Titel: | Neuerungen an Feuerungsanlagen. |
Fundstelle: | Band 261, Jahrgang 1886, S. 72 |
Download: | XML |
Neuerungen an Feuerungsanlagen.Vgl. Neuerungen an Feuerungen insbes. für Dampfkessel 1886 260 * 12. * 157. * 353. 382. * 441.
Patentklasse 24. Mit Abbildungen auf Tafel 6.
Neuerungen an Feuerungsanlagen.
Von den neueren Vorschlägen, das Bauchen der
Schornsteine zu vermeiden (vgl. 1879 233 267),
zeugt besonders die Feuerungsanlage von R. Soltau in Berlin (* D. R. P. Nr. 27787 vom 15.
December 1883) von bewundernswürdiger Unkenntniſs. Vom Roste sollen die Feuergase in
einem Schachte aufsteigen, ihre Wärme an die Wandflächen desselben abgeben und durch
einen an den Schacht schlieſsenden Kanal wieder unter den Rost treten. Hier wird nun
dem Ruſse und anderen brennbaren Theilen zugemuthet, nochmals durch den Rost
aufzusteigen, während die nicht brennbaren Theile durch einen anderen Kanal
abziehen.
F. B. Giesler und A.
Logemann in Milwaukee (* D. R. P. Nr. 33207 vom 3. März 1885) wollen
ähnlich den gesammten Rauch mit Luft gemischt mittels Gebläse in dieselbe Feuerung
zurückführen, welche den Rauch erzeugt hat.
Edmeston (Textile
Manufacturer, 1884 * S. 280) will ebenfalls den Rauch aus dem unteren Zuge
des Dampfkessels durch ein Roots'sches Gebläse ansaugen
und in die Dampfkesselfeuerung zurückblasen.
Daſs alle diese Vorschläge gar nicht ausführbar sind, hat die Erfinder derselben
anscheinend nicht gestört.
Nicht besser ist der Vorschlag von H. Hempel in
Deuben-Gaschwitz (* D. R. P. Nr. 24754 vom 24. Februar 1883); derselbe schlägt vor,
in die Feuerung aus Guſseisen hergestellte birnenförmige Körper einzusetzen, durch
welche Dampf in die Feuerung geblasen wird, angeblich, um denselben zu
zersetzen.
H. Büttner in Coburg (* D. R. P. Nr. 25569 vom 21.
Januar 1883) will über dem Roste der Feuerung Eisenkörper so befestigen, daſs sie
glühend werden, so daſs beim Aufblasen von Dampf angeblich Wasserstoff frei wird,
welcher den „Rauch verzehrt“.Sogen. Rauch verzehrende Feuerungsanlagen vgl. 1882 243 * 283. * 345. 245 * 80. 1883 248 * 221. * 261. * 473. 1886 259 * 155. * 440. 260
* 157. * 353.
Weit mehr Aussicht auf Erfolg haben die Versuche, die Rauchbildung zu verhüten, indem die Kohlen allmählich eingeführt
werden.
Nach W. Holdinghausen in Siegen (* D. R. P. Nr. 35445
vom 28. Oktober 1885) soll dies dadurch erreicht werden, daſs man die Kohlen unter die bereits auf dem Roste glühenden Kokes
schiebt. (Vgl. Melville 1885 256
* 262.) Die mit der
Achse c (Fig. 3 und 4 Taf. 6) verbundene
Platte a ist so groſs als die Thüröffnung und dient
zugleich als Feuerthür. Sollen frische Kohlen aufgegeben werden, so wird die Thür
a durch einen Hebel in die Lage gebracht, welche
punktirt in Fig.
