschieben des Riemens auch die Scheibe II von
demselben bedeckt, so folgt auch sie dem Riemenzuge- beide Scheiben laufen daher
gemeinsam um und übertragen ihre Bewegung durch die jetzt als Kuppelung wirkenden
Differentialräder unmittelbar auf die Welle a, so daſs
diese jetzt die volle Umlaufgeschwindigkeit (2.
Spindelgeschwindigkeit) erhält. Um endlich die Spindeldrehung für das Ende des
Wagenauszuges und die Nachdrahtertheilung noch mehr zu steigern, wird der Riemen
über l und L rückwärts auf
die Scheibe III verschoben, so daſs diese die Bewegung
mittels des groſsen Würtels T auf die Spindeln
überträgt und letztere ihre gröſste (3.) Geschwindigkeit erlangen.
Am 7. Mai 1881 erhielt in Deutschland unter * Nr. 16284 die
Sächsische Maschinenfabrik in Chemnitz einen Spindelantrieb für Streichgarn-Feinspinnmaschinen patentirt, welcher sich
gegenüber der vorigen und anderen Einrichtungen durch eine stetige Aenderung der
Spindeldrehung auszeichnet und in Folge dessen jedenfalls eine gröſsere
Gleichförmigkeit des Gespinnstes erwarten läſst. Auch diese Einrichtung beruht auf
der Benutzung eines Umlaufgetriebes. In Fig. 1 Taf. 4 ist die
Anordnung skizzirt. Auſser dem Twistwürtel t ist nur
das Kegelrad r3 mit der
Antriebwelle a fest verbunden; die Riemenscheiben s und c, von denen die
erstere zum Betriebe der Spindeln, die letztere zum Betriebe der Mechanismen für das
Abschlagen, den Wagen-Ein- und Auszug sowie für die Cylinderbewegung dient, sind
ebenso wie das Abschlagbremsrad A und das
Differentialrad R lose auf die Welle geschoben. Das an
der Scheibe s befestigte Kegelrad r4 schlieſst das
Umlaufgetriebe. Das Rad R empfängt durch einen
besonderen Mechanismus selbstständige Drehung in der Umlaufsrichtung der Antriebscheibe s derart, daſs die doppelte Umlaufszahl desselben nicht
nur stets kleiner als die einfache Drehungszahl der Antriebscheibe ist, sondern daſs
sich dieselbe auch während der Wagenausfahrt, der Geschwindigkeitsänderung des
Wagens entsprechend, ändert. Der abnehmenden Geschwindigkeit des Wagens entspricht
hiernach eine allmähliche Zunahme der Drehungen des Twistwürtels.
In Fig. 1 ist
auf Grund der Patentschrift die Anordnung wiedergegeben, welche sich ergibt, wenn
die Differentialradbewegung von dem ausfahrenden Wagen abgeleitet wird. W bedeutet den Wagen, welcher durch das über die feste
Rolle b geleitete Seil i1 mit der Auszugsschnecke S1, durch das Seil i2 mit der
cylindrischen Seiltrommel T1 auf der Wagenwelle w1 verbunden ist. Die von der Riemenscheibe c aus angetriebene Auszugsschneckenwelle w2 trägt noch die mit
S1 völlig
gleichgestaltete Gegenschnecke S2
, welche das Seil i3 mit der cylindrischen Seiltrommel T2 verbindet. Die
Drehung der Welle w2
wird daher einerseits unmittelbar, andererseits durch Vermittelung des Spindelwagens
in gleicher Richtung auf die Wagenwelle w1 übertragen und von dieser aus mittels des Rades
d und des auswechselbaren Vorgeleges e, f dem Differentialrade R mitgetheilt. In Folge der abnehmenden Drehungszahl dieses Rades bei der
Ausfahrt des Wagens nehmen daher die Drehungen des Twistwürtels allmählich zu und
erreichen ihren gröſsten Werth am Ende der Wagenausfahrt, da bei dieser auch das Rad
R zum Stillstande kommt. Durch Twistwürtel
verschiedener Gröſse können die Drehungsverhältnisse der Spindeln überhaupt, durch
Auswechseln der Räder e, f kann aber auch die
Anfangsgeschwindigkeit bezieh. das Verhältniſs der kleinsten zur gröſsten
Geschwindigkeit abgeändert werden.
