Titel: | Ueber Wasserreinigung durch Filtration. |
Fundstelle: | Band 261, Jahrgang 1886, S. 178 |
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Ueber Wasserreinigung durch
Filtration.
Ueber Wasserreinigung durch Filtration.
A. G.
Salamon und V. de Vere Mathew
machen im Journal of the Society of Chemical
Industry, 1886 S. 261 Mittheilungen über die
chemische und bakteriologische Reinigung von Wasser durch verschiedene
Filtrirmaterialien. P. Frankland (vgl. 1886 260 94) glaubte aus seinen Versuchen den Schluſs ziehen
zu müssen, daſs verschiedene Filtrirstoffe auf mechanische Weise aus Wasser
Mikroorganismen zurückhalten, ohne daſs dabei die chemische Zusammensetzung des
Wassers geändert wird. Eine solche mechanische Reinigung des Wassers von Organismen
wäre nach Salamon und Mathew's Ansicht nicht genügend, da in diesem Falle die Nährstoffe der
Organismen im Wasser zurückbleiben würden. Die chemische Wasserreinigung durch
Filtration beruht namentlich auf zwei Wirkungen: Dieselbe kann Folge von sogen. Contactwirkung
sein, wobei das Filter das katalytische Mittel ist. In
diesem Falle ändert das Filtrirmaterial seine Zusammensetzung nicht; dagegen werden
die im Wasser enthaltenen organischen Bestandtheile durch seine Gegenwart verändert.
Das Filtrirmaterial kann sich aber in Berührung mit Wasser auch chemisch verändern und nach Versuchen der Verfasser ist
Aenderung der chemischen Zusammensetzung wenigstens eines Bestandtheiles des Filters
von gröſster Wichtigkeit. Das beste Filtrirmaterial ist dasjenige, welches sich in
kürzester Zeit am meisten oxydirt. Salamon und Mathew glauben, daſs namentlich auch die im Wasser
gelösten Gase auf das Filter wirken und so Veränderung der organischen Substanzen
unter Kohlensäure- und Ammoniakbildung verursachen. Die Oxydation der organischen
Bestandtheile kann durch Verwendung von einfachen Filtern, besser aber durch solche,
welche aus zwei chemisch verschiedenen Elementen oder Verbindungen bestehen (vgl.
Oeberg 1886 260 571),
von denen sich eines leichter verändert, verursacht werden. Wenn solche Filter zur
Reinigung Kohlensäure haltigen Wassers benutzt werden, so ist Neigung zu
elektrischer Wirkung vorhanden. Die einfachen Filtrirkörper gehen mit der Zeit in
ihrer Wirkung bald zurück, da sie mit aus dem Wasser abgeschiedenen Oxyden und
Carbonaten bedeckt werden. Dies kann durch Benutzung eines Filters vermieden werden,
welches aus zwei Stoffen besteht, von denen der eine oxydirende, der andere
reducirende Wirkung hat. Es wurde auch gefunden, daſs durch Verbindung dieser Filter
mit einer galvanischen Batterie die Zeitdauer und Wirkungsfähigkeit noch bedeutend
erhöht wird.
Nach den erwähnten Versuchen von P. Frankland soll Koke
die Mikroorganismen aus Wasser entfernen, ohne die chemische Zusammensetzung
desselben zu ändern. Salamon und Mathew haben diese Versuche im gröſseren Maſsstabe
wiederholt und finden, daſs auch hier chemische Reinigung des Wassers vor sich geht.
Alle ihre Versuche, auch diejenigen mit anderen Filtrirmaterialien, beweisen, daſs
chemische und bakteriologische Reinigung von Wasser stets Hand in Hand gehen und
immer zusammen auftreten. Die Verfasser zeigen ferner, daſs die reinigende Kraft von
Koke auf ihren Eisengehalt zurückzuführen ist. Alle Koke enthält metallisches Eisen
in fein vertheiltem Zustande und die Berührung dieser zwei chemisch
verschiedenartigen Elemente, Kohle und Eisen, erklärt die günstige Wirkung von Koke
als Wasserreinigungsmittel. Es wird von den Genannten auch bestätigt, daſs die
Reinigungsfähigkeit von Koke je nach dem Eisengehalte verschieden ist.
Die günstige Wirkung des elektrischen Stromes bewiesen Salamon und Mathew durch folgenden Versuch:
Eine Eisenröhre, durch welche in der Mitte ein Kohlenstab ging, wurde mit Kokesklein
gefüllt und so lange Wasser durchfiltrirt, bis das Filter fast wirkungslos war. Dann
wurde, ohne den Wasserstrom zu unterbrechen, das eiserne Rohr und der Kohlenstab mit einer
galvanischen Batterie in Verbindung gebracht, wodurch die Filtration bedeutend
besser wurde. Auch bei Benutzung einer aus Kupfer und Zink hergestellten
galvanischen Säule als Filter wurde eine ausgezeichnete Wasserreinigung sowohl in
chemischer, als in bakteriologischer Hinsicht erzielt.
Bei allen Versuchen der Verfasser mit verschiedenen Filtermaterialien zeigt sich
immer eine Verminderung der Härte nach der Filtration. Dies beruht darauf, daſs auch
Eisenoxydhydrat und Zinkoxydhydrat, ähnlich wie Kalk, in Wasser gelöstes
Calciumbicarbonat zersetzen. Es erklärt sich daher auch, daſs die Filter nach langem
Gebrauche in ihrer reinigenden Wirkung abnehmen. Die Thatsache fand sich bei allen
Versuchen bestätigt, daſs die Filter, welche am meisten chemisch reinigen, auch am
meisten Mikroorganismen aus dem Wasser entfernen. (Vgl. 1878 228 421.) Salamon und Mathew machen Angaben über die Zahl der Organismen (Colonien), welche in
1cc Wasser vor und nach der Filtration nach
dem Verfahren von Koch und Frankland gefunden wurden:
Vor der Filtration
1930
162
Nach der Filtration
Bei elektrischem Strome (Zinn-Elektroden)
1200
22
Durch Koke
18
–
Durch stark Eisen haltige Koke
0
0
Mit Zink- und Kupfersäule
0
0
Mit Eisen- und Kokesbatterie
–
0