3 angedeutet ist. Hierdurch werden die auf dem Roste befindlichen
glühenden Kohlen zurückgeschoben bezieh. gehoben, wodurch der vordere Theil des
Rostes frei wird. Auf diese frei gewordene Fläche werden nun die frischen Kohlen
durch eine gewöhnliche Schaufel aufgegeben. Die Kohlen werden hierauf durch ein
kastenartiges Werkzeug d, welches vorn und an den
Seiten geschlossen ist, nach der Mitte des Rostes zu geschoben, wie Fig. 4 zeigt, so daſs die
frischen Kohlen unter die glühenden Kokes kommen. Wird nun die Schaufel d wieder zurückgezogen, so fällt die Platte a mit dem gelenkig angeschlossenen Theile b zurück und die frischen Kohlen sind von den glühenden
Kokes von allen Seiten umschlossen, so daſs die sich jetzt bildenden, noch
unverbrannten Gase durch die glühende Schicht streichen müssen und hier verbrennen
können.
Ein besonderer Vortheil bei dieser Einrichtung soll darin bestehen, daſs die
Feuerthür auch während des Aufgebens der frischen Kohlen nicht geöffnet wird,
wodurch das Einströmen der frischen kalten Luft in den Feuerungsraum vermieden wird.
– Ueber die Haltbarkeit dieser Vorrichtung liegen noch
keine Erfahrungen vor.
Bei der Beschickungsvorrichtung von J. Hodgkinson in Manchester (* D. R. P. Nr. 34311 vom
6. März 1885) werden die Kohlen durch die federnde Platte J (Fig.
9 und 10 Taf. 6) mit dem drehbaren Quetscher C
zerkleinert und von dem Vertheiler E auf den Rost H geworfen, dessen Stäbe sich in rüttelnder Bewegung
befinden. Aehnliche Einrichtungen sind in England bereits vielfach in Anwendung
(vgl. Brunton bez. Stanley
u.a. 1823 11 204. 1824 14 *
18. 1871 199 73. 1877 225 *
321. 1878 229 * 226. 1879 233
439. 1882 245 * 77).
J. Marquart in Dresden (* D. R. P. Nr. 34161 vom 4. Juli
1885) will die Kohlen von dem Füllschachte e (Fig. 11 Taf.
6) aus durch einen mittels Vorgelege v drehbaren Badrost a vorwärts bewegen, während die Rückstände von
dem Rosträumer p abgestoſsen werden. Die Luft tritt in
durch entsprechende Vorrichtungen bei i geregelter
Menge theils durch den Rost h, theils, in Seitenkanälen
vorgewärmt, durch Oeffnungen m in die Feuerung. (Vgl.
C. Schau 1879 233 *
440.)
Für Stubenöfen u. dgl. mit centralem Füllschacht empfiehlt W.
Kirchner zu Berlin in der Eisenzeitung, 1886 *
S. 128 (vgl. * D. R. P. Kl. 36 Nr. 35958 vom 15. November 1885) den in Fig. 5 Taf. 6
skizzirten Korbrost K, dessen Boden aus einem drehbaren Rotationsroste A gebildet wird. – Auch für
diese Einrichtungen ist die Haltbarkeit fraglich. (Vgl. 1879 233 * 440. 1881 240 * 197.)
Der von L. Broussas in Lyon (* D. R. P. Nr. 34620 vom
27. März 1885) angegebene bewegliche Rost besteht
wesentlich aus unter sich parallelen Reihen von gegossenen Zahnscheiben A (Fig. 1 und 2 Taf. 6),
deren Zahnumfänge sich nahezu berühren. Diese Zahnscheiben sind mit einem den
Zwischenraum derselben von einander bestimmenden Ansätze versehen und auf viereckige
Eisen- oder Stahlwellen B lose aufgeschoben. Diese
Wellen sind mit ihrem hinteren Endzapfen in einem in das Mauerwerk der Feuerbrücke
eingelassenen Träger C gelagert; mit ihrem vorderen
Zapfen liegen die Wellen B in einem Rahmen D und werden mittels aufgesetzter Zahnräder E vom Schaltrade F und
Klinkenhebel G aus in Drehung versetzt, um dadurch
Schlacken und Asche zu entfernen.