Auch die älteren Einrichtungen mit sprungweiser Aenderung der Spindelgeschwindigkeit
haben durch eine neue Construction der Sächsischen
Maschinenfabrik (* D. R. P. Nr. 24649 vom 13. März 1883) sinnreiche
Abänderungen erfahren, welche darzulegen unter Zuhilfenahme der Fig. 9 bis 11 Taf. 4 im Folgenden
versucht werden soll.
Der Antrieb der Spindelwelle erfolgt mit Hilfe von zwei Riemen, welche ungleiche
Geschwindigkeit besitzen. Der eine derselben dient zur Herbeiführung der ersten, der
andere, schneller laufende, zur Herbeiführung der zweiten und dritten
Spindelgeschwindigkeit. In Fig. 9 sind die beiden zur
Leitung dieser Riemen dienenden Riemengabeln R1 und R2 den Losscheiben L1, L2 gegenüber stehend, die Abschlagbremse A nicht eingerückt dargestellt. Der Wagen W steht vor den Cylindern X. Die letzte halbe Drehung der Steuerwelle w1, welche bei der Ankunft des Wagens vor
den Cylindern stattfand, hat bewirkt, daſs die Steuerscheibe s1 den Hebel a1
R1 freigab, die Scheibe
s2 den Hebel bc stützt. Ein Anschlag d
an der unterhalb der Winderwellen gelagerten und durch die ganze Länge des Wagens
reichenden Stange e hat die Abstellstange h
gegen die Cjlinder
vorgeschoben, dabei die Feder f1 gespannt, welche diese Stange umhüllt, und die
Knagge i unter den wagerechten Arm des Hebels aR1 geführt, so daſs
dieser, obgleich von der Steuerscheibe s1 freigegeben, doch nicht dem Zuge der Feder f2 folgen kann, der
Riemenführer R1 also
vor der Losscheibe L1 verbleibt. Am Schlusse der Einfahrt hat
ferner der Wagen, an die federnde Bufferstange k
stoſsend, diese bis an das Ende des Hebels l gedrückt;
dieser Hebel sitzt aber mit der Riemengabel R2 auf ein und derselben Nabe, so daſs diese Gabel
verhindert ist, dem Zuge der an m angreifenden Feder
f3 zu folgen, und
demnach auch die Gabel R2
vor der Losscheibe L2 verbleibt. Der zum Einrücken der Mechanismen für
den Wageneinzug bestimmte Hebel n ist durch die Klinke
o gesperrt. Die Kuppelung p des Zählwerkes S ist eingerückt.
Inbetriebsetzung des Selfactors. Wird die Stange e im Wagen seitlich verschoben, so gibt der Daumen d die Knagge der Abstellstange h frei, so daſs diese, der Wirkung der Feder f1 folgend, die Stütze i unterhalb des Hebels aR1 wegzieht, Die Feder f2 wendet diesen Hebel
und der Riemen wird durch R1 von der Losscheibe L1 auf die Scheiben I
und I' geschoben und damit sowohl die Spindeln, als die
Vorgarncylinder und die Auszugschnecken eingerückt. Die Spindeln rotiren mit der kleinsten (ersten) Geschwindigkeit, der Wagen fährt
aus. Gleichzeitig wird aber die Drehung der Hauptwelle auch durch das Getriebe r und die Kuppelung p auf
die Zählscheibe S übertragen und diese in langsame
Drehung versetzt. An der Zählscheibe S sind drei Rollen
1 bis 3 von
zunehmendem Durchmesser in einer concentrisch um die Scheibenachse laufenden Nuth
befestigt; die gegenseitigen Abstände derselben können dem Bedürfnisse entsprechend
verändert werden.
