Titel: | Ueber die Prüfung von Stärkekleister. |
Fundstelle: | Band 261, Jahrgang 1886, S. 88 |
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Ueber die Prüfung von Stärkekleister.
W. Thomson, über die Prüfung von Stärkekleister.
Verschiedene Sorten Stärke geben, selbst wenn sie dieselbe chemische Zusammensetzung
haben, oft Kleister von ganz verschiedener Zähigkeit. Da aber Stärke, welche dicken
Kleister liefert, namentlich zur Verwendung in Druckerei, Appretur u.s.w. Vortheile
bietet, ist eine Prüfung des Kleisters auf seine Zähigkeit wichtig. Bis jetzt wurde
die Probe gewöhnlich so ausgeführt, daſs man Stärke durch Kochen mit Wasser
verkleisterte und nach Erkalten die Dicke des Kleisters durch Betasten mit den
Fingern beurtheilte. Natürlich kann eine solche Probe nur wenig Anspruch auf
Genauigkeit machen, denn je nach der Menge Wasser, welche man benutzt, erhält man
Kleister verschiedener Dicke. Da das Kochen gewöhnlich in offenen Gefäſsen
ausgeführt wird, werden die Ergebnisse auch dadurch beeinfluſst, daſs je nach der
Zeit, welche die Verkleisterung in Anspruch nimmt, verschiedene Mengen Wasser
verdampfen. Um dies zu vermeiden, nimmt W. Thomson nach
dem Journal of the Society of Chemical Industry, 1886
S. 143 die Verkleisterung in einem geschlossenen cylindrischen Gefäſse vor, in
welchem ein Rührer auf und ab bewegt werden kann. In diesem Gefäſse wird die Stärke
mit dem 6 fachen Gewichte Wasser unter beständigem Rühren im Wasserbade erhitzt.
Etwa 5 Minuten, nachdem das Wasser den Kochpunkt erreicht hat, läſst man
abkühlen.
Thomson führte Versuche aus, um über die Zähigkeit von
Kleister durch Auflegen von Gewichten bis zum Einsinken nähere Anhaltspunkte zu
erhalten. Auch durch Saugen des Kleisters durch kleine Oeffnungen und Beobachtung
des dazu nöthigen Luftdruckes hoffte er eine genaue Vergleichung der Dicke
verschiedener Kleister zu ermöglichen. Beide Verfahren bewährten sich aber nicht.
Die besten Ergebnisse erhielt er durch Einfallenlassen eines Körpers aus bestimmter
Höhe in den Kleister und Beobachtung der Tiefe ihres Eindringens. Als Fallkörper
wurde eine Eisenspindel (25mm lang und 4mm dick25mm + 4mm
) benutzt, welche an beiden Enden zugespitzt ist; dieselbe wird in einer
Höhe von 300mm über der Stärke durch einen
Elektromagnet gehalten und fällt dann durch Unterbrechung des Stromes. Bei sehr
dünnem Kleister sinkt die Spindel, selbst nachdem sie alle lebendige Kraft verloren
hat, noch bedeutend durch ihr Eigengewicht und die Beobachtungen sind daher weniger
genau. Thomson verfährt so, daſs er die zu prüfenden
Stärkesorten, sowie auch eine als Einheit angenommene Stärke zu gleicher Zeit und
unter gleichen Bedingungen verkleistert; dann läſst er die Gefäſse mit dem Kleister
über Nacht in kaltem Wasser stehen und macht mit jeder Sorte 8 Versuche, indem er
den Fallkörper in der Mitte sowie am Rande des Gefäſses in den Kleister einfallen
läſst und die Einsenktiefe beobachtet. Der Durchschnitt der so erhaltenen Zahlen
gibt das Maſs für die Festigkeit des Kleisters. Thomson findet,
daſs dieses Verfahren zuverlässige Anhaltspunkte über den Werth der Kleister, welche
verschiedene Stärkesorten geben, liefert.