Titel: | A. J. Maginnis' Sicherheitsvorrichtung an Dampfsteuerapparaten für Schiffe. |
Fundstelle: | Band 261, Jahrgang 1886, S. 193 |
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A. J. Maginnis' Sicherheitsvorrichtung an
Dampfsteuerapparaten für Schiffe.
Mit Abbildungen auf Tafel
12.
Maginnis' Dampfsteuerapparat für Schiffe.
Jene Dampfsteuerapparate, bei welchen, wie in Fig. 14 Taf. 12 zu
ersehen, eine kleine Dampfmaschine mittels einer endlosen Schraube auf einen mit der
Steuerpinne verbundenen Zahnbogen wirkt und durch des letzteren Verdrehung das
Steuer verstellt, sollen durch Buffer und Federn nach dem Vorschlage von A. J. Maginnis in Liverpool (* D. R. P. Kl. 65 Nr.
35700 vom 26. November 1885) vor den nachtheiligen Wirkungen schwerer Stöſse
gesichert werden. Die zur Bewegung des Zahnbogens auf der Ruderpinne dienende
Schraube B (Fig. 13 Taf. 12) ist
zwischen Rollen O gelagert und innerhalb diesen der
Länge nach verstellbar. Auf dem Schafte der Schraubenwelle A sitzt ein Kolben B, dessen mit Glycerin o.
dgl. gefüllter Cylinder D an beiden Enden mit je einem
Cylinder E in Verbindung steht. In letzterem befindet
sich je ein Kolben F, welche beide durch kräftige
Federn G auf die Flüssigkeit im Cylinder D drücken. Die Durchmesser dieser Cylinder sind derart
bemessen, daſs die Kolben F wohl dem Drucke zu
widerstehen vermögen, welcher auf den Kolben C ausgeübt
wird, wenn das Ruder hart an einer Seite liegt und das Schiff mit voller Kraft
segelt. Ist der Druck der Federn derart eingestellt, so wird ein stärkerer Druck auf
das Ruder eine Verschiebung der Schraubenwelle A
bewirken, soweit der Buffercylinder D der Schraube B es gestattet.
Während der eine Kolben F durch den auf das Ruder
ausgeübten Druck hinaufgepreſst wird, wird der Kolben des anderen Regulircylinders
durch den Druck der Feder herabgepreſst, bis derselbe nach einem sehr kurzen Wege
auf dem Boden seines Cylinders ruht. Da der Druck auf den hinaufgedrückten Kolben
anhält, so bietet dieser einen elastischen Widerstand dar, welcher, wenn der Druck
auf das Ruder weiter zunimmt, dem Kolben an der Schraube B ermöglicht, sich noch weiter zu bewegen, bis die Oeffnung des
Regulircylinders abgesperrt wird.
Um die Luftverdünnung zu vermeiden, die sonst hinter dem Kolben C im Buffercylinder D
entstehen würde, und um zu bewirken, daſs die Schraube B stets in ihre mittlere Lage zurückkehrt, läſst man in den Buffercylinder
Flüssigkeit aus dem Behälter H und das Rohr I durch eine kleine Oeffnung eintreten. Hört der Druck
auf das Ruder auf, so treiben die zusammengepreſsten Federn G den Kolben C und die Schraube B in die mittlere Stellung zurück. Die überschüssige
Flüssigkeit im Buffercylinder wird durch die Oeffnungen hinausgepreſst, bis der
Kolben des Buffercylinders diese Oeffnungen wieder verschlieſst, worauf der Druck in
einem Regulircylinder dem Drucke im anderen Regulircylinder gleich ist.
Der Kolben C hat zu beiden Seiten in der Mitte eine
kegelförmige Aushöhlung; auch enthält derselbe zwei Sätze Dichtungsringe, welche mit
Lederringen besetzt sind; von der einen Aushöhlung führen Kanäle hinter den einen
Satz und von der anderen Aushöhlung hinter den anderen Satz von Dichtungsringen.
Um die Schraube B bei ihrer Längsbewegung zu
unterstützen und um zu verhindern, daſs dieselbe auſser Eingriff mit dem Zahnbogen
gelange, verwendet man die 3 Rollen O; eine derselben
steht dem Zahnbogen gegenüber. Das Ende der Schraubenwelle A, an welches die Dampfmaschine angreift, trägt einen Muff Q und
das Ende der Kurbelwelle P der Maschine tritt in
denselben ein: auf der Kurbelwelle P angebrachte Keile
treten in entsprechende Keilnuthen im Inneren des Muffes Q.
Ueber seinen vorstehend beschriebenen Dampfsteuerapparat hat Maginnis in der 27. Sitzung der Institution of
Naval Architects in London einen Vortrag gehalten und dabei
Versuchsergebnisse mitgetheilt, welche mit einem solchen Steuerapparate auf dem
Liverpooler Dampfer „British Prince“ (4000 Tonnen) im September und December 1885
gewonnen wurden. Diese Versuche geben hauptsächlich über den Wasserdruck auf das
Steuerruder, welchem der Druck in den Regulircylindern entgegen zu wirken hat, bei
verschiedenen Ruderwinkeln Aufschluſs. Wie aus im Engineering, 1886 Bd. 41 * S. 435 wiedergegebenen Diagrammen zu entnehmen,
ist, um das Steuerruder hart an einer Seite zu halten, bei einer
Schiffsgeschwindigkeit von 12¼ Knoten in der Stunde (6m,298 sekundlich) und einer Eintauchfläche des Ruders von 9qm,67 ein Druck von 3t,5 nöthig, welcher etwa einem Drucke von 12at in den Regulircylindern entspricht. Die See war dabei ruhig und es
herrschte kein Wind. Bei der Vergröſserung der Schiffsgeschwindigkeit auf 13 Knoten
(6m,682) und der Rudereintauchfläche auf 9qm,95 stieg der Druck auf 4t,5. Bei stürmischer See wechselte der Druck
schnell hinter einander von 3 bis 24t und hieraus
ist der Werth eines elastischen Gegendruckes, wie Maginnis' Apparat denselben vermittelt, ersichtlich.