Indem die Zählscheibe von rechts nach links sich dreht, treten die Rollen 1 bis 3 nach einander
unter den um q drehbaren Sperrhebel H und heben denselben um ein dem Rollenhalbmesser
entsprechendes Stück empor. Dieser Sperrhebel sichert in der Tief läge durch die
Anschläge x, y dem Riemenführerhebel R2 die Rechtsstellung,
da dieser sich mit einem Anschlage z gegen die
erwähnten Anschläge legt; er sichert aber auch dem Winkel cc1 die gezeichnete Linksstellung, indem
er den lothrechten Arm c dieses Hebels abstützt, so
daſs dieser nicht dem Zuge der Feder f3 zu folgen vermag. Die Achse des Hebels cc1, welche auch noch
die Hebel b, b1 und t trägt, durchragt frei drehbar die hohle Nabe des
Riemenführerhebels R2
, an welcher, wie schon erwähnt, nur noch der Hebel l befestigt ist. Die Hebel R2 und cc1 sind durch die Feder f3 verbunden.
Wird im Laufe der Drehung der Zählscheibe die Klinke H
durch die erste und kleinste Rollet gehoben, so tritt der Zahnt y über den Anschlag z
empor; der Hebel R2
vermag daher dem Zuge der Feder f3 zu folgen, bis denselben der Zahn x von Neuem aufhält. Der Ausschlag des Hebels R2 hat aber den Riemen
von L2 nach II verschoben und damit die zweite
Spindelgeschwindigkeit eingerückt, welche nun erhalten bleibt, bis die
folgende Rolle 2 der Zählscheibe ein erneutes Anheben
der Falle H verursacht und auch der Zahn x den Hebel R2 freigibt. Dieser, von der Feder f3 gezogen, schlägt
weiter nach links und erreicht seine Grenzlage, wenn der Anschlag u desselben auf den wagerechten Hebelarm c1 trifft. Der Riemen
ist hierbei weiter auf Scheibe III verschoben und damit
die dritte (gröſste) Spindelgeschwindigkeit eingerückt.
Das Anheben der Falle H durch Rolle 3 führt endlich das
Ende der Spindeldrehung herbei. Der Zahn x an der Falle
E gibt jetzt auch den Hebel c frei und, da kurz zuvor am Schlusse der Wagenausfahrt der Steuerdaumen
s2, eine halbe
Umdrehung vollführend, den Hebel b verlieſs, so
vermögen die sich gegenseitig stützenden Hebel R2 und cc1 dem Zuge der Feder f4 zu folgen. Der Riemen wird daher von
der Gabel R2 von III nach L2 zurückgeführt. Indem er hierbei die Scheibe II bestreicht, wird die Spindelgeschwindigkeit bei dem
Uebergange auf Null, also während des Nachdrehens der Fäden, allmählich
verzögert.
Während des Betriebes der Spindeln mit der zweiten und dritten Geschwindigkeit ist
aber auch der zweite Riemen auf der Scheibe II'
verblieben, so daſs die Hauptwelle eigentlich durch zwei Riemen von verschiedener
Umlaufsgeschwindigkeit angetrieben wird. Da dies bei unmittelbarer Befestigung der
Scheiben I und II auf der
Hauptwelle nothwendigerweise das Gleiten der Riemen zur Folge haben müſste, ist die
Scheibe I lose auf die Hauptwelle geschoben und durch
ein Zahngesperre mit ihr verbunden. Dieses Gesperre ist derart eingerichtet, daſs
ein an der Scheibe I drehbar befestigter Sperrkegel K (vgl. Fig. 10) in der
Verzahnung einer auf der Achse fest sitzenden Scheibe Z
liegt. Bei dem alleinigen Betriebe der Hauptwelle durch Riemen (I) überträgt dieses Gesperre die Drehung der Scheibe
auf die Welle; es gleitet jedoch der Zahn auf dem Umfange des Sperrrades, wenn
gleichzeitig die eine der beiden anderen Geschwindigkeiten eingerückt ist, da dann
das Sperrrad dem Sperrzahne voraneilt.