Wenngleich derartige Einrichtungen in Schwefelsäurefabriken für Kiesöfen sich
bewähren, so muſs doch Referent die Brauchbarkeit derselben für Feuerungen bei
Verwendung von Kohlen mit leichtschmelzender Schlacke bezweifeln.
Um eine möglichst vollständige Verbrennung zu erzielen, sollen die Feuergase durch
ein Chamotterohr O streichen und auf den Vertheiler P treffen, welcher die Mischung der Gase mit der durch
Rohr Q zugeführten Luft begünstigen soll. Die Feuerthür
K kann durch Hebel M
geöffnet und eingestellt werden.
A. Bachmeyer in Berlin (* D. R. P. Nr. 25358 vom 21.
April 1883) will durch Verwendung einer schwingbaren
Bodenplatte und Luftzuführung von oben eine bessere Verbrennung erzielen.
Die Kohlen werden von oben in den Brennraum A (Fig. 12 und
13 Taf.
6) gefüllt und ruhen auf der um eine wagerechte Achse schwingbaren Platte f. Die in den Seitenkanälen c vorgewärmte Luft tritt bei d von oben ein.
Der Aschenfall soll möglichst geschlossen gehalten werden, damit die Kohlen nur an
der Oberfläche brennen.
Nach P. Nepilly in Saarbrücken (* D. R. P. Nr. 25427 vom
27. Mai 1883) soll eine rauchfreie Verbrennung durch einen Stehrost mit Feuerschirm (vgl. 1882 243 * 283.
1886 260 * 157) erzielt werden. Hinter dem wie gewöhnlich
angebrachten Planroste r (Fig. 6 Taf. 6) ist ein
schief liegender Rost R angebracht, welcher mit
Langschlitzen versehen ist. Derselbe lehnt sich an die Feuerbrücke f an und hat einen Anguſs, welcher zum Tragen des
Feuerschirmes b dient, der aus feuerfestem Material in
einzelnen Steinen gewölbeförmig auf dem Roste R ruht.
Es soll durch diese Einrichtung die unter dem Planroste in der Richtung der Pfeile
durchstreichende und in Folge dessen etwas vorgewärmte Luft unmittelbar vor der
Feuerbrücke mit den aus den verbrennenden Kohlen sich entwickelnden
Verbrennungsproducten gemischt werden. – Diese zweite Luftzuführung wird in vielen
Fällen mehr schaden als nutzen.
Die Feuerung von J. Eich in Köln (* D. R. P. Kl. 13 Nr.
33217 vom 5. Mai 1885) ist mit seitlichen Entgasungskasten versehen. Diese rinnenförmigen, an beiden Enden offenen
Kasten a (Fig. 7 und 8 Taf. 6) befinden sich in
Nischen n des Mauerwerkes. Jeder Kasten ruht auf einer
in Lagern drehbaren
Längsachse und ist mit derselben fest verbunden. Das mit Vierkant versehene Ende der
letzteren ragt durch eine in der Thür vorhandene Oeffnung hindurch ins Freie und
dient zur Aufnahme eines passenden Schlüssels s. Werden
die Achsen mittels desselben gedreht, so werden die Kasten gekippt (vgl. Fig. 8 links)
und entleeren ihren Inhalt auf den Rost r.
Die Kohlen werden behufs Entgasung in die Kasten a
geworfen, wenn diese sich in wagerechter Lage befinden. Die Hitze der vom Planroste
r aufsteigenden Flamme dringt durch die Kasten
wände und bewirkt die theilweise Entgasung der Kohlen. Die Gase ziehen über die
Längsseite hinüber und am hinteren Ende der Kasten in die Flamme und werden hier
verbrannt. Durch Kippen der Kasten werden die entgasten Kohlen auf den Rost
geworfen, worauf dann frische Kohlen in die Kasten gebracht werden; da letzteres von
der Seite des Rostes aus geschieht, so ist ein häufiger Zutritt von kalter Luft
unter den Kessel vermieden.