Die Auſserbetriebsetzung der Spindeln setzt, dieser Construction zu Folge, bei dem
Ueberlegen des Riemens (II III) auf L2 auch die
Ueberführung des Riemens (I) auf L1 voraus. Dies
vollbringt die Steuerscheibe s1, indem sie, sich gleichzeitig mit der
Steuerscheibe s2 am
Ende der Wagenausfahrt um 180° drehend, den Hebel a1 nach rechts drückt und dabei die Feder f2 wieder spannt. Das
Ueberlegen des Riemens (II III) auf L2 hat ferner auch die
Ausrückung der Zählwerkskuppelung p zur Folge und damit
die Rückdrehung der Zählscheibe S durch das Gewicht G, dessen Zugschnur bei dem Umlaufe der Scheibe auf
eine Rolle der Scheibenachse aufgewickelt wurde.
Der Stillsetzung der Spindeln folgt behufs des Abschlagens die Rückdrehung derselben,
weshalb die Kuppelung des Abschlagbremsrades A mit der
Scheibe III erfolgen muſs. Auch diese Einrückung ist
die unmittelbare Folge
der Wendung der Steuerwelle w1
, da der auf der Achse des Riemenführerhebels R2 befestigte Hebelarm
t1
, bei der Wendung dieser Welle mittels des Hakens v, die Klinke B hebt. Der
sich gegen B stützende Hebel C wird frei und folgt dem Zuge der Feder f5, so daſs der mit demselben auf gleicher Achse
steckende Hebel C1 die
Einrückung der Kuppelung A bewirken kann. Gleichzeitig
zieht der Stift f des Hebels C den Haken v nach links, so daſs er, von t1 frei werdend, das
Herabsinken der Klinke B nicht mehr hindert. Der
Zeitpunkt der Einwirkung von Zählrolle 3 auf die Falle
H fällt um die beabsichtigte Dauer der Nachdrehung
der Fäden später als die Beendigung der Wagenausfahrt und die Wendung der
Steuerwelle. Diese letztere bewirkt auſser dem Umlegen des Riemenführers B1 auch die Einrückung
der Mechanismen für den Wageneinzug und zwar in folgender Weise (vgl. Fig. 11).
Der Antrieb der Einzugschneckenwelle D geht von
derselben Welle w2 aus,
welche das Rad A der Abschlagbremse treibt. Die
Bewegungsübertragung erfolgt aber nicht unmittelbar, sondern durch die Vermittelung
einer Reibungskuppelung E1
E2. Das
Schraubengetriebe F sowie die Kegelräder J vermitteln ferner die Drehung einer Nebenwelle, an
deren unteres Ende das kleine Stirnrad M mit Nuth und
Feder aufgesetzt ist. Die Einstellung dieses Rades erfolgt durch die Steuerwelle w1 und wird durch die
Hebel N, O vermittelt. Bei dem Umspringen der
Steuerwelle am Ende der Wagenausfahrt dreht eine auf derselben befestigte unrunde
Scheibe den Hebel N nach rechts und bewirkt damit das
Einsenken des beständig umlaufenden Rades M in die
Zähne des Rades E2 an
der Bremsglocke. Diese sowie das mit ihr verbundene Kegelrad P kommen daher in langsame Umdrehung und übertragen diese auf die
Einzugschneckenwelle D, so daſs noch vor Aufhören der
Spindeldrehung der Wagen mit einer Geschwindigkeit nach innen läuft, welche der
Verkürzung der Fäden bei dem Nachdrehen entspricht. Erst nachdem das Zählwerk die
Spindeln abgestellt hat und das Abschlagen erfolgt ist, verschiebt ein Mechanismus
des Wagenmittelstückes die am Hebel o angreifende
Schubstange y (Fig. 9) nach links,
versetzt diesen Hebel in eine kurze Schwingung und löst damit den Bremshebel n für den Wageneinzug, sowie durch Vermittelung der
Zugstange o1 die
Abschlagbremse A aus. Klinke B sichert die Auslösung der letzteren durch erneute Sperrung des Hebels
CC1. Der zur
Auslösung gelangte Arm des Bremshebels n aber steigt
empor, hebt dabei durch Vermittelung der Zugstange Q
(Fig. 11)
das Triebrad M aus den Zähnen des Rades E2 aus und es senkt der
andere Arm den Bremskegel E1 in die Bremsglocke E2 ein. Die anfangs durch das Getriebe F, J vermittelte Bewegung der Einzugschnecke wird
dieser jetzt unmittelbar durch die Reibungskuppelung E1
E2 von der Antriebwelle
übertragen, woraus sich ein rascherer Wageneinzug während des Wickelns der Kötzer
ergibt.
Kurz vor Beendigung seines Laufes stöſst der einfahrende Wagen gegen den Buffer g (Fig. 9); er schiebt auch
mittels der Knagge d die Stütze i der Abstellstange h unter den Hebel a, so daſs die Lage der beiden Riemenführer vor den
Losscheiben auch dann erhalten bleibt, wenn jetzt abermals eine halbe Drehung der
Steuerwelle erfolgt und die Steuerscheiben s1, s2 die Hebel a1 und b freigeben. Dies
letztere geschieht dadurch, daſs die Scheibe s2 den Hebel bc nach
links dreht, bis die Falle H herabsinkend sowohl
diesen, als den durch die Feder f3 ebenfalls nach links gezogenen Hebel R2 fängt. Da die
Wendung der Steuerwelle gleichzeitig auch die Senkung des Hebels n der Einzugsbremse bewirkt und Hebel o, dem Zuge der Feder f5 folgend, diesen Hebel sperrt, so bleibt auch für
die Folge der Einzugmechanismus ausgerückt und die Maschine gelangt erst wieder in
Thätigkeit, wenn durch eine Längsschiebung der Stange e
die Abstellstange hi dem Schübe der Feder f1 zu folgen
vermag.
Endlich ist noch einer Anordnung der drei
Spindelgeschwindigkeiten am Streichgarn-Selfactor von O.
Schimmel in Chemnitz (* D. R. P. Nr. 28728 vom 23. August 1883) Erwähnung
zu thun, die in mechanischer Beziehung allerdings der soeben besprochenen nicht
unerheblich nachsteht, da der Uebergang von der zweiten zur dritten Geschwindigkeit,
ähnlich wie bei Steiner, nur durch Ueberspringen der
ersten Geschwindigkeit ermöglicht ist, auch dem Einrücken der kleinsten (ersten)
Geschwindigkeit ein kurzer Betrieb der Spindeln mit der gröſsten (dritten)
Geschwindigkeit vorangehen muſs. Dies sind Uebelstände, welche durch den in der
Patentschrift hervorgehobenen Vortheil des Wegfallens der Sperrkuppelung zwischen
Riemenscheibe und Antriebwelle nicht entfernt ausgeglichen werden. Die unmittelbare
Verbindung der beiden Theile mit einander macht es nothwendig, das Spiel der
Mechanismen in der Weise einzurichten, daſs unter keinen Umständen von zwei mit
verschiedener Schnelligkeit umlaufenden Riemenscheiben die Bewegung gleichzeitig auf
die Würtelwelle übertragen werde. Dem Einrücken der nächst höheren Geschwindigkeit
muſs daher die völlige Auskehrung der vorhergehenden, kleineren Geschwindigkeit
vorangehen. Zur Erklärung des Spieles werde Fig. 6 Taf. 4 benutzt.
Die Antriebwelle a trägt wieder den kleinen Twistwürtel
t und die beiden Riemenscheiben I und II für die erste und
zweite Geschwindigkeit. Die dritte, gröſste, Geschwindigkeit wird den Spindeln durch
die Scheibe III und den groſsen Twistwürtel T ertheilt, welche auf einer hohlen, von der Welle a durchragten Welle befestigt sind. Die beiden
Losscheiben L1, L2 nehmen die Riemen
nach Abstellung der Spindeldrehung auf. Erstere ist lose auf eine hohle, die Welle
a umhüllende Achse aufgeschoben, welche einerseits
ein die Cylinderdrehung und Wagenausfahrt vermittelndes Zahnrad n, andererseits eine schmale Riemenscheibe c trägt, welche zwischen den Scheiben L1 und I eingesetzt ist. Hieraus ergibt sich, daſs der Riemen der ersten
Geschwindigkeit, bei dem Ueberführen von der Losscheibe auf die Scheibe I, die Scheibe c
überschreiten und demnach die Ausgabecylinder in Drehung versetzen muſs, noch ehe
die Spindeln in Thätigkeit treten. Der Patentinhaber will dies vermeiden. Er bewirkt
noch vor Schluſs des Wageneinlaufes das Einrücken der dritten
Spindelgeschwindigkeit, so daſs sich das Fadenstück, welches die sogen. Reserve
bildet, rasch um den oberen Theil der Spindel wickelt Der Stillstand des Wagens
unterbricht auch die Spindeldrehung; dieselbe tritt jedoch bei dem Beginne des neuen
Auszuges sofort wieder ein und wird unterhalten, bis der Riemen von L1 ausgehend die
Scheibe I erreicht und damit die erste (kleinste)
Spindelgeschwindigkeit eingerückt wird.
Dieser Vorgang vollzieht sich, wie folgt: Bevor der Wagen W seine Einfahrt vollendet hat, tritt die an demselben gelagerte Rolle d unter die Knagge e eines
Hebels r und hebt dieselbe empor. Hierdurch wird
mittels der Stange h auch das Gewicht G1 gehoben und der
dieses Gewicht tragende Winkelhebel g g1 in Drehung versetzt. Dieser Hebel trägt um g1 drehbar den
Riemenführer R2 und ist
mit demselben noch durch die Feder f1 verbunden. Somit nimmt der Führer an der Wendung
Theil und überträgt den Riemen von der Losscheibe L2 auf die Scheibe III
der dritten Geschwindigkeit. Die Knagge K ist hierbei
noch durch die Feder f2
abwärts gezogen, so daſs die Klinke t2 an ihr vorüber gehen kann. Unmittelbar vor dem
Schlusse der Wageneinfahrt trifft aber der Ansatz i1 der unterhalb der Winderwellen im Wagen gelagerten
Stange i gegen den Winkelhebel k, wodurch unter Anspannung der Feder f2 die Stange K
emporgeschoben wird. Der keilförmig gestaltete Stangenkopf drängt hierbei die Klinke
t2 sowie den
Riemenführer R2 zurück
und der von demselben geführte Riemen wird von der Scheibe III auf die benachbarte Losscheibe geschoben, die Spindeldrehung also
abgestellt. Da hierbei die Rolle d und Knagge e die Rückdrehung des Hebels r hindert, bewirkt dies gleichzeitig die Anspannung der Feder f1. Dem Schlusse der
Wageneinfahrt folgt die halbe Wendung der Steuerwelle iv. Das Excenter E derselben bewirkt dabei
durch Vermittelung der Hebel l, l1 und der Zugstange m
eine Drehung des Winkelhebels o o1 derart, daſs die an diesem befestigte Feder f3 ausgedehnt wird. Der
andere Endpunkt derselben ist von dem Riemenführer R1 zurückgehalten, welchen die durch K gestützte Klinke t1 an der Drehung hindert. Verläſst der Daumen E den Hebel l, so sichert
die inzwischen eingefallene Klinke q die Rückschwingung
des Hebels o o1.
Gleichzeitig ist auch durch ein zweites Excenter der Steuerwelle die Oeffnung der
Kuppelung p an der Zählerwelle erfolgt, so daſs das
Gewicht G2 die
Zählscheibe S in ihre Ausgangslage zurückdrehen kann.
In der Fig. 6
sind die Mechanismenstellungen gezeichnet, welche das beschriebene Spiel
herbeiführte.
Die Inbetriebsetzung der Maschine erfolgt durch Verschiebung der Stange i, so daſs die Knagge i1 den Hebel k frei gibt
und die Feder f2 die
Stange K herabzieht. Hierbei werden die von dieser
gestützten Klinken t2
und t1 frei: erst t2, so daſs die Feder
f1 die dritte
Spindelgeschwindigkeit einrückt, dann folgend t1, wodurch unter der Wirkung von Feder f3 erst die
Wagenausfahrt und Cylinderbewegung und sodann auch die Drehung der Spindeln mit der
ersten Geschwindigkeit herbeigeführt wird. In dem
Augenblicke, in welchem der Riemen die Scheibe I
erreicht, tritt die an dem ausfahrenden Wagen befestigte Rolle d unter der Leiste e des
Hebels r hervor. Es kommt hierbei das durch die Rolle
d hochgehaltene Gewicht G1 zur Senkung und bewirkt die Drehung des
Winkelhebels g g1 so
weit, bis der Riemenführer R2 vor der Losscheibe L2 steht, die dritte Spindelgeschwindigkeit also
ausgerückt ist. Die Stellung ist bestimmt durch Aufsetzen des Zapfens z auf den gekröpften Sperrhebel s1. Bei der Rechtsbewegung des
Riemenführers R1
gleitet ein Zapfen am Ende des Armes s1 dieses Sperrhebels in einer Schleife des um u drehbaren Winkelhebels v
v1 und tritt am Schlusse der Bewegung in
einen rechteckigen Randausschnitt dieser Schleife ein, so daſs der Sperrhebel mit
dem Riemenführer gekuppelt wird. Der zweite Arm v des
Winkelhebels trägt die Stange x, deren freies Ende auf
einem Zapfen y des Hebels g
g1 gleitet.
Hat der Wagen denjenigen Theil seines Weges durchlaufen, an dessen Ende der Uebergang
von der ersten auf die zweite Spindelgeschwindigkeit erfolgen soll, so wird durch
Paarung der Rolle b des Wagens mit der keilförmigen
Knagge B des Hebels C
dieser niedergedrückt und die Sperrung q ausgelöst. Der
Riemenführer R1 folgt
daher jetzt dem Zuge der Feder f4 und führt den Riemen so weit zurück, daſs derselbe
nur noch die Auszugscheibe c bedeckt, also nur die
erste Spindelgeschwindigkeit ausgerückt wird. Der Hebel l sichert die Hebelstellung, indem er sich auf eine Stufe des Excenters
E stützt. Der Rückgang des Riemenführers bewirkt
aber in Folge der vorher vollzogenen Kuppelung des Hebels v
v1 mit dem Sperrhebel s s1 eine solche
Schwingung dieses letzteren, daſs für den Zapfen z der
Stützpunkt entfällt und das Gewicht G1 noch weiter herabsinkt, den Riemenführer R2 vor die Scheibe II führend. Die zweite
Spindelgeschwindigkeit wird daher in dem Augenblicke eingerückt, wo die
Auskehrung der ersten vollendet ist.
Der Wagen fährt weiter aus; er trifft im geeigneten Zeitpunkte mit der Rolle d gegen den Anschlag D des
Hebels r und bewirkt dadurch das erneute Heben des
Gewichtes G1 und damit
die Ueberführung des von R2 geleiteten Riemens von der Scheibe II über
L2 hinweg auf
Scheibe III; die dritte
Spindelgeschwindigkeit ist eingerückt. Die Stange x vermittelt hierbei durch Drehung des Winkelhebels v v1 die Auslösung des
Hebels s s1, so daſs
derselbe in diejenige Lage zurückschwingt, in welcher er das herabsinkende Gewicht
G1 zu fangen
vermag. Der Kopf F des Hebels F
H tritt dagegen vor den Zapfen g1 des Hebels g g1 und hindert den Riemenführer R2 an der Rückkehr vor die Losscheibe. Damit der
Hebel F den Riemenführer nicht auch dann sperre, wenn
derselbe vor der Einrückung der ersten
Spindelgeschwindigkeit, also am Schlusse der Wageneinfahrt und am Beginne der neuen
Ausfahrt des Wagens, vor der Scheibe III steht, trägt
derselbe eine Nase J, welche in den genannten Zeiten
von einer zweiten mit dem Hebel o1 verbundenen Nase J1 abgefangen wird.
Die erneute Wendung der Steuerwelle w läſst endlich den
Arm l des Hebels l l1
, der bisher auf der Stufe des Excenters E ruhte, am Excenterumfange entlang gegen das
Wellenmittel hin gleiten, so daſs, die Feder f4 den Riemenführer R1 von der Auszugscheibe c vor die Losscheibe L1 stellt und somit die Wagenausfahrt ihr Ende
erreicht. Gleichzeitig hiermit setzt aber das zweite Excenter der Steuerwelle durch
Einkehren der Kuppelung;; die Zählscheibe S in Drehung
und es endet der Druck der Zählrolle 1 gegen den Hebel
H F, endlich auch die Spindelbewegung, indem das
Ende F dieses Hebels, an der Nase g1 emporgleitend, den
Führer R2 auslöst. Das
Gewicht G1 fällt bis
zur Stützung auf den Hebel s herab und der Riemen wird
von Scheibe III auf die Losscheibe L2 verschoben. In Folge
der bogenförmigen Gestalt der die Nase g1 stützenden Kante des Hebelkopfes F findet die Riemenverschiebung im Anfange langsam
statt, so daſs die gänzliche Ausrückung des Riemens auf einem kleinen Wege, also in
kürzester Zeit erfolgen und bei der gleichzeitig stattfindenden Einkehrung des
Abschlagrades A eine Störung der Spindeldrehung nicht
eintreten kann. Die hierauf folgende Einfahrt des Wagens endet sodann in der bereits
im Eingange beschriebenen Weise.
V. Lenoir in Paris (* D. R. P. Nr. 22240 vom 31. Oktober
1882) theilt zur Erzielung verschiedener Drehungsrichtungen
der Spindeltrommeln, also rechts oder links gedrehter Garne, die
Trommelwelle des Selfactors. Die gegenüber stehenden Enden der beiden Wellentheile
w1, w2 (Fig. 8 Taf. 4) tragen
Scheiben s1, s2
, welche durch zwei Schraubenbolzen b1, b2 mit einander
verbunden werden können, wenn die Trommel t im Sinne
des antreibenden Wellenstückes w1 umlaufen soll. Die Entfernung der Bolzen und
Einrückung des Kegelrades k1 in die auf den beiden Theilen der Trommelwelle befestigten Kegelräder
k2, k3 bewirkt dagegen
Drehung des getriebenen Wellentheiles im umgekehrten Sinne des treibenden. An Stelle
der Kegelradübertragung ist in der Patentschrift auch ein Schnurenlauf
vorgeschlagen.
Um dem Uebelstande zu steuern, daſs bei dem Bruche eines zwischen den
Vorgarncylindern und den ausfahrenden rotirenden Spindeln eines Selfactors
ausgespannten Fadens das von der Spindel ausgehende
Fadenende auf die Nachbarfäden übergeschleudert wird und auch
Beschädigungen dieser hervorruft, bringt E. Wagner in
Krimmitschau (* D. R. P. Nr. 31871 vom 30. Oktober 1884) so, wie dies Fig. 7 Taf. 4
zeigt, auf dem Drahte des
Gegenwinders g zwischen je zwei benachbarten Spindeln
kreisförmige Metallscheiben s an, deren Durchmesser
nahezu gleich dem Spindelabstande ist und die der Draht im Mittelpunkte durchdringt.
Dadurch, daſs die Entfernung zwischen diesen Scheibchen und den Spindelspitzen
kleiner ist als die gegenseitige Entfernung der Spindeln selbst, wird der zerrissene
Faden durch die Umdrehung der Spindeln gegen diese Scheibchen geworfen und während
des Spinnens am Ueberspringen auf die nebenstehenden Spindeln oder Nachbarfäden
gehindert.
Zum Schlusse dieses Abschnittes sei noch der auf Fig. 2 und 3 Taf. 4 gezeichnete Spindelantrieb von A.
Masson in Paris (* D. R. P. Nr. 21165 vom 23. Juli 1882) erwähnt, der aus
einer endlosen Schnur besteht, welche die Spindeltrommel t umschlingt und dann, neben den Spindelrollen s entlang laufend, durch Spannrollen r gegen
diese angedrückt wird. Erwähnenswerth ist die achsiale Durchbohrung der
Spindelrollen, wie sie Fig. 2 zeigt, welche das
Abflieſsen des aus den Lagern des Plattbandes austretenden Oeles entlang der Spindel
gestattet.Auf der Industrieausstellung zu Rouen 1884 hatten Flecheux und Jantot in Rouen einen Selfactor für Streichgarn, mit
diesem Spindelantriebe ausgerüstet, im Betriebe vorgeführt.